Veröffentlicht: 05.08.2023
Nach 5 km fällt mir ein, dass ich kein Bild gemacht habe wie in den tagen zuvor. Ärgere mich, drehe aber nicht um. Es läuft gut, Wetter macht mit. Weiss-blau, würde man in Bayern sagen. Temperatur angenehm, etwas Wind von der Seite oder von vorne.
In Zeven komme ich wieder auf den Radweg Hamburg - Bremen. Beschilderung passt, brauche komoot fast nicht. Aber keine Rastplätze. Die Landschaft ist ländlich, der Geruch bestätigt das klar und deutlich. Viele Höfe, mehr Pferde als Kühe sind zu sehen. Ansonsten Feld links, Wald rechts. Oder anders herum. Oder durch den Wald (die Wege erinnern an Wacken...).
Da - ein Selbstbedienungshofladen mit Tisch, Bank, Stühlen. Pause - wieder fast 30 km ohne gefahren. Ich gönne mir schanderhalber eine Cola aus dem modernen Automaten, die Sachen werden mit dem Lift abgeholt und nach unten gefahren. Da fällt nix mehr einfach runter in die Ausgabe! Wer mit "schanderhalber" nix anfangen kann: Das sagt im Schwäbischen, wenn man was konsumiert ohne es eigentlich zu wollen, um zu demonstrieren, dass man - in diesem Fall - die Sitzgelegenheit schätzt. Mir lassad ons nix nochsaga!
Bei der Gelegenheit entschließe ich mich, ein weiteres Mal auf Nummer sicher zu gehen und der Einfachheit halber mit booking zu buchen. Damit ist festgelegt, dass ich heute noch die rund 50 km nach Bremen radle. Es gibt eigentlich nichts, was mich aufhalten könnte, keine Sehenswürdigkeiten in Sicht. In Bremen war ich 2008 mit meiner Familie. Ich hatte mir beim Fussballspielen die Achillessehne gerissen und musste diesen fetten Schuh tragen. Ich kann mich noch gut an die Weserpromenade erinnern, das hatte mir gefallen. Man hat mir erzählt, dass das vor Anker liegende Schiff regelmässig nach Bayern fahre mit Beck's Bier und mit Franziskaner zurückkomme. Egal ob das stimmt oder nicht - mit hat die Story gefallen.
Viele Wiesen stehen unter Wasser, ein paar Radwanderer kommen entgegen, auf den Straßen ist fast nichts los. Fürs Auge und Gemüt aber eine schöne Fahrt, ich genieße sie. Dann werden es mehr und mehr Leute, Bremen kann nimmer weit sein. Dann bin ich in der Stadt, schon stören mich Lärm und Abgase. Als ich nach dem Hauptbahnhof stehen bleibe, um mir den Weg in die Unterkunft anzusehen, merke ich, dass vor der Birkenstraße stehe - da will ich hin. Nach gut 80 km kann ich es gut sein lassen.