Veröffentlicht: 02.05.2018
Peru hat unsere Art des Reisens verändert. Es gibt zu wenig Infrastruktur, um ständig den Übernachtungsplatz zu wechseln. Wenn es dann einmal einen Platz gibt, der zumindest sicher ist und über sanitäre Anlagen verfügt, bleiben wir jetzt ein paar Tage und schauen uns die Gegend per Bus, Collectivo oder Taxi an. Diese Stellplätze sind selten schön und meistens überteuert, für das was sie bieten, aber im Dubs ist es doch überall gemütlich.
Wir haben uns das Valle Sagrado de los Inkas, das Heilige Tal der Inkas, als nächste Station ausgesucht, um uns in diesem Hochtal auf 2.500m zu akklimatisieren, uns die Dörfer im Tal anzusehen, vielleicht auch schon mal die eine oder andere Inkastätte zu entdecken und natürlich von hier aus die Inkastadt Machu Picchu zu besuchen. Das heilige Tal war und ist durch seine Lage, sein Klima und den fruchtbaren Schwemmboden ein wichtiges Anbaugebiet, auch für die wertvollen „Inkagetreide" Quinoa und Chia.
Die wenigen Hinweise auf mögliche Übernachtungsplätze erledigen sich hier aber leider schnell und wir müssen umdenken. Dann eben ein Hotel in Urubamba oder Ollantaytambo. Aber aufgrund der engen Gassen und steilen Straßen finden wir nichts, wo wir mit dem Dubs auch nur in die Nähe kämen. Unsere Versuche enden in gewagten Fahrten durch engste Gassen bis wir entnervt den Plan aufgeben, innerhalb einer Stadt preiswert zu übernachten. Dann also etwas teureres zwischen den beiden Städten. Unser erster Versuch führt in ein kleines Ressort, sehr nett, der Dubs kann sicher parken, der Empfang ist sehr freundlich, der Preis von 450 US-Dollar pro Nacht deutet sicher auch darauf hin, dass man es sich hier ein paar Tage sehr gut gehen lassen kann, aber so entnervt und verzweifelt sind wir dann doch noch nicht. Wir fahren weiter und folgen einem Schild Hotel Tierra Viva 800 Meter über eine Schotterpiste durch ein Tor auf den Kiesparkplatz eines schönes Hauses. Hier gibt mehrere schöne Gebäude in einem parkähnlichen Garten, duftende Blumen, an denen sich Kolibris laben, Alpakababys, die über den Rasen tollen, einen traumhafter Blick auf die Berge, eine geschmackvolle, gemütliche Lobby und die zauberhafte Cynthia, die uns ein freies großes Doppelzimmer offeriert.. .. bitte bitte lass es erschwinglich sein!
Das Schicksal meinte es auch diesmal gut mit uns. Wir genießen ein tolles Zimmer, füttern die Alpakababys und entspannen im Garten entspannt. In Ollantaytambo erklimmen wir eine monumentale Festung, von den Inkas strategisch angelegt, um das landwirtschaftlich wichtige Tal zu überblicken, und in Maras bewundern wir die kolonialen Hauseingänge. In Urubamba besuchen wir einen lebhaften Sonntagsmarkt bevor wir in einem winzigen Hinterhofcafe Bioprodukte aus dem Tal probieren. Und dazwischen organisieren wir unseren Trip nach Machu Picchu, unterstützt von dem unglaublich hilfsbereiten, freundlichen und engagierten Personal des Tierra Vivas.
Machu Picchu, die geheimnisumwobene Inkastadt hoch oben in den Anden, wurde erst zu Begin des 20. Jahrhundert entdeckt und gilt heute als die bekannteste Sehenswürdigkeit Perus. Auch wenn uns die Geschichte und die Mythen der Inkas nicht so sehr packen, die Einmaligkeit dieser archäologischen Stätte und ihre grandiose Lage inmitten steil aufragenden Berggipfel in üppiger Vegetation machen Machu Picchu auch für uns zu einem Höhepunkt unserer Reise.
Aber wie kommt man hin? Die ganz Unerschrockenen nehme den Inkatrail und laufen mit Trägern und Köchen 4 bis 5 Tage auf 3.000 bis 3.500 Metern Höhe bis zur Inkastadt. Respekt, aber nichts für uns.
Die Coolen fahren mit dem Collectivo bis zum Wasserwerk, der letzten Station des Zuges, steigen aber auch dort nicht zu, sondern laufen an den Gleisen entlang bis Aquas Calientes, einem ausschließlich aus Hostels, Hotels und Restaurants bestehendem Dorf, in dem die Busse hoch nach Machu Picchu abfahren. Dort übernachten sie, stehen um 4:00 h morgens auf, werfen mitleidige Blicke auf die langen Schlangen, der bereits jetzt an der Busstation Wartenden, und machen sich dann zu Fuß auf den steilen Weg hoch auf den Berg in der Hoffnung, dort möglichst allein den Sonnenaufgang zu erleben. Das machen mittlerweile jedoch alle Backpacker, wir sehen auf dem Weg ganze Horden den Berg rauf und runter keuchen, und so wird es mit dem einsamen Sonnenaufgang dann wohle doch nichts werden.
Uns holt morgens um 8:00 h im Regen ein Taxi ab, wir besteigen in Ollantaytambo unseren Comfortzug – Holzklasse war gestern- kommen gegen 11: 30 h in Aguas Calientes an und steigen ohne Wartezeit in den Bus, der uns in einer halben Stunde nach oben fährt. Geht doch.
Zumindest für diesen Tag ist die Mittagsschicht, Einlass ab 12: 00 h, die bessere Wahl. Das Wetter klart jetzt auf, der Nebel gibt die Sicht auf die Berge frei und wir können trocken die erstaunlich gut erhaltene Stadt besichtigen, über die exakte Ausrichtung der Gebäude nach Himmelsrichtungen und die architektonischen Meisterleistungen der Inkas staunen. Riesige Granitblöcke sind ohne Mörtel so passgenau aufeinandergesetzt, dass sie bis heute jedem Erdbeeben Stand halten. Wie diese riesigen, tonnenschweren Steine auf den Berg befördert wurden, ist bis heute nicht klar, zumal die Inkas kein Rad kannten. Wir klettern bis zum Sonnentor hoch und werden mit einer einmalige Aussicht auf die gesamte Inkastadt belohnt.
Machu Picchu ist alles was man sagt: faszinierend, völlig vom Tourismus überrannt, wunderschön, seiner Seele beraubt, ein historisch und architektonisch einmaliger Fund, ein magischer, spiritueller Ort. Wir können die Kritik vor allem der Indigenen an der rücksichtslosen Vermarktung ihres spirituellen und historischen Erbes gut verstehen und sind trotzdem froh, dass wir hier sein können und dankbar, dass wir diesen unbeschreiblichen Ort mit eigenen Augen sehen durften.