Veröffentlicht: 02.06.2017
Ihr Lieben,
die letzten Tage hatte ich einmal mehr ein wunderbares Erlebnis.
Mein lieber Caminofreund Svend schickte mir ein paar Fotos und schrieb dazu, dass es ein muss ist wenn man auf dem Camino unterwegs ist in Castrojeriz das Hospital del Alma - das Hospital der Seele aufzusuchen.
Hanni und ich waren also gemeinsam unterwegs und erreichten gegen Mittag die Stadt Castrojeriz. Ziemlich am Eingang des Ortes suchten wir uns ein Restaurant und aßen eine Kleinigkeit. Mit dem Tipp und den Fotos von Svend im Kopf gingen wir weiter dem Jakobsweg folgend durch die Stadt. Leider sahen wir nichts, was auf das Hospital der Seele hindeutete. So hatten wir bereits damit abgeschlossen es zu finden und gingen dem Ausgang der Stadt entgegen.
Doch dann plötzlich sah ich das Fahrrad von Svends Foto an einer Hauswand lehnend. Darüber prangte ein kleines rundes Schild auf dem Hospital del Alma stand. Der Eingang war einfach gestaltet und glich anderen in Spanien. Ein kleines Schild im Fenster verriet, dass der Eintritt frei ist und man die Stille an diesem Ort respektieren sollte.
Hanni griff also zur Türklinke und öffnete die Tür. Sofort drang eine wunderbare meditative Musik an unsere Ohren. Beim Eintreten in das Hospital der Seele blieb Hanni erst einmal mit ihrem großem und schweren Rucksack stecken. Sie trat einen Schritt zurück und wir beide schauten uns lauthals lachend an :D
Doch selbst mit den Rucksäcken in der Hand war das Eintreten echt schwer, da der Eingang verdammt eng war.
Im ersten Raum trat uns eine angenehme Kühle entgegen und wir stellten unser Gepäck nahe dem Eingang ab. Sofort wurde ich von so vielen Eindrücken überflutet. Egal in welche Ecke, an welche Wand oder Nische man schaute es gab überall etwas zu sehen und zu bestaunen. Es war einfach überweltigend. Wundervolle Fotografien von und über den Camino hingen an allen Wänden. Unter jedem Bild hing ein Schild mit sehr zum nachdenken anregenden Sprüchen. Es standen alte Stühle, Hocker und Sessel herum. Auf den ersten Blick etwas wahllos verteilt und doch hatte man das Gefühl das alles genau an seinem angestammten Platz stand. Überall lagen oder standen kleine Kunstwerke, welche oft den Charme des "selbstgebastelten" ausstrahlten. Die Atmosphäre in den Räumen war atemberaubend. Scheinbar schien jedes Kleinod in den einzelnen Räumen etwas auszustrahlen, was der Seele einfach nur gut tut. Es klingt vlt. albern aber mit jeder Minute die man länger dort verweilte kehrte umso mehr Frieden in die Seele. Ein Ort zum in sich gehen und Nachdenken.
Insgesamt erstreckte sich das Haus über 2 Stockwerke. Das obere war ähnlich dem unteren aufgebaut. Darüber hinaus gab es einen wundervollen Garten im Hinterhof, welcher am Ende von einer natürlichen Felsenwand begrenzt wurde. In dieser lag eine Höhle, fast schon einer Gruft gleich in welche man ein paar Schritte tief hinein gehen konnte. Am Ende dieser Höhle stand ein großes Holzkreuz. Die ganze Szenerie glich einer kleinen unterirdischen Kapelle.
Auf dem Boden vor dem besagten Kreuz lag ein langer massiver Holzbalken auf welchem Pilger aus der ganzen Welt Fotos von Familie oder Freunden, Armbänder oder Briefe und Gedichte abgelegt hatten. In einer anderen Ecke standen mehrere hölzerne Wanderstöcke. An einem von diesen hing das Bild eines ca. 6-jährigen lachenden Mädchens... Welche Geschichte wohl damit verbunden ist...?
Ich verweilte eine ganze Zeit in dieser Stille, fernab jeglicher Zivilisations- oder Naturgeräusche. Es war einfach unglaublich.
Die Worte die unsere Sprache hergibt, reichen einfach nicht aus um diesen kleinen Platz auf Erden zu beschreiben. Man muss ihn einfach selbst erleben und spüren. Erst dann kann man den Zauber nachvollziehen der sich wie Balsam um die Seele legt!
Ultreia!
Nicole