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Ironman - Rekorde werden gebrochen, Legenden geschrieben...

Veröffentlicht: 16.10.2019

Hier nun endlich, wie versprochen, der Bericht vom Tag des großen Rennens.

Dieser beginnt für uns sehr früh, um 4.00 Uhr morgens klingelt der Wecker, doch das Aufstehen fällt nur die ersten paar Sekunden schwer, denn wir wissen schließlich, was für ein Erlebnis uns bevorsteht...

Schnell unsere sieben Sachen zusammenpacken, ganz wichtig dabei: ausreichend Trinkwasser, schließlich planen wir den ganzen Tag in Kona zu verbringen und es sind Temperaturen über 30 Grad gemeldet.

Ab ins Auto und entlang der verschlafenen Straßen runter nach Kona, wo wir vor die erste Herausforderung des heutigen Tages gestellt werden: einen Parkplatz finden. Unser Plan, bei einem großen Supermarkt zu parken, geht nicht auf, denn der komplette Parkplatz ist mit Klebebändern abgesperrt und überall stehen Schilder mit der Aufschrift "Ironman Parking verboten" - es wird sogar mit "Abschleppen" gedroht. Begeisterung sieht anders aus - irgendwie sind wir fast schon ein wenig wütend, schließlich lebt die Insel zum Großteil von dem Tourismus während der Ironman Zeit, dann muss doch eigentlich für ausreichend Parkplätze gesorgt sein - auch ein Kritikpunkt vieler weiterer Fans am Streckenrand, wie wir später erfahren.

Irgendwo finden wir dann aber doch einige Parkplätze, die nicht beschildert sind, aber ein gutes Gefühl haben wir nicht so wirklich, als wir unser Auto dort zurücklassen...

Zu Fuß laufen wir die letzten Minuten nach Kona, wo bereits einiges los ist. Klar, denn als wir um 5.00 Uhr dort ankommen ist das Bodymarking der Athleten bereits in vollem Gange, überall wimmelt es nur so von Sportlern. Und schließlich wollen auch alle Zuschauer sowie Fanclubs einen guten Platz ergattern. 

Wir entscheiden uns für einen Platz auf der Mauer direkt parallel zur Startlinie der Schwimmstrecke - wir haben Glück hier noch ein Plätzchen zu ergattern, denn es ist schon sehr voll dort. Ab und zu werden wir "geduscht", denn es herrscht recht starker Wellengang und letztere schlagen mit ordentlich Schwung gegen die Mauer, auf der wir stehen. Irgendwie witzig und wir kommen auch mit den ein oder anderen um uns herum ins Gespräch - die Atmosphäre ist schon mal top. 

So vergeht die Zeit bis zum Startschuss schnell, es wird nach und nach heller, auch wenn die Sonne heute nur hinter Wolken aufgeht! Endlich kann man auch die Aufschrift auf meinem selbst entworfenen Fanshirt lesen: "Heute schlägt mein Herz für Frodeno" - habe ich hier in kreativen Design aufgetragen und hoffe natürlich, dass ich heute Abend stolz damit durch Kona stolzieren kann. :)

So langsam müssen dann aber auch mal die Athleten ins Wasser, wenn sie pünktlich zum Startschuss an der Startlinie sein wollen. Auf diesen Weg begeben sie sich schließlich, um 6:15 Uhr wird das Muschelhorn geblasen und die Profi-Männer schwimmen los zur Startlinie. Diese wird von Paddlern auf ihrem Surfboard gebildet, die einige Minuten zuvor losgepaddelt sind - das sind so die Kleinigkeiten, die man nur vor Ort miterleben kann, die nicht im Fernsehen übertragen werden und das einmalige Spektakel in Kona perfekt machen...

Nach und nach reihen sich die ca. 50 männlichen Athleten hinter der Paddlerreihe auf und wir warten gespannt auf den Startschuss. Auch die Frauen, die nur 5 Minuten später starten, begeben sich auf ein zweites Hornsignal zur Startlinie, warten hinter den Männern auf ihren Startschuss. Währenddessen wird im Hintergrund die Nationalhymne der USA gespielt und auf Hawaiianisch gesungen - Mama und ich bekommen beide Gänsehaut - ein ganz besonderer Moment an diesem besonderen Tag! 

Und dann kommt er, der weltberühmte Kanonenschuss, mit der gleichen Kanone, die schon seit 40 Jahren das Startsignal für den Ironman gibt. Ganz schön laut dieses Teil, wir zucken zusammen, obwohl wir so gespannt auf den Startschuss gewartet hatten - "let the race begin"! 

https://vimeo.com/367423087 

Kurz darauf das zweite Startsignal für die Frauenprofis, zwar nicht durch einen erneuten Kanonenschuss, (eigentlich hätten die Damen auch einen solchen verdient) aber trotzdem nicht zu überhören.

Jetzt sind also die Topathleten-&athletinnen im Wasser, wir schauen ihnen hinterher und sind gespannt, wer als erstes wieder Land unter den Füßen haben wird. Als nächstes schwimmen alle männlichen "age groupers" zwischen 18 und 39 Jahren hinaus, deren Start verfolgen wir dann aber nicht mehr von der Mauer aus, denn um noch rechtzeitig ein Plätzchen an der Wechselzone zu ergattern, müssen wir uns frühzeitig den Weg dorthin bahnen. 

An letzterer angekommen finden wir auch hier ein 1a Plätzchen und warten gespannt ab, wer uns da wohl zuerst begegnen wird. Nach guten 47 Minuten kommt dann der erste Sportler wieder aus den Fluten, ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, wer es ist -  für uns nur wichtig, zwei Sekunden später folgt Frodeno! 

https://vimeo.com/367423421

Dann ab aufs Rad, Wahnsinn, jede Bewegung in der Wechselzone sitzt und ehe wir uns versehen können, fährt einer nach dem anderen auf dem Rad davon. 

https://files.fm/u/jhzb7wy2#/view/BDMV-Clip78.mov;play

Bei den Frauen ist es Lucy Charles, die nach 49:07 Minuten als erste aus dem Wasser kommt - mit einigen Minuten Abstand vor ihren Konkurrentinnen. 

https://files.fm/u/xzmkudfn#/view/BDMV-Clip81.mov;play

Daniela Ryf hat einige Minuten Rückstand aufzuholen, nachdem sie aus dem Wasser kommt.

https://files.fm/u/78sa2hcd#/view/BDMV-Clip84.mov;play

So verweilen wir noch eine Weile an unserer Position und aus dem Augenwinkel erleben wir außerdem, wie nach und nach erst die männlichen Altersgruppen sich in die heiligen Fluten stürzen, dann die weiblichen, während in der Zwischenzeit die ganzen Profis schon wieder aus dem Wasser kommen. Das alles ist perfekt organisiert und wir können nur staunen,  wie pünktlich jeder Startschuss fällt. 

Irgendwann, als viele Sportler mit ihrem Rad auf dem Weg nach Hawi sind, beschließen wir, jetzt mal eine kleine "Zuschauer-Pause" einzulegen. Für mich führt der Weg ins Schwimmbad, wo ich meine Bahnen ziehe und auf weitere Zuschauer treffe, die den Zeitpunkt nutzen, um schwimmen zu gehen. 

Mama geht währenddessen nochmal zu unserem Auto und stellt sicher, dass sich dieses noch an Ort und Stelle befindet - tut es auch, allerdings sind unsere Reifen schon mit Markierungen versehen. Sie entschließt sich, einen anderen Parkplatz zu suchen, bevor wir unser Auto auf dem Abschleppwagen wiederfinden... Tatsächlich entdeckt sie dann auch eine Nebenstraße, wo weit und breit keine Parkverbot Schilder aufgestellt wurden, dann mal schnell umparken und jetzt können wir das Rennen mit einem sicheren Gefühl genießen! 

Kurz skypen wir übers Handy noch mit Papa in Deutschland, der den Wettkampf  im Fernsehen verfolgt - erfahren so, dass Jan Frodeno mit einem anderen Athleten an der Spitze liegt, sowie, dass Patrick Lange nach 30 Meilen Radfahren wegen Ermüdung ausgeschieden sei.

Die Zeit vergeht wie im Fluge und bald werden die ersten Athleten schon wieder in der Wechselzone in Kona eintreffen. Jetzt müssen wir uns erstmal orientieren, von wo die Radfahrer nach ihrer 190 km Strecke dann wieder in Kona einfahren, ein netter deutscher Mann klärt uns auf, wir sollten uns an der sogenannten "Hot Corner" positionieren, hier würden die Sportler insgesamt noch 4 mal vorbeikommen - also nichts wie dorthin. Einige Minuten müssen wir noch abwarten, dann kreisen die Hubschrauber wieder über Kona und wenig später kommt Frodeno als erster in die Wechselzone, gefolgt von einem weiteren Athleten zwei Minuten später. Was ein Wechsel, wenige Minuten später rast Frodeno in Laufklamotten an uns vorbei, in einem Tempo, das ich so wahrscheinlich noch nicht mal frisch 10 km lang durchhalten würde. Wir können nur staunen und jubeln.

https://files.fm/u/2ewj76sd#/view/BDMV-Clip88.mov;play

Und so folgt als erste Frau vom Rad Lucy Charles, die gegenüber der absoluten Favoritin Daniela Ryf bereits einen fast uneinholbaren Vorsprung von 10 Minuten aufgebaut hatte. Nach 10 Laufmilen passiert Frodeno erneut die Hot Corner, hat seinen Vorsprung bereits weiter ausgebaut und in der gleichen Sekunde kommt Daniela Bleymehl mit ihrem Rad wieder in Kona an. Man weiß gar nicht, wo man hinschauen soll. Nach und nach treffen nun immer mehr männliche und weibliche Top-Athleten in Kona ein und wir bejubeln sie alle. Als Lucy Charles die Hot Corner zum zweiten mal passiert, liegt sie weiterhin in Führung, die ihr aber irgendwann durch Anne Haug abgenommen wird. 

https://files.fm/u/tzufpwvb#/view/BDMV-Clip90.mov;play (Lucy noch in Führung)

https://files.fm/u/snhh3b8q#/view/BDMV-Clip91.mov;play (dicht gefolgt von Anne Haug)

https://files.fm/u/ng2g9h8n#/view/BDMV-Clip93.mov;play (auch Daniela Bleymehl ist vorne dabei)

https://files.fm/u/gu8zmyj8#/view/BDMV-Clip94.mov;play (dann kommt Damiely Ryf)

Schließlich müssen wir unseren Standort an der Hot Corner aber aufgeben, denn wir wollen noch rechtzeitig am Zieleinlauf einen "Jubelplatz" ergattern. Über den Reporter der Veranstaltung erfahren wir, dass Jan Frodeno seinen Vorsprung weiter ausbauen konnte und mittlerweile mehr als 8 Minuten vor dem Zweitplatzierten liegt. "Let these long legs fly" - so lautete die Devise des Reportes über Jan Frodeno - damit sollte er Recht behalten " Frodo" schien nur so über den heißen Asphalt zu fliegen. 

Am Zieleinlauf selbst bekommen wir zwar keinen Platz direkt an der Ziellinie, aber am Zieleinlauf, der durch eine "Flaggen-Allee" aller vertretenen Nationen gekennzeichnet und durch einen roten Teppich ausgefüllt ist. 

Und dann kommt er immer näher - Jan Frodeno wird durch den Reporter frühzeitig (bereits lange bevor er den Zieleinlauf in den Ali'i Drive einschlägt) angekündigt, der Jubel am Ziel setzt schon Minuten vor Frodos Ankunft ein. Die Stimmung ist großartig. Dass es dann wirklich nur noch wenige Sekunden dauert, bis der "Ironman" an uns vorbeilaufen wird, wird von zwei hawaiianischen Jungen, die mit angezündeten Fackeln und in Hula-Röcken gekleidet einige hundert Meter vor dem Sieger laufen, angekündigt. 

Und dann kommt er wirklich - Jan Frodeno läuft an seinen Fans vorbei, betritt den roten Teppich und hat ein Strahlen auf dem Gesicht. Er genießt diesen Moment sichtlich - es sei ihm gegönnt. Wir jubeln so laut wir können, nur so hat er es verdient! Was eine wahnsinnige Leistung dieser Mensch die letzten Stunden vollbracht hat - einmalig. Wie Jan Frodeno die Zielgerade überquert, sehen wir zwar gar nicht, so stehen wir zu weit von der Ziellinie entfernt, aber wir bekommen es natürlich mit über die Kommentare des Reporters. Mit 7:51:13 Stunden siegt er nicht nur mit 8 Minuten Vorsprung vor Timothy O'Donnell sondern bricht zudem Patrick Langes Streckenrekord vom Vorjahr und schafft es auch als erster Deutscher, 3 mal den Ironman zu gewinnen. Für uns ist er aber nicht nur Sieger dieser Weltmeisterschaft, sondern auch Sieger der Herzen - ein wirklich sympathischer Mensch dem wir den Sieg einfach nur gönnen. Jetzt kann ich stolz mit meinem Shirt durch Kona stolzieren - danke Frodo! :)

https://files.fm/u/bdamf5ch#/view/IMG_2685.mov;play

Mit Sebastian Kienle stehen letztendlich zwei Deutsche auf dem Treppchen der Männer, und als dann Anne Haug als erste Frau ins Ziel kommt ist das deutsche "Erfolgs-Trio" komplett. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus - hatte doch jeder so fest damit gerechnet, dass Daniela Ryf dieses Rennen auf jeden Fall für sich entscheiden wird. Aber es sollte anders kommen und wir sind einfach nur glücklich, diesen deutschen "Doppel-Sieg" live miterleben zu dürfen.

https://files.fm/u/nrw3qhgw#/view/BDMV-Clip97.mov;play (Anne Haug)

Tatsächlich leert sich das Publikum entlang der Zielgeraden rasant, nachdem die Topathleten hier eingetroffen sind - das hätten wir uns bei einer Weltmeisterschaft doch anders vorgestellt, schließlich vollbringt hier jeder einzelne Teilnehmer eine sensationelle Leistung. 

Und so bejubeln wir jeden einzelnen Sportler auf der Zielgeraden auch nachdem die meisten Profis bereits das Rennen vollendet haben. Wir genießen jede Sekunde und leben den Augenblick. 

Doch irgendwann wird das ganze Stehen und Anfeuern dann doch ein bisschen anstrengend (was haben wir nur für Luxusprobleme neben diesen ganzen Athleten?!?) weshalb wir beschließen, uns zurück zum Auto zu begeben. Auf dem Weg dorthin kommen wir nochmal an der Laufstrecke vorbei, wo manche Leute wirklich alles geben, um die geschafften Sportler anzufeuern, die Versuchung ist groß, doch noch ein wenig zu bleiben, aber irgendwie zieht es uns einfach nach Hause.

Unser Auto ist nach wie vor an Ort und Stelle (zum Glück!!!) und wir fahren nach diesem unvergesslichen Tag nach Hause, wo ein toller Sonnenuntergang auf uns wartet - der gebührende Abschluss für diesen Tag. Wir legen eine Gedenkminute für alle diejenigen ein, die jetzt noch ihren Wettkampf zu Ende beschreiten, denn schließlich ist die Strecke bis Mitternacht freigegeben. Die letzten Athleten die zu dieser späten Stunde ins Ziel kommen, werden dann sogar persönlich von den Gewinnern des Ironman in Empfang genommen - kurz überlegen wir, später nochmal nach Kona zu fahren, um am offiziellen Ende der Weltmeisterschaft Teilhaben zu können, aber am nächsten Tag geht es für ja bereits nach Hause und deswegen wollen wir nicht allzu spät ins Bett gehen. 

Also wird noch lecker gegessen, ich übertragen alle Fotos und Videos von heute auf den Computer und dann fallen wir einfach nur noch ins Bett und träumen von diesem unvergesslichenTag.

Antworten (1)

Bernhard
Unvergesslichen unbeschreiblich unglaublich einzigartig Hulagirls