Veröffentlicht: 06.11.2024
Heute ging es wieder früh raus, 7 Uhr war ich im Career Center, um am Teammeeting teilzunehmen. Da wurde auch direkt geklärt, dass ich am Freitag in der Christian Doppler Klinik bei einer Begleitung und Anleitung einer Auszubildenden in der Chirurgie teilnehmen kann. Außerdem gab es heute eine kleine Fortbildung zum Thema Flexpool in der Klinik.
Dann ging ich zusammen mit Hubert zur Wäscherei. Ohje, hatte der einen Schritt drauf. Und da ich ihn auf dem Weg mit Fragen gelöchert habe, war ich direkt außer Atem. Ich bekam Kasack und Hose. Na super, ganz in weiß, wer macht denn sowas?
Er brachte mich danach zu Andrea und wir verabredeten unseren Treffpunkt für Freitag. Dann war er weg. Der Hubert aus Bayern, ehemals Beamter.
Andrea gab mir noch eine Menge Input. Danach gingen wir erneut auf eine Intensivstation. Da fand gerade ein Video-unterstütztes Rea-Training statt. Kameras aus allen Perspektiven. Und dann Nachbesprechung! Wie cool!
Wir warteten danach auf Robert, der Praxisanleitende der Station, um mit ihm über die neue Erasmus Auszubildende zu sprechen. Während des Wartens verschloss ich zeitweise meine Augen. Mein Scanner-Blick sieht alles und ich kann nicht anders, als jedes Detail aufzusaugen. Typisches hochsensibles Merkmal. Das Problem: mit geschlossenen Augen bleiben mir Fehler dennoch nicht unbemerkt. So hörte ich sofort, wie hinter mir jemand die Spritze aus der Verpackung brach. autsch. Und dann dieses Geräusch der Kanüle, die die Flüssigkeit aspirierte. Das klang nicht nach Filterkanüle….
Ich öffnete die Augen und drehte mich um. Natürlich war es keine…
Mein Blick schien so entsetzt, dass die Pflegekraft mich direkt ansah und seltsam ertappt drein schaute. Sie fühlte meinen prüfenden Blick und ging schon los während sie die Infusion mit einem Edding beschriftete. Ein Notfall war aber nicht in Sicht.
Ich drehte mich wieder um. Eine Pflegekraft mit Uhr und Ring. Ich schaute an ihr hinab. Ihre Rosa, lila gestreiften Socken in ihren Schlappen. Na ein Glück ist kein Notfall… die verlierst du doch beim Laufen.
Anstrengend. Diese Eindrücke. Diese Details. Mein prüfender Blick.
Ich war froh, als wir wieder gingen. Zurück in Andreas Büro. Ich verabschiedete mich, um meine neue Dienstkleidung ins Wohnheim zu bringen. Kurze Pause.
Dann ging es mit der Bahn zur FH. So ein tolles modernes Gebäude. Ich suchte den Seminarraum und nahm Platz. Studierende im 5. Semester fand ich schnell heraus und kam ins Quatschen. Interviewmodus.
Dann kam Herr M. Heute wieder im Hemd aber mit Jeans kombiniert. Er stand vor einer Klasse mit nur 11 Studierenden. „Sind heute Leute krank?“ „nein, wir sind immer nur so viele. Insgesamt 75 aber wir sind 7 Gruppen, damit die Dozierenden kleine Klassen haben.“ wow
Er hatte mir gesagt, er würde mich wie eine Studentin behandeln. Das war okay und ich meldete mich direkt bei der ersten Frage.
Thema: Evidence based Nursing. Sehr trocken. Viel Forschung. Komplex.
Aber hoch interessant. Ich glaube, ich wäre eine richtig gute Forscherin. Obwohl ich kaum Ahnung hatte, fand ich mich schnell ins Thema und kam in einen Redefluss, so dass er mich zwei mal ausbremsen musste.
Zum Ende gab es noch Fallarbeit und Pflegeplanung. Jeder hasst es. Aber es war so interessant gemacht. So einen Dozenten hätte ich mir gewünscht. Der alles aus einem heraus holt. Der nicht locker lässt, ins Detail geht.
Ich war etwas genervt von den Studierenden, da sie sich kaum beteiligten. Teils gar nicht zuhörten. Zum Ende hielt ich einen „kleinen Vortrag“, warum sie sich besser positionieren müssen, wie wichtig die Profession Pflege ist, Pflegeprozess, mein Lieblingsthema der vorbehaltenen Tätigkeiten in der Pflege und Selbstbewusstsein gegenüber der Ärzt:Innenschaft.
Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Herr M., Studiengangsleiter, warf noch ein Kompliment ein, dass „Hannover sich glücklich schätzen kann, so eine Praxisanleitende wie mich zu haben und er hofft, dass die zukünftigen Pflegekräfte sich viel bei mir anschauen!“ und eine Studierende kam danach zu mir: „Sie waren heute wirklich eine Bereicherung für den Unterricht, danke!“
Danke. Balsam für die Seele. Und genau deshalb mache ich Erasmus. Nicht nur, um mich selbst zu fordern und fördern. Sondern auch, um vielleicht anderen etwas von mir zu geben.
Glücklich fuhr ich zurück.