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#ersteArbeitswoche

Veröffentlicht: 02.11.2017

Dienstag war unser erster Tag im Senya Health Center. Wir bekamen eine kurze Führung durch die Clinic, wie der Gebäudekomplex von den Bewohnern Senya Berakus genannt wird. Das Health Center ist am ehesten mit einer Ambulanz vergleichbar und verfügt über folgende Abteilungen:

OPD (Out Patients Department)

RCH (Reproductive and Child Health)

Maternity + ANC (Antenatal Clinic) + PNC (Postnatal Clinic)

Lab (Laboratory)

Pharmacy

Am ersten Tag halfen wir im RCH beim wöchentlichen Wiegen von Babys und Kindern (0-5 Jahre) und unterstützten die Kinderkrankenschwestern bei der Immunization. Jedes Kind besitzt ein Child Health Record, in dem die Entwicklung und die Impfungen des Kindes dokumentiert werden. Es sind darin auch Untersuchungs- bzw. Impftermine vermerkt sowie bildliche Darstellungen bezüglich Ernährung und Hygiene aufgeführt.

Die Schwestern müssen sehr ausführlich dokumentieren und führen sogar Statistiken zur Immunization. Wir fühlten uns sehr wohl im RCH, merkten aber sofort, dass sich die Umstände und die Arbeitsweise sehr von dem unterscheiden, was wir gewohnt sind.

Tag zwei. Hochmotiviert standen wir um 8 Uhr auf der Matte und wollten kräftig mit anpacken. Leider gab es rein gar nichts zu tun und wir suchten vergebens nach Arbeit. Das Personal beschäftigte sich teilweise mit Youtube-Videos und Schlafen. Nach diesem Tag waren wir kurz davor, alles zu beenden und uns in Accra Arbeit zu suchen. Wir beschlossen jedoch, dem ganzen eine zweite Chance zu geben.

Ab dem nächsten Tag waren wir in zwei unterschiedlichen Abteilungen.

Emma @Lab: Wir arbeiten dort zu dritt. Einer der Kollegen dokumentiert Seriennummer und Laborergebnisse der PatientInnen, während MTA Charles das Labor leitet und auch mein Ansprechpartner ist. Zu meinen Aufgaben zählen Blutentnahmen, Blutzucker messen, RDT´s (Rapid Diagnostic Test for malaria), Widal-Tests (salmonella typhy), Bestimmung der Blutgruppe, Urinstixe und HB-Kontrollen. Ich rufe die draußen wartenden Patienten herein, gewinne Untersuchungsmaterial, mache zusammen mit Charles die Tests und er schreibt die Ergebnisse auf einen Zettel, mit dem die Patienten dann wieder in eine andere Abteilung gehen. Die Ausstattung des Labors ist sehr dürftig, so haben wir beispielsweise kein voll funktionstüchtiges Mikroskop und können damit kein Blut, sondern nur Urinproben analysieren. Für Blutbilder und weitere Tests müssen die Patienten in ein anderes Labor, dass sich ein paar Häuser weiter befindet.

Manchmal gehen wir auch zu den Wards, um dort Blutentnahmen durchzuführen. Die Wards sind zwei Räume (einer für Frauen, einer für Männer) mit je vier bis sechs Betten, wo sich lediglich sehr geschwächte Patienten aufhalten und Untersuchungen oder Infusionstherapien erhalten. Sie werden von der OPD betreut. Die Arbeit ist bis jetzt recht entspannt, die Ressourcen knapp, die Kollegen nett und ich beschäftige mich nebenher mit Aufzeichnungen in meinem Notizbuch und Putzen.

Cosi @Maternity + ANC + PNC: Wie die Begrifflichkeiten bereits erklären, werden hier die Babys geboren und die prä- und postnatale Versorgung der Mütter und der Babys durchgeführt. Hier wird inklusive mir zu dritt gearbeitet. Der erste Arbeitsschritt besteht natürlich darin, einen Schwangerschaftstest durchzuführen. Ist dieser positiv, erhalten die Patientinnen einen Mutterpass. Vorerkrankungen, vorhergehende Schwangerschaften, Vitalzeichen, Schwangerschaftswoche und vieles mehr werden in diesem erfasst. Er dient sowohl der Dokumentation der durchgeführten Untersuchungen, als auch zur Aufklärung über Risiken in der Schwangerschaft. Dies passiert bei mir meist mit Händen und Füßen, da so gut wie alle Patientinnen kein Englisch sprechen. Aber die Hebammen sind immer als Unterstützung da. Zusätzlich wird ein HIV-Schnelltest und eine Malariaprophylaxe (wozu auch das Aushändigen eines Moskitonetzes zählt) durchgeführt. Auch Geburten finden hier statt, was ich bis jetzt noch nicht mit erleben durfte. Hiervor ist mir ein wenig Bange, da die Abteilung sowohl vom hygienischen, als auch vom Material her (Instrumente, Blutkonserven, ...) sehr unterversorgt ist. Es finden 3-4 Geburten in der Woche im Health Center statt. Die Mütter bleiben je nach Zeitpunkt der Geburt über Nacht oder werden direkt wieder entlassen und kommen am nächsten Tag zur Nachsorge (Nabelpflege) des Babys. Ein Arzt erscheint hier nur sehr selten, einmal in der Woche zum Ultraschall oder bei Bedarf. Das Alter der Mütter geht von 17-38 Jahre und die Anzahl der Geburten von 1-7 Babys pro Patientin. Am Tag kommen circa zwischen 20-40 Patientinnen, was tatsächlich einiges an Arbeit bedeutet und mit den dortigen Umständen nicht immer einfach ist. Das Team dort ist bis jetzt super nett. Bis auf die leitende Hebamme, welche von den Kolleginnen und Patientinnen gerne als Hexe bezeichnet wird und vor der alle großen Respekt haben. Mir macht die Arbeit dort viel Spaß und ich erweitere nicht nur meine Fachkompetenz (Herztöne des Babys ohne CTG messen, Schwangerschaftswoche ermitteln) sondern auch meine Methoden- (sparsames Arbeiten: z.B. Einmalhandschuhe waschen), Personal- (mit den dortigen Umständen zurecht kommen) und Sozialkompetenz (mit Händen und Füßen zu kommunizieren). Ich bin gespannt, wie es weiter geht und freue mich bei der ersten Geburt dabei zu sein. Die Hebammen haben sogar extra meine Handynummer aufgeschrieben, dass sie mich bei Tag und Nacht anrufen können, wenn eine Geburt stattfinden sollte.

Soviel zur ersten Arbeitswoche, weitere Eindrücke werden folgen.

Miadogo,

Cosi und Emma

Antworten (1)

Amelie
Hey ihr Lieben, liebe Grüße aus Heidelberg nach Ääääfrica! Eure Eindrücke und Erlebnisse faszinieren mich total Mädels! Ein großes Abenteuer und eine ganz andere Welt. Ich drück euch ganz fest und bin gespannt, was ihr dort noch so alles erlebt. Ich sag nicht Miadogo, ich sag Servus und bis ganz bald! P.S. Könnt ihr mir bitte den Babyhund zuschicken...

#senya#healthcenter#maternity#laboratory

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