Pubblicato: 09.03.2019
Die gute Nachricht zuerst: ich habe die Woche über gearbeitet.
Die schlechte Nachricht: es hat überhaupt keinen Spaß gemacht und ich habe nur wenig verdient.
:D
Willkommen im Leben eines armen Backpackers, der Geld braucht...
Aus diesem Grund habe ich auch beschlossen, den ersten Artikel dem Arbeiten zu widmen.
Denn ganz offensichtlich: Wer mit einem Working Holiday Visum nach Neuseeland kommt, wird früher oder später (eher früher) dazu gezwungen sein, zu arbeiten.
Es gibt einige Arme Schlucker, die so pleite nach Neuseeland kommen, dass sie gleich nach der Ankunft anfangen zu arbeiten. Davon würde ich aber stark abraten: es verdirbt einem die Freude am Land.
Im Idealfall ist man also schon ein wenig rumgereist, guckt eines Tages auf seinen Bankkonto und stellt mit Schrecken fest, dass man den Bungy-Jump gestern besser hätte ausfallen lassen sollen.
Mit anderen Worten: man ist fast pleite.
Nichts anderes kann einen Backpacker dazu motivieren, arbeiten zu gehen. Und manchmal nicht einmal das: im Ernstfall wird lieber das angespart Geld aus Deutschland verwendet, um irgendwie um die Runden zu kommen.
Wenn man nun aber doch noch ein paar Rücklagen fürs spätere Leben aufheben möchte, dann beginnt man mit der Suche nach Arbeit.
Das ist in Neuseeland im Prinzip ganz einfach, in der Praxis gibt es dann doch ein paar mehr Hürden.
In der Regel gilt: man kann überall in Neuseeland Arbeit finden. Selbst das kleinste Kaff auf der Südinsel braucht Reinigungshilfen für eine Ferienwohnung oder Kassierer für den Supermarkt. Man könnte also einfach durch die Gegend fahren und Ausschau halten nach Jobs.
Für jede Regel gibt es allerdings Ausnahmen und meistens findet man gerade dann keinen Job, wenn man mal einen braucht.
Im Internet gibt es verschiedene Jobportale, aber dort muss man schnell sein bei den richtig guten Jobs - das sind meistens die Seiten, auf die alle gucken.
Über Mundpropaganda wird viel vermittelt, ansonsten lohnt es sich auch immer mal einen Blick an das schwarze Board im Supermarkt zu werfen.
Besonders begehrt sind Jobs im Tourismus-Bereich: Kellnern, Rezeption, sogar Tourguide kann man werden, wenn man nur lange genug bleibt und ein wenig Wissen mitbringt.
Dass diese Jobs so begehrt sind, hat einen einfach Grund - wenig Anstrengung. Ich möchte hier keinem zu nahe treten, nach einem ganzen Tag Räume putzen und Getränke servieren ist man abends vermutlich auch geschafft, aber - in meinem Augen kommt nichts gegen Plantagen-Arbeit oder Arbeit auf einer Farm an.
Bei letzterem kann ich nicht mitreden: auf eine Kuh-Farm zu kommen, ist tatsächlich schwieriger, als man es sich vorstellt. Obwohl Agenturen händeringend nach Helfern suchen, wollen sie meistens Personen mit lebenslanger Erfahrung auf einem Bauernhof haben. Jetzt mal ganz ehrlich: welcher durchschnittliche Backpacker kann Erfahrung auf einem Viehbetrieb vorweisen???
Nicht mein Problem...
Aber wenn man dann auf einer Farm landet, muss man bereit sein, um 3 Uhr morgens aufzustehen, um Kühe zu melken und den Rest des Tages ihre Stoffwechsel-Endprodukte weg zu karren. Wem es Spaß macht - nur zu!
Bei Plantagen-Arbeit habe ich hingegen einiges an Erfahrung vor zu weisen.
Um ganz ehrlich zu sein, stört mich der Begriff "Plantage" etwas. Aber die nette Übersetzung von "Orchard" als "Obstgarten" (vielen Dank Google) ist soweit von der Realität entfernt, da benutze ich lieber die andere Übersetzung. Das hebt auch gleich hervor, was für eine /#%&€% Arbeit das ist.
Entschuldigung.
Arbeiten auf einem Orchard ist niemals lustig. Egal welche Frucht - ob Kiwi, Apfel, Avocado, Kürbis, Blaubeeren oder Kirschen.
Man muss in jedem Fall mindestens acht Stunden auf den Beinen sein, eher zehn bis zwölf und gut gegen Sonne geschützt sein.
Ich bin bei weitem kein Bewefungsmuffel oder habe etwas gegen frische Luft einzuwenden, aber nach acht Stunden Blaubeeren Pflücken in der prallen Sonne, da falleauch ich abends ins Bett.
Das ist übrigens, was ich die vergangene Woche so getrieben habe. Ich habe munter Blaubeeren gepflückt. Man muss ja alles mal ausprobieren.
Es war jetzt nicht zu schlimm, schließlich konnte ich immer mal eine Blaubeeren in den Mund wandern lassen, aber ich bin doch ganz froh, dass es jetzt vorbei ist.
Ich habe nämlich die starke Vermutung, dass man sich auf einem Orchard automatisch den Rücken versaut. Beim Kiwi Pflücken trägt man Säcke mit bis zu 20kg vor der Brust, ich musste mich quasi acht Stunden zu den Früchten runterbeugen.
Bei der Arbeit auf dem Orchard kommt es auf zwei Dinge an: die Mitarbeiter und die Supervisor (und genügend Musik).
Während auf den Kiwi Feldern zumeist strenge Inder das Sagen haben, was durchaus stressig werden kann, hatte ich bei den Blaubeeren super entspannte Aufseher, die gar nicht kontrolliert haben, was ich eigentlich abliefere. Angestrengt habe ich mich natürlich trotzdem...manchnmal... ;)
Und wen man in den Pausen und nach der Arbeit gemeinsam über die Arbeit schimpfen kann, das formt schon eine Gemeinschaft.
Warum tut man sich das nun freiwillig an?
Die Antwort ist simpel: Geld.
Auf den Plantagen verdient man auf Grund der hohen Stunden Anzahl relativ viel Geld in wenig Zeit. Wenn man 6-7 Tage die Woche jeweils 8-10 Stunden arbeitet, kommt selbst mit Mindestlohn einiges zusammen. Und wenn man nicht pro Stunde bezahlt wird, sondern nach den gepflückten Kilos, kann man noch viel mehr verdienen.
Es heißt also: für einige Wochen die Zähne zusammen beißen, dafür die kommenden Wochen etwas schwelgen.
Und - es ist alles eine Sache der Gewöhnung. Die ersten Tage sind sie schlimmsten, danach geht es nur noch bergauf!
Eng mit den Plantagen verbunden sind die Packhäusern. Die Bedingungen sind ebenfalls zu vergleichen: 10-12 Stunden Schichten, den ganzen Tag am Fließband stehen. Hintergrundmusik mit ordentlich bpm sowie Free Coffee hält einen am Laufen. Bezahlt wird meistens nur Mindestlohn, aber die schiere Anzahl der Stunden pro Woche macht auch das wieder wett.
Leider bekommt man dadurch sehr wenig Sonnenlicht ab, aber meiner Meinung nach hält man es länger im Packhaus aus als beim Fruit Picking. Obwohl am Abend die Füße und vor allem der Rücken schmerzen, ist die Arbeit doch weniger körperlich anstrengend.
Wer mit bestimmten Qualifikationen nach Neuseeland kommt, hat es noch einfacher einen Job zu finden. Besonders Bau- und Straßenarbeiter werden händeringend gesucht.
Fürs Kellnern bietet es sich an, bereits einen Barista Kurs gemacht zu haben - dann wird man mit offenen Armen empfangen.
Und all dies ist nur ein Bruchteil der Arbeits-Möglichkeiten in Neuseeland. Es gilt: offen und flexibel sein.
Ich habe Geschichten gehört von Backpackern, die Pferdeäpfel am Straßenrand verkauft haben. Warum nicht?
Egal welche Arbeit - am Ende wird man viiieeel zu erzählen haben...
...und sich glücklich schätzen, dass man das nicht sein ganzes Leben lang machen wird...