Pubblicato: 26.05.2023
Weil das Wetter im Norden noch immer kalt und regnerisch ist, bleiben wir einen weiteren Tag im Dades-Tal, denn bei 22 Grad (normal wären hier gerade 35) ist es perfekt zum Wandern - außerdem ist der Stellplatz schön und das Essen sehr lecker ☺️.
Wir sind jetzt die einzigen Gäste und das Hotel wird für einige Renovierungsarbeiten geschlossen, aber dennoch organisieren die netten Besitzer, dass wir sowohl ein Abendessen als auch ein Frühstück bekommen.
Sie empfehlen uns noch eine weitere Wanderung in ein eher unbekanntes Tal (Sidi Boubkar), die wunderschön am Fluss entlang führt…warnen uns aber davor, dass der durch den Regen gerade viel Wasser führt und wir ein paar hüfthohe Wasserpassagen durchqueren müssen, nicht gefährlich, aber halt nass.
Wir wollen es wagen, lassen die Kraxe diesmal zurück und machen uns auf den Weg.
Über einen Baumstamm müssen wir das erste Mal den Fluss queren und kommen bald an die erste Stelle mit hüfthohem Wasser. Ein paar einheimische Jungs kommen uns mit ein paar frisch gefangenen Fischen entgegen und wir orientieren uns an ihrem Weg durch das Wasser.
Basti nimmt Mia auf die Schultern und watet durch das kalte Wasser. Er hat nur Flipflops dabei und Mia und ich zum Glück Wasserschuhe, die hier perfekt sind.
Wir wandern durch ein einsames, schön bewachsenes Tal und immer wieder mal sieht man Stellen, wo der Fluss hier bei hohem Stand mit großer Kraft viel mitgerissen hat …dadurch dass hier an den Flüssen immer die Wäsche gewaschen wird, sieht man auch immer mal mitgerissene Klamotten, Teppiche etc.
Uns begegnet niemand und wir wechseln immer mal wieder das Flussufer, um einen Pfad zu folgen.
Irgendwann kommen wir an eine Stelle, wo der Fluss links und rechts bis an die Felsen schwappt und es sieht recht tief aus. Mit langen Bambusstöcken versuchen wir die Tiefe zu prüfen und entscheiden uns für einen Weg, bei dem ich - weil Wasserschuhe - Mia auf den Arm nehme und ich wate Basti hinterher.
Der Boden ist so lehmig, dass Basti barfuß geht, da er sonst seine Flipflops sicher verlieren würde. Plötzlich sacke ich tief ein, bekomme meinen Fuß kaum frei und falle mit Mia nach vorne ins Wasser 🙈.
Zum Glück rapple ich mich schnell hoch und wir sind beide nur bis zur Taille im kalten Wasser, Mia reicht es aber schon und sie hat sich ordentlich erschreckt (ich ehrlicherweise auch).
Irgendwie kommen wir dann endlich auf die andere Seite und Basti ärgert sich, dass er das Spektakel und vor allem meinen Gesichtsausdruck nicht gefilmt hat 🤣 - Mia bekommt ein paar trockene Klamotten, die wir zumindest für sie eingepackt haben.
Somit haben wir die ‚Schlüsselstelle‘ gemeistert und wandern ab hier trockenen Fußes zurück zum Stellplatz.
Dort packen wir zusammen, weil wir in der schönen Spät-Nachmittagssonne noch das Dades-Tal durchfahren und uns in den Norden aufmachen wollen.
Die Fahrt ist bei dem Licht echt toll und am Abend finden wir an einem Fluss einen schönen Stellplatz, direkt an der Wetterscheide, so dass wir in der Sonne stehen und den Regen in den Bergen sehen.
Am nächsten Morgen geht es dann weiter, weil wir eine Grotte in den Bergen erwandern wollen und wenn unser Plan aufgeht, ist es dort auf 2.700m zwar kühl, aber den ganzen Tag sonnig.
Die Route geht über eine Piste durch eine spektakuläre Gebirgswelt und uns begegnen viele Motorradfahrer (in Gruppen), die vermutlich auch das tolle Wetter abgewartet haben.
Auf der Piste kommen uns 3 deutsche Geländewagen entgegen, die bestätigen, dass die letzten Tage echt kaltes und bescheidenes Wetter im Norden war - offensichtlich ist unser ‚Wettermanagement‘, wie Basti es nennt, ganz gut 🤣.
Irgendwann kommen wir laut unserer Karte zu unserem Abzweig zur Grotte - es geht nur eine Piste weg und kein Schild und nichts weist daraufhin, was erstaunlich ist, denn die Grotte und der Felsbogen sind wirklich absolut sehenswert.
Vielleicht ist aber auch deshalb nichts los und wir treffen nur einen Italiener, der mit seinem Fahrrad! seit Monaten in Afrika unterwegs ist und tauschen uns ein bisschen aus - sehr spannend.
Wir fahren nach unserer Wanderung weiter und wählen eine Strecke, die laut unserer Karte sehenswert und asphaltiert, aber eher unbekannt ist.
Wie so oft, ist das nicht zutreffend, denn aus unserer Sicht ist es eher eine mittelmäßige Piste, die vor allem durch scharfkantige Reste von Asphalt ‚blockiert und gestört‘ wird 🤪.
Wir kommen nur langsam voran - die Landschaft ist traumhaft - aber wir durchfahren ein paar Dörfer, die offensichtlich lange keinen Camper gesehen haben, weil echt alles auf unsere Straße stürmt, was unter 14 ist und zwei Beine hat 😳.
In einem Mini-Ort sind plötzlich bestimmt 20 Kinder um unser Auto, rufen laut nach Bonbons und Geld, öffnen während der Fahrt sogar eine Tür und hängen sich hinten ans Auto - so extrem haben wir es noch nie erlebt und es nervt total und ist auch nicht ungefährlich.
Wir fahren weiter und sind jetzt nur auf der Suche nach einem Platz, weg von jeglicher Zivilisation, um unsere Ruhe zu haben. Gar nicht so einfach zu finden, denn irgendeine Lehmhütte findet sich gerade hinter jeder Kurve 🤣.
Auf einer Passhöhe werden wir endlich fündig, machen noch schnell Abendessen und haben dann eine ruhige Nacht bei kühlen Temperaturen.
Am nächsten Morgen geht es bei 3 Grad 🥶weiter und was uns wirklich an Marokko fasziniert; wir haben hier schon so viel gesehen und dennoch kommen Landschaften, die immer wieder anders sind und uns überraschen - das Land wird einfach nicht langweilig.
Da es hier oben ordentlich geregnet hat, führen die Flüsse viel Wasser und wir durchqueren diese an einigen Brücken mit etwas Wasserstand.
An einer Brücke wird gerade sogar Wasser abgepumpt, aber die Arbeiter dort signalisieren uns, dass wir da problemlos mit unserem Wagen durchs Wasser fahren können…wäre sonst echt blöd gewesen und mal wieder sind wir dankbar für unsere Bodenfreiheit.
In einem kleinen und lebhaften Ort kaufen wir dann wieder leckeres Obst und Gemüse und es geht weiter.
Auf dem Weg - die Strecke besteht nach wie vor aus Asphaltresten mit üblen Schlaglöchern - lassen wir mal wieder ein Auto vorbei, denn die Marokkaner sind absolut schmerzfrei was ihre Autos angeht und somit deutlich schneller unterwegs.
Aus dem Auto winkt uns eine ganze Familie enthusiastisch zu und düst weiter Richtung Zedernwälder. Später sehen wir sie dort ein Picknick machen und als sie uns sehen, winken sie uns herbei und halten eine Teekanne hoch.
Nach kurzem Zögern halten wir doch an und sie freuen sich unglaublich, dass sie uns zum Tee einladen können.
Sie haben Decken auf dem Boden ausgebreitet, machen uns Platz und wollen sofort ein Selfie mit uns machen, weil sie das für Instagram und Facebook haben wollen 🤣.
Die Familie, bestehend aus Vater und Mutter mit ihrem 4jährigen Sohn, der Oma und der Tante, kommt aus Zaida, was - bei ihrer Fahrweise 40 Minuten (bei unserer 90🤣) entfernt ist. Er spricht als einziger etwas französisch und ist Metzger (und hat damit bei Basti schon gewonnen 😉) - sie haben noch weitere Kinder, die gerade in der Schule sind und sind - wie so oft hier - erstaunt, dass wir ‚nur‘ Mia haben.
Stolz zeigen sie uns auf dem Handy Videos und Bilder der Metzgerei, vom Opa im Krankenhaus und beim Fahren ohne Führerschein 🤣 … es ist einfach total nett und herzerwärmend mit ihnen.
Unser Angebot, zum leckeren Tee mit Keksen etwas beizusteuern, lehnen sie ab und wir haben das Gefühl, dass sie uns einfach sehr gerne einladen wollen - die Oma will sogar, dass wir noch zum Abendessen später kommen, aber wir wollen es nicht überstrapazieren und außerdem liegt Zaida für uns in der ‚falschen‘ Richtung.
Nach dem Tee verabschieden wir uns, sie wollen noch ein Foto vor der Kabine mit uns und winken uns herzlich - ein wirklich guter Impuls, dort angehalten zu haben.
Auf unserem Weg kommen wir erneut durch neue Landschaften, Nadelbäume auf roter Erde, Hochplateaus mit Steineichen usw. - die Behausungen der Hirten sind hier vielfach aus Holzverschlägen, abgedichtet mit Plastiktüten und Folien gemacht.
Wir übernachten in einem Wald, als abends Stimmen vor der Kabine zu hören sind - ein junger Typ mit seinem Freund fragt, ob Basti ihn nach Hause fahren kann (zumindest verstehen wir das so), aber Basti erklärt ihm, dass er jetzt seine Tochter ins Bett bringen muss …es ist etwas spuky mit den beiden und wir sind nicht sicher, was sie wirklich wollen, aber irgendwann sind sie verschwunden.
Nachts hält plötzlich ein Auto und wir schrecken hoch, aber zwei Typen steigen nur kurz aus, um zu pieseln und fahren dann weiter 😅.
Am nächsten Tag fahren wir nur ein kurzes Stück, weil uns Wasserfälle und eine Grotte bei Oum Rabia anschauen wollen.
Die Region hier ist bekannt für ihr gutes Lammfleisch und die Tajines damit und an der Grotte und den Wasserfällen ist wohl am Wochenende immer der Bär los, weil viele Marokkaner aus Fes und Meknes hierher kommen, um in kleinen, überdachten ‚Buden‘ direkt am Wasser zu essen.
Wir sind früh dran und es ist Mittwoch, so dass es noch leer ist und wir uns alles entspannt anschauen können - es ist, als ob man morgens vor der Eröffnung über das Oktoberfest geht und noch alles total leer ist -bestimmt auch sehr spannend, das am Wochenende mal zu erleben.
Wir essen bei zwei netten Frauen eine köstliche Tajine mit Lamm und dazu gibt es unseren obligatorischen, frisch gepressten O-Saft.
Nun geht es weiter durch den Khenifra Nationalpark und wir kommen durch erneut tolle Landschaften Richtung Azrou, wo es die bekannten Zedernwälder mit den Berberaffen gibt - einige mittlerweile leider für und durch Touris gezähmt und nur noch auf Essen wartend an der Hauptstraße sitzend.
Wir fahren deshalb langsam durch Nebenrouten und sehen in einem Wald zuerst Wildschweine und dann tatsächlich die Affen, die sich aus sicherer Entfernung gut beobachten lassen - wir machen den Motor aus und schauen ihnen fasziniert zu, wie sie mit Nachwuchs auf den Bäumen herumklettern.
Später kommen wir auf dem Weg zu unserem Campingplatz bei Azrou an der Hauptstraße vorbei und die am Straßenrand bettelnden Affen sind echt ein trauriger Anblick.
Wir übernachten auf einem Bauernhof zwischen den Kirschbäumen und zwei Katzenwelpen gewinnen sofort unsere Herzen 🥰.
Dort entspannen wir bei schönem Wetter, fahren abends in den Ort und essen dort seit Wochen die erste Pizza, weil wir etwas kulinarische Abwechslung brauchen.