Pubblicato: 11.02.2023
Die Zeit in Kerikeri war vor allem mal wieder von Regen geprägt. Doch verhältnismäßig zu anderen Teilen des Landes, wie beispielsweise Auckland, war die Intensität des Regens weniger stark und verheerend. Stephen und Kathy besitzen ein großes Grundstück, auf denen sich viele Hauszelte, Wohnwägen, Hütten und andere Formen von Unterkünften befinden. Die letzten 20 Jahre vermieteten sie diese an Urlauber oder wurden beispielsweise für Hochzeitsveranstaltungen mit über 100 Gästen gebucht. Durch Corona mussten sie schließen und haben nun nach Corona aufgrund ihres höheren Alters und den begleitenden Gebrechlichkeiten entschieden ihr Business ein für allemal zu schließen. Attraktiv machte das Anwesen vor allem die schöne Lage direkt an einem Fluss mit Zugang zum Meer und die grüne Pracht des Gartens. Doch die viele Feuchtigkeit kombiniert mit den Gebrechlichkeiten haben den Garten zu einem Dschungel vegetieren lassen. Meine Ehrenvolle Aufgabe bestand nun darin mit Heckenschere, einer Art Bolzenschneider, Motorsäge und Gartenschere dem Gärtchen wieder einen neuen Schnitt zu verleihen. Beim Wwoofen ist man ja dann trotzdem immer eine Art Billiglöhner und erspart den Menschen entweder eigene Arbeit oder schon saftige Kosten für angestellte Arbeiter. Doch Kathy und Stephen gehörten zu der Kategorie an Menschen für die man gern arbeitete, da sie einen ein großes Gefühl von Dankbarkeit und Wertschätzung schenkten. Schon verrückt, wie doch einfache authentische Gesten und Worte die Einstellung zur Arbeit und sein eigenes Gefühl von Wohlbefinden steigern können.
Stephen erzählte mir dann seine Geschichte wie er zum Buddhismus kam. Ziemlich spirituell und wohl auch etwas zu privat, um hier ins Detail zu gehen, doch in meinen Augen eine Geschichte für einen unterhaltsamen Film. Auf jeden Fall versuchte er für Erfahrungen, welche er auf Hawaii leicht bekifft machte, Erklärungen zu finden. Und als er dann in Indien meditierend weitere, aber andere Erfahrungen machte, machte er sich konkreter auf die Suche und kam in Kontakt mit einem hohen und bekannten buddhistischen Mönch, der Antworten für ihn parat hatte. Er lebte dann lang in Hongkong und führte ein sehr arbeitsintensives Leben, als er dann plötzlich innerhalb von 2 Nächten den gleichen und sehr klaren Traum hatte, was ihn und Kathy dann dazu bewegten nach Neuseeland auszuwandern und dort ein anderes Leben aufzubauen. Ich wohnte in der Zeit bei denen separat in einem sehr gemütlichen Appartement, so waren unsere Kontakte übersichtlich, doch alle sehr herzlich, offen, vertrauensvoll und wertschätzend.
In meiner freien Zeit erkundete ich gewohnheitsgemäß, so gut wie möglich und wie der Regen es eben zuließ, die Umgebung. Bekannt ist KeriKeri allen voran für seine Wasserfälle. Eigentlich verspürte ich kein so großes Interesse mir die anzuschauen, doch als ich dann vor den jeweiligen stand, erhaschte mich dann doch das leichte Gefühl von Ehrfurcht und Respekt. Eine weitere kleine Attraktion, doch aus europäischer Sicht maximal unspektakulär, war das älteste Haus Neuseelands. Es war ein Steinhaus, welches an einem Punkt errichtet wurde, wo James Cook das erste Mal neuseeländischen Boden betrat und in den Kontakt mit dem einheimischen Volk, den Maoris kam. Alter: circa 150Jahre… ließ mich weit weniger ins Staunen geraten, als die Naturgewalten der Wasserfälle.
Am letzten Tag war das Wetter dann eigentlich ziemlich stabil und so wollte ich einen Kajak-Ausflug mit dem Kajak von Stephen und Kathy machen. Doch aufgrund des trüben Wassers und den möglich nicht sichtbaren Hindernissen, machte sich Stephen Sorgen um sein Kajak und meine Gesundheit. So bat er mir sein Auto an, mit welchen ich die weitere Umgebung entdecken durfte. Eigentlich hatte ich 10mal mehr Lust auf dem Wasserweg die Umgebung zu erkunden, doch konnte Stephens Sorgen auch verstehen und war für sein Vertrauen und sein Angebot auch sehr dankbar. So fuhr ich in einen Kauriwald namens Pukheti und machte kleine Spaziergänge an diesen mächtigen und in ganz Neuseeland durch einen Pilz gefährdeten Bäumen vorbei. Und weiterhin fuhr ich an der Ostküste nördlich von Kerikeri unterschiedliche und sehr schöne Strände ab, welche einen doch dann wieder leicht dem Atem zu rauben versuchten.
Dann hieß es wieder Abschied nehmen und zurück nach Auckland trampen, von wo aus ein Tag später mein Flieger ging. Und irgendwie habe ich Gefallen an diese Art von Reisen bekommen. Ich hatte zwei Fahrten und es dauerte jeweils nicht länger als 5min zu warten und es waren jeweils sehr schöne Begegnungen. Die erste Fahrt war mit Celia, einer Managerin und Sing- Songwriterin, die erst vor einem Jahr ihre wirkliche Leidenschaft für die Musik fand und gerade auf dem Weg in ein Studio war, um ihren ersten Song aufzunehmen. Und dann kam ich in das Vergnügen in einem Truck mitgenommen zu werden. Leider ist mir der Name entfallen, doch es war ein Maori, 60 Jahre alt, 10 Kinder, 3 Frauen, der jeden Tag aus dem hohen Norden des Landes nach Auckland fuhr um Milch für einen Großhandel abzuholen. Er arbeitet 6 Tage die Woche für circa 10h am Tag, jeweils abhängig von der Verkehrslage. Eigentlich ziemlich öder Beruf, doch er war der reinste Sonnenschein und eine Frohnatur. Wie sich im Gespräch dann herausstellte, schaffte er es ebenfalls nur durch das Rauchen von Cannabis. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie scheint es hier niemanden zu geben, der nicht Marihuana konsumiert. Auf jeden Fall grüßte er äußerst energisch jeden anderen Truckfahrer mit unterschiedlichen Moves und versuchte jeden 2. direkt nochmal anzufunken. Jeweils ohne Antwort. Viele hupte er dann zusätzlich noch an und meinte, dass es Familie war. Ich hatte das Gefühl, dass seine halbe Familie Truckfahrer sind und gerade ihm entgegenfahren. Als er dann mal sein Handy in die Hand nahm, was eigentlich von der Größe her mehr einem Tablet ähnelte und er eine Nachricht las, wurde ich etwas skeptisch, dass er jeden der Truckfahrer kannte. Ich glaube er war halb blind. Und vielleicht bildete er sich nur ein, die ganzen Menschen die er grüßte zu kennen. Vielleicht doch zu viele Joints? Aber es war amüsant. Nur wurde mir immer etwas mulmig, wenn er sein Blindenhandy in die Hand nahm, Nachrichten las und anfing immer wieder etwas seine Spur zu verlassen. Weiterhin gab er mir noch eine kleine Einführung in die unterschiedlichen Götter der Maori und seine Sicht auf die Welt, was ziemlich interessant war. Aber er machte auch ganz klar deutlich, dass ein anderer Stamm der Maori da wieder ein ganz anderes Verständnis davon haben könnte.
Er setzte mich dann ziemlich nah an meinem Ziel ab und ich besuchte nochmal die Gemeinschaft im buddhistischen Zentrum, bevor sich die Wege von Irina, Lennart und mir kreuzten. Die beiden kamen gerade von Australien und standen nun vor ihrem Trip in Neuseeland. Wir trafen uns relativ spät in der Nähe des Flughafens. Es war kurz, tat aber total gut mal wieder jemanden vertrautes zu sehen und sich auszutauschen!!
Dann hatte ich noch ein kleines Problemchen mit meinem bevorstehenden Flug. So hatte mich Fiji-Airlines angeschrieben, dass ich eine bestimmte Krankenversicherung brauche. Als ich meine Versicherung kontaktierte, meinten sie, dass ich diese nicht habe und ich nun als Reisender diese auch nicht nachbuchen kann. Von meinem Reisebüro des Vertrauens hatte ich leider 2 Tage auch nichts mehr gehört. So wurde die Nacht dann länger und ich erreichte glücklicherweise telefonisch meine Reiseagentur, welche mir Flüge und Versicherung verkauften. Die Dame war dann auch etwas verdutzt, doch kümmerte sich dann darum und konnte dieses Problemchen mit meinem Reisekrankenversicherungsanbieter lösen… Zum Glück! So hatte ich dann noch 3 sehr kühle und ungemütliche Stunden Schlaf am Flughafen, bevor es dann weiter in Richtung pazifische Inseln ging.