Veröffentlicht: 22.08.2022
Wirklich weit bin ich nicht gekommen: Nur 50 km nordöstlich von San Sebastián betrete ich also wieder französisches Terrain. Biarritz ist bekannt für wilde Surfstrände, weiße Häuser mit bunten Fensterläden, haute cuisine und haute prix.
Mein Gastgeber ist erstmals kein Local. Vincenzo hört man auch nach 20 Jahren in Frankreich noch den Italiener an. Wir unterhalten uns ziemlich wild auf einer Mischung aus Italienisch, Spanisch und Französisch, was meinen Sprachkenntnissen nicht unbedingt gut tut. Aber wir verstehen uns ganz gut so 😁.
Vincenzo ist mal wieder ein außergewöhnliches Erlebnis: Er lebt irgendwo zwischen Chakren, subtiler Energie, Digeridoo und Klangschalen. Er arbeitet nicht damit er sich auf seine Energie konzentrieren kann. Er ist genügsam, isst nur einmal am Tag. Gut, dass Frankreich ein Sozialstaat ist. Das viele Menschen das System ausnutzen hab ich nun schon oft gehört, nun aber auch erlebt.
Vincenzo ist ein lustiger Mensch, mit wirklich positiver „Aura“, aber ich heb die Ausführungen über Energie, oder was Tantra in Wirklichkeit ist, schon schnell nicht mehr aus, also unternehme ich lange Ausflüge und lerne dafür die Gegend um so besser kennen.
Von abgesperrten Wanderwegen über alte Festungen, überfüllten Bussen, die hier immer nur 1,20 € kosten, bis hin zu meinem Lieblingsplatz mit Blick auf Biarritz ist alles dabei.
Aber am meisten beeindruckt hat mich das Meer hier. Es ist so wild, meterhohe Wellen, starke Strömungen, gelber Sand und schroffe Felsen. Gleich mein erster Badeversuch alarmiert die Liefegards, die mich in die überwachte Zone pfeifen. Ups, wusste ich nicht. „Heute mach ich mir die Haare aber nicht nass“ kann ich für ganze zwei Minuten durchziehen, dann verschluckt das Meer mein Haargummi und mich schmeißt es wild durch die Wellen. Es ist ein Riesenspaß aber irgendwie auch unheimlich, wie stark das Meer ist. Ein paar Tage später werden 18 Menschen mit dem Helikopter aus dem Meer gerettet, es ist also tatsächlich so wild, wie es mir vorkam.
Das französische Baskenland ist so nah am spanischen und doch ganz anders: Keine grünen Hügel aber auch mit einer ähnlich eigenen Sprache. Pintchos (Tapas) gibt es noch, aber eher der teure Abklatsch. Ich komme mittlerweile ganz gut mit schmuddeligen Wohnungen und anstrengenden Menschen zurecht, aber die Freude auf die eigenen vier Wände und ein sauberes Bett wächst dadurch auch! 😅