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Ein unglaublicher Abend in

Veröffentlicht: 26.05.2017

Hallo Ihr Lieben,

eigentlich halte ich mich für einen sehr rational denkenden und nicht wirklich spirituellen oder gar religiösen Menschen, aber was an dem Abend in Grañón in der Kirchlichen Herberge geschah kann ich kaum in Worte fassen. Ich brauchte jetzt auch erst mal ein bisschen Zeit um das ganze zu "verarbeiten" (was eigentlich das falsche Wort ist, zu verinnerlichen trifft es vlt. mehr.) 

Alles begann damit, dass Hanni, Barbara und ich uns entschieden hatten in der kirchlichen Herberge zu übernachten (nach einem Tipp von Svend-welcher im übrigen immer super Tipps hat und dort ebenso übernachtete :)). Bei dieser Herberge handelt es sich tatsächlich um eine Kirche. Das "Konzept" beruht auf Hilfe, Mitgefühl und Unterstützung anderer Pilger. Dazu gehört ein gemeinsames kochen des Abendessens, das gemeinsame Essen an sich, das aufräumen und abwaschen danach, oder eine Messe in der Kirche (wer mag) usw. All dies lediglich auf Spendenbasis. Wie ihr auf meinen vorherigen Bildern gesehen hattet ist der Schlafplatz allerdings sehr einfach und man kann sich den Bettnachbarn nicht unbedingt aussuchen :). 

So nahmen wir alle gemeinsam ein einfaches aber gutes Essen zu uns. Nach dem abwaschen und aufräumen sollte es noch zu einer sogenannten Reflection gehen. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt keine rechte Vorstellung, was uns erwarten sollte...

Man brachte uns auf eine Art Balkon / Terrasse in dem eigentlichen Kirchenraum. Dort war alles nur von Kerzen erleuchtet. Eine wunderschöne Atmosphäre breitete sich aus. 

Der Raum war annähernd Rund aufgebaut. So nahmen alle entweder auf kleinen Bänken oder dem Boden platz. Die Hospilteros sprachen ein paar Worte über Mitgefühl, den Camino usw. Danach nahm eine von  Ihnen eine kleine Kerze in die Hand und bat uns in das Licht dieser ein paar Worte über den Camino zu sagen, warum wir hier sind, was wir fühlen usw. Wer einfach nur schweigen wollte konnte dies auch tun... Zudem sollte jeder in seiner eigenen Muttersprache reden. 

So ging die Kerze also an den ersten Pilger... und was dann nach und nach geschah kann ich kaum in Worte fassen. Es war einfach nur wunderbar! Obwohl ich außer englisch und deutsch nichts wirklich verstand konnte man dennoch in jeder kleinen Rede die Gefühle und Emotionen des Sprechers wahrnehmen und fühlen. Es fühlte sich einfach unglaublich an... und unwillkürlich kamen mir die Tränen ich musste einfach vor Glück und Rührung weinen. Es war ein unglaublich befreiendes Weinen... und es war nicht aus Angst, Furcht oder Ärger ich glaube es waren Emotionen tief aus dem Herzen. Ich wünschte wirklich ich könnte dieses Erlebnis hier annähernd herüberbringen... aber es ist unmöglich. Um das ganze nach zu empfinden muss man wohl einfach dabei gewesen sein.

Nachdem jeder gesprochen oder einfach geschwiegen hatte umarmten wir uns alle zum Abschied und gingen dann in den Garten der Kirche. Vielen ging es wohl wie mir, sie wussten nicht was sie sagen sollten. Jeder musste das eben erlebte erst einmal verarbeiten. 

Und auch ich konnte meine Gefühle in diesem Moment nicht in Worte fassen. Ich war so überweltigt und sprachlos. So saßen wir schweigend in der Abenddämmerung im Garten der Kirche...

Was der Camino mit einem macht ist einfach nicht in Worte zu fassen, man muss es erleben!


Liebe und unglaublich glückliche Grüße!

Nicole

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