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Auf dem Weg von Maggi zum Old Pier House, Fort Augustus! 18.05.2018

Veröffentlicht: 18.05.2018

Heute morgen bin ich mit etwas Wehmut von diesem wunderschönen Fleckchen Erde gestartet. Auf dem Weg zu Nessi sah ich am Straßenrand der A87 immer wieder Ziegen und später auch leider eine, die schon etwas mumifiziert im Straßengraben lag, als ich eine Pause machte. Die Straßen sind jetzt in einem recht guten Zustand und sogar zweispurig, aber es wird hier einfach nur immer wieder eine neue Teerdecke aufgezogen, so dass es ungünstig, wäre von der Straße abzukommen. Ich kam an so vielen Seen vorbei und ich denke, dass nicht wirklich jemand weiß, wie viele Lochs (großer See) und Lochans (kleiner See) es hier wirklich gibt.  Jede Senke hat ihren eigenen See, der natürlich auch einen individuellen Namen trägt und  spezielle Naturgegebenheiten um sich hat. 

Habe heute morgen noch mal erfragt, wie sich das mit dem See bei Maggi verhielt. Also der Wasserspiegel sinkt definitiv um 6 Meter und die Wassermitte ist sehr tief. Der Mann von Maggi fährt gerne mit dem Boot raus und fängt Makrelen und Salmen. 

Auf meinem Weg gab es mal wieder eine Baustelle, wie wir sie bei uns nicht kennen. Die Straße ist verstellt und auf einem Schild steht:

"CONVOI SYSTEM TO PROTECT WORKFORCE" und wie erwartet, dauerte es eine Weile, da kam ein Konvoianführungswagen, der die Autos der Gegenseite herüberführte. Er wendete am Ende der Baustelle und als die Autokolonne vorüber war, fuhr er in die Spur zurück und ich und die anderen folgten ihm, durch eine etwas verworrene Baustellenführung, mal auf der rechten Straßenseite und mal auf der linken, je nach Baustellenabschnitt. Wir fuhren mit einer Geschwindigkeit von circa fünf bis acht Meilen, vor mir immer der Hinweis auf dem Baustellenauto, dass ich nicht überholen dürfe: "Convoi vehicle - no overtanking". Als die Baustelle zu Ende war, stoppte das Auto vor der nächsten Warteschlange und ich hatten freie Fahrt. 

Mein Weg führte nicht nur an vielen Seen vorbei, sondern auch durch große, alte  Tannenwälder. Bei einem Pausenstop (das mache ich öfter um Fotos zu machen, sah ich zufällig fußläufig einen Friedhof. Also schnappte ich mir die Kamera und machte Aufnahmen von alten Grabsteinen und der Ruine einer Kapelle. Die Texte auf den alten Grabsteinen sprechen immer von "mein geliebter oder meine geliebte..." Die Gräber werden aber nicht wie bei uns bepflanzt, sondern an den neueren Gräbern stehen am Grabstein Blumen in einer Vase oder Schale, ähnlich wie das bei uns heute bei den Stählengräbern ist. (Muss immer einen Abstecher zu einem Friedhof machen, wenn ich in einem anderen Land bin.)

Als ich weiterfuhr änderte sich der Wald. Immer wieder leuchtete vor den dunklen Tannen das junge Grün von Birken. Der Wald mischte sich immer mehr, und bald fuhr ich durch einen Mischwald. Am Wegesrand blüht noch immer der Ginster, wobei die Himmelsglöckchen am Boden mit ihrem herrlichen Blau gerade aufblühen. Doch ein Stück weiter erstaunte mich der Ginster erneut. Die komplette steile Felswand leuchtete gelb, denn der Ginster wuchs nun aus jeder kleinen Spalte und es sah phantastisch aus. Auch Rhododendron blühte nun immer öfter und nach 40 Meilen hatte ich Loch Ness erreicht, fuhr jedoch weiter zu dem Ort Drumnadroicht. Nachdem ich mich dort ein wenig umgesehen hatte (allerdings nichts vom Loch Ness, geschweige denn von Nessi, beschloss ich auf dem Weg in Richtung Fort William eine Abstecher an der Burgruine Urquhart Castle zu machen.

Überrascht wurde ich von der Größe der Anlage und einer sehr guten Beschriftung. Die Anlage wurde um 1230 von der Familie Durward errichtet und steht auf einem Felsvorsprung in Loch Ness hinein. Aus der Beschilderung konnte man ersehen, dass es einen Wirtschaftsteil für Stallungen und Werkstätten,  eine Schmiede, eine Verteidigungsanlage, eine Kapelle, eine Zugbrücke, einen großen Saal, eine Großküche, ein Gefängnis und u.a. eine Zitadelle. gab. Während die Ruine heute friedlich und malerisch daliegt, hat es viele Kämpfe um sie gegeben und oftmals wechselten die Machtverhältnisse. Besonders interessant war aber ein Vortrag eines mittelalterlich gekleideten Herrn in einem Kilt (der mir natürlich nicht sagen wollte was er unter dem Kilt trägt - ich habe nämlich gefragt.) Er zeigte die wechselnden Machtverhältnisse auf und demonstrierte dann, wie seinerzeit ein Kilt angelegt wurde. Er hatte ein großes Stück Stoff, dieses legte er in Falten, breitete es über einem Gürtel auf dem Boden aus und bat einen Besucher, sich darauf zu legen. Dann schlug er beide Tuchseiten über, knotete den Gürtel zu und als der junge Mann aufstand, trug er einen Kilt, so wie es Diana Gabledon in ihren Romanen beschrieben hat. Der Obere Teil des Stoffes konnte zum Wärmen um Oberkörper und Kopf geschlungen werden, zur Dekoration über die Schultern mit einer Spange befestigt werden oder als Schlafunterlage dienen. Ich konnte mir das nie so recht vorstellen. Jetzt kann ich es, ich könnte es glaube ich auch nachmachen, aber die Erklärung ist verdammt schwierig verständlich zu formulieren. 

Ich hoffe, dass ein Foto der Burganlage die Weitläufigkeit der Burg erkennen lässt, denn  auch das ist nur schwerlich zu beschreiben. Ich denke, es ist die größte Burganlage, die ich jemals gesehen habe.

Natürlich habe ich so nah am Loch Ness nach dem Monster (mit seinen Kindern!) Ausschau gehalten, aber......!

Nun startete ich aber in Richtung Fort William mit dem Ziel nach einen B&B Ausschau zu halten, denn  alles, was ich bisher gesehen hatte war definitiv beschildert mit: "No Vacancies". Ich fuhr nun über die A 82 circa 20 Meilen am Loch Ness entlang. Was ein See! Er nahm überhaupt kein Ende. Inzwischen war ich übrigens bei einer Fahrstrecke von bisher insgesamtz 560 Meilen angelangt und wir Beide, also mein Auto und ich sind noch immer heile! Just als der See zu Ende ging entdeckte ich ein weiteres B&B Schild, unter dem keinerlei Hinweis stand. Also bog ich in die Straße ein, fuhr eine schmale Straße, die sich eng an den See anschmiegte und gelangte nach einer Weile auf eine grüne Ebene mit einem weißen Haus, frei laufenden Pferden und Hunden. Was eine Anlage, dachte ich und schon als ich ausstieg kam mir eine ältere Dame entgegen und ich formulierte noch im Aussteigen meine  Frage. 

"Haben Sie gebucht?" kam die Gegenfrage und ich verneinte. Es tat der Dame leid, aber sie war belegt. Doch dann meinte sie, dass es da noch eine Möglichkeit gäbe, sie hätte noch ein Chalet, das wäre aber für zwei Personen und sollte ohne Frühstück 85 Pfund kosten. Ich fragte sie, ob da vielleicht etwas zu machen wäre und handelt sie erstaunlicherweise wirklich auf 70 Pfund herunter. Sie führte mich zu meinem kleinen Häuschen  und ich war begeistert. Mein kleines Holzhaus hat eine Veranda, Kirsch,- und Mandelbäume blühen in "meinem Garten" und die Pferde reckten ihre Köpfe neugierig über meinen Zaun. Von meinem Fenster aus, kann ich auf einen kleinen Weiher schauen und habe schon einen wunderschönen Spaziergang gemacht, denn eineinhalb Meilen lang erstreckt sich der Besitz der Familie MacKenzie am Ufer des Loch Ness entlang. Früher ist dies ein altes "Pier House" gewesen, denn als es vor 125 Jahren gebaut wurde, gab es nach Inverness noch keine Straße und die Bahn führte genau bis hierher, wo dann das Ziel nur mit einem Schiff zu erreichen war, das hier anlegte. Die aus Beton gebaute Anlegestelle ist noch immer wie ein Bollwerk in den See gebaut.

Bei meinem Streifzug sah ich neben dem Weiher einen rund angelegte Steinmauer um einen Hügel. Darauf glaubte ich Grabsteine zu erkennen und stieg hoch, um dann wirklich zu sehen, dass hier die Grabstätten der Familie MacKenzie auf eigenem Grund und Boden waren. Da habe ich gedacht, dass ich heute vielleicht kein Bett finde, und nun das. Es ist hier einfach wieder traumhaft und ich bin total begeistert. Wenn sich die Fotos hier jetzt schneller hochladen lassen, werdet ihr sehen, wie gut ich es getroffen habe. Und morgen geht es dann endgültig auf nach Fort William, wo ich hoffentlich eine Harry Potter Tour mit dem Zug machen kann.

Antworten (4)

Brigitte
Irmi, wie schön ist dieser Beitrag wieder ich war beim lesen die ganze Zeit bei dir. Von dieser Reise wirst du lange erzählen. Ich wünsche dir eine gute Nacht in " deinem kleinem Häuschen " und morgen wieder ein schönes Abenteuer. LG Brigitte E.

Max
Hoi Irmi, einfach toll was Du alles erlebst und schön, dass Du so ein Glück hast mit Deiner Unterkunft. Ich bin richtig froh für Dich. Die alten Burgen interessieren mich auch sehr. Ich wünsche Dir noch eine gute Nacht. Bis Morgen.....und viel Glück Max

Frank
Super schön!! Deine Erlebnisse reichen für min. 4 Urlaube 😉 Ich bleibe weiter gespannt dabei.

Christa
Ist es da nicht schön?!! Die Gegend kenne ich ja gut. In Drumnadrochit hatten wir mal zwei Wochen ein Haus auf einem abgelegenen Bauernhof.