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Mount Ijen - einer der giftigsten Orte der Welt

Veröffentlicht: 04.07.2019

Mit Tami und Julia bin ich also noch am gleichen Tag, an dem wir beim Mt. Bromo waren, nach Banyuwangi gefahren. Abends gegen neun sind wir in unserem Guesthouse angekommen und sind tot ins Bett gefallen. Bzw. Erst nach einer gründlichen Dusche, weil der Staub saß noch überall. 

Sehr viel Staub. Sehr viel. 

Wir hatten die Tour zum Mount Ijen für die übernächste Nacht gebucht (also die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (26./27Juni)) und haben also schön lange ausgeschlafen und alles langsam angehen lassen. Zum Frühstück gab's ne fette Kalorien Bombe - die werden wir schließlich heute Nacht wieder verbrennen:D Danach gings zu einem Wasserfall. 

Der war echt schön, aber wir waren keine 5 Minuten da (und fast alleine), da kamen auf einmal ein Horde Locals. Als hätten Sie uns gerochen. In Indonesien finde ich es ziemlich extrem, wie häufig Einheimsche Fotos und/oder Selfies mit einem machen wollen. Teilweise auch ungefragt, was dann schon sehr unverschämt ist oder sie reagieren auch nicht auf ein "nein". Wir sind dann abgedüst, aber nicht wieder zurück, sondern den Fluss entlang. 2 mal mussten wir den Fluss überqueren und plötzlich stehen wir vor einem secret Wasserfall. 

Ganz alleine. Das Wasser ist so gewaltvoll runter geprescht, dass wir echt klatsch nass wurden, aber geil! 

Den Ijen machen wir aber nicht zu dritt, eine Freundin von Julia ist auch dazugestoßen und abends haben wir noch ein anderes deutsches Mädchen in unserer Unterkunft kennengelernt, die mitkommt. Frauenpower!;) Wir sind abends alle zusammen nochmal gut indonesisch und scharf (!!!) Essen gegangen. Und nach nur 1-2h Schlaf wurden wir um halb eins auch schon abgeholt. Jetzt geht's looooos! 

Julia, Ich, Alex, Luisa, Tami

Am Startpunkt angekommen, haben wir alle Gasmasken bekommen und uns mit unserer Stirnlampe ausgestattet. Wir teilten mit 6 anderen Leuten einen Guide und dann ging der Marsch nach oben los. Es ging eigentlich recht gut, der Weg war stabil gepflastert und vor allem am Anfang ziemlich steil, aber machbar. Immer wieder boten Locals an einen nach oben zu kutschieren. Das war wie eine Schubkarre, in die man sich setzen konnte und dann hat vorne einer gezogen und hinten einer geschoben. Es gab tatsächlich Menschen, die das gemacht haben. Ich finde das echt unmöglich. Wenn man sich schon so einen Vulkan anschaut , dann wird man es auch hinkriegen die paar Meter hoch zu laufen. Machbar! Außerdem waren es nichtmehr die jüngsten, die die Karren da gezogen haben. Vermutlich irgendwelche ehemaligen Schwefelarbeiter. Ca. 1,5 h ging es hoch zum Krater und bei dem letzten Drittel musste man die Gasmasken aufsetzten. 

Dadurch dass man oder ich durchaus schwer atmen musste, fand ich das Gefühl mit der Gasmaske auf meinem Gesicht fürchterlich. Bei jedem Einatmen hat sie sich so fest an mein Gesicht gezogen und ich hab mich völlig eingeengt gefühlt. Keine Ahnung, ich kann das nicht richtig beschreiben. Bei normaler Atmung, kein Problem, aber sobald ich schneller geatmet habe, war das ganz unangenehm und ich hab die Maske leicht angehoben, damit ich wieder "normal" atmen kann. Die Augen haben durch den Schwefel ab und zu auch ganz schön gebrannt, aber ich muss sagen, ich habe mir den Gestank schlimmer vorgestellt (wie bei so heißen Schwefelquellen). 

Eigentlich ist es offiziell verboten - es stehen zumindest Schilder da, die das betonen - in den Krater zu steigen, aber hey wir sind in Indonesien, da nimmt man es mit "Regeln" nicht so eng.

Als wir am Kraterrand angekommen sind, ging es auch direkt schon runter. Es war stock Finster, nur der Schein der Taschenlampe.

200m bis zu dem Schwefelabbau und dem blauen Feuer. Auf dem Weg kamen uns immer wieder Arbeiter entgegen, die zwei Körbe voller Schwefel, die bis zu 100kg schwer sind, auf den Schultern tragen. 

Wenige bis gar keine hatten überhaupt einen Mundschutz. Das hoch Laufen später war schon anstrengend genug, aber mit so einem extra Gewicht will ich mir das gar nicht vorstellen. Unser Guide war auch Schwefelarbeiter und zwar für 15 Jahre. Er musste aufhören, weil er zu heftige Verletzungen auf den Schultern hat. Trotzdem geht er immer mal wieder dorthin und trägt den Schwefel hoch. Das Schlimmste ist auch, dass die Arbeiter absurd wenig Geld verdienen. 

Sie werden pro Kilo bezahlt und 63kg sind zu Beispiel 50.000IDR , dass sind umgerechnet 3€...

Schon von weitem konnten wir das blaue Feuer sehen, aber es dann nochmal genauer von Nahem zu beobachten war total unwirklich. 

Einzigartig. 

Dort unten konnte man auch sehen, wie die Arbeiter den Schwefel mit Eisenstangen abbrechen. Teilweise ist er einfach komplett in einer Schwefelwolke eingetaucht. Nur mit einem in Wasser getunkten Stofffetzen im Mund geschützt. 

Dann sind wir wieder die 200m hoch gelaufen - ohne 100kg auf den Schultern - und den Kraterrand entlang zu einem Platz um den Sonnenaufgang zu sehen. Das war schon nochmal ein gutes Stück und da hab ich richtig gemerkt wie der Schwefel in meinen Augen und in der Nase brennt. Beim warten hat man auch erstmal gemerkt, wie verdammt kalt es eigentlich ist! 

Aber dieser Sonnenaufgang war mal wieder wunderschön! 

Hinter uns der Abgrund. Im Abgrund sollte man eigentlich den blauen Kratersee sehen, aber die Schwefelwolken saßen dort ziemlich fest. 


Doch zum Glück verzogen sie sich nach einiger Zeit und man konnte mehr und mehr den See erkennen.

Die ganze Zeit oben und auf dem Rückweg hatte ich meine Maske nicht so oft an und das hat man gemerkt, vor allem später mit Reizhusten. Es ist halt einfach Gift. Und viele Menschen steigen tagtäglich ohne Schutz dort runter. 

Auf dem Rückweg  konnte jetzt nochmal richtig sehen, wie das alles wirklich aussieht und das hat mich auch nochmal sehr vom Hocker gehauen.

Der "Nebel" sind alles die Schwefeldämpfe.


Leider durften wir nicht nochmal bei Tageslicht runter, weil wir irgendwie schon wieder um 7.30 uhr unten sein mussten. Das war ein bisschen schade, aber gut. 

Über den Wolken...und in der Umgebung viele andere Vulkane.
Die 3km nach unten gingen ganz schön in die Beine und da ich noch nicht verschont vom Mount Bromo war, hatte ich nach diesem Abstieg einen schönen, schmerzhaften Muskelkater:D

ABER! Diese Nacht war mein absolutes Highlight! Ich habe meine Reise 2 Jahre lang hier und da recherchiert und dieser Vulkan ist mir schon sehr früh begegnet. Damals wusste ich direkt, DA MUSS ICH HIN! Und ich bin sooo glücklich es jetzt endlich geschafft zu haben und diesen einzigartigen Ort gesehen zu haben! 
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