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Bryce Canyon bis Lemolo Lake

Pubblicato: 04.08.2018

Liebe Daheimgebliebene und liebe Reisende

Wieder einmal sitzen wir am Fluss: Der Willow Creek befindet sich einige Meilen im Landesinneren. Wir sind auf dem Weg von der Westküste zu den Lava Beds, einer Höhlen- und Tunnellandschaft an der Grenze von Califonia und Oregon.

Nach dem Aufenthalt im Zion Nationalpark sind wir weitergezogen zum Bryce Canyon. Während im Zion NP die gewaltigen, hohen, grossen Felsen in den Himmel ragten, kamen wir im Bryce Canyon an den Rand einer riesigen Vertiefung, von dessen Grund sich eine Unmenge von rostroten, orangen, gelb-weissen Steinsäulen verschiedenster Art bis zum Rand des Canyons streckten. Im Zion standen wir da und schauten rauf, im Bryce ging’s runter.

Wege führten durch die steinernen Tannen (wie Numa sie nannte). Wir entdeckten die Form eines Hammers, eines Thrones, eines Elefanten oder eines Drachens. Duri entdeckte die Form des gleichen gestrandeten Bootes wie vor 40 Jahren schon, als er als kleiner Bub am Rande des Canyons stand...

In der Gegend rund um den Bryce Canyon gibt es viele Velowege. Zum Teil schlängeln sie sich im Slalom durch die mit bäumen besetzte Landschaft. Natürlich nutzten wir die Gelegenheit: Wir legten sämtliche Strecken per Velo zurück. In die Tiefen des Canyons gingen wir zu Fuss. Mit dem Säckli Cashewnuts als Notproviant, das wir bei uns hatten, sammelten wir bald eine Schar Freunde rund um uns: Die Chipmonks, Squirrels und auch Stellar Jay, ein schwarz blau schillernder Vogel mit Haube auf dem Kopf, hängten sich an unsere Fersen und und hofften auf ein nahrhaftes Überbleibsel. Da man die Tiere nicht füttern sollte, übernahm Numa absolut seriös die Überwachung des Säcklis.

Zwischen den grossen Felsen des Bryce Canyon kam man sich manchmal vor wie in einer Kathedrale: Die Felsen schlossen sich weit über uns, bildeten hohe „Räume“, das Spiel von Licht und Schatten, die Kühle und die Formen sind mindestens so eindrücklich wie die von Menschenhand geschaffenen Werke. Oftmals stehen wir da und denken, das ist das Schönste, was wir je gesehen haben. Timur entfuhr schon x-mal ein „das ist der coolste Ort unserer Reise..!“.

Könnten wir es besser haben?

In Rubys Inn, einem Dorf am Rande des Bryce Canyons, haben wir einen Ausritt mit Pferden gemacht. Timur und Numa fanden es „mega lässig, Alter“. Ihr Pferd war natürlich das beste, frechste und darum das coolste. Unter uns gesagt: Duri und ich gehörten diesmal nicht zu den Staunenden :-). Die Pferde waren trainiert, hintereinander durch die Gegend zu laufen...

Auf dem Weg nach Las Vegas fuhren wir durchs Valley of Fire. Enorm schöne Felsformationen streuten sich übers Land, Höhlen boten etwas Schatten. Klettern war erlaubt! Mit je einer Flasche von 3l Wasser erkundeten wir die die Gegend rund ums Auto. Mehr als 500m weit weg davon trauten wir uns allerdings nicht: Der Schweiss lief uns in die Augen, den Hals runter und das Gemisch von Schweiss und Sonnencrème schmeckte salzig - bitter auf den Lippen. Unter den Füssen knirschten Steinchen und trockenes Dornen-Gestrüpp, staubige Erde sammelte sich zwischen den Zehen. Als letzter kam Numa zurück ins Auto. Mit hochrotem, schweissnassem Gesicht zeigte er in alle Himmelsrichtungen und wollte, dass wir mit ihm zu all die schönen Felsen anschauen kommen, die er besuchte. Man hätte Tage da verbringen können, wenn die Hitze nicht gewesen wäre. Sie „zwang“ uns, weiter zu fahren.

Der Stil unserer Reise änderte sich: Wir erreichtes Las Vegas. Der Zufall wollte es, dass wir am frühen Abend diese Stadt mehr oder weniger auf unserer Route erreichten. Die Kiddies haben uns dringlichst gebeten, dort vorbei zu schauen. So befanden wir uns im Verlauf eines Tages in total unterschiedlicher Umgebung. Abends stürzten wir uns in den Rummel von Las Vegas: Lichter, Casinos, Musik, Spektakel mit Feuer und Wasser, Aquarien, Flamingo-Ausstellung usw. Wo wir vorher von der Leere beeindruckt sein konnten, waren wir hier eingedeckt von der Wucht der Angebote. Hier wird investiert, um herauszuragen, zu übertrumpfen, um das noch grössere, ausgefallenere Spektakel anzubieten als die anderen. Vielleicht findet man im Spiel der Springbrunnen noch etwas Liebliches.

Das goldige, hoch aufragende Gebäude des Trump-Tower übertrumpte natürlich gewaltig. Etwas Dekadenz schwingt schon mit, wenn man durch die Hotelkomplexe wandert.

Las Vegas wurde mitten in einen brütig heissen Landstrich gebaut. Erst abends strömen die Menschen aus den Häusern. Die Mormonen in Salt Lake City waren damals dermassen in Bedrängnis, dass sie in Wüstengebiet auswichen, um leben zu können. Dort, wo das Thermometer bis zu 40° klettert. Mitten im heissen Nowhere liessen sie sich nieder! Bei Las Vegas waren es gesetzliche Gründe: Nicht überall war es erlaubt, Casinos zu errichten. In den letzten 40 Jahren muss sich dieser Ort extrem verändert haben. Gegensätze zeigen sich an der Peripherie von Las Vegas oder auch Los Angeles und Salt Lake City. Obdachlose leben unter Brücken oder den wenigen Bäumen innerhalb der Highway-Zufahrten.

Zwischen Las Vegas und Los Angeles befindet sich Wüste: Steine, trockene Grasbüschel, Kakteen und Hitze. Ein Landstrich, der den Indianern als Reservat übertragen wurde. Die Luft vibrierte über der Strasse. Wie entschlossen uns, direkt nach Los Angeles zu fahren und den Joshua Tree Nationalpark wegzulassen. In LA wartete Natasha, Markus‘ Lieblingsnichte auf uns. Sie erzählte uns vorausgehend von ihrem Pool mit Sprungbrett hinter dem Haus. Dies hatte Magnetwirkung auf uns!!! Wir genossen ihre wunderbare Gastfreundschaft. Sie leihte uns ein Bodyboard aus, gab uns Tipps für die schönsten Strände, die wir dann nach einer Fahrt über die verkehrsüberladenen Highways erreichten. Duri am Steuer, wir mit der Nase in der Karte: Zusammen schafften wir es, die Spuren (es hatte 5 davon) im richtigen Moment immer wieder zu wechseln, den richtigen Exit zu erwischen. Wir kamen uns vor wie auf einer dieser... wie heissen sie?... dieser elektrisch gesteuerten Autoflitzbahnen, bei denen mehrere Autos gleichzeitig losbrausen. Immerhin hatten wir keinen Looping zu absolvieren! Duri fand‘s noch spannend.

In Los Angeles nahm unsere Reise in zweierlei Hinsicht eine Wendung an. Von da an fuhren wir erstmals wieder in Richtung Norden. Zudem hatten wir nun die meisten unserer gesteckten Ziele erreicht und waren nun noch vogelfreier, spontan zu entscheiden, wo es weiter hin gehen sollte.

Je weiter wir nach Norden kamen, desto windiger, kälter und teilweise sogar nebliger wurde die Gegend, obwohl die Küste selber je nördlicher desto schöner wurde. So waren wir einige Tage dem Meer entlang unterwegs. Bei jedem neuen Ort spielte sich jeweils das gleiche Muster ab: Es öffnete sich unsere RV-Türe, jeder von uns tauchte in eigener Regie in die Gegend ein. Irgendwie vergass jeder den anderen. Es dauerte sicher eine Stunde, bevor der erste von uns den Hals lang machte, mal über die Felsen oder Dünen schaute und Ausschau nach den anderen hielt. Irgendwann rief mal jemand, weil Hunger sich meldete oder weil gefundene Schätze gezeigt werden wollten. So vergingen Stunden und Tage mit dem Rauschen des Meeres im Hintergrund, manchmal mit dem Ruf der Seeelefanten oder Roben. Vielerorts konnten wir Seeotter oder Seelöwen beobachten. Sie wurden, wie im Landesinneren die Chipmonks, schon bald zu unseren „Haustieren“.

Besonders schön sind die gemütlichen abendlichen Lagerfeuer, die wir überall entfachen, wo es erlaubt ist. Strand oder Wald, Holz, Marsh Mallows und mindestens vier Personen und die Welt könnte schöner nicht sein! Bis elf Uhr sicher sassen wir draussen, entsprechend lange herrsche jeweils am anderen Morgen noch Stille im RV. Da konnte es sein, dass wir den folgenden Tag relativ spät anfingen.

Im Humbold Natinalpark tauchten wir in die Welt der Redwoods ein. Die Bäume, z.T. 115m hoch, gehen mit ihren Wurzeln nur rund 1m in die Tiefe. Wenn so ein Teil mit 5m Stammdurchmesser am Boden liegt, kann man einen 100m - Sprint auf dem Stamm absolvieren! Timur und Numa haben Kilometer darauf zurückgelegt. Der Wurzelstock von unten her gesehen bildet eine „kleine“ Kletterwand. Allerdings musste man da einen Baum abseits der Hauptachsen finden. In den Parks war klettern und kraxeln nicht erlaubt. Natürlich werden die enormen Grössen auch kommerziell genutzt: Es kommt vor, dass ein Tunnel durch einen Baumstamm geschaffen oder im unteren, dicken Teil des Stammes eine kleine Wohnung eingerichtet wird. Es erklärt sich von selber, dass die Touristen dann für 10 Dollar hindurchfahren oder hineinschauen dürfen. Erstaunlicherweise hat es viele Redwoods in den Wäldern, die im Inneren hohl sind. Warum dem so ist? Immer wieder wüten Feuer. Die Rinde des Redwood ist aber, da sie bis 30cm dick sein kann, kaum zerstörbar. Sie brennt um einiges langsamer als das Kernholz des Stammes. So kann es sein, dass ein Baum nach einer Feuersbrunst die nötigen Nährstoffe nur noch über die äussere Hülle aufnimmt und so weiter wächst. Wir haben Bäume gesehen, die 2400 Jahre alt sind und nicht den Anschein machen, abzusterben.

Der Willow Creek Campground war einer der schönsten. Wir parkierten auf einem Hügel, die Sonne zeigte sich zwischen den Bäumen, unten in der Schlucht hörten wir den Willow Creek sprudeln. Hier verweilten wir zwei, drei Tage, badeten im klaren Wasser des kalten Baches, drehten aus Algen „Wolle“ und wurden uns langsam bewusst, dass unsere Reise nicht mehr so lange geht wie auch schon...

Die Lava Beds zogen uns wieder ins Landesinnere. Von unseren amerikanischen Freunden haben wir von den unterirdischen Lavatunnels gehört. Obwohl wir auf unserer Reise schon viel Verschiedenes gesehen haben, war dies nochmals etwas Neues: Bis zu 1km lange Lavahöhlen oder - röhren gibt es da! Auch hier erlebten wir ein bekanntes Phänomen. Wenn du in der Landschaft stehst, ahnst du nichts vom unterirdischen „Leben“. Die Abstiege waren mit einer Tafel markiert, auf einem Plan konnten wir uns über die Länge und den Schwierigkeitsgrad informieren. „Schwierig“ bedeutet, dass man beim Laufen überhaupt die Füsse etwas stärker anheben muss.

So montierten wir unsere Velohelme, bestückten uns mit leuchtkräftigen Taschenlampen und gingen in die Tiefe. Manchmal durchwanderten wir grosse Kammern, manchmal war der Tunnel nur 80cm hoch. Es gab aber nie ein beklemmendes Gefühl, da die Erweiterung des Tunnels immer schon in Sichtweite war. Wenn wir alle die Taschenlampen ausmachten, war es absolut finster. Selten mal strömte etwas Licht ins Dunkel, durch ein Loch in der Decke. Nirgendwo bestand die Gefahr einer Überflutung. Der Skull Cave allerdings ging so weit in die Tiefe, dass beim untersten Boden von Permafrost geredet werden kann . Die Indians nutzten den Gang als Kühl-bzw. Gefrierraum. Es verwundert nicht, dass dort Gebeine und Hornteile verschiedenster Tiere gefunden wurde.

Inzwischen haben wir den Crater Lake besucht. In kilometerweiter Entfernung von dort spielt sich wie auch noch an anderen Orten der USA ein tragisches Geschehen ab. Feuer breitet sich aus. Der Crater Lake lag im Nebel - im Rauch der Feuer. Die Sonne schien, man konnte etwas vom Blau des Sees erahnen, manchmal auch sehen, doch war die Sicht höchstens 2km. Das ander Ufer des ca. 5km breiten Kratersees war nicht zu sehen... Im Schiff auf dem Weg zur Wizard Island befanden wir uns manchmal in einer etwas gespenstischen Landschaft! Aufgrund des Feinstaubes in der Luft blieben wir nicht länger als nötig dort.

Es freut uns besonders, dass der letzte Campground unserer Reise so schön ist. Gemütlich haben wir heute Morgen am Ufer des Lemolo Lake gefrühstückt, haben mit dem Velo eine Runde um den See gemacht und nun ein Bad genommen. Zusammen mit einer Entenfamilie und etwa 4 Chipmonks teilen wir uns einen Platz. Numa und Timur sind mit der Säge und der Axt beschäftigt. Sie haben tatsächlich einen ganzen Baumstamm mit der Axt halbiert. Seit gestern Abend arbeiten sie daran. Die Vorfreude aufs abendliche Feuer ist jeweils so gross, dass sie sich stundenlang mit der Holzbeschaffung beschäftigen können. Wir sind irgendwie richtig dankbar, mit wie wenig sich unsere Jungs so lange beschäftigen können.

Timurs Freude auf unserer Velorunde war allerdings verblüffend gering. Am Anfang dudelten wir noch vor uns hin. Einmal mehr schien die Sonne, die trails führten am Ufer des Sees durch den Wald. Timur fuhr vorne weg, verschwand aus unserem Blickfeld. Als wir ihn einholten, trafen wir einen fuchsteufelswilden, schniefenden Sohn an! Duri und ich schauten mit grossen Augen in die Welt: Äh - Pubertät?!?

Für die folgende Stunde war daran nichts mehr zu ändern. Ja, es lagen einige Baumstämme quer über dem Weg. Ja, an zwei Stellen war der Weg in den See abgerutscht und man musste 10m Umweg durchs Gestrüpp machen und ja, es hatte zwei, drei feuchte Stellen im Wald, die wir passieren mussten und die Mückenland waren. In der Regel sind „Herausforderungen“ dieser Art für Timur keine Stimmungssenker! Da wissen wir einen anderen, der ausrufen kann.

Anyway: Dies war ein ziemlich einmaliger „Ausrutscher“. Wir geniessen unsere letzten Tage in der Natur noch ganz fest. Es freut uns, dass wir sogar noch den einen Traum erfüllen können, den wir während der ganzen Reise hatten: Wir wollten immer mal noch in einer „Hot Spring“, einer warmen Quelle, von denen es da in den USA ja immer wieder mal gibt, baden. Heute Morgen kam unser Campnachbar vorbei und erzählte uns, dass es da ganz in der Nähe eine hat. So wissen wir, was wir morgen tun werden...

Soeben kommt Numa. Rund ums Maul Glacé, zwei, drei Mückenstiche auf der Wange, Staub von der Velotour im Gesicht, vermischt mit Wasser vom See...

Nebenbei: Es ist inzwischen Abend, wir haben Znacht gegessen, das Feuer brennt bereits. Während Timur auf dem Klo war, machten wir ab, ihm einen Bären aufzubinden. Im heiligen Ernst wollten wir im verkünden, dass wir morgen die gleiche Velorunde von heute nochmals machen möchten, einfach in die entgegengesetzte Richtung und ein anderes Wegstück noch angehängt.

Bevor wir fertig geredet haben, meinte er: „Okay, wir müssen einfach genügend Proviant dabeihaben!“

Franziska: Grosse Augen.

Duri: Hat sich fast am Bier verschluckt.

Numa: Langer Hals und direkt erschrockenes Gesicht. :-)

Risposta

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