Veröffentlicht: 22.10.2019
Nach den zwei Tagen Fraser Island stand am nächsten Tag gleich Lady Elliot Island auf dem Programm. Das war ja so nicht geplant, doch durch den wetterbedingten Ausfall der Tour zum Great Barrier Reef von Agnes Water aus, die einzige Möglichkeit, das Great Barrier Reef doch noch zu sehen.
Ich hatte die Tour ja vier Tage zuvor erst gebucht und war gespannt, ob alles klappt. Da die Insel ca. 80 Kilometer von Hervey Bay entfernt liegt, kommt man nur mit einem Flugzeug dort hin. Mitzubringen war laut Tourenbeschreibung nur Sonnebrille, Sonnencreme, Kopfbedeckung, Kamera, Badesachen und ein wenig Geld, falls man vor Ort etwas kaufen möchte. Mit einem kleinen Rucksack machte ich mich also auf den Weg zum Flughafen, der laut Navi nur 9 Minuten von meiner Unterkunft entfernt lag. Check-In war für 07:40 Uhr angegeben.
Das Verkehrsaufkommen glich an dem Morgen dem des Lübecker Flughafens ...
Im Flugzeug gab es ca. 15 Sitze, aber 3 oder 4 blieben sogar unbesetzt. Ich bin ja das erste Mal in so eine kleine Maschine eingestiegen. Aber das ist wirklich nichts für Leute mit Platzangst. Es gab zwei etwas korpulentere Passagiere, die hatten wirklich Mühe, auf ihre Plätze zu kommen. Und jeder über 160 cm musste gebückt zu seinem Platz gehen.
Aber irgendwann saßen dann alle, waren angeschnallt und pünktlich um 08:10 Uhr startete die Maschine.
Gleich zu Anfnag sah man Hervey Bay und die einen Kilometer lange Seebrücke, die längste Australiens. Von der Spitze aus kann man in der Saison Wale und Delphine beobachten.
Es war zwar sehr viel Wind angesagt, aber ich fand den Flug ausgesprochen ruhig und angenehm. Das Wetter spielte jedenfalls mal wieder mit.
Nach 35 Minuten kam dann Lady Elliot Island in Sicht. Der Pilot flog vor der Landung noch eine Links- und eine Rechtskurve, damit auch alle mal die Insel komplett sehen und fotografieren konnten und dann landeten wir auch schon.
Die Landung war sanft, das Ausrollen etwas wie beim Rodeo, denn man landet auf einer "Korallenwiese" ...
Ab jetzt bitte nicht wundern, auf vielen Bildern werden schwarze Punkte zu sehen sein. Das ist kein Dreck auf der Kamera, dass sind Vögel, die hier zu Tausenden gerade Nester bauen und anfangen zu brüten. Irgendein Vogel war immer vor der Linse, wenn man abdrückte ...
Direkt an der Landepiste war gleich der erse Baum schwarz vor Vögel.
Nach der Landung bekamen wir eine 15-minütige Einweisung, was wir auf der Insel alles dürfen und nicht dürfen, wo sich alles befindet und was an geführten Unternehmungen angeboten wird, an denen wir teilnehmen konnten oder auch auch nicht. Handtücher, ein Schliessfach für die Sachen, Schnorchelequipment, Riffschuhe und ein Mittagessen waren inklusive.
Lady Elliot Island ist die südlichste Koralleninsel des Great Barrier Reefs. Bei der Namensgebung hat unser lieber Freund James Cook mal nicht die Finger mit im Spiel, sie wurde nach dem Schiff des Endeckers benannt. Lady Elliot Island ist 43 Hektar groß und erst vor 3.000 Jahren entstanden, als das Korallenriff plötzlich mächtig empor wuchs und ein Teil dauerhaft über dem Meerespiegel blieb. Das zog Generationen von Vögeln an und Mitte des 19. Jahrhundert auch Menschen, die an den Hinterlassenschaften der Vögel, Guano, interessiert waren, das damals als wertvolles Düngemittel galt.
Heute ist auf der Insel ein Resort. Es besteht aus einer Rezeption, einem kleinen Souvenirladen, einer Tauchschule, einem Restaurant und vielen kleinen Bungalows. Es dürfen immer nur 150 Gäste auf der Insel übernachten, dazu kommen noch einmal ca. zwei Dutzend Tagesgäste.
Und ein Tagesgast war nun heute ich. Nach der Einweisung stand meine Tagesplanung fest. Erst ein bisschen herumlaufen, die Insel entdecken, dann eine Fahrt mit dem Glasbodenboot und anschließendem Schnorcheln vom Boot aus, schnorcheln in der Lagune und dazwischen viel sehen, entdecken, beobachten ...
Als erstes habe ich also die Insel umrundet, das schafft man in ca. 50 Minuten, wenn man sich Zeit lässt ...
Jede Seite sieht anders aus. Die Lagune kann man bei Ebbe "durchwandern" und sich das Riff "zu Fuss" anschauen, da dass Wasser dann gerade mal kniehoch steht. Das war zu unserer Zeit nicht möglich, weil sich die Lagune gerade mit Wasser füllte und dann aber gegen Mittag perfekt zum Schnorcheln sein würde.
Der Sand an diesem Abschnitt ist nicht sehr fein, aber auch nicht sehr grob. Man konnte noch barfuss laufen. Das änderte sich ein paar Meter weiter schlagartig. Die abgestorbenen Korallen und Muscheln lagen dort wie Schüttgut herum. Ohne Bade- oder Schwimmschuhe hätte ich dort nicht langgehen wollen ...
Dann kam der Abschnitt Lighthouse, also Leuchtturm. Hier starten die Glasbodenboote und ist ein weiteres Schnorchelgebiet. Der Strand ist wieder feiner. Der Leuchtturm auch noch in Betrieb.
Danach wurde es wieder grob am Strand.
Und dann war man auch schon wieder an der Lagune.
Die Insel an sich ist jetzt nicht super spektakulär, aber es geht ja auch mehr um die Unterwasserwelt drumherum. Und da ich keine Unterwasserkamera mit auf die Reise genommen habe, kann ich nur meine Eindrücke beschreiben. Bisher habe ich die Kamera auch noch nicht vermisst, das ändert sich am Ende des Tages leider noch ein wenig ...
Zuerst ging es auf das Glasbodenboot. Das war leider sehr unspektakulär. Es ist doch ein Unterschied, ob man selbst schnorchelt oder durch eine Glasscheibe nach unten schaut. Und auch von den in Aussicht gestellten Mantarochen war weit und breit nichts zu sehen. Das war schade, aber natürlich nicht zu ändern. Wenn man Tiere garantiert sehen will, muss man in den Zoo oder ins Aquarium gehen. Und ich habe ja auf dieser Reise schon so einige Tiere gesehen, dass ich es verschmerzen kann, keinen Mantarochen gesehen zu haben.
Das anschließende Schnorcheln vom Boot aus ins ca. 6-8 Meter tiefe Wasser war hingegen wirklich ein Erlebnis. Solche Vielfalt an Korallen habe ich bisher noch nicht gesehen. Es waren jetzt gar nicht mal die Farben oder so, sondern die schiere Größe und Wucht, die einen überwältigt hat. Ich hätte fast geschrieben, ich habe mir das staunend und mit offenem Mund angeschaut, doch das wäre beim Schnorcheln unvorteilhaft ... Es war aber wirklich beeindruckend.
Danach bin ich noch mal über die Insel gewandert und habe mir mal "den Lärm" von Dichtem angeschaut ... Es gibt keinen Baum, keinen Strauch, in dem nicht gerade Vögel nisten. Die (wahrscheinlich) Männchen fliegen einem haarscharf mit Baumaterial im Schnabel am Kopf vorbei und der Lärm ist wirklich unglaublich. Hier mal ein paar Beispiele.
Nach dem Mittagessen und ein wenig relaxen am Strand, war die Lagune durch die Flut sehr gut gefüllt. Damit war der Wasserstand so hoch, dass man schnorcheln konnte, ohne Gefahr, die Korallen zu berühren. Ich schaute mir die Unterwasserwelt ein wenig an, sah viele bunte und große Fische und erblickte dann mein Highlight des Tages. Vor mir graste plötzlich eine riesige Schildkröte ... Sie war gut einen Meter lang und mampfte das Gras so vor sich hin. Sie ließ sich von mir absolut nicht stören, obwohl ich ihr höchstens aus 2-3 Metern Entfernung zuschaute. Witzig war, dass sie mit einem Fisch zu kämpfen hatte. Keine Ahnung, ob das ein Putzerfisch war, der irgendwelche Parasiten von der Schildkröte abhapsen wollte oder ob der Fisch irgendetwas verteidigt hat. Jedenfalls griff der Fisch immer die Augenpartie der Schildkröte an, die immer wieder beim Grasen gestört wurde und versuchte, sich den Fisch vom Leib zu halten ... Ich habe mir das Schauspiel bestimmt 10 Minuten oder länger angeschaut und hätte in dem Moment gerne eine Kamera dabei gehabt. Aber daran erinnern werde ich mich wahrscheinlich noch lange ...
Dann war es auch langsam Zeit aus dem Wasser zu kommen. Ich entdeckte noch, dass mein einer Schuh doch ein wenig gelitten hatte. Ich habe es gar nicht gemerkt. Ohne Schuhe hätte das bestimmt blutig geendet ...
Leider war es dann auch schon wieder an der Zeit sich umzuziehen und Richtung Landewiese zu schlendern. Pünktlich um 16:10 Uhr startete das Flugzeug wieder Richtung Hervey Bay.
Dann war der Tag auch schon vorbei. Ich muss sagen, es hat sich wirklich gelohnt, das Great Barrier Reef doch noch live zu erleben. Gut, dass sich die Möglichkiet noch einmal geboten hat.
Durch die Planänderung und den eingeschobenen Tag auf Lady Elliot Island, hatte ich nun noch eine 260 Kilometer Autofahrt nach Noosa vor mir. Aber ich fühlte mich gut, die Zeit verging schnell. Ich musste nur eine Stunde im Dunkeln fahren und habe immer nur gehofft, dass sich kein Känguru gerade die Füsschen auf dem Asphalt aufwärmt. Aber es ging alles gut, das Apartment ist größer als manche Wohnung und ich habe hier drei Übernachtungen an der Sunhine Coast, bevor es dann schon nach Brisbane geht.