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Dem Wind zum Trotz

Veröffentlicht: 11.09.2018

Nach unserem wenig amüsanten, aber dennoch gelungenen Start in den Urlaub, wechseln wir in ordentlicher Nomadenmanier Standort und Stimmung.


Fort am Cap


Durch grüne Tunnel, schmale Hortensien-gesäumte Gassen in hübschen (aber auch leider sehr verlassenen wirkenden) Dörfern, vorbei an ausgebüchsten Kühen, führt uns der Weg weiter in Richtung Cherbourg. Ich kann mich an den Örtchen mit ihren schmalen Straßen gar nicht satt sehen. Der Anblick ist für unser Auge so ungewohnt und so wunderbar typisch für diese Gegend. Mein Mann hinterm Steuer kann meine Begeisterung aktuell noch nicht teilen. Die engen Durchfahrten waren vielleicht für Pferdefuhrwerke und auch noch in Zeiten der Ente akzeptabel, ein 2,30m breites Wohnmobil sollte aber definitiv keinem Gegenverkehr begegnen. Ich blende das aus, ignoriere auch den Schweiß auf seiner Stirn, und freue mich ausnahmsweise mal, Beifahrer zu sein.

Frühstück


An einem wunderschönen Badestrand haben wir einen einsamen Stellplatz in erster Reihe, und lassen uns vom Rauschen des Wassers in den Schlaf lullen. Hier finden wir die Ruhe, die wir in Schottland schon so geliebt haben, und die uns auch jetzt sehr willkommen ist.

Gemeinsame Radtour durch Fermanville


So richtiges Badewetter haben wir heute nicht, also satteln wir die Drahtesel (Lars und ich die Renn-, die Großeltern die elektrischen Maschinchen) und machen einen gemeinsamen Ausflug entlang der Küste. Dumme Idee!! Die Böen vom Meer haben es in sich, und wir verwefen relativ schnell und höchst einstimmig den ursprünglichen Plan, an der Küste entlang zum Leuchtturm zu fahren. 


Verdiente Pause
Da geht es ganz schön abwärts

Päuschen

Kompanieeeeee kehrt! Ab ins Landesinnere, wo hohe Hecken und provisorische Mauern vor dem Wind schützen. Irgendwie waren Lars und ich der Ansicht, die Normandie sei flaches Niemandsland. Letzteres mag wohl hinkommen, aber flach ist es hier absolut nicht. Angetrieben von Idas Motivationsrufen strampeln wir die Berge hoch - und ja, selbst die motorisierten unter uns müssen kräftig in die Pedale treten. Nach ca zehn gemeinsamen Kilometern verabschieden wir uns und fahren (nun etwas sportlicher) auf der Küstenstraße weiter nach Cherbourg. 12 km bei Gegenwind - da kommt richtig Freude auf. Aber wir wollten ja Sport machen. Der Ausblick aufs Meer ist es wert, die Stadt selber sicher nicht. 


Französisches Hüftgold

In jede Richtung etwas Schönes


Es gibt einen riesen Fährhafen, tolle Fahrradstraßen und einen super Bäcker (wahrscheinlich wie in jeder französischen Stadt). Mehr positives lässt sich leider nicht sagen. So müssen wir uns auch nicht lange aufhalten. 



Lars sucht auf die schnelle eine andere Route für den Heimweg, damit es auch nicht langweilig wird. Konkret sind wir die Straße der Qual entlang gefahren, abgebogen auf den Weg der Schmerzen, über den Berg des Hasses und durch das Tal der Tränen.

Ich weiß, ich mach das freiwillig, aber hier kam ich trotz Rückenwind an meine Grenze. Nach jeder Kurve geht es gefühlt noch steiler bergauf (so viel zum Thema ‚flach‘) und ich muss ernsthaft schieben. Die Umgebung entschädigt und die Quälerei ist schnell vergessen. Besonders, da uns ein gutes Stück ein kleiner Dackel mit flatternden Ohren vorausflitzt. Mir war gar nicht bewusst, dass die Tierchen auf ihren Laufwarzen so schnell sausen können.

Glücklich wieder daheim


Bedeckter Himmel hin oder her, als Belohnung für die Mühen des Tages sind wir mit Ida durch die Wellen getobt und haben die letzten Energiereserven auch noch schnell verbraucht, bevor es in die (kalte!!!) Dusche geht. Das Gas ist leer (kann einem im Zelt natürlich nicht passieren :-) ).

Zum Abendessen kommt dann endlich die Sonne wieder raus und wir beobachten ein sehr kurioses und, laut meinen Eltern, französisches Phänomen. Die älteren Leute der Umgebung kommen dem Meer gute Nacht sagen. Ob das wirklich der Sinn des seltsamen Unterfangens ist, wissen wir nicht, aber es scheint fast so. In klapprigen Citroen Kastenwagen kommen sie angeholpert, parken kurz mit Blick zum Meer, um nach wenigen Minuten wieder abzufahren, ohne auch nur die Tür zu geöffnet zu haben.

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