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Auf den Spuren von San Francesco: Pace e bene - Frieden und Gutes!

Veröffentlicht: 26.05.2023

Morgen früh mache ich mich auf die Socken: raus aus der vor Pfingsten sehr pulsierenden Stadt, auf die Spuren von San Francesco, der sich der Natur und allen Wesen so verbunden fühlte wie es heute heilsam sein könnte ….


Il mio cammino comminca oggi - mein Weg beginnt heute.


Die Stadt wollte mich nicht loslassen: keine der vier Tabaccherie verkaufte Fahrkarten… ausverkauft, kein Internet, Apparat kaputt…

Aber an der Statione Campo di Marte hat es nun am Automat geklappt und gleich bringt mich der Treno veloce aus der Stadt nach Arezzo. Ciao Firenze e Arrivederci!

Dann mit einer Privatbahn nach Bibbiena … aber irgendwie wollten meine Füße endlich laufen und dann bin ich einfach losgepilgert, statt mit dem Bus hinauf zum Klosterberg La Verna zu fahren … vielen verschiedenen Schildern und Zeichen nach, unglaublich viele Höhenmeter bergauf, bergab, Wege so schmal, dass ich manchmal fast mit dem Rucksack hängen blieb, Eidechsen, Stachelschweinborsten….und keine Menschenseele außer mir. Das genaue Gegenteil zu dem touristensatten Florenz. Wohltuend! Blaue Schmetterlinge, Hornissen, Tauben, Kuckucksrufe…

Irgendwann endlich eine Siedlung: aber leider die falsche - statt La Verna war es Croce di Sarna. Handynetz und Stromversorgung per „sunnybag“ hatten im Wald versagt.


Ein betagter Italiener ging mit mir extra zum Wegweiser Richtung Chitignano und machte mir Mut für meinen Weg!

Und ich darf mal wieder loslassen üben. Ich schaffe es heute nicht mehr nach La Verna. Die Beine sind leer und ich habe die letzte lange Steigung nach Chitignano nur mithilfe der Stöcke noch geschafft. Ach ja, da waren noch Geschenke am Wegesrand: kühles Wasser aus einer Quelle im Wald und wildes würziges Fenchelkraut - kleine unverhoffte Wegzehrung.

Zweiter Pilgerstempel. Das Angebot des Pfarrers, ich könnte im Büro auf dem Boden schlafen, habe ich abgelehnt und bin nun zum Pilgerpreis in einer kleinen Albergho.

Ein kleines Perroni und Gnocchi ai quattro formaggi geben mir neue Energie!


Heute am Sonntag bin ich losgewandert zum Santuario de La Verna, Francescos Kloster, in dem er die letzten zwei Jahre seines Lebens verbracht hat. 

Ich war heute dankbar für die asphaltierte Straße, der ich den größten Teil meines Weges folgte. Nach den wilden Waldwegen gestern war das angenehm und beruhigend, wenig befahren am Sonntag und führte mich sicher dem Ziel entgegen. Begleitet wurde ich vom Holunder- und Robinienduft und vielen blühenden Schönheiten am Straßenrand.

Erst der letzte Abschnitt war ein uralter Karrenweg zwischen Steinmauern steil bergauf, immer mehr dem Kloster an der Felskante zu.

Beglückend, endlich durch das alte Tor zu gehen! Und dann habe ich mir den Rest des Sonntags Zeit genommen, um all die besonderen Orte und die Fresken, die Francescos Lebensstationen im Kreuzgang darstellen, in Ruhe aufzunehmen….sehr berührend auch seine Kutte und sein Wanderstab, die in der Basilika als Reliquien aufbewahrt werden.

Welch ein Glück: ich habe noch ein Pilgerzimmer im Kloster bekommen, mit Abendessen und Frühstück.

Und dann am frühen Morgen: Pilgersegnung in der Basilika, Frühstück und los auf den Cammino: erst über dem Kloster noch die Buchen-Kapelle und dann lange Wege durch Buchenwälder, auf und ab, zum Croce di Calla, zum Passo delle Pratelle und lange auf der Passhöhe entlang.

Dann in der Sonne auf einem Baumstamm mit großem Genuss eine Orange verspeist.

Herzklopfen beim Überqueren einer Viehweide mit Bullen-Warnung.

Und wieder kein Mensch weit und breit,  obwohl der E 1 parallel geht… irgendwann ein Treffen auf Heidi, aber unser Tempo passt nicht zusammen.

Langer Abstieg, der mich meine Knie spüren lässt.

Begrüßt werde ich von einem leuchtend roten Mohnfeld.

Quartiersuche: eigentlich hätte ich in einem alten Kirchengebäude schlafen dürfen, aber Paolo, der die Schlüssel verwaltet, ist im Urlaub und der Zweitschlüssel war nicht zu finden. Schade! Nun eben doch Hotel Santo Stefano.

Hauptsache duschen - ich müffle sehr nach dem Wandertag über Pässe, durch Matsch und über Wiesen.

Morgen steht eine steile Etappe mit 700 Höhenmetern an. Da möchte ich mir ein italienisches Sprichwort zu Herzen nehmen:

„Qui va piano

va sano e

va lontano.“

(Wer langsam geht, geht gesund und weit.)


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