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Passanauri

Veröffentlicht: 26.06.2019

Ich hatte am Vorabend etwas Zeit um darüber nachzudenken, wohin ich wandern möchte. Nach eingehendem Studium des Kartenmaterials, habe ich mich für Kazbegi entschieden. Da es in der Nacht auf Freitag, den 21.06.2019, geregnet hatte, bleibt bis zum Start noch etwas Zeit. So organisiere ich mir nach dem Frühstück erst noch ein Käffchen in Mzcheta und lese ein wenig. Am Mittag kann ich dann unsere trockenen Sachen packen und mich mit Rango auf den Weg nach Norden machen. Wir gehen gut 3 km entlang des Aragvi-Flusses bis in den oberen Ortsteil von Mzcheta, von wo aus wir auf der Landstraße weiterlaufen müssen. Am frühen Nachmittag gönnen wir uns dann ein erstes Päuschen. Für mich gibt es ein Heißgetränk und Rango lässt sich von den Tischnachbarn Khinkali, Brot und Käse reichen. Nach fast 90 Min. Erholung geht es noch eine halbe Stunde die Landstraße entlang, dann können wir für ein paar Kilometer auf kleinere Wege ausweichen. Wir passieren zwei kleinere Siedlungen und ein paar Gärten in direkter Nähe zum Aragvi. In Misaktsiyeli organisiere ich Nahrung für die nächsten Mahlzeiten. Anschließend gehen wir noch ein Stück, bevor wir unser Nachtlager nach knapp 18 gelaufenen Kilometern am Flussufer einrichten. Ob des kalten Wassers fällt das Bad recht kurz aus. Nachdem mich die letzten Sonnenstrahlen wieder aufgewärmt haben, ziehen wir uns unter die Plane zurück.

Am Samstagvormittag können wir gegen halb elf von unserem Zeltplatz nahe Naoza aufbrechen. Östlich des Aragvi wandern wir entlang kleiner Wege weiter nach Norden. In Bulachauri findet sich nach gut 2 h und 9 km ein kleiner Market. Ich stelle Rango an der schattigen Hauswand ab, versorge ihn mit Wasser und mich mit Kaffee und Gebäck. Ich darf das Wifi nutzen und lasse Daheim mal wieder was von mir hören. Nach einer guten Stunde Pausierens, gehen wir weiter. Es ist sehr warm und so nutzen wir die ein oder andere Gelegenheit an schattigen Plätzchen unseren Durst zu stillen. Am späten Nachmittag erreichen wir Zhinvali. An einem Supermarkt gönne ich mir ein Eis und noch ein Käffchen. Nachdem unsere Nahrungs- und Trinkwasserreserven aufgefüllt sind, geht es zurück ans Ufer des Aragvi, letzte Vorbereitungen für die Nacht treffen. Im Gebirgswasser kühle ich mich ab und die Abendsonne wärmt mich wieder auf. Wir haben gut 20 km abgerissen. Das tägliche Training fällt etwas kürzer aus und nach dem Abendbrot geht es zeitnah ins Nest.

Sonntagmorgen, 23. Juni 2019, stehe ich gegen acht auf. Nach einem Frühstück und einer Rasur, packe ich unseren Krempel zusammen. Gegen halb elf sind wir startklar und steigen wieder zur Alten Heerstraße auf. Leider bieten sich für die nächsten Kilometer keine alternativen Strecken an. An der Landstraße angekommen, versuche ich kurz eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren und habe fast Glück. Ein älterer Georgier hält an. Als klar wird, dass der Hund mit soll, entschuldigt er sich und fährt weiter. Die vielen Haare... Ich beschließe trotz hoher Temperaturen weiterzulaufen. Der Dicke bekommt ein weißes Hemd von mir angezogen und heizt sich dadurch nicht ganz so schnell auf. Nach gut 6 km gönne ich uns eine erste Pause an einem Café mit Wifi und Trinkwasserquelle. Danach geht es weiter bis nach Ananuri. Hier stelle ich den Dicken an der schattigen Klostermauer ab und besichtige die Anlage. Die Kirche ist am nördlichen Ende des Zhinvali-Stausees herrlich gelegen. Dann geht es weiter die Landstraße entlang, ich fülle unsere Futtervorräte in einem Market auf und suche mir nach etwa 17 km bei Tsivtskaro einen Zeltplatz am Aragvi-Ufer.

Nachdem am Montagvormittag das Frühstück eingenommen, der Dicke durchgebürstet und unser Krempel gepackt ist, geht es weiter der Alten Heerstraße entlang in Richtung Norden. Unterwegs kaufe ich mir doch noch eine georgische SIM, die bisher genutzten Wifi taugten eher nicht zum Bilder hochladen. Netz habe ich deswegen über den Tag trotzdem nicht, irgendwo hängt es noch. Das mir der Anbieter Beeline, SMS in georgischer Sprache schickt, hilf auch nicht unbedingt weiter. Gegen Abend erreichen wir Passanauri. Der Ort liegt am Zusammenfluss von Weißem und Schwarzem Aragvi, etwa auf halber Strecke zwischen Mzcheta und Kazbegi. Ich kaufe ein paar Lebensmittel und suche uns anschließend einen Platz für die Nacht. Nahe des örtlichen Volleyballfeldes werde ich am Flussufer fündig und stelle Rucksack und Rango ab. Dann gehe ich ein Stück zurück in den Ort und suche Trinkwasser. Ich lande am Haus von Nino. Er füllt meine 5 L Flasche auf und nutzt die Gelegenheit mich zur Übernachtung in sein Haus einzuladen. Bevor ich Rango und Rucksack hole, helfe ich dem Mann noch etwas beim Gras hauen in seinem Garten direkt am Flussufer. Dann geht es in sein Haus, ich kann duschen und werde zum Essen eingeladen. Meine kurz zuvor gekauften Lebensmittel bekomme ich wiedermal nicht an den Mann. Nino ist gelernter Mediziner, hat sich aber, wegen der großen Verantwortung als Arzt, entschieden Bauer zu werden. So versorgt er ein paar Kühe, stellt seine eigenen Milchprodukte her und bewirtschaftet einige Gärten. Sein ältester Sohn kann im Laufe des Abends mein Netzproblem lösen und wir unterhalten uns etwas. Neben ihm spricht auch Ninos Frau ganz gut Englisch. Sie ist Lehrerin an der Schule im Ort, unterrichtet Englisch und nutzt die Gelegenheit für etwas Praxis. Mit Nino kann ich mich mehr schlecht als Recht auf Russisch austauschen. Er spricht es fließend (seit seiner Zeit in der Sowjetarmee) und ich eher so chuchu (so lala). Da hilft auch die regelmäßige Nutzung der Duolingo-App noch nicht so recht weiter. Kurz nach elf geht es dann ins Nest. Ich beziehe ein Zimmer im oberen Stockwerk des Hauses, Rango schläft unter dem Balkon im Trockenen.

Am Dienstag (25.06.2019) bin ich gegen halb acht das erste Mal unterwegs, aber außer mir scheint der Rest im Haus noch zu schlafen. So ziehe ich mich wieder in mein Zimmer zurück und lese etwas. Gegen halb neun ist es dann aber Zeit aufzustehen. Nino bedeutet mir, auf der Terrasse Platz zu nehmen, er organisiert Frühstück. Während des gemeinsamen Essens wird mir angeboten mit Nino und seinem ältesten Sohn in die Berge zu gehen und Holzstöcke zu ernten. Die werden zum Anbau von Bohnen benötigt. Ich willige ein, zumal Rango ausschaut, als ob er über etwas Pause ganz froh wäre. So geht es kurz nach dem Frühstück mit zwei kleinen Hackebeilen einen Berg hinauf. Nahe einer herrlich blühenden Wiese holt Nino 70 junge Buchen aus dem Waldrand, die wir anschließend von ihren Ästen befreien und zu 3 Bündeln verpacken. Rückzu wählt der Mann einen eher direkten Weg den Berg hinunter. Wir lassen uns und die Holzbündel den steilen Hang hinabrutschen und nutzen die Hölzer gleich mit zum bremsen. Funktioniert ganz gut. Unten angekommen, bin ich über den direkten Weg ganz froh. Auf den letzten Metern zu Ninos Garten, wiegt das Holz auf der Schulter sehr schwer. Nach getaner Arbeit gibt es Mittag und ich werde zu einer weiteren Übernachtung eingeladen. So verbringe ich den Dienstagnachmittag mit Nino und seinen beiden jüngeren Söhnen am Fluss mit Baden und Rafting in einem LKW-Schlauch. Beides aufgrund der Strömung ein großer Gaudi. Am Abend geht es dann noch eine Runde Fußball spielen in den Ort, wobei die einbrechende Dunkelheit dem Spaß ein frühes Ende bereitet.

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