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Weitere 1438km, 33 Std., 1 Abteil, ca. 50 Personen, 1 ekelerregende Toilette, 30 Grad

Veröffentlicht: 14.06.2019

Der 2. Abschnitt auf der Transsib-Strecke


Als ich am Donnerstagmorgen gegen 5:35 Uhr am Gleis in Novosibirsk und bereit zum Einsteigen bin, freue ich mich. Alles lief super. Der Taxifahrer war sehr nett und hat mir die Fahrt nicht berechnet und ich habe es noch rechtzeitig geschafft. Ja, es war knapp...!

Ich steige gut gelaunt ein, doch dann treffe ich wohl auf die wahre Realität der 3. Zugklasse. Schnarchende, halbnackte Männer soweit das Auge reicht. Es stinkt unerträglich und ich frage mich ob es auch eine 4. Klasse gibt. Wenn ja, bin ich offensichtlich dort gelandet.

Ich beziehe mein Bett oben rechts und der Mann von unten links wird wach. Er will mir helfen und scheint nett zu sein, aber er stinkt auch.

Ich fühle mich ekelig und gehe Hände waschen. Ein Bild der Toilette erspare ich euch an dieser Stelle. EKELHAFT!

Als ich zurück an meinen Platz komme, realisiere ich, dass ich mein Brot, den Käse, die Tupperdose und meinen Löffel im Hostel vergessen habe. Katastrophe!!

Ich beruhige mich und beschließe mich nicht mehr zu ärgern. Es ist 6 Uhr morgens. Noch 33 Std. Also, alle Wertsachen unter das Kissen, Minzöl unter die Nase (für einen besseren Geruch), Ohrenstöpsel rein, Schlafmaske auf, Augen zu und durch!

Es ist heiss, ich schwitze vom Nichtstun!

Beim naechsten halbstündigen Stopp in Krasnojarsk kaufe ich Brot und Käse. Ich esse und lese. Der Mann vom Bett unten links schaut mir oberkörperfrei beim Vespern zu. Er beginnt mir zu erklären, dass er deutsch spricht, aber nur „klein“. „Guten Morgen“ etc. Wir fahren über mehrere große Brücken und er nennt mir die Namen der Flüsse in vielen großen Staedten Russlands. Er ist wirklich nett!

Mittlerweile sind auch Frauen und Kinder zugestiegen und ein Paar mit großen Rucksäcken. Etwa Touristen?  😉

U.a. steigt auch ein Opa zu. Das badische Wort „olwer“ beschreibt ihn zu 100%! Er schläft im Bett unter mir.

Ich mache mir einen Chai. Der zugestiegene Opa bietet mir seinen Honig an, um den Tee zu süßen. Mein Löffel liegt in Novosibirsk... Noch bevor ich mich darüber ärgern kann, nimmt der Honig-Opa seinen Löffel aus einer kalten, nicht fertig gegessenen, russischen 5-Minuten Terrine, schleckt ihn beherzt sauber und gibt 3 volle Löffel in meinen Tee. Genau mein Ding.... Beim Trinken versuche ich nicht daranzudenken, er meint es ja nur gut. 😉

Gegen 21:30 Uhr lege ich mich hoch. Ich will schlafen, aber der Zeitunterschied macht mir zu schaffen. Noch sind es 5 Std. und in der Nacht kommt eine weitere dazu. Ich schlafe gegen 1 Uhr ein und wache um 9:30 Uhr auf. Zähne putzen, Katzenwäsche und Frühstück sind angesagt. Der Honig im Tee bleibt mir auch heute Morgen nicht erspart. 😉

Noch 2 Std. Fahrt bis Irkutsk. Am Ende ist alles halb so wild gewesen. Im Gegenteil es war sogar nett mit den Opas und ihren dicken Bäuchen und den 18-jährigen Uzbeken, die versucht haben meine Notizen zu lesen. Als ich sie fragte, ob sie lateinische Schrift überhaupt lesen können, sagten sie nein. 😂

Antworten (1)

Kaiser
Na alla, dann wars ja gar net so schlimm☺️ Wie gefällt dir eigentlich das buch? Kuss!