Veröffentlicht: 18.06.2019
Dienstag, 18. Juni :
Auf vielen kaum befahrenen Wegen und Straßen erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein und 25 Grad den Ort Töremaa. Nach 40 km genießen wir einen Kaffee in der Sonne. Es ist der perfekte Radtag bei bestem Wetter, immer wieder nahe der Ostseeküste und meistens guten Straßen. Kurz vor Pärnu, der Sommerhauptstadt der Esten, führt die Piste am Strand entlang, ist sandig und beschwerlich. Pärnu macht bei dem Wetter schon einen südlichen Eindruck trotz der alten Holzhäuser. Nahe der Küste fahren wir Richtung Süden, wo wir nach 110 km Tageskilometern wieder gut untergebracht sind. Heute treffen wir erstmals auf die E 56, die Baltische Hauptverkehrsachse mit entsprechendem Verkehrsaufkommen. Der alternative Radweg ist nicht einfach zu finden und so gibt es immer wieder Überraschungen über Waldwege und bei kleinen Umwegen. Das wird uns wohl die nächsten beiden Tage auf dem Weg nach Riga begleiten.
Mittwoch, 19. Juni:
Wir fahren auf einer kaum befahrenen Straße bis Häädemeste. Dort kaufen wir ein und legen danach zügig die 30 km bis zur lettischen Grenze bei Ainazi zurück. Bis zum nächsten größeren Ort ist es nicht mehr weit. Der offizielle Radweg führt weiterhin an der Küste entlang, erweist sich aber bald als sandig und mit dem Rad nicht befahrbar. Dies führt zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Dominique und mir, da wir die Gegebenheiten und den Umgang damit unterschiedlich bewerten. Sandpiste wandern kann meiner Meinung nach nicht Inhalt einer Radroute sein! Wir machen Mittagspause an einem einsamen Sandstrand, doch das seichte Wasser lädt nicht zum Baden ein. Wir kämpfen uns schiebend weiter zur Hauptstraße, wo wir entscheiden, auf weitere Umwege zu verzichten. Ab nun kämpfen wir statt mit sandigen Wegen mit den vorbeibrausenden Lastwagen auf der Via Baltica. Nachdem wir uns daran gewöhnt haben, kommen wir zügig voran. Irgendwann biegen wir Richtung Meer ab, wo wir eine schöne Unterkunft finden und im Restaurant mit Meerblick leckeren Fisch essen und die Auseinandersetzung des Tages angemessen verarbeiten. Wir sind unterschiedlicher Meinung, was eine normal befahrbare Radroute ist und was man vor allem den RadfahrerInnen zumuten kann. Doch der schöne Ort und unsere Diskussionen relativieren die Herausforderungen des Tages !
Donnerstag, 20. Juni:
Mit Riga haben wir ein weiteres großes Ziel für uns erreicht. Nachdem wir gestern trotz des sandigen Abschnitts gut vorangekommen waren und 120 km geschafft hatten, waren es bis Riga nur noch rund 70 km. Nach einem Bad in der kühlen Ostsee und dem anschließenden Frühstück ließen wir uns heute vom Navi leiten, der asphaltierte Straßen ausgewählt hatte. An der Strecke gab es nicht viel zu sehen, auch die Fahrt bis ins Zentrum war eher mühsam denn interessant. Die Außenbezirke von Riga sind alles andere als attraktiv. Insgesamt scheint Lettland nicht so gut entwickelt wie Estland.
Die Altstadt von Riga ist allerdings wunderschön hergerichtet mit zahlreichen Prachtbauten wie dem Schloss, dem Dom oder dem Schwarzhäupterhaus. Auffällig war gleich der hohe Anteil an Russen, die hier in Riga trotz zahlreicher Rückkehrer nach der Unabhängigkeit immer noch die Mehrheit der Bevölkerung stellen.