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Erste Eindrücke verdauen.

Veröffentlicht: 17.08.2018

Freitag, 17.08.2018 

Gestern Abend war ein großes Essen in unserer Unterkunft, 8 Menschen aus 4 verschiedenen Ländern sitzen an einem Tisch, reden, lachen und essen gemeinsam. Einsamkeit gibt es hier nicht! Danach fielen wir alle ins Bett und schliefen mehr oder weniger gut. 

Der Freitag war aufregend für mich. Ich wusste, heute wird der erste Rundgang in der Klinik stattfinden für mich. 

Conny, die deutsche Hebamme, die ich bereits kennenlernen durfte, führte mich durch die Räume und erklärte mir die Gegebenheiten vor Ort. 

Ich kam zur Tür herein, ein Tresen, wie er in vielen Kliniken vorhanden ist, war erkennbar. Dahinter gab es eine Tür. Rechts und links davon nicht- da lagen schon Frauen. Keine abgeschlossenen Räume, keine Vorhänge, jede Frau in ihrem Bett- mehr gibt es nicht. Bettlaken, Essen und sogar Materialien für die Geburt müssen sie selbst mitbringen.

Auf der einen Seite alles schwangere Frauen zur Überwachung oder zu Beginn der Geburt, die andere Seite ist für die Wöchnerinnen (=Frauen nach der Entbindung) und ihre Neugeborenen. Sie liegen mit Blick auf den Tresen und werden behandelt wie Luft. 2-3 Rundgänge pro Tag, die restliche Zeit müssen sie alleine zurecht kommen, erklärt mir Conny. Stillhilfe, gemeinsames wickeln usw. gibt es nicht. Mütter und Großmütter werden es Ihnen schon zeigen. 24h bleiben die Frauen in diesem ‚Zustand‘ liegen. 

Mittig hinter dem Tresen- hinter der Tür befinden sich der Kreißsaal: oder besser gesagt direkt 4 .. ich finde gar kein Wort dafür.. Entbindungsbereiche in diesem Raum (jeweils ca. 6-8qm groß) 

Ich war schockiert! 

Man weiß, dass es in Tansania wohl ganz anders sein wird, wie Frauen entbinden, aber ich denke man muss es als Hebamme mit eigenen Augen gesehen haben, um zu spüren, dass es in diesen Räumen an allem fehlt, was eine ruhige und intime Geburtshilfe möglich machen kann. 

In Deutschland legt man aktuell Wert auf ein Vertrauensverhältnis zwischen Hebamme und Frau, Intimität, Individualität, Wohlbefinden, Begleitung durch den Partner, Bewegungsfreiheit, Meinungsfreiheit und trotzdem sichere Geburtshilfe durch Unterstützung von CTG- Geräten und Hilfeleistung durch Schmerzmittel und das Vorhandensein von Notfallmedikamenten.

Nichts davon ist hier zu finden und wenn es Medikamente gibt, dann zu wenige.. 


Es ist nur mein erster Eindruck, ich kann noch nichts weiter zur Arbeit vor Ort beschreiben.

Aber ich spüre, es wird hart werden. Ganz anders! Vielleicht auch einfach nicht vergleichbar. 

Und hoffentlich trotz der Umstände immer mit einem Happy End für Mutter und Kind ausgehen.

‚Glück kann man nicht kaufen. Es wird geboren.‘ 

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