Publicat: 24.12.2022
Nun steht also endlich das Highlight Boliviens an: eine Tour in die größte Salzwüste der Welt Salar de Uyuni! Für uns geht es 4 Tage mit Kristine und Mads aus Dänemark, unserem Guide Luis und der Köchin Maria in einem Jeep durch die tollsten und unglaublichsten Landschaften des Süd-Westens von Bolivien.
Tag 1:
Wir starten am Morgen des 4.12.22 (mein Gott, es ist schon Dezember geworden!) „gemütlich“ um 8 Uhr in Tupiza. Man könnte die Tour auch in der Stadt Uyuni starten, was aber nicht so schön sein soll… Luis von TupizaEcoTravel wurde uns sehr empfohlen und wir bereuen es nicht, ein bisschen mehr bezahlt zu haben. Er fährt uns absolut sicher an jeden Ort, hält an wo wir wollen und erklärt uns an den richtigen Stellen was wir wissen müssen (auf Spanisch).
Der erste Stop ist im Valle de la Luna, wo wir von der Bergstraße aus einen wunderbaren Blick über die roten und durch Erosion geformten Berge haben. Manche können hier oben schon wieder die Höhe spüren, denn wie fast überall geht es wieder mal hoch hinaus in Bolivien.
In einem kleinen Bergdorf halten wir für ein Mittagessen, das unsere Köchin Maria bereits vorbereitet hat. Wir bleiben die nächsten Tage überwiegend vegetarisch-vegan, weil Kristine und Mads Veganer sind. Das ist auch keine schlechte Idee, da man in großer Höhe Fleisch sowieso nicht sehr gut verdauen kann und der Körper mit anderem beschäftigt ist.
Weiter geht es in der Ciudad del Encanto, mit großen grauen Sandsteinen, die sich wie ein Falten werfender Vorhang aus dem Nichts erheben. Wir klettern in einige verborgene Ecken bzw. Höhlen und beobachten das Licht- und Schattenspiel.
Dann entfliehen wir der starken Sonne und hüpfen schnell wieder ins Auto. Nach etlichen Kilometern, auf denen wir an unzähligen Lamas vorbeifahren, begegnen uns doch tatsächlich ein paar Strauße! Natürlich entfliehen sie rasend schnell in die Ferne, aber trotzdem ist das ein ganz besonderer Moment. Auch die Vicuñas mit ihrer seltenen und wertvollen Wolle werden immer zahlreicher.
Schließlich erreichen wir die Stadt am Rande der Salzwüste, die ihr auch den Namen gibt: Uyuni. Viel ist hier nicht los, aber es gibt einen berühmten alten Eisenbahn-Friedhof, auf dem wir ein bisschen herum klettern. Früher lebten viele Mechaniker in dieser Stadt, weshalb die Loks und Wagons auch hier repariert oder deponiert wurden. Irgendwann war der Export von Mineralien nach Chile aber wirtschaftlich nicht mehr so lohnenswert und die Züge wurden dort zurückgelassen.
In Uyuni kaufen wir unser Ticket für den Grenzübertritt nach Chile in 3 Tagen und fahren dann weiter zu unserer heutigen Unterkunft, einem einfachen Hostel, das aber ganz aus Salzblöcken gebaut ist. Es liegt direkt an der Salzwüste und so beschließen wir nach einer kleinen Tee-Pause für den Sonnenuntergang noch in die Wüste hineinzufahren. Wir fahren über das knisternde Salz und schnell ist rund um uns herum nichts anderes mehr als kilometerweite Salzfelder! Das Auto wird mitten im Nichts geparkt und wir beobachten, wie die Sonne am schier unendlichen Horizont untergeht und den Himmel langsam rot und lila färbt. Es ist fast Vollmond und der Mond damit leider so hell, dass nur wenige Sterne zu sehen sind. Normalerweise kann man durch die unfassbare Weite und Dunkelheit hier in der Wüste sogar die Milchstraße sehen, aber dieser Wunsch bleibt uns leider verwehrt. Ohne die Sonne wird es hier nachts sehr schnell sehr kalt und deswegen kehren wir zum Abendessen mit heißer Suppe (die hier jedes Essen begleitet) ins Hotel zurück.
Tag 2:
Wir kriechen um 7.30 Uhr für’s Frühstück unter den dicken Decken hervor und machen uns um 8 Uhr langsam abfahrbereit. Heute verbringen wir den ganzen Tag in der Salzwüste!
Los geht es an den Ojos de Sal. Das sind kleine sprudelnde Salzteiche, wo das Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche kommt. Hier bekommen wir schon mal einen kleinen Vorgeschmack darauf, wie Reflexionen im Wasser in der Salzwüste aussehen können.
Der nächste Stopp führt uns zum ersten offiziellen Salzhotel mitten in der Wüste, das heute jedoch nicht mehr bewohnt werden darf. Neben dem alten Gebäude findet sich das aus Salz gebaute Denkmal zur Erinnerung an die Rally Dakar, die 2014 hier stattgefunden hat. Außerdem gibt es ein wahres Meer aus Flaggen, die Menschen aus aller Welt hier anbringen und wir entdecken auch die deutsche Fahne darunter. Gut, diese (für uns eher weniger interessanten) Sightseeing-Punkte wären abgehakt.
Dann steht jetzt das berühmte Fotoshooting an, bei dem man in der Salzwüste herrlich mit Perspektiven spielen kann, da weit und breit nichts anderes als Salz und Himmel zu sehen ist. Aber lasst euch gesagt sein, dass das nicht so einfach ist, wie es aussieht… Die Ausbeute der scharfen Fotos ist mehr als klein, aber es macht trotzdem einen riesen Spaß, sich das ganze auszudenken ;) irgendwann wird es in der Mittagssonne mit dem ganzen glänzenden weißen Salz allerdings zu heiß und wir geben auf.
Wir fahren gefühlte Stunden in der immer gleichbleibenden Umgebung über das über 100 Meter dicke Salz. Die Salar de Uyuni ist mehr als 10.000 Quadratkilometer groß, also kein Wunder, dass es uns so lange vorkommt. Schließlich erreichen wir das nächste Highlight: die Insel Incahuasi. Sie erhebt sich in Mitten des weißen Meers und auf ihr ragen bis zu 12 Meter große Kakteen in die Höhe. Da ein Kaktus nur ca. 1mm pro Jahr wächst, wird der älteste von ihnen auf ungefähr 1200 Jahre geschätzt! Unvorstellbar! Wir wandern ein wenig über die Insel und bestaunen die Dicke und Größe der tausenden Kakteen, sowie die schöne Aussicht vom „Gipfel“ der Insel. Und als wir zurückkommen wartet schon ein gedeckter Tisch mit leckerem Mittagessen auf uns. So lässt es sich leben! Das gefällt auch ein paar frechen gelben Vögelchen, die sich kaum von unseren Tellern fernhalten lassen.
Die Fahrt aus der Salzwüste heraus dauert mindestens so lange wie hinein und wir werden langsam müde… Doch dann erregt ein kleiner türkisblauer See unser Aufsehen, der zwar nach Schwefel riecht, aber so wunderbare Spiegelungen hat, dass wir einfach aus dem Auto springen und ein Foto machen müssen. Und schon heißt es Abschied nehmen von der unglaublichen Salar de Uyuni, denn unser heutiges Hotel (auch aus Salz) liegt noch etwas weiter außerhalb. Endlich gibt es auch eine Dusche und den übrigen Abend verbringen wir mit Kartenspielen.
Tag 3:
Heute dreht sich alles um Lagunen! Und Flamingos!
Doch erst mal halten wir an einer schnurgeraden Bahnlinie, die mitten durch die karge Landschaft zwischen der Salzwüste Boliviens und der chilenischen Grenze führt.
Dann folgt ein Aussichtspunkt auf den Vulkan Ollague, wo wir zunächst ganz alleine sind und die Lavalandschaft bestaunen können. Der Vulkan ist immer noch semi-aktiv und stößt ein paar Rauchwölkchen aus. Eine Familie betreibt hier einen kleinen Laden und dies ist der einzige Ort weit und breit, der Chorizo vom Lama anbietet. Obwohl das Frühstück noch nicht lange her ist, müssen wir das einmal probieren - und die Wurst schmeckt tatsächlich sehr lecker (und erinnert uns daran, dass zu Hause gerade Weihnachtsmarkt-Zeit ist)!
Der nächste Halt führt uns zur Laguna Cañapa, wo es vor Flamingos nur so wimmelt. Eingerahmt wird dieses fantastische Bild von wunderbaren Bergen und wir können uns wirklich nur schwer davon lösen.
Bei der kurzen Weiterfahrt zum nächsten See begegnen uns wieder Vicuñas, die sich hier offenbar sehr wohl fühlen. Dann kommen wir an der Laguna Hedionda mit ebenfalls hunderten Flamingos an, wo es auch unser Mittagessen gibt.
Wer ebenfalls Hunger hat, ist ein Fuchs, der zutraulich zu unserem Auto läuft, als wir langsam den Weg fortsetzen wollen. Sie sind bereits an die Touristen gewöhnt und betteln regelmäßig um Essen. Wir lassen unser Herz erweichen und geben ihm natürlich etwas von unserem Brot, das beim Frühstück übrig geblieben ist.
An den nächsten zwei Lagunen (Laguna Chiar Kota, Laguna Honda) fahren wir nur vorbei, weil das Wetter leider etwas zuzieht und auch nicht mehr so viele Flamingos zu sehen sind. Aber es wartet eine andere Überraschung auf uns: an einem schön geformten Mini-Lava-Gebirge treffen wir auf die Hochburg der Viscachas. Diese kleinen Chinchilla-Hasen-Abkömmlinge sind einfach zuckersüß und nehmen Tina vorsichtig Salat direkt aus der Hand. Ihnen könnte man wirklich noch eine Ewigkeit beim Mümmeln zusehen, aber das heutige Programm hält noch viele Kilometer bereit…
Eine weitere Salar-Tour-Berühmtheit wartet auf uns: der Arbol de Piedra. Es handelt sich dabei um einen Fels, der wie ein Baum aus der kargen Gesteinswüste herausragt. Allerdings ist es so windig und kalt, dass wir nur für wenige Minuten aus dem Auto springen und dann lieber direkt weiter fahren.
Die Laguna Colorada sollte eigentlich in tollen Rot-Nuancen erleuchten und damit eine der schönsten Lagunen von allen sein, aber leider nicht heute. Der Himmel ist grau geworden, es ist kalt und die Sonne fehlt. Trotzdem können wir uns die Schönheit dieses Sees gut vorstellen, der auch heute wie der Farbverlauf eines Acrylbilds wirkt. Tja, da müssen wir wohl irgendwann wieder kommen ;)
Der Tag ist noch nicht vorüber, denn es warten noch die Geysire „Sol de Mañana“ auf uns. Überall brodelt und zischt es aus der Erde; Wolken aus Dampf und Schwefel-Geruch hüllen uns immer wieder ein. In diese grauen, blubbernden Matsch-Pfützen sollte man besser nicht hineinfallen, denn sie sind 90-100 Grad heiß! Wirklich spannend, was die Natur für Wunder hervorbringt!
Unser höchster Schlafplatz der Tour ist heute auf ca. 4400 Metern (und damit auch unsere höchste Übernachtung jemals!). Dementsprechend ist es ganz schön kalt. Hinzu kommt auch, dass unser Hotel noch gar nicht fertig gebaut ist und teilweise kein Dach hat… Naja, immerhin die Schlafzimmer sind fertig. Nichts wie rein in die nahe gelegenen Hotsprings! Natürlich sind wir nicht die einzigen, die sich hier versammelt haben, aber das 40 Grad warme Wasser und der Mond und Sternenhimmel über uns sind einfach zu verlockend. Danach fallen wir einfach nur erschöpft ins Bett.
Tag 4:
Unser letzter Tag in Bolivien! Der Zeitplan ist heute etwas streng, denn wir müssen spätestens um 9.30 Uhr die Grenze zu Chile erreicht haben. Auch heute ist das Wetter sehr bedeckt und kühl.
Wir machen einen kurzen Stopp an den Rocas de Dalí, wo einige Felsen aus dem Sand ragen und an die Kunstwerke Dalís erinnern sollen. Schnell setzen wir unseren Weg fort um noch die Laguna Blanca, sowie die Laguna Verde zu sehen. Weiß und Grün erscheinen die Seen zwar nicht, weil abermals die Sonne fehlt, aber wir haben herrliche Reflexionen der Berge im Wasser und müssen einfach für ein paar Fotos anhalten.
Dann muss an der Grenze alles ganz schnell gehen. Wir quetschen uns in der Schlange zur Ausreise nach vorne und fahren nochmal ein kurzes Stück zu unserem Bus, der uns weiter transportieren soll. Dort will uns ein Grenzbeamter nochmal ein paar Euro abdrücken lassen, was man aber nicht tun muss (!) und als wir uns wehren gibt er schnell nach. Direkt an der chilenischen Grenze geht es tatsächlich ganz schön streng zu: man darf keinerlei Obst, Gemüse, Nüsse, Cocablätter, Bier, Wein oder andere organische Materialien einführen. Alle Gepäckstücke werden einzeln durchsucht. Hier verlieren wir allerdings nur unsere letzten 3 Äpfel, die wir nicht mehr auffuttern konnten. Nachdem diese Odyssee vorüber ist geht es noch ca. 45 Minuten weiter nach San Pedro de Atacama am Rande der Atacama-Wüste.