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Toskana 2001 - Tag 8

Veröffentlicht: 08.06.2024

Samstag, 16.6.2001

Heute steht nicht der 1er-Plan am Tagesprogramm, sondern als Fixpunkt die Reise nach Lucca und Pisa. Nur die Reisegruppe ist drastisch dezimiert.

Somit fahre ich alleine in einen herrlichen, heißen Tag. 11:00 vormittags über die Autobahn bis Pistoia und dann durch das Hinterland.

Die Straße schraubt sich über zahllose Kurven nach oben - oft nur 2./3. Gang. Über den Passo di Oppio führt die Straße durch reich bewaldete Berge, durch bizarre Tunnel und durch ewig lange Alleen. Immer wieder sind Radfahrer-Mannschaften über die ganze Straßenbreite unterwegs. Und auch einem Motorradfahrer schaue ich tief in die Augen.

Dann endlich Ponte della Maddalena - echt steile Brücke. Sehe dort auch ein Brautpaar mit dem hässlichsten Ehemann - sorry!

In Lucca lasse ich das Auto vor den Toren der Stadtmauer stehen und irre durch die schlafende Stadt (14:30). In der halben Stadt ist Antiquitätenmarkt und somit Touristenhorden.

Erstehe eine CD um teures Geld (Suburbia-Compilation) und um mein Auto wiederzufinden, erklimme ich die Stadtmauer. Diese ist zwar sehr schön zum Spazierengehen (parkähnlicher Charakter), doch langsam werde ich müde und nach fast einer halben Stadtumrundung ist endlich der Alfa sichtbar.

Um 5 bin ich in Pisa, allerdings mit fast leerem Tank, weil die wenigen Tankstellen alle schon zu sind und ich kein Geld im Sack habe für den Tankautomaten. Dafür ist mein Parkplatz ganz gut gelegen am Flussufer oberhalb der Ponte alla Fortezza. Begebe mich mit Rucksack bepackt auf erste Erkundungstour.

Heute wird das Lichterfest "Luminaria di San Ranieri" zu Ehren des heiligen Schutzpatrons gefeiert. Entlang des Arno-Ufers werden bereits die ersten der 80.000 Kerzen an den Häusern angebracht.

Durch die Borgo Stretto - eine äußerst belebte Fußgängerzone mit unzähligen Geschäften und Lokalen in den Arkadengängen - gelange ich zum Piazza del Duomo, auch Campo dei Miracoli (Feld der Wunder) genannt.

Ich nähere mich von der Seite, wo man nur den schiefen Turm sieht und bin sehr beeindruckt. Er ist größer als erwartet und - mah, der Hund is echt schief - bist du gelähmt.

Da morgen (17.6.2001) oder erst im Oktober, dass weiß man nicht so genau, der Torre Pendente seit 1990 erstmals wieder für die Touristenmassen freigegeben wird, findet gerade eine Festzeremonie statt. Fernsehen ist da, das Militär fliegt mit Riesentransportern immer wieder über den Platz hinweg, Festreden werden gehalten, die Musi spielt, ein Großaufgebot an Carabinieri steht bereit und der ganze Platz ist überbevölkert.

Später werden die Rasenflächen durch die Wächter von den Menschenmassen geräumt - zumindest kurzzeitig.

Ich setze mich ans andere Ende des Platzes in den Rasen an die Stadtmauer gelehnt und genieße. Mir gefällt die Stadt sehr gut, auch wenn der Toskana-Guru Illungo immer motzt.

Danach flaniere ich stundenlang durch die Stadt, besuche die Kirche Santo Stefano dei Cavalieri, bewundere die Menschen und wandere entlang des Arno zum Auto. Überall sind bereits die Buden mit Spanferkeln, mit Süßigkeiten bzw. mit Spielzeug für die Kleinen aufgestellt. Es sind jetzt (ca. 20 Uhr) schon sehr viele Leute unterwegs und Gott sei Dank ändert sich das Publikum - der Großteil sind jetzt Italiener statt Fritten, Amis und Konsorten.

Nach dem Kamera- und Leiberltausch lausche ich einer italienischen Sängerin, die im Giardino Scotto mit Band sehr guten Sound macht - die halbe Stadt bebt!

Weiter gehts über Corso Italia zum Piazza Vittorio Emanuele und wieder retour in die kleinen Gassen und Gässchen der Altstadt. Gigantisch viele junge Menschen sind unterwegs, aber auch hunderte Kinderwägen und Opis und Omis. Wahnsinn! Die ganze Stadt ist auf den Beinen. Kaufe mir eine kalte Pizza und warmes Bier und stelle mich an eine Kreuzung und beobachte die Menschen. Es ist unbeschreiblich, man muss es erleben! Herrlich! Ausgelassene Stimmung an allen Ecken und Enden. Dort spielt eine Band, hier stehen die Mopeds mitten auf der Straße, am Piazza Dante singt ein Italiener und das Wetter ist jetzt perfekt (untertags war es doch sehr schwül).

"Un caffè, per favore. Grazie."

Dann dränge ich mich in die "La Bottega del Gelato". Das Eis ist genauso fantastisch wie beim Nannini in Siena und - auch in der Nacht muss man schnell schlecken.

Endlich ist es dunkel geworden - jetzt sieht man die ganze Pracht der Kerzen. Am Ponte di Mezzo ist die Hölle los. Ähnliches habe ich nur zu Sylvester auf dem Stephansplatz in Wien erlebt. Um 23:00 sollte ein Feuerwerk gestartet werden. Denkste. Der Beginn ist verschoben auf mezzanotte und die Italiener sind halt die Meister der Verzögerung.

5 nach 12 endlich der erste Böllerschuss, dann wieder Pause, vereinzelt Raketen und wieder Schüsse und wieder Pausen. Die Raketen sind gerade noch über den Häuserdächern sichtbar - bin etwas enttäuscht. Da es mittlerweile sehr frisch ist, setze ich mich ins Auto und schau noch ein wenig zu. Bin aber schon sehr müde und fahre aus der Stadt raus.

Auf der Landstraße nach Lucca sind einige Serpentinen auf einen kleinen Berg hinauf. Hier bricht praktisch der Verkehr zusammen, sogar die Carabinieri schauen sich das Feuerwerk an. Ich stell mich dazu und hier wirkt es natürlich viel besser - mächtige Feuerbälle erhellen den Himmel über der Stadt und der ganzen Ebene.

So, jetzt gehts aber endlich heimwärts. Der Tag war anstrengend, aber absolut herrlich. Fahre wie in Trance. Zwischen Florenz und Siena ist fast kein Verkehr - benutze beide Fahrspuren und werde nur von einem Porsche überholt.

Viertel über zwei falle ich ins Bett und wandle geistig noch durch Pisa, umringt von schönen Frauen...

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