Navina im Dschungel
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Tag 141: Weiße Büffel, Hmong und Bombenschrott

Publié: 19.02.2019

In das Bergdorf Muang Ngoy fuhren wir mit einem Holzboot, anstatt die holprige Bergstraße zu nehmen. Vom Boot aus sahen wir Herden von Wasserbüffeln, die, ganz ohne Menschen bei sich, badeten. Dass es überhaupt weiße Wasserbüffel gibt, wusste ich nicht, aber hier im Norden von Laos begegneten uns viele dieser Tiere. Eine Wasserbüffelvorfahrin muss starke Gene gehabt haben.

Schwarze, braune, weiße Wasserbüffel

Nicht immer ganz so still wir hier: der Fluss Nam Ou

Muang Ngoy war ein Dorf, das aus einer staubigen Hauptstraße bestand. Hier spielte sich alles ab: Früh morgens gingen die Mönche die Straße entlang, um von den Dorfbewohnerinnen Essensspenden entgegen zu nehmen. Dabei ist es nicht so, dass die Mönche sich bei den Menschen dafür bedanken, sondern im Buddhismus soll es den Gebenden eine Ehre sein, wenn die Mönche ihre Gaben annehmen, weil ihnen das den Segen der Mönche einbringt. Auch Kindermönche bekamen also Kuchen, Reis und Geld in ihre goldenen Schalen gelegt und sangen anschließend in die andächtige Stille hinein ihren sakralen Gesang, der dann doch irgendwie ein Dank oder Segen sein soll. Währenddessen fiel einem der Mönche das Smartphone herunter.

Mönchsspeisung kurz nach Sonnenaufgang

An einem Morgen brachen wir zu viert auf in ein Weberdorf. Zwei Stunden Fußweg über Bergrücken und barfuß durch einen Bach führten uns von Muang Ngoy aus in das kleine Dorf, in dem Schweinsfamilien gelassen über die Straßen spazierten. Menschen saßen vor ihren Strohhütten und webten Tücher aus Baumwolle und Seide oder flochten Reisbehälter. 

Flechten, flechten, flechten

Geflochtener Reisbehälter

Als ich diese Behälter mit Reis das erste Mal sah, dachte ich, dass es aber sehr ungewöhnlich ist, dass die Person jetzt wirklich nur diesen Klebreis als Proviant isst- ganz ohne Beilage. Danach sah ich aber noch häufiger Menschen, die unterwegs waren oder tagsüber draußen arbeiteten, die einen kleinen Korb sticky rice umhängen hatten, aus dem sie sich bedienten.

Kind im Weberdorf

Auf dem Rückweg vom Weberdorf zurück nach Muang Ngoy wanderten wir über trockene Reisfelder und dachten darüber nach, wie verschieden Leben sein können. 

Der nächste Tag war mein Glückstag, denn: Kajaktag. 


Wir paddelten über Stromschnellen hinweg und dabei nur selten ins Gebüsch. Links und rechts lagen die Berge im Nebel und wir saßen beide im Kajak in einer kalten, zentimeterhohen Nam Ou Pfütze. Es war herrlich. 
Irgendwann kamen wir an einem roten Lehmberg an. Hier badeten Kinder und ließen sich vom glitschigen Schlamm und vor Freude kreischend immer wieder ins Wasser fallen. Hier war also das Dorf, durch das wir mussten, um zum Wasserfall zu kommen. Mit unserem Guide liefen wir die Straße entlang und sahen im Vorrübergehen den ganzen Prozess der Reisverarbeitung. Reisgrasbüschel wurden über Feuer getrocknet, damit sich der Reis später leichter aus den Ähren lösen lässt. Eine Frau schlug die Ähren dann auf den Boden und der Reis flog heraus. Auf der Dorfstraße und auf große Planen ausgebreitet lag der weiße Reis zum Trocknen in der Sonne. Ein Mann wickelte aus den Reisgräsern wunderschöne Besen. Leider gibts bei mir ein Volumenproblem im Rucksack und deshalb auch keinen Besen für Berlin.

Besen aus Reisgräsern


Irgendwann lösten wir uns aber von dieser Reiswelt und wanderten weiter bis zum Wasserfall. Das Wasser war hier ganz klar, Türkis und eiskalt und in einem Sturzbach brach es aus vielen Metern Höhe in den kleinen Pool. Uns allen ging es so, dass wir einen kleinen Adrenalinrausch bekamen, als das Wasser direkt auf unsere Schultern krachte. Man hört nämlich in dem Moment nichts anderes mehr als diesen Wasserlärm und es ist nur Kälte um einen. Dieser Wasserfall war mein schönster Wasserfall.

Glücklich frieren 

Entspannt wanderten wir anschließend wieder zurück zu unseren Kajaks. Weil wir nun stromaufwärts fahren mussten, wurden wir mit einem Boot gefahren. Unser Guide stapelte die Kajaks, mal wieder in asiatisch-waghalsiger Konstruktionsweise, auf unser Holzboot. Wie immer hielt alles.

Wieder an Land


In Muang Ngoy waren die Hähne so frei und froh, dass sie ihre Lebensfreude die ganze Nacht heraus krähten. Auch die Hunde des Dorfes veranstalteten nachts große Chorgesänge. Deshalb zogen wir irgendwann in das südlichere Dorf Nong Khiaw, in Wahrheit aber hauptsächlich wegen der Ziplines, die durch den Urwald gespannt waren. 

Mit dem Traktor zu den Ziplines


Mit diesem Gefährt fuhren wir eine Stunde über Erdpisten zum Startpunkt der Ziplines. Es gab eine 25 Meter lange „Exercise“-Zipline und danach ging es los: 200 Meter, 250 Meter und die beste war natürlich die 400 Meter lange Zipline. Unter uns flatterten Bananenblätter und das erste mal ging etwas schief mit der asiatischen Konstruktionsweise, denn Benes Wasserflasche riss aus ihrer Zipline-Halterung und segelte viele Meter in die Tiefe. Aber der Gurt um den Körper hielt und die Bremse, die aus einem alten Fahrradreifen hergestellt war, funktionierte, und das war in dem Moment auch das Wichtigste.


Flying through the jungle


Mittagessen gab es auf einem Bananenblatt, dass unsere Guide unterwegs abschnitt. Als Nachtisch gab es dann Bananen, die unser Guide vorher durch die Wipfel gezippt hatte.





 Auf dem Rückweg zum Traktor kamen wir an Wasserbüffeln vorbei, die sich im Schlamm suhlten und an Häusern, die aus dem alten Bombenschrott der Amerikaner errichtet  waren. 

Wasserbüffel

Stelzen aus Bomben

Muang Hiem war eine winzige Stadt im Osten von Laos. Über Serpentinen schlängelte sich der Weg dorthin und statt eines Straßenstandes mit Essen fanden wir eine Menge Hmong-Dörfer. Die Menschen, die hier leben, tragen ihre Kinder auf eine besondere Weise in bunt kartierten Tüchern auf den Rücken gebunden, während sie Brennholz holen und Kühe die Straße entlang führen. Viele Häuser haben blaue Holzverzierungen oder sind blau gestrichen, da ihre Bewohner zu der Ethnie der blauen Hmong gehören. Wir stoppten in einem Dorf und weil wir schon lange nichts mehr gegessen hatten, waren auf der Fahrt ein paar Lollis draufgegangen, die eigentlich für Kinder gedacht waren. Ich hatte also noch vier Lollis und erst fünf, dann sechs, sieben, acht Kinder standen schließlich mit erstaunten Gesichtern vor uns. Sie kicherten und winkten, wir mussten wie Aliens erscheinen. Auf unserem Dorfspaziergang fand ich irgendwann ein Haus, vor dem vier Mädchen spielten und verteilte die Lollis. Wir brauchten sie nun nicht mehr, denn einen Stand mit Wasserbüffelhaut als Snack hatten wir zum Glück doch noch gefunden.

Wasserbüffelhaut in kleinen Happen- hat aber natürlich doch niemand probiert 

Das ganze Dorf kommt zusammen bei diesem Fang

Hmong-Dorf

In Muang Hiem kannten wir schon nach einem kurzen Spaziergang den ganzen Ort, so klein war er. Es gab drei Plätze, an denen man etwas zu essen bekommen konnte und einen Markt, auf dem es genauso viele Sorten Gemüse zu kaufen gab. 
Wir badeten in heißen Quellen, in denen sich die Laoten sich oder ihre Wäsche wuschen. Dafür stellte sich die ganze Familie samt Kleidung in die Becken und seifte sich von Kopf bis Fuß ein. Am Eingang der heißen Quellen konnte man auch Eier kaufen, um sie ins kochende Schwefelwasser zu legen und einen kleinen Imbiss in der Wanne zu haben.

100 Grad heißes Schwefelwasser

Abends standen wir vor einer Halle, in der Laoten in Festtagsgarderobe getragene Tänze tanzten und ausgelassen an Tischen vor vielen leeren Bierflaschen saßen. Kurz darauf wurden wir auf unsere erste laotische Hochzeit eingeladen. Ein paar Einheimische lachten, als sie meinen laotischen Tanzstil beobachteten und ich musste auch selbst über mich lachen, weil ich mir genau vorstellen konnte, dass ich gerade aussah wie ein Hampelmann, bei dem ein Faden gerissen ist. 

Laotischer Tanz mit dem Jungen in Rosa



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