Publié: 25.12.2017
24.12.
es ist sonntag.
mein tag- und nachtrhytmus ist völlig verschoben.
an frühes einschlafen ist nicht zu denken. die saunaatmosphäre in meinem zimmer hält mich hellwach. ich schreibe mails und aktualisiere den blog.
danach nutze ich das wlan und schaue mir noch einen film an.
erst gegen 13 uhr stelle ich mich dem krach und den jenseits der 30° liegenden temperaturen. kein lüftchen regt sich.
richtung plaza wird es ruhiger. die tiendas gleichen wieder zugenagelten, in bunten farben gestrichenen holzbaracken.
ich habe die befürchtung, dass meine beiden "obst-senoritas" schon auf weihnachten eingestellt und auch hier die rollläden geschlossen sind. ich habe glück, aber bei der zweiten portion wird es ungemütlich. mit schepperndem geräusch werden die ersten metallrollos herabgelassen. die bestellung des mir schon zur gewohnheit gewordenen capuccinos wird abgelehnt.
auf der plaza ist wenig betrieb. ich genieße die ruhe und freue mich, dass ich auch morgen noch davon profitieren kann.
doch leider verwechsele ich die siesta mit heiligabend. auf meinem weg zum hotel stelle ich fest, dass manche rollos wieder geöffnet sind, dass alles so ist wie an einem normalen werktag.
geschäftiges treiben am heiligabend nach einem kräftigen regenguss
aber heute abend um 21:00 gibt es einen gottesdienst.
der himmel hat sich zwischenzeitlich bewölkt. ich fliehe in mein überhitztes, aber einigermaßen ruhiges hotelzimmer und schon ergießt sich eine regenlawine vom himmel, die so schnell kein ende findet.
ein stromausfall, der die nächsten drei stunden anhält, zwingt mich in die totenstarre. jede bewegung setzt literweise flüssigkeit frei. der rettende deckenpropeller verharrt ebenso.
besten einfach schlafen. der akku meines smarties hat noch kraft. ich versuche sprachnachrichten auszutauschen - wir müssen uns auf das schreiben verlegen. kein wort ist zu verstehen. weltuntergangsstimmung.saunaklima und lauwarmes wasser aus dem wasserhahn.
ich erhoffe mir kühlung.
der hunger treibt mich schließlich zu meinem lieblingsrestaurant.
ich zögere erst, einzutreten. die tische sind festlich gedeckt, es gibt neben einzeltischen auch eine lange tafel. mein hunger ist größer, als die vielleicht gebotene höflichkeit und steuere zielstrebig einen tisch an. ich darf bleiben.
sonst wurden hier immer schöne cds abgespielt - auch für das europäische ohr ein genuss - heute aber dominiert die glotze mit gewaltfilmen.
stille nacht / heilige nacht ist wohl nur ein relikt aus europa oder nordeuropa. hier geht es zur sache mit mord und totschlag. ich bin in der minderheit und passe mich an.
ich lese einen artikel über eine syrische einwanderfamilie in berlin, der von einem wohl hochdekorierten fotografen in schwarz-weiss-aufnahmen begleitet wird.
ich weiss nicht, ob ich wütend oder betroffen sein soll. von praktischer integration wird nur wenig geschrieben, von der arabischen straße viel mehr. was darf ich noch denken? was darf ich überhaupt noch sagen, wenn die wut über die botschaft dominiert? bin ich dann gleich ein afd-sympatisant?
bin ich gleich ein antisemit, nur, weil ich mich über das siedlungsverhalten der israelis ärgere oder die anerkennung jerusalems als hauptstadt israels missbillige?
der herausarbeitung des jüdischen glaubens auf der einen seite und des verhaltens als israeli auf der anderen sollte mehr gewicht gegeben werden.
auch hier kann ich mich nicht des gefühls erwehren, dass unser denken in enge schranken verwiesen wird.
was wäre, wenn sich deutschland für die zweistaaten-lösung ausspräche? ein skandal angesichts unserer vergangenheit?
wird der regierung und uns seitens israels und des zentralrats der juden ein maulkorb aufgesetzt? die anerkennung palästinas käme einem antisemitischem bekenntnis gleich?
gedanken, die mit heiligabend nicht viel zu tun haben.
draussen schüttet es wieder. die einstöckigen holzhäuser, die sehr einfach sind und einen direkten blick in das schlaf- und wohnzimmer und küche erlauben, sind mit bunten led-lämpchen behängt.
das treiben auf der straße ist ununterbrochen. die boxen treiben ihr unwesen, die konsumlaune der maldonadener ist ungebrochen. langsam komme ich zu dem schluss, dass weihnachten am 25. stattfindet.
um kurz vor 21:00 uhr befinde ich mich in der kirche. ein zweckbau mit wellblech dach, der sich zum altar hin verjüngt.
vorne links stehen sängerinnen mit mikrophonen in der hand, die noch einen letzten soundcheck machen. die kirche ist zu zweidrittel gefüllt. die türen sind geöffnet, der motorradlärm von der straße ist zu hören, die boxenmusik aber scheint absorbiert.
ich schaue mich um und merke erst jetzt, dass ich stehenden fußes die kirche verlassen sollte.
die besucherinnen warten mit ihrem sonntagsstaat auf, die besucher mit gebügelten hemden und frisch gewaschenen jeans. und ich: zwar ein frisch gewaschenes t-shirt, aber in kurzen hosen. ich habe noch zeit und suche hoffnungsvoll einen zweiten oder dritten shorts-träger - ohne erfolg. ich mache mich klein, aber bei den gebeten muss aufgestanden werden...
die liedertexte werden mit einem pc und beamer an die kirchenwand geworfen. eine gute idee. später bei der bekanntgabe der termine, hätten sie auch dort stehen können. der pastor wiederholt sie einige male.
ich fühle mich versucht, später diesen vorschlag zu machen, ziehe es aber vor, unauffällig die kirche zu verlassen.
während wir auf den einzug des pastors mit seinem gefolge warten, werde nicht ich reglementiert, sondern einer, der eine reihe vor mir sitzt. er ist hoffnungslos dem smartie-wahn verfallen, telefoniert und hört sprachnachrichten ab. noch wird das von seinem vordermann toleriert, doch dann gibt es einen strengen verweis. das smartie verschwindet kurzzeitig in der hosentasche, um es ab und zu doch heimlich aus der tasche zu ziehen und das display zu beäugen.
es wird viel gesungen. die gemeinde singt kräftig mit. der chor und die begleitung ist eine wohltat für meine gestressten ohren. weihnachtslieder - so wie ich sie kenne - werden so gut wie nicht gesungen. an den liedertexten an der wand aber erkenne ich, dass die geburt jesus christus im mittelpunkt steht. auf den altartreppen ist eine große kripppe aufgebaut, auf den stufen sind sie tiere zu erkennen, die sich langsam zu der krippe emporarbeiten.
links davon liegen leckere peruanische spezialitäten, von denen ich glaube, dass sie nach dem gottesdienst an einer großen tafel zusammen verspeist werden. doch nach predigt und abendmahl werden sie vom pastor geweiht und von den eigentümern wieder abgeholt.
so wie bei uns zum ende des weihnachtsgottesdienstes oh du fröhliche angestimmt wird, wird hier stille nacht heilige nacht gesungen. nicht verschmalzt, sondern von den sängerinnen und den begleitenden musikinstrumenten sehr schön dargebracht.
während der heiligen zeromonien schwabbt das leben in den kirchenraum. ein spielmannszug mit pauken und trompeten überstimmt fast die kirchliche lautsprecheranlage, hunde kommen rein auf dem weg zu den leckereien auf der altartreppe, werden aber mit einem fußtritt aus der ersten reihe in die richtige richtung getrieben, ein kleiner dreikäsehoch - in kurzen hosen - langweilt sich, geht den mittelgang hoch und tötet dahin kriechende, langgliedrige, braunglänzende und lichtliebende existenzen. nicht, dass er etwa leise seinen schuh draufsetzt, es gleicht eher einem totentanz, den er während der andächtigen worte des pastors hier vollführt.
ein gefühl der feierlichkeit stellt sich bei mir nicht ein.
ich spaziere noch zur plaza. dort ist eine tribüne aufgebaut, die mich schon 200 meter vorher zur umkehr zwingt. warum wohl?
kaum bin ich wieder im hotel löst sich die nächste regenlawine vom himmel. ich beobachte das schauspiel von meiner sicher überdachten dachterrasse aus und sehe im osten respektable blitze zucken.
unbeschadet von dem natürlichen treiben sehe ich ein motorrad mit ladepritsche, auf der zwei mal 5 peruaner sitzen, die musik machen und singen. die an der ampel wartenden stimmen mit ihren hupen in den takt mit ein. das widerrum gefällt mir. das ist wirklich peruanische lebensfreude!
es wieder halb drei, als ich das licht lösche. die raumtemperatur hat sich kaum geändert. der propeller funktioniert aber wieder.
mal sehen, wie es morgen wird mit der peruanischen weihnachtlichkeit.
25.12.
es ist jetzt 22:45 uhr.
ich bin hell wach. draussen schüttet es aus kübeln.
der klimazonen-kalender sagt, dass der januar die meisten regentage bringt. regenzeit. in der letzten regenzeit hat el nino in peru sein unwesen getrieben. auf meiner weiteren fahrt werden mich keine abgegangenen berghänge erwischen...
in deutschland ist der nahverkehr auf den überlandstraßen besser organisiert. es gibt überdachte wartehäuschen.
in peru, und ich vermute auch in brasilien, ist das nicht so. es gibt zwar paradores haltestellen, die aber das rettende dach bei regengüssen vermissen lassen. außerdem halten die toyota-busse und sprinter auf zuruf.
das wird mir noch auf meiner tour gen osten das leben schwer machen.
zwar habe ich hier auf meinen testfahrten unterstellmöglichkeiten entdeckt - die aber stehen abseits der straße und sind von stacheldrahtzäunen und gräben von der fahrbahn getrennt. sie sind in privatbesitz und dienen der unterbringung von ernte-gut.
aber alles wird anders, als man denkt.
der erste weihnachtsfeiertag empfängt mich in grauer tönung. die straßen weisen einen matten glanz von den nächtlichen regengüssen auf, jetzt ist es vom himmel her trocken.
unsicheren fußes möchte ich meine obst-senoritas besuchen, muss aber feststellen, dass die rollos untengeblieben sind.
es fängt wieder an zu tröpfeln, aber ich habe hoffnung, dass das cafe in der nähe meiner werkstatt nicht weihnachten feiert und einen leckeren obstsalat für mich bereit hält. es bleibt beim tröpfeln.
ich werde eines schlechteren belehrt, so dass ich ein anderes cafe aufsuche. auf meine frage nach obstsalat erhalte ich ein no hay, auf meine frage nach huevos frittos erhalte ich ebenso ein no hay.
so verlege ich mich auf zwei empanadas con queso und einen cafe con leche.
sehr bald bin ich allein im restaurant und empfinde als gast die berechtigung auf die beschallungshoheit. davon mache ich gebrauch. die glotze wird nicht nur leiser gestellt, sie wird abgestellt.
herrliche, weihnachtliche ruhe umfängt mich.
draussen ist so gut wie kein verkehr. mein blick wird von grünen, dickblättrigen bäumen gefangen - ich merke, wie ich langsam runterkomme.
weihnachtsstimmung
auf meinem weg zum hotel hat der regen wieder eingesetzt. es gibt keine dachrinnen, so dass der weg zurück zum spießruten-laufen wird. die dächer geben kräftige wassersalven ab, die mit getöse auf die bordsteine prasseln. wenn die tiendas eine überdachung haben, wird es spannend. wird der entgegenkommende fußgänger ausweichen und sich den wasserfällen stellen oder muss ich dran glauben? und wenn dann phasen der trockenheit kommen, weil die dächer längergezogen sind, wird es auf den straßenkreuzungen wieder kritisch, sehr kritisch sogar, weil die oberleitungen anhaltend und stetig vor sich hin tröpfeln.
schon heute morgen beim aufwachen, stellte ich die veränderung fest. die boxen sind noch im feierabend-modus., später werden sie zwar aktiviert, aber mit sehr niedriger lautstärke.
das klima in meinem hotelzimmer hat sich übernacht verändert. es ist ohne deckenpropeller auszuhalten, und später stelle ich fest, dass das wasser KALT ist.
ich chatte und schreibe. in meinem nachbarzimmer läuft die glotze.
ich bin meinem schöpfer dankbar, dass ich mein netbook mitgenommen habe und dass mir schreiben spaß macht.
ich beantworte weihnachtsmails und widme mich später der beschreibung des gestrigen tages.
die geduld der lärmbegeisterten peruaner ist zum zerreissen gespannt. sie halten die ruhe einfach nicht lange aus. gegen spätnachmittag tritt eine liveband auf der plaza auf. die musik ist bis hierher zu hören. die bässe sind glücklicherweise moderat eingestellt.
später gehe ich noch etwas essen. die restaurants sind ausgebucht, so dass ich wieder mein stammrestaurant aufsuche. heute gibt es wieder den obligatorischen salat und danach eine gemüsepfanne. zum nachtisch stehen marmeladenpfannkuchen auf der karte. was will ich mehr?
der regen hat wieder kräftig eingesetzt. die band auf der plaza erlebt ihre letzten zuckungen. wer will im regen stehen und der musik lauschen?
weihnachten ist hier vorbei. morgen ist wieder ein gewöhnlicher werktag. endlich!! werden sich viele sagen.
ich gehöre nicht dazu.
26.11.
heute blicke ich auf einen geruhsamen tag zurück.
ich verschanze mich hinter den mauern. der massenhafte regen hat für abkühlung gesorgt. angenehme 23°.
das thermometer steigt aber schon wieder, der propeller ist wieder im einsatz.
das wetter ist grau. ich chatte und schreibe und merke wie langsam die kräfte wiederkehren.
das alkoholproblem gibt es nur hinter verschlossenen türen. während meiner zeit in peru ist mir bisher nur ein alkoholisierter mann begegnet.
in deutschland sorgt die spirituosenlobby dafür, dass sich so etwas wie hier an der ampelkreuzung nicht durchsetzt.
meine einzige tat, die ich aber sofort wieder abbreche:
ich will silvester fernab dieser stadt verbringen und versuche über die dschungelagentur etwas zu buchen.
meine frage habe ich schon gestellt, merke dabei aber, dass ein durchkommen und ein verstehen meines gegenübers absolut unmöglich ist.
eine box von gegenüber schallt mit wucht in das kleine büro.
ich mache auf dem absatz kehrt und verspreche wiederzukommen, wenn die geräuschquelle versiegt ist.
erstaunte und verständnislose gesichter blicken mir nach.
ich stelle mir bildlich vor, wie ich mit einer knarre bewaffnet die straßen rauf und runterlaufe und mit hochgenuss die membranen der boxen zerlege und plötzliche ruhe die szenerie bestimmt...
ich muss hier sehr, sehr bald weg.
27.12.
während meines obstfrühstückes lese ich, wie hier vergangenheitsbewältigung betrieben wird, wie missachtete menschenrechte für den machterhalt des jetzigen präsidenten verschachert werden.
der knapp 80 jährige frühere präsident und diktator alberto fujimori, der wegen zahlreicher menschenrechtsverletzungen, todesschwadronen und vielen verschwundenen eine 25 jährige haftstrafe zu verbüßen hat, wurde nach 12 jahren haft an weihnachten begnadigt.
es werden vermutungen laut, dass der hintergrund für diesen akt der "menschlichkeit" die von der oppositionspartei geforderte amtsenthebung des jetzigen präsidenten pedro pablo kuczynski ist.
er ist erst seit sommer des letzten jahres im amt und hat sich in seinem wahlkampf gegen die korruption ausgesprochen.
nun holt ihn der vorwurf ein, dass er sich während seiner zeit als wirtschaftsminister von dem familiengeführten odebrecht konzern (bau, chemie, erdöl, bioenergie, logistik, immobilien und entsorgung) mit sitz in brasilien und weltweit 128 tsd mitarbeitern hat bestechen lassen.
er ist der sohn eines in berlin geborenen mediziners, der wegen seines jüdischen glaubens 1933 vor den nazis geflohen ist.
neun abtrünnige aus der gegnerischen partei enthalten sich der stimme.
damit ist die fortsetzung der jetzigen regierung weiterhin möglich.
bei der beantwortung der frage wer denn nun die abtrünnigen sind, fällt der name kenji fujimori, der sohn des begnadigten diktators.
hat er für die begnadigung seines vaters seine politische überzeugung geopfert ? und nicht genug damit - seiner älteren schwester, der oppositionsführerin, einen folgenreichen tritt in die kniekehlen verpasst? sie sitzt zwischen den stühlen, ist aber für die begnadigung ihres vaters dankbar...
ich lese weiter, dass in mehreren städten perus dagegen demonstriert wurde, dass fotos der desaparecidos in die kameras der journalisten gehalten wurden, dass es sich aber laut polizeiangaben nur um wenige hundert gehandelt haben soll...
es gibt proteste seitens der menschenrechtsorganisationen und der UN.
sie sagt, diese entscheidung hätte von der internationalen gemeinschaft getroffen werden müssen. der interamerikanische gerichtshof für menschenrechte soll nun die begnadigung des expräsidenten aufheben.
hier in puerto maldonado, indessen, gab es keine demonstrationen, keinen aufschrei der bevölkerung gegen diese rechtsbeugung.
der begnadigte diktator findet worte der "reue", die eher eine farce und ein schlag in das gesicht der betroffenen sind: ich weiss, dass die ergebnisse meiner regierung von einigen gut aufgenommen wurden. ich bin mir aber auch bewusst, dass ich andere enttäuscht habe. diese bitte ich von ganzem herzen um verzeihung.
und um dem ganzen noch die krone aufzusetzen, spricht er von einem akt der nationalen versöhnung.
das leben geht weiter. aber die frage, wie lange kuczynski sich im amt hält, wird nicht lange auf sich warten lassen. es brodelt in lima...
er ist nicht erste präsident, dem nur eine kurze amtszeit beschieden wäre. es gibt eine reihe von präsidenten, die es nur wenige monate im amt gehalten hat.
meine silvesterbuchung im dschungel schlägt nach dem ersten versuch der weihnachtsbuchung erneut fehl. noch gebe ich nicht auf. es gibt auch andere agenturen.
ich habe zu sebastian in lima kontakt aufgenommen. der vespa-club lima trifft sich morgen abend. vorher machen sie eine zweistündige tour, an der ich leider nicht teilnehmen kann. dafür treffen wir uns um 22:00 uhr in einem restaurant in miraflores. da werde ich bestimmt die gelegenheit haben mich darüber aufklären zu lassen, ob es bei meiner vepse ein steuergerät und eine cdi gibt.
am freitag werde ich nic in seiner werkstatt treffen, falls ich keine befriedigende antwort bekommen sollte und später ggf auch noch die zu chevrolet gehörende vespa-werkstatt aufsuchen, von der ich für überzogene preise das thermostatventil, die gebrauchte auspuffdichtung und den deckel für den kühlwasserbehälter bekommen habe.
angenehme 23° werden mich morgen in lima empfangen und hoffentlich conrad und clara mit den ersatzteilen...
28.12.
um 07:00 uhr weckt mich der sanfte sound "morning flower".
ich nehme den weckruf ernst, weil ich auf das obstfrühstück nicht verzichten und auch silvester im dschungel buchen möchte.
die sachen sind soweit gepackt - nur handgepäck. die airline star peru erlaubt auch ein online - checkin, so dass ich mir das schlangestehen am schalter sparen kann.
die silvesterbuchung hat erfolg. sonntag um halb neun ist das treffen. montag bin ich um 16:30 uhr wieder zurück. es wird optional noch eine fiesta am silvesterabend angeboten mit clownerien und animation. davon habe ich wohlweisslich abstand genommen. ich erhoffe mir, mit einigen gleichgesinnten, am lagerfeuer zu sitzen.
ein mototaxi holpert mich zu dem kleinen flughafen.
zwei maschinen im abstand von einer halben stunde fliegen nach cusco und nach lima. um 13:04 uhr stehen wir auf der startbahn - um 13:07 hebt sie ab.
eine brasilianische familie fliegt wohl zu einem familientreffen nach lima und unterhält das ganze flugzeug, macht selfies und fotos.
ich verstehe nicht ein einziges wort portugiesisch und hoffe sehr, dass ich in etwa wieder auf den stand komme, als ich mit nora und isabel in den diamantinas wandern war. da habe ich dann schon verstanden, als die beiden youngsters über den 60ig jährigen gesprochen haben - gelästert? das blieb mir glücklicherweise verborgen...
neben mir sitzt die senorin der familie, begrüßt mich nett, ist aber erst einmal mit ihrer familie beschäftigt.
wenig später, als die maschine beschleunigt und die nase nach oben zeigt, spüre ich plötzlich einen eisernen griff an meiner linken schulter. das kann nur die senora sein. ich schaue sie beruhigend an.
sie sagt kein ton mehr. als sich der flieger so langsam in die waagrechte legt, spüre ich ihre hand auf meinem unterarm. dort verharrt sie noch kurz, dann ist es für sie überstanden.
sicherheitshalber inspiziere ich die sitztaschen und bin beruhigt. die tüten sind an ihrem platz. ich ziehe meine ein stück heraus, damit ich sie zur not gleich fassen und ihr geben kann.
soweit kommt es aber nicht.
sie möchte ein gespräch, aber ich bin taub und stumm. ich verstehe nichts und kann nur in spanisch erwidern. doch dann kombiniere ich, dass sie die schönheiten ihres landes beschreibt. so kann ich wenigstens etwas über meine zielorte mit nora schwärmen. aber das gespräch kommt begreiflicherweise nicht in schwung. die lautstärke der triebwerke geben mir dann noch den rest.
ich habe einen schönen blick auf den regenwald und die kakaobraunen flüsse, die sich durch das satte grün mäandern.
kakao-braun mäandern sie sich durch das satte grün
von hier oben sehen sie so zahm aus
wir fliegen gen westen. die wolken vom pazifik, die mir bei meiner tour durch die anden das leben etwas erschwert haben, nehmen mir nun die sicht. dennoch habe ich ab und zu einen blick auf die andenspitzen und die serpentinen, die sich in die flanken schneiden. irgendwo da war ich unterwegs. irgendwann sehe ich cusco und nicht mehr lang, dreht der pilot eine schleife über dem grünen pazifik und setzt zur landung an.
die pazifikwolken sind pünktlich. sie kommen immer gegen nachmittag
ich bin schon auf den eisernen griff meiner nachbarin vorbereitet, doch sie ist ganz entspannt, unterhält sich mit ihrem schwiegersohn und schaut dann später ganz interessiert der landung zu. selbst, als der pilot seine geschwindigkeit rapide verringert, vertraut sie auf meine ruhige und gelassene ausstrahlung...
wir sind überpünktlich. der flughafen ist wie alle drehkreuze sehr groß, aber auch gut organisiert. schon nach weiteren 5 minuten befinde ich mich ausserhalb der ankunftshalle. ich habe noch anderthalb stunden zeit. zu meiner überraschung merke ich, dass der akku meines handys nur noch wenig ladung hat. so suche ich also ein cafe mit steckdosen und verweile dort. die klimaanlagen sind sehr kühl und ich ziehe seit bestimmt einigen monaten mal wieder einen pullover an.
ich schreibe noch conrad und clara, dass ich sie am eingang 8 des ankunftsgebäudes erwarte. kaum stehe ich dort, kommen die beiden auch schon vom taxistand auf mich zu marschiert. besser kann es wirklich nicht gehen.
schon heute morgen - als ich ängstlich zu meinem smartie griff, um die nachrichten abzurufen, gab es keinen eintrag von conrad. also hat alles geklappt - vermutete ich. sie sind gut durch den zoll gekommen und werden jetzt wohl noch tief schlafen. sie sind gestern abend gegen 18:00 uhr hiesiger zeit gelandet.
wir haben noch zeit. ich bin neugierig, was es mit dem dschungelwochenende auf sich hat.
beide erzählen sehr begeistert von einer pflanzendiät, die im nordosten des landes von einem schamanen durchgeführt wird. das ziel ist, körper und geist zu reinigen. ich stelle mir das sehr spannend vor und frage conrad, ob es nicht auch im südosten perus einen schamanen gäbe, der etwas ähnliches mache. in brasilia gäbe es wöchentlich eine session, um sich einen ersten eindruck zu verschaffen.
zwei monate werden clara und conrad im tiefen dschungel verbringen. wie groß aber muss der kulturschock sein, wenn sie wieder in der zivilisierten welt ankommen. es geht dann schon los mit den künstlichen duftmaschinen auf den flughäfen und bahnhöfen, die lust auf frische brötchen mit mett und fein gehackten zwiebeln machen...
die übergabe erfolgt dann in einem der cafes. gerne hätte ich zur gelungenen übergabe mit einem glas sekt angestoßen. leider gibt es ihn auf der karte nicht. so stoßen wir mit gesunden und schaumigen obstsäften an. es ist wie an weihnachten. ich packe alle zeitungspakete aus und stelle fest: alle teile sind da!!! große erleichterung.
wir verabschieden uns - ich bekomme schnell ein taxi nach miraflores zu meinem hostel, in dem ich schon einmal gewohnt habe und um 18:30 uhr bin ich in meinem zimmer.
um 22:00 uhr trifft sich der vespa club lima in einem restaurant in miraflores, nach dem sie vorher noch eine tour durch lima gemacht haben. vorher gehe ich noch etwas essen und gönne mir zur feier des tages ein schönes lokal und einen wohl temperierten rotwein, lachs und einen nachtisch.
als ich um kurz vor 22:00 uhr bei dem anderen restaurant ankomme, fällt mein blick auf 14 bunte und frisch polierte, glänzende vespen unterschiedlicher baujahre.
ohne worte
aufbruch
wir sitzen in einer art überdachtem biergarten mit langen biertischen. es riecht nach kraut, aber das ist wohl einbildung. die vespafahrer haben hunger und hauen rein. sogar vor torten und aufläufe zum nachtisch haben sie keinen respekt. sebastian, der den verein vor 3 jahren gegründet hat und der mir bei meinen zwei pannen auf der autobahn nach lima mit nics telefonnummer ausgeholfen und auch später als empfangsadresse hergehalten hat, erzählt, dass die sich einmal in der woche treffen, erst ihre tour machen und anschließend zusammen essen. er fragt mich nach meiner zweit- und drittvespa. als ich passe zeigt er mir schon fast ein ganzes arsenal seiner vespen, die er so nach und nach restauriert hat. die teile bekäme er aus deutschland vom scootercenter in köln.
es ist eine nette runde - mit aktiven mitgliedern
des vespa - clubs lima
vespa: beim wort genommen
ich brauche etwas zeit, mich einzugewöhnen. ich werde gefragt, ich erzähle ein paar stories und zeige das video, auf dem ich vollgepackt claudia und rolf verlasse und jeff hinterher ruft: it looks unstable... und sandra sagt: he is so grazy.
auf meine frage wo denn die cdi säße gibt es keine sichere antwort. bei der verabschiedungsrunde macht einer der vespaclub-mitglieder eine runde um den langen tisch und verteilt visitenkarten. er hat gerade seine zahnarztpraxis eröffnet.
später bringt mich sebastian noch auf seiner vespa hierher ins hotel. schade, dass ich die tour mit meiner vepse nicht mitfahren konnte.
ein ereignisreicher und guter tag. die ersatzteile sind da.
wie viele waren in diesen logistischen kunstakt involviert?
conrad, clara, gabi als mögliche überbringerin, ludwig, der die zweite oder besser dritte option aus dem ärmel schüttelte, nils, der bereit war, die teile mitzunehmen, wilfried, der alles bestellt und pünktlich zur verfügung gestellt hat, karin und premek, die die kurze leitung zu ludwig waren. und nicht zuletzt die technik, die es erlaubt, mal eben über 10 tsd kilometer entfernung das ganze in echtzeit zu organisieren.
DER ECHTE HAMMER!!
29.12.
mich umgibt, als ich aufwache eine unnatürliche ruhe.
und doch befinde ich mich in der 10 mio stadt lima. eigentlich sollte es umgekehrt sein. puerto maldonado sollte die himmlische ruhe ausstrahlen...
die dame von der rezeption erkennt mich wieder. nette begrüßung. das frühstück, wie ich es hier gewöhnt bin. frische baguettebrötchen, gesalzene butter, ein spieglei, ein saft, cafe con leche und eine banane. ich erzähle ihr von meinem abenteuer. sie kann sich sogar noch an einzelheiten meines ersten aufenthaltes hier erinnern, als das thermostatventil und die sicherung der benzinpumpe in die knie gingen.
später höre ich noch, wie sie in der küche zur ihrer kollegin sagt: thomas, der mit der vespa ist wieder da...
um halb 11 bin ich auf dem weg zu nics werkstatt. von nic weiss ich, dass er zwischen den jahren nicht da ist. ich erhoffe mir ein bekanntes gesicht bei meiner ankunft, aber mein mecanico ist nicht da. nur sein kollege und derjenige, der für den schreibtisch zuständig ist. alle haben nichts zu tun. mein besuch wird eher als störend empfunden. sie können und wollen mir in sachen cdi nicht weiterhelfen und auch ein anruf bei der chevroletwerkstatt ist ohne erfolg. ich möchte, dass sie für mich die adresse der vespawerkstatt rauskriegen, von der ich die ersatzteile erhalten habe.
chevrolet hat früher auch mit vespen gehandelt. die werkstatt, die ich jetzt suche, ist ausgegliedert worden.
auch das bleibt ohne erfolg und ohne großen ehrgeiz. ich rufe nic an. er kann mir nicht weiterhelfen, gibt mir aber den praktischen tip: fahr doch einfach hin. wieder ein beispiel dafür, dass es auch einfach geht...
das taxi bringt mich durch die wie immer verstopfte stadt.
auch hier stoße ich auf einen dem büroschlaf verfallenen mitarbeiter. ich erkläre ihm mein problem. er wiegelt ab. nein sie hätten keine motorräder. ich bleibe dran und lasse mich nicht unterbrechen.
ich komme mir vor, als ob ich um mein leben kämpfe. ich darf mir die allerletzte chance, die ich noch habe nicht von demotivierten oder weihnachtsgestressten büroleuten zerstören lassen.
irgendwann stoße ich auf seine mentale goldader. er kennt die adresse nicht (!) und macht mir eine skizze. dann fällt ihm der name der werkstatt ein. AUTO BODY. ich bin schon kurz davor, ihn zu bitten, nach der adresse zu googeln, doch seine signale, die er aussendet, bedeuten für mich: GEFAHR. blitzende schwarze augen und eine gefährlich leise stimme.
der dritte taxifahrer ist plietsch. er schaut sich die verworrene, kaum lesbare skizze an, googelt, telefoniert mit seiner zentrale und fährt los. ich denke erst, dass er auf meinen input wartet, doch als ich ihn frage sagt er wie selbstverständlich, dass wir gleich da wären. und tatsächlich: ich erkenne das gewerbegebiet und später die werkstatt wieder.
nach der werkstatt-siesta bin ich wieder da.
mich empfangen zwei ausgeruhte und nette mecanicos. es gibt kein no hay, sondern gleich die frage nach der fahrgestellnummer. ein kalter schauer des erschreckens durchfährt mich. die habe ich nicht. der vespa-schein ist im hostel. ich stelle mir schon vor, wie ich meine rezeptionsfreundin bitte, in mein zimmer zu gehen und aus meinem rucksack den schein zu holen, als mir einfällt, dass wilfried auf seinen rechnungen immer die fahrgestellnummer mit ausgedruckt hat. i
ch finde sie in seinem whatsapp-account und sie ist das sesamöffnedich!!!
unter dem rechten blinker sitzt die cdi!
der mecanico wird fündig und zeigt mir auf seinem notebook eine herstellerzeichnung. ich erkenne die cdi wieder, die in puerto maldonado liegt und frage ihn gleich, wo sie denn nun verbaut wäre. er zeigt souverän zu dem vorderen rechten blinker: wenn du die innenschürze abnimmst, kannst du die cdi sehen und austauschen. schnell mache ich noch ein foto und bedanke mich überschwenglich.
manchmal ist es doch gut, dran zu bleiben, so lange zu beissen, bis die lösung hervortritt.
und da alles es gerade so gut läuft will ich mir noch schnell einen neuen akku für das samsung besorgen. in zwei läden wieder das einfache und aus dem kopf heraus gesagte no hay.
keine recherche, kein fragen des kollegen - no hay. frei übersetzt: ich habe keinen bock, jetzt zu suchen. lass mich einfach in ruhe!!!!!
beim dritten werde ich fündig. 90 soles sagt mir die verkäuferin - schon fast dafür entschuldigend, dass er so teuer sei. es sei aber ein original. 24 euro umgerechnet finde ich morderat.
es ist zwanzig vor 17:00 uhr. es ist noch hell, der pazifik nur wenige taxi minuten entfernt. einen blick möchte ich noch auf ihn werfen. ein schönes blaugrünes wasser empfängt mich. es ist ein kieselstrand. keine plastikflaschen oder sonstiger müll. wenige menschen verteilen sich und genießen auch das geräusch, wenn die wellen sich über die kleineren kieselsteine zurückziehen und sie ein reibendes geräusch von sich geben.
auberginenfarbend
die küstenstraßekurz vor der dämmerung überkommt mich noch die lust auf ein bier. ich erinnere mich, dass wir uns mit der freewalker gruppe hier getroffen haben. hier werden 25 sorten bier ausgeschenkt. 25 zapfhähne nebeneinander. ich habe nur durst und sage vielleicht etwas unwirsch, er solle mir irgendeines geben. ich hätte durst. gringos eben...
morgen kommt um halb 6 das taxi. zweieinhalb stunden später starten wir. um 11:00 uhr möchte ich bei henrico in der werkstatt sein. er erwartet mich.
der vepsenkrimi geht weiter.
30.12.
zwar bin ich nicht um 11:00 uhr bei henrico in der werkstatt, sondern erst um 15:00 uhr, weil mein flieger noch einen zwischenstopp in cusco gemacht hat. eigentlich auch logisch, denn was wollen die fluggäste von den überseefliegern in puerto maldonado?
so gönne ich mir noch eine siesta und später gleich in der nähe der werkstatt noch einen sehr üppigen obstsalat und danach noch eine empanada con queso.
die neue ankerplatte ist verbaut, aber...
das verbauen der ankerplatte klappt gut und auf anbieb, doch die vepse springt nicht an. vorher ist sie ja noch angesprungen. das abgasrohr wird mit einem hitzebeständigen schlauch verlängert, aber das hat keinen einfluss darauf. auch der einbau des neuen vergasers war eher eine verzweiflungstat, denn auch er hat mit dem nicht zünden wollen nichts zu tun.
die patientin liegt noch im koma
henrico misst und kommt zu dem schluss, dass werkseitig kabel vertauscht worden sind. es bleibt aber dabei, die vepsa hat keinen zündfunken. also keine verbesserung, die wir heute erreicht haben, sondern eine weitere verschlechterung.
henrico nimmt sich das vespa-buch mit dem schaltplan mit und will sich über neujahr damit beschäftigen.
mein vorschlag, den ich mir reiflich überlegt habe, aber dann doch ausspreche, ist, ausschau nach einem elektrikspezialisten zu halten. meine entgegnung auf seine etwas beleidigte antwort, mit der ich gerechnet habe - ER sei doch der elektrikfachmann - dass vier augen mehr sehen, als zwei.
damit kann er einigermaßen leben.
das leckere abendessen mit salat und kraftgebenden spießen und einem bier, hat mich wieder "runter geholt". es wird eine lösung geben. wir sind ganz dicht dran.
morgen gehts in den dschungel. ich bin auf die zwei tage sehr gespannt.
31.12.
meine stimmung ist eher gedämpft, und vorfreude will nicht aufkommen.
die koma-patientin schwirrt in meinem kopf herum und immer wieder die frage: woran liegt es? und wie lange werde ich noch geduld haben?
b-pläne drehen sich in meinem kopf, die mich aber nicht zufriedenstellen und deswegen auch nicht weiter verfolgt werden.
klar - wenn ich die vepse nach lima zu den beiden mecanicos beamen könnte, die mir auf anhieb die cdi zeigen konnten - das wäre eine maßnahme. es sind 1.600 km, die aber auf dem rückweg eine erneute überquerung der anden erfordern würden. eigentlich habe ich mit gebirgstouren abgeschlossen - so es schön es auch war.
mit einem pickup fahren wir richtung westen.
eine mutter mit ihren drei kindern ist mit dabei. zum glück sorgen die kids für die geräuschkulisse, so dass die erwachsenen schweigen und dösen können. später stellt sich heraus, dass sie mit ihren kids zu dem koch gehört und zwei tage in seiner nähe verbringen will.
nach ca. einer stunde verlassen wir die asphaltierte straße und nehmen einen sandweg, der uns bis zum tambopata fluß bringt.
wenn ich auch immer über die in deutschland so beliebten geländewagen spotte - so habe ich heute großen respekt vor ihnen.
die regelmäßigen regenfälle machen aus der sandpiste eine rutschige angelegenheit. tiefe und ausgefahrene spurrillen, abenteuerliche brückenkonstruktionen, die über bäche und kleine flüsse führen und kleine steigungen, die jeden pkw in die knie gezwungen hätten, erfordern four wheel drive und ein gutes reaktionsvermögen des fahrers.
die kraft des dschungels ist schon hier - in der zivilisation - bemerkbar. bestimmt alle zwei bis vier wochen muss die sandpiste von schnellwachsenden klettergewächsen, überhängenden ästen und umgekippten, morschen baumstämmen befreit werden. wenn die baumstämme zu dick sind, werden sie einfach in der mitte zersägt, zwei meter entfernt und der rest seinem schicksal überlassen. damit ist die fahrbahn erst einmal wieder frei.
und trotz der widrigkeiten kommen uns immer wieder motorräder entgegen. nicht etwa geländemaschinen, sondern solche, die auch in puerto maldonado als taxen benutzt werden. hier in der wildnis sind die fahrer mit den unwegsamkeiten aufgewachsen. schon als baby und kind sind sie - zwischen ihren eltern eingeklemmt oder auf dem tank sitzend - mitgefahren und haben gelernt, sich auf zwei rädern über wacklige, in fahrtrichtung liegende baumstamm-brücken und tiefe spurrillen zu bewegen, ohne dass sie im roten schlamm gelandet wären. und wenn es wirklich nicht anders geht, wird gemeinsam geschoben.
wir kommen an einer in hellem blau gestrichenen dschungel-kirche vorbei. diese besteht lediglich aus einem großen wellblechdach und stützen, die es tragen. ein für unseren geschmack kitschiger altar ist der einzige hinweis darauf, dass es sich um ein sakrales gebäude handelt.
alles wirkt sehr armselig und improvisiert.
die holzhäuser mit veranden stehen auf pfosten, um sich gegen das hochwasser nach regenfällen abzusichern. die wassermassen können so schnell nicht in dem lehmboden versickern. die pfosten für die wäscheleine stehen in großen pfützen, die hühner nehmen zuflucht zur holzveranda, das laufen auf dem glitischigen rötlichen lehmboden kann nur in kleinen schritten vor sich gehen.
leben wollte ich hier nicht. und wer denkt, dass man sich mit dem leben im dschungel nur naturgeräusche und sonst herrliche ruhe erkaufen kann, der vergisst, dass es auch hier strom gibt, der tv-geräte und boxen ihr unwesen treiben lässt.
der pickup bringt uns bis zur anlegestelle, wo wir noch auf touristen warten. zwei pärchen - aus frankreich und peru - gesellen sich dazu.
wir werden mit einem überdachten boot und richtigen, weich gepolsterten stühlen zu unserer lodge gebracht. fahrzeit lediglich eine halbe stunde. gegen halb zwölf sind wir da und werden mit einem glas gekühltem ananassaft empfangen und in die gepflogenheiten des reservates eingeführt.
nach nur einer halben stunde flussaufwärts sind wir im lodge
mein erster gedanke, nach dem wir die lehmglitschige böschung vom tambopata - fluss zu unserer lodge geschafft haben: 5 sterne qualität. es empfängt uns ein großes, abschüssig gelegenes gelände, das mit seinen großzügigen, frisch gemähten und sattgrünen rasenflächen schon fast an einen golfplatz erinnert. in ausreichender entfernung zueinander sind holzhäuser verteilt, die mit bambusstämmen verkeidet und deren dächer mit palmenblättern bedeckt sind. später,während unseres spaziergangs durch die direkt an das grundstück anschließende wildnis, zeigt uns unser guia diese palmblätter. sie haben eine art wachsüberzug und sind damit wasserundurchlässig. erst nach 20 jahren müsse das dach neu gedeckt werden.
die großzügigkeit der natur
ausgesorgt! aber bei näherem hinsehen, gibt es unzählige kleine braune spinnen, die auch auf beute warten
der zustand der "anlage" lässt keine wünsche offen. mein zimmer ist die nummer zwei und heisst jaguar.
ich habe es für mich alleine und bin auf alles gefasst und umso überraschter, als mich einetwa 7 bis 8 meter hoher kühler raum, empfängt. er ist nach oben hin geöffnet, so dass der dachstuhl von first zu first mit seinem kunstvollen flechtwerk zu sehen ist. über den beiden betten hängen zwei rechteckige holzrahmen, die mit einer plastikfolie überspannt sind. an diesem hängt der mückenschutz, der nach bedarf zu allen vier seiten heruntergelassen und dank eines gummibandes mit der matratze verbunden werden kann. der perfekte schutz gegen die quälgeister. bad und dusche im besten zustand. da auch dieses mit ca. 10 nebeneinander liegenden zimmern große haus auf holzständern steht ist der fußboden nicht geschlossen, sondern mit holzbalken ausgestattet, die zwecks belüftung auf abstand verlegt sind. auch die wände lassen luft durch. sie sind mit bambusstämmen verkleidet, die auch für genügend durchzug sorgen. nur die zwischenwände sind aus diskretionsgründen lückenlos vernagelt.
das haupthaus
er hat ein besseres leben, als seine artgenossen in meinem hotel.zum mittagessen, das wir im haupthaus einnehmen, kommt noch eine alleinreisende französin, die vier tage hier war und heute weiter nach cusco will. sie sieht ziemlich mitgenommen aus.
bei der begrüßung schon sind wir gefragt worden, ob es spezielle essgewohnheiten gäbe. aus immer wieder bestätigten erfahrungen, dass es den vegeterianos besser geht, lasse ich mich als einziger in diese kategorie einteilen und bereue es nicht. auf den langen tischen stehen beschlagene karaffen mit ananassaft, es gibt weisse sets, die teller stehen bei der essensausgabe bereit. alles wirkt professionell und gut organisiert.
immer wieder werde ich an meinen dschungelaufenthalt mit nora in brasilien erinnert. der einzige unterschied: hier gibt es KEINE glotze, es gibt KEIN transistorradio, das vor sich hinnervt, es gibt KEIN internet, das die mitbewohner stumpf auf ihre smartphones blicken lässt. für alle bestimmt etwas ungewohnt.
man sitzt stattdessen einander gegenüber und schaut entweder auf seinen teller, aus dem fenster oder dem anderen ins gesicht. unterhaltung bleibt nicht aus.
erst für 15:30 uhr ist der nächste programmpunkt geplant.
genug zeit für eine siesta. ein verdauungsspaziergang ist zwar auf dem großflächigen gelände möglich, aber auch nur dort.
bei der begrüßung wurde uns empfohlen, nicht auf eigene faust in der angrenzenden wildnis spazieren zu gehen. wer keine gute orientierung habe, fände nicht wieder heraus.
die ruhe, die mich umfängt, wird von motorsägen in weiterer entfernung unterbrochen. ansonsten sorgen nur die tobenden kinder für einen angemessenen lärmpegel.
draussen ist es tropisch, in den zimmern aber herrscht ein wohltuendes klima. nicht auszuhalten wäre es, wenn das dach mit wellblechen gedeckt worden wäre.
warum frage ich mich, wird dieses naturmaterial nicht überall benutzt? laut unserem guia wachsen die palmenblätter schnell nach. und ich frage mich ob diese geflochtenen dachmatten manuell gefertigt wurden? ob die montage direkt auf dem dach erfolgt oder ob diese dachmatten vorgefertigt sind und nur noch mit den dachlatten verbunden werden müssen?
es löst sich wieder einmal ein kräftiger tropenregen vom himmel. ich beobachte das dach, doch nirgendwo sind verräterische tropfen oder rinnsale zu entdecken. keine tropfen auf dem holzfußboden.
vor den quälgeistern gut geschützt
der kommenden aktion kann ich nicht so viel abgewinnen, aber es wird von den touristen erwartet. eine autobatterie ist an bord und ein großer scheinwerfer, mit dem in der kommenden stunde das ufer nach reflektierenden tieraugen abgesucht wird. wir sollen krokodilkaimane zu gesicht bekommen. und obwohl wir mit dem lauten außenborder unterwegs sind und durch unsere geschwindigkeit für wellengang sorgt, gelingt es unserem guia nach einer halben stunde einen jungen kaimanen zu entdecken. durch das licht sind sie geblendet und verharren regungslos im seichten gewässer des ufers. der steuermann reagiert auf die lichtsignale unseres chefs und fährt so dicht an das ufer heran, dass der er das krokodil zu fassen bekommt. so einfach ist das nicht. es wehrt sich mit aller kraft, kann aber dem routinierten griff nicht entgehen. es hat eine geschätzte länge von bis zu zwei metern und als er es an bord hat, sieht es für einen moment so aus, dass es sich doch aus dem griff des guias befreien kann. ich sitze ganz vorne und habe für einen moment tuchfüllung mit dieser freigesetzten kraft. aber nicht lange, und es muss sich seiner kurzen gefangennahme beugen.
es wird von allen seiten beäugt und fotografiert.
wir dürfen das tier berühren und erfahren, wie sich krokodilleder im naturzustand anfühlt.
unserem guide ist zugute zu halten, dass er sorgsam mit dem tier umgeht.
ich erinnere mich an dieselbe situation in brasilien. marchello, so hieß unser guide war da schon etwas unsensibler und hätte es sogar mit in unsere lodge genommen, um es auf den küchentisch zu legen und uns genau die anatomie zu erklären. zum glück gab es da ein einstimmiges NO.
zurück im camp erwartet uns schon ein mit gelben luftballons geschmückter raum und mit knallfröschen hantierende kinder. auf dem buffet-tisch stehen entzündete kerzen, auf den esstischen frisch gepflückte blumen in plastikflaschen. hier wurde mit viel fantasie eine feierliche atmosphäre geschaffen. wir essen zusammen mit der familie. ich bekomme wieder meine extrawurst in gestalt einer leckeren tortilla.
zum glück gibt es keine fiesta mit touristenbelustigung. es ist alles völlig zwanglos. es gibt keine erwartungen, jeder macht, was er will. die gastgeber haben schon schon die bierflaschen auf dem tisch, das franzosenpärchen aus der bretagne mixt sich longdrinks und ich habe lust auf einen guten peruanischen rotwein. doch leider ist nur semisecco im angebot und damit nur mit einswürfeln zu ertragen. zum glück finde ich bei dem koch und seiner frau dankbare abnehmer. später kommt noch ein südamerikanisches pärchen dazu. er legt sein smartphone auf den tisch und damit ist die musiklose zeit vorbei. es ist aber zu ertragen, weil es nur als hintergrund dient und wir uns trotzdem unterhalten können. ich bin aber mehr oder weniger zaungast und übe mich im zuhören, trinke meinen rotwein und erhoffe mir so langsam einen vepsen-freien kopf. das funktioniert nur eingeschränkt.
kurz vor 0:00 uhr verteilt die frau des kochs kleine gläser gefüllt mit leckeren und kernlosen weintrauben, die aber erst im neuen jahr gegessen werden dürfen. dank des smarties verfolgen wir den countdown von 10 auf null. umarmungen, feliz ano und peruanisches konfetti.
die kids untermalen den jahreswechsel mit ihren knallfröschen und experimentieren mit luftballons.
ich erinnere mich an tillmann und gerriet, die auch ihre versuche gemacht haben. hier aber war die rollenverteilung klar. eddo war der "sprengchef", und ohne ihn ging nichts. zumindest in den ersten jahren hat das gut geklappt.
um viertel vor eins verabschiede ich mich und bekomme noch mit auf den weg, dass wir uns um 05:00 uhr wieder treffen. ich nehme das nicht ernst und antworte mit einem a ver - mal sehen...
01.01.
vamos! vamos! und wenig später oder viel später? thomas, vamos!
ich höre zwar meinen namen, glaube aber nicht, dass der rufer es ernst meint. ich bin eher der meinung, dass der reichlich genossene alkohol dafür verantwortlich ist und beschließe, den rufer nicht ernst zu nehmen. er wird sich auch wieder beruhigen.
als ich aber auf die uhr schaue stelle ich fest, dass es fünf uhr ist und draussen schon die dämmerung eingesetzt hat.
auch in unserem brasilianischen dschungelcamp gab es einen programmpunkt, der uns zur ähnlichen uhrzeit aus den betten getrieben hat.
vamos, thomas, vamos!!!!
also gut.
ich bin nicht der einzige, der den ruf ignoriert.
unser guide, der jetzt seinen arbeitseinsatz gehabt hätte, ist nicht mehr ansprechbar. mit seinem kopf auf der tischplatte befindet er sich im reich der träume. ebenso unser steuermann. was bleibt? der chef des hauses, der ausgeschlafen aussieht, muss herhalten. als wir im begriff sind, das boot zu besteigen, sehen wir, wie der steuermann mithilfe seines chefs den glitschigen abhang hinunter begleitet wird. es gelingt nicht ganz, der steuermann rutscht weg und landet der länge nach in der rotbraunen masse.
der sprichwörtlich gute rutsch zum jahresbeginn ist ihm gelungen. mitleidige blicke begleiten ihn.
er bewohnt ein tolles holzhaus mit veranda und blick auf den tambopato.
jetzt aber hat er keinen sinn dafür.
an bord nehmen wir aufeinander gestapelte plastikhocker, eine kaffeekanne und frühstücksutensilien.
unser chef - ich nenne ihn juan - ist mit einem vollen rucksack beladen. ich weiss nicht, was wir vorhaben. ich denke, dass wir uns eine sandbank aussuchen und dort während unseres frühstücks den sonnenaufgang bewundern und tiere beobachten werden.
wir fahren anderthalb stunden flußaufwärts. an bord ist himmlische ruhe. alle müssen ihren schlaf nachholen. dann aber legen wir an.
zum glück bin ich nicht der erste, der von bord geht. es trifft unsere beiden franzosen besonders hart - oder besser WEICH. in der annahme, dass sie festen grund unter ihren füßen vorfinden, sacken sie mit den vom camp zur verfügung gestellten gummistiefeln zu gut zweidritteln in der lehmpampe ein. nichts geht mir. wir hören ein saugendes geräusch, alle vier stiefel lassen sich nicht so ohne weiteres aus dem erdreich befreien. wir können wegen platzmangels nicht gut helfen und schauen gespannt zu, wie sie sich mit eigener kraft befreien wollen. doch jede bewegung lässt sie tiefer in den modder einsinken. eine fatale situation, völlige hilflosigkkeit. ich möchte nataly von der kaffeekanne befreien, doch sie klammert sich an sie, so als wäre sie der garant, sich lebend und sicher aus der misslichen situation zu befreien.
die beiden helfen sich gegenseitig und erzielen kleine erfolge. dadurch angespornt, dass sie der sieger in diesem spiel sein werden, arbeiten sie sich zentimeter für zentimeter aus dem schlamassel. schließlich aber kommt der erfahrene juan zuhilfe, gibt anweisungen und nach wenigen sekunden sind die beiden befreit. die stiefel haben ein glänzendes braun rot angenommen. wir sind nun alle gewarnt.
wir befinden uns im sumpfgebiet, das zu dieser uhrzeit der lieblingsort der papageien ist. wir laufen durch ein kleines waldstück immer darauf achtend, nicht zu tief mit unseren stiefeln einzusacken. bald habe ich raus, dass ich mich an den trittspuren meines vorgängers orientieren und diese benutzen muss. diese geben für einen moment trittsicherheit, ein tieferes einsacken unterbleibt.
wir erreichen eine lichtung.
wir positionieren uns an der lichtung. die plastikhocker werden nicht benötigt. der untergrund ist heimtückisch
in etwa 50 metern abstand befindet sich eine art steinbruch, an dessen wand hunderte, in allen erdenklichen farben schillernde papageien "kleben".
sie versorgen sich hier mit den unterschiedlichsten mineralien, die die giftigen pflanzengifte, die sie mit ihrer nahrung aufnehmen, neutralisieren. sie lassen sich von uns nicht stören.
wir sind erst einmal damit beschäftigt, sicheren tritt zu erlangen, was nicht einfach ist.
abgelenkt von dem naturschauspiel entwickeln die stiefel ihr eigenleben und sacken immer tiefer, ohne dass wir etwas merken. und wenn wir es merken, ist es fast zu spät. nur mit viel geduld und geschicklichkeit gibt der modder uns frei. wie schnell kann es bei diesen übungen passieren, dass wir das gleichgewicht verlieren. dann haben wir wohl richtig verloren.
juan ist da routinierter. er hat sein teleskop mitgebracht, montiert es auf ein dreibein und positioniert es so, dass die linse genau auf die felswand zeigt.
irgendetwas schreckt die papageienschar auf. mit einem mal sind alle in der luft. ein vibrierendes farbenspiel verflüchtigt sich in die höhen der umstehenen bäume und verharrt.
immer wieder fliegen sie in zweiformationen über die lichtung. meistens fliegen sie dicht an dicht. es ist ein faszinierendes schauspiel, das wir geboten bekommen.
wir können das teleskop benutzen. ich mache von dem angebot erst einmal kein gebrauch, sondern konzentriere mich auf beides: auf das, was sich in den höhen abspielt und auf das, was sich unter meinen füßen entwickelt. die anderen sind schon mutiger und auch gelenkt von dem wunsch, gute aufnahmen in ihre smarties und kameras zu bekommen.
juan zeigt uns, wie wir unsere smarties auf das teleskop legen müssen, um den bestmöglichen zoomeffekt zu erreichen. er hat auch ein fernglas dabei, mit dem er ähnlich verfährt.
die meisten sitzen schon in den baumwipfeln...
zwischendurch gibt es auf unserem boot ein frühstück mit hartgekochten eiern, brötchen, erdbeermarmelade, tee und kaffee. mittlerweile haben zwei andere boote angelegt.
nach dem frühstück gehen wir noch einmal zur lichtung. weil ich nicht viel sage, sondern in das treiben in der luft und an der felswand vertieft bin, fühlt juan sich immer verpflichtet, sich nach meinem wohlergehen zu erkundigen. thomas, todo bien? oder thomas, estas bien?
er macht für mich ein paar fotos und eine videoaufnahme mit hilfe des fernglases und des telekops. wenig später aber ist allgemeiner aufbruch.
und fliegen in engen zweierformationen über die lichtung
mit dem wetter haben wir glück. als wir mehr oder weniger geschützt in dem boot sitzen, erleben wir einen kurzen aber intensiven sturzregen. ich fluche schon innerlich, weil ich wenig lust verspüre, den rest des tages in langsam trocknenden shorts zu verbringen. auf die sonne ist heute nicht so richtig verlass.
ziemlich kaputt kommen wir in unserer lodge an. juan ist top fit und schlägt vor, dass wir uns in einer halben stunde zum kajakfahren am steg treffen. habt Ihr lust? von mir kommt ein klares und überzeugendes NO!
die anderen zögern noch, schauen sich gegenseitig an - keiner hat lust, keiner traut sich, das zuzugeben. juan bringt es auf den punkt: cama o cajak? bett oder kajak? cama wird der vorzug gegeben.
es ist halb 11, um halb eins gibt es mittagessen. das sind schöne aussichten.
duschen und siesta!!
ich bin schon im abschiedsmodus. mittagessen, und dann gemütlich mit dem boot und später mit dem pickup ins hotel. noch eine kleinigkeit essen und früh schlafen.
doch das orgateam der lodge hat anderes mit uns vor. das mittagessen ist wieder sehr lecker. für mich gibt es eine bunte gemüsepfanne.
dann erscheint unser guide. frisch ausgeschlafen und voller tatendrang. einen kater hat er anscheinend nicht. er verkündet das timing für den nachmittag. um viertel vor drei treffen wir uns im haupthaus. wir könnten dann mit dem kajak zum ausgangspunkt fahren, wo wir dann von den pickups erwartet würden. unsere rucksäcke würde das boot mitnehmen. am liebsten würde ich mit dem boot mitfahren. kajak fahre ich nicht gerne, weil die sitzhaltung auf dauer auf den rücken geht. ich bin noch unschlüssig und frage später unseren pickup-chauffeur, ob ich im boot mitfahren könne? er schüttelt mit dem kopf. ok. ich gebe mich geschlagen.
die sonne scheint, als ob nichts gewesen wäre. schnell werden die kajaks zu wasser gelassen und raz faz sind ein doppel und drei einer auf dem wasser. jetzt wäre ich lieber im ruder - einer unterwegs. das wasser ist ruhig. wir kommen gut voran, mein rücken macht sich schon nach kurzer zeit bemerkbar. ergonomisch ist das kajak eine katastophe. es gibt eine sitzmulde, die ein gerades sitzen unmöglich macht. nahezu eine 45° statt einer 90° sitzhaltung. katzenbuckel sagen wir ruderer dazu. auf den rollsitzen im ruderboot kann ich aufrecht sitzen und meinen rücken schonen. doch alles ist halb so schlimm. nach der nächsten kurve sehe ich, wie die beiden franzosen schon wieder anlegen und auch ich bin bald beim boot.
die fahrt mit dem pickup zurück verläuft weniger sourverän, als auf der hinfahrt. unser fahrer wirkt unsicher. vielleicht auch mit recht. die wegverhältnisse haben sich sehr verändert. die rillen sind größer und tiefer geworden, die pfützen größer, die zur fahrtrichtung liegenden baumstämme, die uns über die flüsse bringen sollen, liegen nackt und bloß, die festgefahrende lehmschicht in den zwischenräumen ist weggespült. nur ein fahrfehler und die vorderräder können sich zwischen den stämmen verfangen und ein eigenleben verursachen.
unser fahrer sagt nicht viel.
die kids sind sehr zufrieden mit ihrem wochenende. sie konnten sich austoben, konnten so lange aufbleiben wie sie wollten, böllern ohne ende, konnten aber auch ihre auszeit nehmen, sich selbst beschäftigen und das große areal für sich in anspruch nehmen. puerto maldonado bietet da weniger auslaufmöglichkeiten.
ich vermute, dass unser fahrer in früheren zeiten waldarbeiter war.
alle vier finger seiner rechten hand sind bis auf das jeweils letzte glied nicht mehr da. ich vermute, sie sind opfer der kettensäge geworden.
wir kommen an meinem hotel vorbei. er lässt mich hier aussteigen. eine nette verabschiedung von den kids und der mutter.
morgen ist wohl wieder schule. der alltag hat sie wieder.
der vater ist im camp geblieben.
ich sehe genauso mitgenommen aus, wie die französin, die vier tage im camp war.
02.01.
heute ist wieder werktag. endlich! früh aufstehen, der obligatorische obstsalat und zur werkstatt.
wilfried hat mir eine sprachnachricht geschickt und mich wieder eingenordet: konzentriere dich jetzt nur und ausschließlich auf die ankerplatte. die ankerplatten werden ungeprüft vom werk verschickt. es kann sein, dass sie einfach nur defekt ist. bau die alte wieder ein. wenn du einen zündfunken hast, lass sie drin und prüfe, was mit den anderen ersatzteilen ist.
klar. ist doch logisch. so machen wir das!
um kurz nach zehn bin ich bei der werkstatt. die motorräder stehen zwar draussen, die metallläden sind aber bis auf einen geschlossen. habe ich mich in der zeit vertan? ist es noch eine stunde früher? ich betrete trotzdem die werkstatt und sehe wie die hebebühnen mit spachtel gereinigt werden.
que pasa? frage ich henrico, der auf mich zukommt. cerrado por a inventura.
mit meiner gelassenheit ist bald nur noch wenig anzufangen. er setzt noch einen drauf und sagt das mir schon verhasst wort manana.
aber dann grinst er stolz und verkündet, dass die vepse wieder einen zündfunken habe. morgen würden wir fertig.
ich glaube noch nicht richtig dran. erst, wenn wir die zweistündige probefahrt hinter uns gebracht haben. erst, wenn ich den motor gehört habe, erst, wenn sie in den hohen umdrehungen auch rund läuft.
ERST DANN!!
auf dem heimweg erinnere ich mich an das bild, das jeder von uns kennt. der weberknecht in der badewanne.
er ist in der badewanne gefangen.
wenn er pech hat, spült ihn ein wasserschwall in den abfluss.
so arbeitet er sich mit kraft an dem glatten wannenrand stück für stück nach oben, aber das schicksal will, dass er den halt verliert und wieder unten landet.
erneut macht er sich auf den weg.
vielleicht ein entfernter verwandter des schicksal behafteten sisyphos?
ich sehe mich gerade wieder auf dem wannenboden. vor zwei minuten sah ich mich schon als gewinner, vor zwei minuten war ich der festen überzeugung, dass wir heute weiterkommen, dass ich heute den wannenrand erreiche.
aber nein: cerrado por inventura.
dieses szenario erlebe ich seit ich hier in puerto maldonado bin.
geduld und immer wieder erneut geduld.
mal sehen, ob ich morgen schon den rettenden wannenrand erkennen kann - ob aus maldonado ein biendonado wird?
03.01.
mein hotelchef fragt mich immer mal wieder nach dem zustand der vepse. ich berichte ihm voller hoffnung, aber vor ein paar tagen hat er die daumen-waagrecht- geste zu sehen bekommen. mal? ist seine besorgte frage. ich nicke und schwäche durch mas o menos etwas ab.
als ich heute morgen den schlüssel auf den thresen lege sagt er, dass er einen spediteur kenne, der regelmäßig nach lima fahre. ihn solle ich fragen.
ich habe die adresse in petto, warte aber den morgigen tag ab.
gut ist, dass es diese option gibt. detaills werde ich später erfragen.
die rolläden sind halb geschlossen. die werkstatthalle ist leer. es riecht nach frischem lack. die hebebühnen haben ihren voranstrich erhalten.
henrico kommt auf mich zu, begrüßt mich und spricht von manana.
ok. schimpfen bringt nichts. ich bin einfach von ihm abhängig, mache nur ein genervtes gesicht, das ihn wenig beeindruckt.
der weberknecht macht sich an seinen erneuten aufstieg.
mal sehen, was der morgige tag bringt...
04.01.
der weberknecht muss alle kraft aufwenden, dass er nicht in den abguss rutscht.
zu beginn des tages macht er gute fortschritte. dank seiner vielen beine und gut eingesetzter kräfte schaffte er es sogar fast bis zum rettenden wannenrand - doch am nachittag ist er wieder einmal opfer der schwerkraft.
henrico ist guten mutes. gestern noch hat er die vepse wieder zum laufen gekriegt. stolz erzählt er mir, dass die cdi keinen oder zu wenig strom bekommen hätte. im übrigen habe er die cdi ausgetauscht. die vepse wäre angesprungen und gelaufen.
also ist der rest nur noch ein zusammenfügen der teile und schrauben, die wild durcheinander in einer metallschale liegen. die kabelenden werden ordentlich und unter meinen strengen beobachtung zusammengelötet, die wasserpumpe angeschraubt und während der mittagspause die batterie aufgeladen.
gedanklich wage ich mich schon zur weiteren planung dieser restwoche vor.
mittagspause.
um 15:00 uhr bin ich wieder in der werkstatt. ich merke sofort, dass hier etwas nicht stimmt.
hencrico ist am ende seiner geduld - zu einer begrüßung reicht es nicht. vielleicht bilde ich mir das aber nur ein. ich schraube die batterie wieder fest und schaue mir danach das massekabel an. immer wieder kam von wilfried der hinweis, einen blick darauf zu werfen.
ich weiss, dass es während der zahlreichen düsenwechselei in mitleidenschaft gezogen wurde.
henrico startet die vepse. sie läuft. ruhig und regelmäßig im leerlauf. ich sage nichts, und das ist besser so.
ein triumphales lächeln auf seinem gesicht ist nicht auszumachen. eher eine versteinerte miene. er gibt gas und ich kenne nun den grund dafür: sie hustet und stottert, und sie wird wieder so laut, als ob der auspuff ein loch hätte.
im ergebnis: misserfolg fast auf der ganzen linie. sie springt an. fragezeichen über fragezeichen!!!
alle teile sind ausgewechselt. alle teile sind original piaggioteile. dann kann es doch nur am einbau liegen, durchfährt es mich, und ich wende mich ab.
morgen um 08:00 uhr treffen wir uns wieder.
wir tauschen die neue gegen die alte ankerplatte aus. ich sehe darin wenig sinn, weil sie mit der alten ankerplatte auch gestottert hat. aber vielleicht lag da das stottern an der cdi?
ich frage wilfried, welche teile denn sonst noch im zündungsbereich dafür verantwortlich sein könnten. keine, ist seine antwort. wir hätten schon alles ausgewechselt. und er ist auch der meinung, es könne jetzt nur noch an der ankerplatte und am abstand es pickups zum polrad liegen.
die zweite option beginnt gestalt anzunehmen. heute mittag auf der fahrt zur werkstatt fällt mein auge "zufällig" auf eine mauer mit der aufschrift, dass es sich hier um eine spedition handelt, die regelmäßig nach lima fährt. noch bin ich optimist und denke so im vorbeifahren, dass ich darauf wohl verzichten könnte.
klar - der weberknecht sieht sich schon auf dem wannenvorsprung...
auf meinem weg von der werkstatt zurück mache ich dort halt. der lkw führe montags hier los und sei freitags in lima. nein, mitfahren könne ich nicht. der preis: 400 soles. etwas über 100 euro.
also kommt es doch zur gedanklichen konkretisierung des planes b: welche werkstatt nehme ich in lima? die von nic oder die, die mir so schnell die antwort auf die position der cdi gegeben hat?
ich tendiere zur letzteren, werde aber noch sebastian fragen, ob er eine andere idee hat.
ich werde ZWEI füge buchen. den hin- UND den rückflug. ich verspüre überhaupt keine lust, dieselbe strecke noch einmal durch die anden zu fahren. zwar wäre ich dann so gut wie ohne gepäck, weil das hier in puerto maldonado bliebe - aber das tue ich uns beiden nicht an. der spediteur solll die vepse wieder hierher bringen, und ich nehme den flieger zurück.
bis morgen - ich hoffe bis samstag - muss ich wohl den auftrag an die spedition gegeben haben. bis dahin muss ich entschieden haben, zur welchen werkstatt die vepse gebracht werden soll.
also: der weberknecht hat sich schon von dem abfluss entfernt und steuert siegessicher die badewannenwand an.
05.01.
der weberknecht nutzt nach einer erneuten absage von henrico den tag für die sammlung von neuen kräften.
es gelingt ihm, sich kraft seiner guten "besohlung" einige cm vom abflussrohr fernzuhalten und zu halten.
ausgangspunkt: ich vermute mal, henrico hat von irgendjemandem eins auf die nase bekommen. gestern war noch sein vorschlag: manana, muy temprano.
heute hingegen die aussage, dass er keine zeit habe. ein erneutes manana.
ich gebe alles, aber er kann nicht zurück. um noch eins draufzugeben, spricht er von einer nassen zündkerze und ist damit wieder beim vergaser. ich sage ihm noch, dass er den vergaser in ruhe lassen solle. morgen kümmern wir uns um die ankerplatte. er nickt ergeben. ich gebe ihm auch noch mit auf den weg, dass ich das alte abgasrohr wiederhaben möchte. es läge noch in der schlosserei.... und zwar MORGEN!
der spediteur kommt meinem recht knapp werdenden timing entgegen. morgen muss ich um 16:30 uhr mit meinen dokumenten im büro sein. in lima muss ich mir dann über nic von der werkstatt einen transport zur werkstatt organisieren.
noch knapp vor büroschluss verlängere ich meine vepsen-versicherung für einen monat. optimist?
montag in einer woche ändert sich der schauplatz.
06.01.
die vepse steht wieder im vepsen-hostel.
es muss für henrico kein schönes bild sein, als ein aus seiner werkstatt kommendes gefährt von einem mototaxi an die leine genommen wird.
dem vorausgegangen ist mein nahezu pünktliches erscheinen um zwanzig nach 08:00.
er ist schon da, aber mit anderen dingen beschäftigt.
er spricht wieder vom vergaser - dass es nur daran liegen könne. ich wiederhole, dass wir uns zuerst um den austausch der ankerplatte kümmern müssen. als wir sie zu gesicht bekommen, stellen wir fest, dass ein kabel gequetscht ist. innerlich freue ich mich, denn das schreiben auch die foren, dass hier meistens die ursache zu finden sei. henrico schüttelt den kopf, ist sich aber auch nicht sicher und misst sowohl die alte, als auch die neue ankerplatte durch. die werte sind identisch. kann ich mich darauf verlassen? oder wäre ein kabelwechsel doch besser gewesen?
um 10:30 uhr bitte ich um den rückbau. er weiss, dass ich hier nicht mehr weitermachen will. montag ginge ein lkw nach lima, den wolle ich nehmen und mir in lima eine werkstatt suchen.
sehe ich da erleichterung in seiner miene?
der rückbau dauert bis nahezu 17:00 uhr. er gibt sich sehr viel mühe, den lärm des abgasschlauches mit einer neuen dichtung zu verringern, ebenso verfährt er mit der auspuffdichtung. hier muss er wieder auf die alte zurückgreifen, die neue hat er verhunzt.
ich bereite ihn am heutigen tag immer wieder darauf vor, dass er die rechnungssumme nicht zu hoch ansetzen kann.
so gebe ich ihm zu verstehen, dass die verhunzte auspuffdichtung 80 soles gekostet habe. auch sage ich mehrere male in wohl gesetzten abständen, dass ich einfach nicht verstehen könne, warum die vepse jetzt in einem technisch schlechteren zustand sei, also vor ca. vier wochen.
er ist die ruhe selbst und sieht wohl ein, dass ihn die vepse bis an die grenze seines technischen verstandes gebracht hat.
ich muss um halb fünf im speditionsbüro sein. ich schaue immer wieder auf die uhr. es ist nicht weit von der werkstatt, aber ich bringe es nicht über mich, ihn mit der vepse alleine zu lassen. ich möchte sicher gehen, dass der rückbau sauber erfolgt, dass die schläuche an ihren angestammten plätzen liegen, die richtige zündkerze wieder reinkommt, das steuergerät wieder richtig mit der karrosserie verschraubt wird - was für sich gesehen schon mehr als eine stunde benötigt...
als sie fertig ist, lassen wir sie laufen. sie springt auf anhieb an, läuft im leerlauf ruhig, rund und sauber, bei gewünschten höheren umdrehungen verschluckt sie sich und nimmt kein gas an.
ich halte mein smartphone in den motorraum und schicke wilfried den neuen "vepsensound".
es ist 16:15 uhr. ich mache mich auf zu dem spediteur. das große tor ist verschlossen. keine klingel. feierabend. ich bin nicht sonderlich beunruhigt, weil ja heute erst freitag ist und die morgen bestimmt auch arbeiten werden.
auf dem rückweg mache ich einen kurzen halt in einem straßencafe, trinke eine cola und will mir ein paar vokabeln für das ernste gespräch mit henrico einprägen. vorher höre ich noch in dem getöse von tv- und verkehrslärm eine nachricht von wilfried ab. er vermutet, dass die membrane des vergasers hin ist. das stocken des motors sei ein zeichen dafür, dass das gas-luftgemisch nicht stimme. ich solle den vergaser tauschen.
wieder zurück in der werkstatt tausche ich den vergaser aus und erkläre henrico wilfrieds diagnose. leider keine veränderung.
ich erzähle ihm von der geschossenen spedition und füge hinzu, dass ich ja auch noch morgen hin könne. morgen sei ja samstag. er korrigiert mich. domingo.
das ändert die lage. zwar verlässt der lkw am montag erst um 09:00 uhr die spedition, aber ob ich noch eine chance habe, die vepseso kurzfristig auf die ladefläche zu bekommen? wenn ich pech habe, ist heute schon geladen worden, und da die vepse als letzte in lima ausgeladen wird, hätte sie als erste geladen werden müssen.
um 07:00 uhr öffnet das büro. keine minute später werde ich da sein.
unsere verhandlung über die rechnungssumme ist kurz und bündig. 200 soles will er haben. das ist wenig, fast zu wenig. ich gebe ihm zwei hunderter, will aber auch nicht aufrunden, denn das hieße, dass ich zufrieden gewesen bin.
wir lassen die vepse noch von der bühne, ich nehme mir einen lappen und befreie sie von öl und fett, von ausgelaufenem kühlwasser und regenwasser, das durch das nicht ganz dichte wellblechdach getropft ist. vorher muss henrico den sattel wieder auf vordermann bringen. er war opfer der maler vor zwei tagen. weisse und rote streifen zierten sein dasein. er musste lange reiben, bis alles rückstandslos entfernt war.
zwar habe ich bisher noch nicht das abgasrohr bekommen - auch damit habe ich ihn heute einige male genervt. bis ihm dann einfiel, dass der schlosser heute in der miene arbeite - aber das werde ich hoffentlich am montag bekommen.
das mototaxi liefert mich wohlbehalten vor dem vespen-hostel ab.
vorher aber werden meine nerven noch einmal stark beansprucht. schon in der werkstatt fing das an. ein großer, dickbeleibter mann wollte mit henrico sprechen, und ich war gerade auf dem weg zur spedition. ich grüße ihn schnell und er ruft mir noch hinterher, de donde eres und ergänzt, er sei aus ungarn. ich mache ich aus dem staub.
als ich gerade mit meinem mototaxi-fahrer richtung hostel unterwegs bin, taucht links von mir ein riesen pickup auf. am steuer der ungar.
ich muss mich wirklich auf das abschleppmannöver konzentrieren und vor allen dingen auf das seil, aber er überschaut das nicht und möchte mit mir aus dem beifahrerfenster erneut eine unterhaltung führen. die straßenführung unterbricht seinen erzählschwall.
ich habe ihn schon vergessen, als er das dritte mal in mein leben tritt. ich erkläre gerade meinem mototaxifahrer, wie er fahren muss, als er uns von hinten und zufuß überrascht. es ist ihm egal, dass ich mit dem taxista im gespräch bin. ich gebe ihm alle antworten, das gespräch scheint beendet, ich wende mich dem taxista zu, doch dann kommt er ein weiteres mal wieder und stellt neue fragen.
ich gebe leuten ungerne die hand. jetzt tue ich es als deutlichen und höflichen hinweis. no tengo tiempo mas!! er begreift erst beim zweiten mal, winkt und verschwindet.
im vespen-hostel werde ich nett empfangen. die vepse darf hier wieder parken. ich erzähle von meinem vorhaben. ja, er kenne eine spedition, die nach lima fahre. es ist die, mit der ich die vepse verschicken will. ich frage ihn, ob er dort jemanden persönlich kenne. er nickt. ich sehe eine chance und bitte ihn, ob er für mich seinen kontakt anrufen und ankündigen könne, dass ich am montag um 07:00 uhr mit der vespa vor der tür stünde... erst nickt er abwesend, aber ich lasse ihn so schnell nicht von der angel und bleibe so lange an ihm dran, bis ich merke, dass er mein anliegen wirklich verstanden hat und mir eine zusage gibt.
auf meinem weg ins hostel - unterwegs entdecke ich ein gringo-restaurant mit gringo preisen, aber sehr leckeren gemüse-wraps - geht mir ein gedankenblitz nicht mehr aus dem kopf:
was ist, wenn henrico die schläuche an der neuen benzinpumpe vertauscht hat? und das der grund dafür ist, dass die vepse nicht auf touren kommt?
ich schicke wilfried sofort eine sprachnachricht, aber ich muss mich bis morgen gedulden.
auf der nordhalbkugel ist schon tiefe nacht.
der weberknecht hat sich gut gehalten. seine versuche, sich der bandewannenwand auch nur zu nähern, schlugen fehl. aber sein "schuhwerk" ist so gut, dass er seine position wird halten können.
07.01.
heute ist erzwungener ruhetag. es schüttet aus eimern. ich habe die hoffnung, dass das nur zwei stunden anhält, aber bis heute nachmittag um 17:00 uhr ist an rausgehen nicht zu denken.
gerne hätte ich noch meinen versuch mit dem benzinschlauch gemacht. die vepse hat aber keinen unterstand, also wäre diese aktion ein sehr nasses vergnügen geworden.
der tag beginnt mit einer ausführlichen "konferenz" mit rolf, der mir noch einmal dringend ans herz legt, versuchsweise eine andere batterie anzuklemmen.
als zweite ursache sieht er den ansaugstutzen. er ist aus gummi und wurde durch die sehr häufigen düsenwechsel immer wieder in mitleidenschaft gezogen. wenn er luft an falscher stelle zöge, würden genau meine symptome auftreten.
dass auch die vielleicht falsch gesteckten benzinschläuche die ursache sind, schließt er zumindest nicht aus.
wenn ich morgen den lkw nicht bekommen sollte, werde ich diese drei dinge checken und hoffen, dass ich die ursache selbst finde.
sonst besteht der heutige tag nur aus schlafen, lesen und chatten.
morgen um 07:00 uhr werde ich bei der spedition sein. vorher muss ich ein mototaxi finden, das mich dort hin schleppt.
der weberknecht hat heute seine zahlreichen ahoffnungsvoll nach vorne bewegt, ist dann aber in einen wohlverdienten tiefschlaf gefallen.
morgen wird es anstrengend für ihn.