Veröffentlicht: 30.09.2019
Jetzt liege ich hier am Pool eines gehobenem Mittelklassehotels auf Santa Cruz und habe das erste mal sowohl Zeit als auch eine stabile W-LAN-Verbindung, so dass ich die Ereignisse der letzten Wochen Revue passieren lassen kann. Die Anreise war lang, aber dank Zwischenstops in Mexico City und, über Nacht, in Quito nicht allzu anstrengend. Top: Aeromexico hat neben passablem Essen sogar umsonst Internet (zumindest sind Messangerdienste gratis). Die ganze Aufregung, dass mir eine extrem bürokratische Einreise bevorsteht, war umsonst, zwar existieren Regeln, was mitgenommen werden darf, man braucht ein Zusatzdokument und muss seine Taschen häufiger als sonst checken lassen, es ist aber kaum komplizierter als zum Beispiel die Einreise nach Australien. Einen vollständiger Reiseplan mit Vorbuchung aller Hotels, wie offiziell wohl vorgeschrieben, wollte niemand sehen.
Meine erste Station war Puerto Ayora, die größte Stadt der Galapagos auf der Insel Santa Cruz. Erster Eindruck: recht runtergekommen. Die Stadt ist weitestgehend gesichtslos, wie viele mittelamerikanische Städte, Häuser und Plätze oft halbe Bauruinen, Elektronik- und Haushaltswarenläden mit viel billiger Chinaware in den Auslagen, Restaurants, schon verblasste naturalistische Wandmalereien prägen das Bild. Die Uferpromenade mit dem Pier ist schöner und natürlich auf Touristen zugeschnitten mit teureren Restaurants und Souvenierläden. Aber auch sonst spielt sich hier besonders am Pier abends viel ab: Auf zwei Volleyballfeldern finden Turniere statt, die Kids üben Skateboardtricks auf der Skateranlage, es finden Demos gegen Klimawandel und für Frauenrechte statt und - mein Highlight - gibt es Kochwettbewerbe und, leider nur einmalig, Essensstände der Gastroschule (sind besser als die der HBS). Sehenswert ist besonders der Fischmarkt, an dem die Fischer fangfrische Langgusten, Thunfisch und Brujo verkaufen, immer an den Ständen begleitet von Seelöwen, Pelikanen und Fregattvögeln, die versuchen, den einen oder anderen Happen zu ergattern.
Meine Befürchtung, dass man ohne teure Touren in Galapagos nichts tun und sehen kann, war unbegründet. Auf jeder der bewohnten Inseln, neben Santa Cruz noch San Christobal und Isabela (Floreana hab ich ausgelassen) gibt es wunderschöne Wanderwege für längere Spaziergänge und auch Fahrradtouren, die sich immer lohnen, um tolle Ausblicke zu haben und die Tierwelt zu beobachten. Die besten Plätze sind auf meinen Lieblingsinseln San Christobal Tijeretas für das Schnorcheln in kristallklarem Wasser mit Seelöwen, Iguanas, Schildkröten und Fischen sowie Playa Punta Carola zum Seelöwen beobachten sowie Concha de Perla auf Isabela (hat einen Steg, auf dem sich immer ein paar Seelöwen tummeln, die oft mit einem im Wasser rumtollen und, wenige Schritte am Hafenstrand, dann manchmal auch einen Pinguin, neben natürlich auch hier, Schildkröten). Auf Isabela lassen sich unkompliziert auch die großen und manchmal schon steinalten Landschildkröten beobachten. Sowohl Isabela als auch San Christobal sind auch die schönsten der bewohnten Inseln, mit deutlich kleineren und relaxteren Städten und noch schönerer Umgebung als Puerto Ayora auf der Hauptinsel.
Mein Tipp: Wer Galapagos besucht, sollte einen Flug nach San Christobal nehmen und definitiv Isabela einen mehrtägigen Besuch abstatten (Hat seit nun einer Woche auch einen Geldautomaten).
Denoch hat auch Santa Cruz zumindest zwei schöne Orte: Las Grietas, ein Canyon mit Verbindung zum Meer, in dem es sich gut baden und auch schnorcheln lässt. Meerestiere sind hier eher spärlich, neben einigen großen und kleinen tropischen Fischen aber auch tolle azurblaue und große Muränen, für die man aber etwas tiefer tauchen muss. Der andere Ort ist der Strand an der Tortuga bay. Schnorcheln ist hier eher schlecht, da man durch die Verwirbelung des weißen Sandes nicht viel sieht, aber am Strand liegt malerisch eine große Kolonie von Meerechsen (die man allerdings auf allen Inseln zahlreich beobachten kann). In den Mangrovenwäldern am Strand liegen viele Haie zum ruhen.
Die größeren Exemplare konnte ich dann auf Exkursionen bestaunen (leider nicht billig, unter 100 Euro gibts auf Galapagos fast keine Schnorchel-Land-Tour, nicht mal Nebensaison, last minute...): Auf der Tour zum Kickerrock schnorchelten wir in der Mitte eines riesigen Balls von Sardinen, der Leibspeise von Tölpeln, die von oben im Sturzflug hineinstießen und ausgewachsen Blacktips und Galapagoshaien, die immer wieder und in Massen den Schwarm durchkreuzten. Ehrlich gesagt: Mein Nervenkostüm war hierfür zu schwach - man kann durch die Wand aus Sardinen nichts sehen, es ist auch nicht möglich, sich aus dem Ball zu entfernen, da die lebende Mauer sich dann immer nur ein Stück weg von einem bewegt, um sich dann erneut zu schließen - und so sieht man die 3 -4 Meter großen Haie immer nur im letzen Moment. Aber dennoch: National Geographic live. Die anderen Spots waren Haimäßig entspannter: neben vielen, 2 Meter langen, aber ungefährliche Whitetips gab es kleinere jugendliche Blacktips, immer noch aufregend, da hautnah und auch hier riesige Schulen. Außerdem schlafende Rochen mit 4 Meter spannweite, Adlerrochen, Seepferdchen Muränen und natürlich riesige Wasserschildkröten. Vom Boot aus passierten wir auf dem Weg zu den Tunnels, einem wunderschönen vulkanischen Wasserlabyrinth, eine der Futterstellen von Mantarochen, leider wollte uns der Guide hier nicht Schnorcheln lassen, außerdem sah man immer wieder springende Mobularochen.
Ansonsten lasse ich die Videos für sich sprechen, hier die links:
Galapagos im Wasser:
https://m.youtube.com/watch?v=s10PoxARqbU
Galapagos über Wasser: