Veröffentlicht: 06.02.2019
But I would walk 500 miles
And I would walk 500 more
Just to be the man who walks a thousand miles
to fall down at your door
Achja, hallo meine Lieben!
Die letzte Zeit bin ich zwar kartentechnisch gar nicht so viel umhergereist, trotzdem habe ich aber viele Kilometer durch Laufen und Scooterfahren zurückgelegt. Ich wüsste sehr gerne wie viele, aber das kann ich so genau gar nicht sagen. Vielleicht waren es ja wirklich um die 500 Meilen. An sich ist die letzte Zeit auch gar nicht so sehr viel passiert wenn ich grob darüber nachdenke, aber es gab so viele verschiedene Erlebnisse und Eindrücke, sodass der Text vielleicht doch etwas länger wird. Macht es euch also ein bisschen bequemer. :)
Ich bin ja zusammen mit der Schweizerin mit dem Bus von Pai nach Chiang Mai gefahren, weil ich dort gerne meine Visums-Verlängerung beantragen wollte. Dementsprechend habe ich dort ungefähr drei Tage eingeplant, weil ich mich den einen Tag über alles informiert habe und alle nötigen Dinge dafür besorgt habe (zum Beispiel musste ich Passfotos machen, die wirklich schrecklich aussehen). So konnte ich am nächsten Tag direkt zur Einwanderungsbehörde starten. Wobei das "direkt" gar nicht so einfach war, weil ich den Bus nehmen wollte, der aber einfach nicht angehalten hat, um mich mitzunehmen. So habe ich zweimal meinen Bus vorbeifahren gesehen und wie blöde gewunken, ich wurde aber völlig ignoriert. Als dann das dritte Mal mein Bus kam, ist der wieder vorbeigefahren, die Ampel aber zum Glück Rot geworden; also bin ich dreist zum Bus gerannt und habe an die Scheibe geklopft. Trotz zweimonatiger Erfahrung habe ich das Bussystem immer noch nicht verstanden. Irgendwann stoppte der Bus und alle sind ausgestiegen, also habe ich mich einfach angeschlossen und stand plötzlich mitten auf dem Highway. Meine Karte sagte mir, dass es nicht weit zum Immigration Office ist, aber durch den Highway war ich so verunsichert. Also bin ich ganz schüchtern zu einem Beamten und habe gefragt, wie ich dahin komme. Er hat mich vollkommen verständnislos angeschaut und hat nur auf den Highway gezeigt. Nachdem ich dreimal nachgefragt habe, habe ich verstanden, dass ich wirklich einfach über die dreispurige Autobahn laufen soll. Das war ein Erlebnis! Huihuihui, was ein komisches Gefühl, wenn alle Autos an einem vorbeirasen. In Deutschland wäre sofort eine Warnung im Radio gewesen, von wegen "Achtung, Achtung, da läuft eine Person mitten auf der Autobahn. Bitte fahren sie langsam!" In Thailand ist das der normale Weg von A nach B. Schließlich war ich endlich da und habe nach gut zwei Stunden meinen Reisepass zurückbekommen mit der Visums-Verlängerung für einen ganzen Monat. Ich darf jetzt also theoretisch bis zum 3. März in Thailand bleiben! Das war schon ein Erfolgsgefühl, so kann ich mir so viel Zeit lassen wie ich möchte und bis zum Umfallen Thailand genießen. Ironischerweise habe ich mich kurz danach auf dem Weg zurück zum Hostel so stark verlaufen, sodass ich plötzlich am anderen Ende der Stadt war und 5 km statt 1,5 km zum Hostel laufen musste. Ohja, das ist mir in letzter Zeit mal wieder sehr oft passiert. Jedes Mal wieder lustig, aber ich habe ja alle Zeit der Welt. Durch die Visums-Verlängerung war der Zeitdruck komplett weg und ich habe mir überlegt für die nächsten 3 Tage nach Lampang zu fahren. Lampang ist eigentlich so eine Art Durchfahrtsstadt, welche aber angeblich total unterschätzt wird. Also dachte ich mir, dass ich dort einfach mal vorbeischauen kann. Tatsächlich ist Lampang zwar eine Durchfahrtsstation, jedoch trotzdem relativ untouristisch. Das habe ich relativ schnell daran gemerkt, dass es in der ganzen Stadt nur ein einziges Hostel gibt. Dementsprechend hatte ich keine Wahl, aber das war ein sehr schönes Hostel. Lampang selbst war aber gar nicht sonderlich spektakulär, also habe ich mir einen Scooter gemietet und bin in den Nationalpark gefahren. Dort gab es einen relativ schönen Tempel mitten in den Bergen, was super beeindruckend war, weil die Mönche die Baumaterialien alle selbst hochgetragen haben, um diesen Tempel zu bauen. Ich habe wirklich viel Respekt davor, weil der Weg nach oben echt etwas anstrengend war (von sehr steilen Etappen, bis über Treppen und/oder Baumwurzeln, über die man klettern musste)! Später hab ich noch die Hot Springs besichtigt, wo sogar Eier gekocht werden können, weil die Quellen teilweise 80 Grad heiß sind. Das sah schon lustig aus, weil dann teilweise die Locals mit den Eierkörben an der Seite standen und Einem versucht haben, die rohen Eier zum Kochen anzudrehen. Bis heute bin ich mir unsicher, ob der sehr penetrante Eiergeruch vom aufsteigenden Schwefel der Hot Springs oder den kochenden Eiern kam. Vielleicht einfach Beides! ;) Doch der wirklich aufregende Teil stand mir noch kurz bevor. Denn als ich mich auf den Rückweg gemacht habe, stellte ich fest, dass ich vergessen habe zu Tanken. Ja… Das ist kein schönes Gefühl, der Puls stieg stetig, genau wie meine Geschwindigkeit, weil ich einfach nur eine Tankstelle finden wollte. Dummerweise befand ich mich ja mitten im Nationalpark, also war dort einfach keine Tankstelle, sondern nur Straße und Natur. Die Natur war auch echt schön und hat mich auch erfüllt, nur leider meinen Tank nicht. Irgendwann bin ich verzweifelt einfach in ein kleines Dorf abgebogen, in der Hoffnung, dass die irgendwas haben. Dort gab es sogar so eine Tankstelle zum Selbstbefüllen, die war nur leider defekt. Dort stand ich dann einfach nur 10 Minuten völlig verzweifelt und wusste überhaupt nicht, was ich machen soll. Irgendwann kam sogar ein Dorfbewohner und ich habe versucht mit ihm Englisch zu sprechen. Leider hat er nichts verstanden und mich komplett auf Thai zugetextet, was ich wiederum nicht verstanden habe. Also habe ich versucht mittels Zeichensprache das Tanken darzustellen (ich habe mich gefühlt wie mitten im Activityspiel, wenn man pantomimisch ein Wort darstellen muss). Er hat mir dann gezeigt, dass ich ihm folgen soll und mich zu einer verlassenen Werkstatt geleitet, wo er dann mitten aus der hintersten Ecke eine Plastikflasche mit Benzin hervorgekramt hat. Hui, das war für mich pure Erleichterung und mir ist so ein Stein vom Herzen gefallen! So bin ich natürlich erst im Dunkeln wieder zurück in Lampang gewesen, was aber vollkommen in Ordnung für mich war, da ich nicht mitten auf der Straße liegen geblieben bin. Das war es dann auch eigentlich schon zu Lampang, da die Stadt selbst wie gesagt wirklich nicht sonderlich aufregend war. So fuhr ich schließlich am nächsten Tag zurück nach Chiang Mai, weil ich dort Nicolle wiedertreffen wollte. Wirklich verrückt, weil wir uns dann auf der ganzen Reise das dritte Mal sehen. Sie kam aber erst am Sonntagmorgen an und ich war schon am Samstagabend in Chiang Mai. Und das war mal wieder ein richtiger Tollpatschabend. Ich habe so langsam das Gefühl, dass ich hier auf Reisen immer tollpatschiger werde. Ich möchte das auch gar nicht so dolle ausbreiten. Also: Ich bin nämlich in Chiang Mai angekommen und wollte zu dem Hostel so eine Art Bustaxi nehmen, welche typisch für Chiang Mai sind, weil man nur 30 Baht bezahlen muss. Leider bin ich dort schon mit meinem Rucksack etwas ungünstig hängen geblieben, und alle wurden immer nervöser, weil ich es einfach nicht hinbekommen habe, den Rucksack abzustellen. Also saß ich dann mit meinem 15 kg Backpack auf dem Schoß im Auto und hatte ebenfalls wieder Probleme beim Aussteigen, was echt schon so peinlich war. Aber das volle Maß an Tollpatschigkeit war noch nicht erreicht, denn als ich nun endlich draußen war, ist mir meine Tasche noch hinter die Bank gefallen, sodass ich wieder alle etwas aufgehalten habe. Dann hatte ich endlich meine Sachen und wollte gehen, da ruft mir die Fahrerin hinterher "Hey, du musst noch bezahlen!". O Gott, in dem ganzen Trubel habe ich das echt voll vergessen. Dann wollte ich bezahlen und hatte wirklich nur einen 20 Baht Schein oder einen 1000 Baht Schein. Das war mir so peinlich, weil ich so wenig bezahlen musste und dann versucht habe mit 1000 Baht zu bezahlen. Der eine Urlauber war dann schon so genervt, sodass er der Frau die restlichen mir fehlenden 10 Baht in die Hand gedrückt hat. Anschließend musste ich mich noch mit meinem Rucksack durch die Menge drängeln, weil ich genau zur Nachtmarktzeit angekommen bin. Dementsprechend habe ich die ganze Zeit irgendwen angerempelt, weil es einfach zu eng für den Rucksack war. Oh man, so tollpatschig war ich lange nicht mehr und das Schlimmste war, dass es einfach kein Ende genommen hat, aber inzwischen kann ich schon wieder darüber lachen. So habe ich wenigstens etwas zu erzählen. Am nächsten Tag habe ich mich dann mit Nicolle an einem Scooterladen verabredet. Die Strecke habe ich jedoch leider wieder einmal vollkommen unterschätzt, sodass ich 5 km mit meinem 15kg Rucksack laufen musste, weil ich kein Geld für ein TukTuk ausgeben wollte. Aber so kann ich ehrlich sagen "but i would walk 500 miles", einfach weil ich das wirklich in Kauf genommen habe, auch wenn ich dann schwitzend vollkommen fertig bei Nicolle ankam. Wir wollten uns nämlich einen Scooter ausleihen und gemeinsam nach Pai fahren. Unser Gepäck wurde sogar kostenlos nach Pai gebracht, sodass wir einfach entspannt fahren können. Das hat auch echt sehr viel Spaß gemacht, da man sich so gut in die Kurven legen konnte. Wir haben aber nicht bedacht, dass es ja im Schatten so kalt wird. So waren die letzten 1,5 Stunden einfach nur schrecklich, weil es so unerträglich kalt war. Wir beide kamen dort als zwei Eisblöcke an. Ich hatte sogar nach einer sehr langen heißen Dusche immer noch blaue Lippen. Trotzdem haben wir es genossen. In Pai selbst haben wir auch gar nicht so viel gemacht. Ich habe Nicolle ein bisschen umher geführt und mit ihr zusammen nochmal die wichtigsten Punkte besucht, aber eigentlich haben wir beide eher die Ruhe genossen, weil Nicolle auch für einen Uni-Test lernen musste. So habe ich während sie gelernt hat meistens etwas in mein Tagebuch geschrieben oder hier und da mit den Leuten gequatscht. Pai selbst ist (wie schon im letzten Eintrag erwähnt) einfach nur ein Ort um herunterzukommen. Man muss nicht einmal viel machen und es ist trotzdem wunderschön. Wir beide haben vor allem die Küche in unserem Hostel genossen, da wir beide seit 3 Monaten(!!!) mal wieder richtig kochen konnten. Das vermisse ich wirklich. So lecker auch das essen ist, aber mal richtig für sich selbst zu kochen ist schon was Schönes. :) Ach Gottchen, der Text nimmt einfach kein Ende.. Ich hoffe ihr habt viel Zeit.
Nach gut einer Woche wollten Nicolle und ich noch nach Mae Hong Son fahren, also sind wir relativ spontan zur Busstation (so wie man das eigentlich immer macht), jedoch wurde uns dann dort gesagt, dass alle Busse ausgebucht sind. Sogar schon für den nächsten Tag. So waren wir beide kurz etwas überfordert und wussten gar nicht mehr, was wir jetzt machen sollen. Ich habe dann erstmal spontan Nicolle das "Rabbit Café" gezeigt, in dem man mit Kaninchen kuscheln kann, während man seinen Kaffee trinkt. Und das war so entspannend, damit haben wir beide gar nicht gerechnet. So haben wir bestimmt eine Stunde lang Kaninchen gestreichelt und währenddessen in dieser kuscheligen Atmosphäre den Entschluss gefasst uns zwei Roller zu mieten und einfach selbst nach Mae Hong Son zu fahren. Leider hatten wir generell nicht so Glück an diesem Tag, sodass es nur noch ziemlich schlechte "Schrottroller" gab (bei mir war sogar die Geschwindigkeitsanzeige kaputt) , aber hey! Wir waren aber noch ganz Kaninchen-euphorisch, sodass wir uns dachten "uns hält nichts auf!" Ja, auch hier passt wieder "but i would walk 500 miles". Und letzten Endes war das alles Schicksal, denn die Strecke war einfach nur wunderschön und fantastisch. Zwischendurch haben wir immer mal wieder angehalten und die Aussicht genossen und dann ging es mit Musik im Ohr wieder weiter. So saß jeder für sich grinsend auf dem Roller, mit Musik im Ohr und hat es einfach nur genossen. Obwohl das eine dreistündige Fahrt war, kam uns diese gar nicht so lang vor (vielleicht aber auch, weil man sich mittlerweile so sicher fühlt, sodass man auch mal schneller fährt - wobei ich aber ja keine Ahnung hatte wie schnell ich fahre, da die Anzeige kaputt war). Abends waren wir dann in Mae Hong Son und konnten uns glücklich in unsere Bettchen kuscheln. Am nächsten Tag mussten wir dann durchpowern, weil wir nur diesen einen ganzen Tag zum Erkunden hatten, um das Rollergeld zu sparen und um vor allem rechtzeitig wieder zurück zum Chinese New Year zu sein. Also fuhren wir mit dem Roller durch die Gegend, zuerst zu einer Bamboo Bridge und später zu einem Wasserfall. Jedoch ist Nicolle am Wasserfall aufgefallen, dass ihr Handy fehlt, also sind wir mit den Rollern sofort zurück zur Bridge gedüst. Zum Glück war eine Thai Frau super lieb und hat es zur Seite genommen und auf uns gewartet. Also sind wir den Weg zurück zum Wasserfall dann das zweite Mal gefahren, dadurch war das dann ganz schön viel Fahrerei ("but i would walk 500 miles"). Ganze 90 Minuten später konnten wir uns dann den Wasserfall anschauen und haben uns dann dort nach der ganzen Aufregung eine Essenspause gegönnt. Den restlichen Tag haben wir uns dann noch Mae Hong Son angeschaut und von einem Aussichtspunkt den Sonnenuntergang bewundert. Ja und dann ging es am nächsten Tag sogar schon wieder zurück nach Pai. Ich habe mich schon richtig die Rollerfahrt gefreut, weil es wirklich so sehr viel Spaß gemacht hat und auch dieses Mal waren die 3 Stunden so schnell vorbei. Letzten Endes sind wir sehr gut in Pai angekommen und haben direkt den Bus nach Chiang Mai genommen, weil am 5. Februar das chinesische Neujahrsfest war. Also waren wir relativ gespannt, wie das chinesische Neujahrsfest sein wird und haben uns riesig gefreut. Wir waren sogar direkt neben Chinatown, aber so im Nachhinein war irgendwie gar nicht so viel los. Also ja, es gab sehr viele Essensstände und sogar abends eine Talentshow oder besser gesagt einen Schönheitswettbewerb von kleinen Kindern. Das war es dann aber leider auch schon. Auf den Straßen selbst war leider gar nicht so viel los und irgendwie hat es sich auch nicht nach einem so großen Fest angefühlt. Blöderweise hat mir in der ganzen Menschenmasse irgendein Vollidiot mein Portemonnaie geklaut, was mich schon ziemlich geärgert hat. Glücklicherweise habe ich vorher meine Kreditkarte rausgelegt, aber da wir ja etwas Feiern wollten, habe ich natürlich mehr Geld eingesteckt und das ist so ärgerlich, weil dieser Idiot jetzt 50€ an mir verdient hat und mir das jetzt fehlt, aber gut. Davon darf ich mich nicht unterkriegen lassen. Nicolle und ich haben uns trotzdem noch einen schönen Abend gemacht, auch wenn gar nicht so viel los war. Jaaaa…. Das waren die letzten Wochen von mir. Das war jetzt eine ganze Menge. So im Groben und Ganzen bin ich die letzten Wochen sehr viel mit dem Scooter umhergedüst, meist singend mit dem Lied (I'm gonna be) im Ohr oder bin so viel durch die Gegend von A nach B gelaufen bzw. habe mich ständig verlaufen. Also meine Lieben, hört euch einfach mal das Liedchen an, wenn ihr wollt oder hört es einfach mal auf der nächsten Autofahrt, denn das hat mich die letzten Scooterfahrten jedes Mal wieder begleitet. Jetzt ist tatsächlich schon Halbzeit, was sich sehr merkwürdig anfühlt. Einerseits freue ich mich schon riesig auf zu Hause und andererseits kann ich mir noch gar nicht vorstellen wieder zu Hause zu sein. Verrückt… Ich denke trotz Abenteurern viel an euch! Fühlt euch geknuddelt und lieb gehabt und seid euch sicher, dass ich für euch auch 500 oder 1000 Meilen laufen würde!
But I would walk 500 miles
And I would walk 500 more
Just to be the man who walks a thousand miles
to fall down at your door
The Proclaimers - I'm gonna be (500 miles) https://www.youtube.com/watch?v=tbNlMtqrYS0