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Tag 10: MoGu`s Dschungelbuch

Veröffentlicht: 14.07.2016

09.07.2016


Guuuuuten Morgen Welt und Hallo Bergpanorama!...denke ich mir, bevor ich aufstehe. Tatsächlich ist das Wetter eher behangen, außerdem sind wir noch gar nicht hoch genug um uns an den glorreichen Gipfeln zu ergötzen, ein Fakt der mir am Abend zuvor, ob des diesigen Wetters, entgangen war. Ein guter Motivator um aufzustehen ist der erste Gedanke meines Tages trotzdem. Zum Frühstück gönne ich mir wie jeden Tag die hervorragenden und überaus nahrhaften Ingredienzen des Banana Porridge, welche ich mit Masala Tee hinunterspüle. In beides verfrachte ich zu viel Zucker, was ich vor mir selbst mit den bevorstehenden Anstrengungen des Tages rechtfertige.

Viel ist zu diesem zweiten Tag wandertechnisch nicht zu sagen. Wir gehen zuerst steil über Stiegen bergauf und es wird irrsinnig heiß. Die Luftfeuchtigkeit ist erschreckend hoch, was unsere Launen eher in die Tiefe rasseln lässt. Dem Erbauer der endlosen Steinstufen anbei eine respektvolle Huldigung meinerseits ergänzt mit der Frage: „Hattest du wirklich nichts anderes zu tun als in dieser Tristesse abertausende von Steinen herbeizuschleppen um tausende von Stufen zu bauen?“ Einerseits freut mich die Möglichkeit, auf dem – für Esel erbauten – schier endlosen Aufgängen hinaufzuschreiten durchaus, andererseits sind die höhen der Stufen weder an europäische noch an nepalesische Größenverhältnisse angepasst – und auch Esel haben damit vermutlich keine Freude. Dies führt zu einer relativ schnellen Auslaugung unserer Muskulatur und einer damit verbundenen, einkehrenden Müdigkeit. Vor allem die beiden Damen kommen wenig zum Verschnaufen, was ehrlicher Weise daran liegt, das ich voraus gehe und meist sowieso lange warten muss. Daher bin ich wenn die Gruppe vollständig ist in der Regel sehr motiviert zum Weitergehen. Am Nachmittag werden die Stufen weniger und wir kommen in feuchtere, grünere Abschnitte des Bergs. Nicht nur die Bäume selbst stellen ein fantastisches Bild dar. Vordergründig sind es die (aufgrund der Feuchte) komplett ergrünten Abschnitte des Waldes, die unser Wanderherz erfreuen. Im Prinzip sieht es aus wie im Dschungel und ich erwarte an jeder Ecke Affen, Schlangen oder Tiger, mit denen ich mich ums Feuer streiten muss. Ja: Ich fühle mich wie in Mogli`s Dschungelbuch. In meinen Gedanken übernehme ich die Rolle des King Louis und versuche regelmäßig meine Freunde durch Neckereien und lustige Lieder auf Trab zu halten. Gudi ist ganz deutlich Bagira, der vernünftige und rationale Part. Hetti verkörpert meiner Ansicht nach Balu den Bären, da sie es manchmal ein wenig mit Gemütlichkeit probiert und auch schon mal unter Steinen nach Käfern sucht.[1] Unser Guide Hari verhält sich zwar nicht unbedingt wie Mogli, wenn ich ihn mir im Lendenschurz vorstelle sieht er ihm aber zum Verwechseln ähnlich.

Zirka 1200 Höhenmeter später kommen wir leicht durchnässt und etwas ausgelaugt in einer sehr lauschigen Almhütte in Ghorepani (2775) an. Also ich würde es als solche beschreiben, in Wahrheit ist es natürlich ein nepalesisches Pendant dazu. Jedenfalls sind ein Ofen zum Trocknen unserer durchnässten Kleidung und schöne Zimmer mit sauberen Betten und echten Decken (keinen Leintüchern, was für ein Luxus) vorhanden. Auch hier passt das gemeine Volk seine Schlafenszeiten an die kaum vorhandene Stromversorgung an. Ken Follets „ Winter der Welt“, mit dem ich mir recht viel Zeit vertreibe, muss also einen Tag warten.


[1] Gewisse Aspekte entsprechen in dieser Schilderung nicht immer zu 100% der Wahrheit sondern wurden zur besseren Erzählbarkeit angepasst.

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