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Gravel Road Richtung Süden

Veröffentlicht: 15.11.2024

Leider steht der Bus diesmal nicht so schön Richtung Osten ausgerichtet, daher sehe ich den Sonnenaufgang über der Landspitze nur vom Strand aus. Beim Kaffeekochen bekomme ich neugierigen Besuch, könnte ein Fasan sein. Über den unbeschrankten Bahnübergang fahre ich zurück zur Hauptstraße, heute will ich durch das Awatere Valley Richtung Südwesten, das Fernziel Hanmer Springs sollte ich dann morgen erreichen.

Rund 100 km sind bis zur Molesworth Ranch, der größten Farm in NZ mit ca. 10.000 Rindern. Sie wird von dem DOC betrieben, genauso wie 2 (sehr, sehr einfache) Campingplätze unterwegs. Weitere 80 km sind es dann bis Hanmer Springs. Macht 180 km Landstraße, sollten doch in 3 Stunden gemütlich zu schaffen sein. Aber … nach 15 km hört die Teerdecke auf, die Straße wird zur Gravel Road, also zur Schotterpiste. Könnte auch doof laufen, sorgfältig checke ich das Ersatzrad und Bordwerkzeug ( 1x gegen das Ersatzrad treten, ist da und hat noch Luft, ok. Bordwerkzeug war unter dem Bett, sollte noch da sein – fertig). Also ab auf die Piste….

Die Weinreben werden von Gras und Büschen abgelöst, die schmale Straße schlängelt sich durch das Tal, immer am Fluß entlang. 3 Enduros überholen mich, 2x kommt mir ein Holztransporter entgegen. Die aufgewirbelte Staubwolke zeigt sie früh an, so kann ich immer rechtzeitig Platz machen. Zum Teil zieht sich die Strecke was, aber mit 20, max. 30 – 40 km/h kommt man halt auch nur langsam voran. An Steigungen wird der Motor mangels Fahrtwind warm, dann ziehe ich mit der Heizung wieder Wärme ab. Radio und Handy sind längst ohne Empfang, Pink Floyd von USB-Stick passt aber immer. Dann kommt Molesworth Farm in Sicht, hier ist auch der erste Campingplatz. Der komplette Farm ist für Besucher abgeriegelt, 90 Menschen leben und arbeiten hier, sogar mit einem eigenen Flugfeld. Aber es ist erst 14:30, eigentlich geht da noch was, also weiter. Über den Ward – Pass mit 1150 m fahre ich weiter in eine riesige Hochebene, die wirklich langweilig zu passieren ist. Rinder, Rinder und Rinder, dazu Steine auf der Piste. Nach 40 km eine kleine Brücke, früher mussten hier die Schafherden über den Fluss getrieben werden, bei 2 Tieren nebeneinander dauerte das bis zu 20h. 10min später dann der nächste Campingplatz, für die DOC von einem älteren Ehepaar betreut. Freundlich werde ich empfangen, darf mir meinen Platz selber aussuchen. Da Gelände ist echt groß, ich bin der einzige Gast. Es gibt ein Plumpsklo, einen Wasserhahn und eine Sitzbank – ich wähle den Platz an der Sitzbank. Nach dem Abendessen fällt mir der linke Vorderreifen auf, da ist echt wenig Luft drin. 10 min später ist es klar – Plattfuß. Also alles an Werkzeug raus, Rad demontieren, Ersatzrad lösen und rausziehen.. geht nicht, zu eng zum Boden. Vorderrad wieder montieren, Hinterrad anheben, Ersatzrad rausziehen, absetzen, Vorderrad wieder abschrauben…warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Immerhin, das Ersatzrad hat genug Luft, Werkzeug ist komplett vorhanden, sogar die 5 Radbolzen für die Stahlfelge sind griffbereit. War für den Fall des Falles alles für die Lieblingstochter vorbereitet. 2 Bier später ist alles erledigt, morgen kann ich den Rest der Piste in Angriff nehmen. So abgeschieden, wie dieser Platz liegt, sollte ich eigentlich einen tollen Sternenhimmel sehen können. Leider habe ich zunächst eine sehr hellen Vollmond, später zieht es dann zu...keine Sterne.

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