Publié: 31.05.2019
Bienvenido a México! Landung in Mexiko-Stadt (Ciudad de México - CDMX) nachts um eins nach gut 6 Stunden Flug. Nach ewigem Warten auf die Gepäckabfertigung kann ich mich dann auch endlich auf den Weg ins Hostel machen.
Am nächsten Morgen treffe ich dann nach fast 7 Monaten meine Dschungelgefährtin Rapha wieder, die bis dahin schon Einiges in Mittelamerika und Mexiko gesehen hat. Wir haben uns natürlich ein Menge zu erzählen. Das Frühstück zieht sich in die Länge. Wir erkunden in den nächsten Tagen gemeinsam die Stadt. Los geht's mit dem Frida Kahlo Museum, danach das anthropologische Museum, der Torre Latinoamerica, Wrestling - Lucha Libre und das Ballet Folclórico, um nur einige Programmpunkte zu nennen. 😉 Nebenbei bekomme ich auch gleich eine Einführung ins mexikanische Essen und das ist vor allem eins - scharf! Das ist erstmal keine Überraschung, das Ausmaß allerdings schon. Zu jeder Tag- und Nachtzeit isst man scharf. Und fast sämtliche Speisen haben irgendwas mit Tortillas, den runden Maisfladen, zu tun. Je nachdem wie man dann das ganze zubereitet heißt es eben Taco, Enchilada, Quesadilla, Chilaquiles, Sopes, Chalupas oder sonst irgendwie. Und auch hier geht wieder fast nichts ohne Fleisch. Die Speisen werden meist schon relativ scharf serviert, die Mexikaner ertränken diese dann aber nochmal zusätzlich in scharfen Soßen. Davon stehen immer ausreichend zur Auswahl. Es schmeckt auch ganz gut, aber mein Magen hat doch damit zu kämpfen.
Und um die Sache dann noch abzurunden werden natürlich selbst Mangos am Spieß noch mit Chili verkauft und auch das Popcorn wird mit Ketchup und Salsa Picante verspeist. Gekochter Mais mit Mayonnaise und Chilipulver ist auch an jeder Ecke zu bekommen.
CDMX ist trotz seiner 30 Millionen Einwohner deutlich angenehmer und besser organisiert als Lima. Die Metro funktioniert super, in der Altstadt lässt sich vieles zu Fuß erreichen und es herrscht insgesamt nicht so ein großes Chaos und so viel Krach wie man hätte erwarten können. Allerdings sind die Ausmaße riesig, sodass längere Strecken natürlich trotzdem viel Zeit kosten. Hinzu kommt, dass es ziemlich heiß ist und alle immer von der Kontamination reden, also Smog. Die Verschmutzung macht einem dann doch ganz schön zu schaffen. Diese riesige Stadt zusammen mit den Vororten, die ebenfalls Großstädte sind, befindet sich in einem Hochlandbecken auf über 2000 Meter. Da staut sich die schlechte Luft ziemlich schnell. Insgesamt lässt es sich aber sehr gut aushalten und es gibt eine Menge zu entdecken.
Am Wochenende habe ich einen Ausflug nach Pachuca, knapp 300000 Einwohner, gemacht. Dort habe ich Freunde aus meinem Austauschsemester in Santander wiedergetroffen. Seit 7 Jahren hatten wir uns nicht mehr gesehen! Bis nach Pachuca habe ich schon gut 2 Stunden gebraucht, dort habe ich Reina getroffen und dann ging es weiter aufs Land. Zuerst im Minibus nach Atotonilco und von da aus hat uns ihr Bruder mit dem Auto abgeholt. Wir sind dann weiter zu ihrer Oma gefahren. Und dieses Dorf konnte es in Größe und Abgeschiedenheit wirklich mit Görike aufnehmen! Nach einem kurzen Mittagessen ging es dann weiter die Umgebung zu erkunden. Auf dem Programm standen die Prismas Basálticos von Hidalgo, die prächtige Hacienda 'Santa María Regla' und das Pueblo Mágico 'Real del Monte'. Pueblos Mágicos gibt es sehr viele in Mexiko. Das sind gut erhaltene oder restaurierte kleine Städte, die sehr auf Tourismus ausgelegt sind. Ich war also den ganzen Tag unterwegs, hab aber dafür auch Einiges entdecken können. Die Säulen aus Basalt sehen aus wie vom Steinmetz erschaffen, sind aber natürlicherweise durch Lavaströme geformt worden. Die Hacienda ist ein mächtiges Anwesen, das von den Engländern für den Abbau von Silber erbaut wurde, heute aber als Hotel genutzt wird. Und auch Real del Monte ist eine alte Minenstadt, die heute hauptsächlich vom Tourismus lebt. Nach dem vollen Programm unter praller Sonne kehren wir dann ziemlich erschöpft auf den Hof von Reinas Oma zurück, essen noch etwas und gehen früh schlafen. Ein Rundgang über den Hof darf aber nicht fehlen. Und der erinnert mich dann doch sehr stark an zu Hause. Ein wild gebauter Hühnerhof, der vor allem mit Draht und Strippe zusammengehalten wird, an jeder Ecke Blumen in Plastekübeln, Hunde, Katzen, Vogelgezwitscher. Und auch in ihrem sonstigen Auftreten erinnert mich die alte Dame sehr an meine eigene Oma. Ohne Jacke und in Schlappen werden noch schnell die Tiere gefüttert und die Blumen gegossen. Die Wände voller Fotos der Enkel, die auch regelmäßig zu Besuch kommen und dadurch ihr Herz höher schlagen lassen. Da kam mir doch vieles bekannt vor. In absoluter Stille kann ich endlich mal wieder gut schlafen.
Am nächsten Tag steht ein kleiner Rundgang durch Pachuca an und wir besuchen die Pyramiden von Teotihuacán. Und ich bin beeindruckt. Zum einen von dieser riesigen Konstruktion, zum anderen von den Menschenmassen. Es ist Sonntag und die Mexikaner haben freien Eintritt. Und es kommen viele Mexikaner! So viele, dass ich die große Sonnenpyramide nicht besteigen kann bzw. will. Geschätzt eine Stunde Wartezeit in brütender Hitze bevor man den Aufstieg in Angriff neben kann. Die Anlage ist aber so groß, dass man auch noch etliche andere Tempel und Bauten sehen kann. Und die etwas kleinere Mondpyramide bietet auch einen wunderbaren Blick über die Anlage. Die Sonnenpyramide zählt zu den größten der Welt. Allerdings sind auch diese Pyramiden innen nicht ausgebaut. Erschöpft und beeindruckt geht es zurück nach Pachuca. Am Abend gibt es noch ein leckeres Abendessen, diesmal mit Mariana, die ebenfalls vor 7 Jahren in Santander zum Austausch war. Zwei sehr anstrengende und schöne Tage gehen damit zu Ende. Volles Programm, viel gesehen und sehr viel mit Bus und Auto unterwegs gewesen. Das sollte in Zukunft zum Standard werden. Die Distanzen und Wege zu den meisten Attraktionen und Orten sind sehr groß. Aber dafür wird in Mexiko das Tageslicht endlich mal wieder nach meinem Geschmack ausgenutzt. Es wird gegen 7 hell und die Sonne geht auch erst um 20 Uhr unter. Das, macht für mich einen Riesenunterschied. Auf meiner bisherigen Reise spielte sich der Tag meist von 6 bis 18 Uhr ab, das war schon ziemlich belastend.
Zurück in CDMX verbringe ich noch ein paar Tage mit Rapha, bevor sie sich Richtung Deutschland verabschiedet. In ein paar Wochen sehen wir uns im Süden von Mexiko wahrscheinlich wieder.
Ich fahre weiter nach Toluca, ein Vorort mit fast 800000 Einwohnern auf der anderen Seite von CDMX, um Oscar zu besuchen. Auch Oscar war damals zusammen mit mir in Santander und so komme ich in den Genuss der nächsten privaten Mexiko-Tour. Ich komme gegen Abend an und wir gehen erstmal gut Essen. Wir haben uns Einiges zu erzählen nach so langer Zeit. Oscar wohnt auch nicht direkt in Toluca, sondern im etwas beschaulicheren Metepec. Die Städte sind aber quasi miteinander verwachsen. Und in ein paar Jahren wird Toluca wohl auch bis nach Mexiko City wachsen. Wer es sich in Mexiko leisten kann, der wohnt in abgeschlossenen Wohnvierteln. Sicherheit hat hier ihren Preis! Das sind dann schön angelegte Mehrfamilienhäuser etwas außerhalb der Stadt, die ausschließlich zum wohnen da sind. In der Regel gibt es kein Freizeit- oder Kulturangebot, keine Geschäfte oder sonstige weitere Infrastruktur. Man lebt quasi in seiner bewachten Oase, wortwörtlich da auch ein angelegter See nicht fehlen darf - aber nur zum Anschauen! Dazu noch ein Clubhaus mit Fitnesscenter, in dem man sonntags auch schon frühstücken kann. Für alles Weitere muss man in die Malls oder die Stadt fahren. Auf der einen Seite kann ich verstehen, dass die Leute so wohnen wollen/müssen, auf der andere Seite kam es mir aber ein bisschen übertrieben vor und man schränkt sich glaube ich mehr ein als eigentlich nötig wäre. Für mich wäre das nichts.
Toluca ist eine Industriestadt, in der auch viele deutsche Firmen ansässig sind. Henkel, Bosch und Bayer gehören dazu. Oscar kommt eigentlich ganz aus dem Norden von Mexiko, arbeitet jetzt aber hier bei Bosch und war auch schon mal eine Zeit lang in der Nähe von Stuttgart. Der Freitag ist auch hier ein Arbeitstag und deshalb bin ich am ersten Tag auch noch auf mich allein gestellt. Ich mache einen Ausflug nach Valle de Bravo. Ein hübsches, gut erhaltenes Kolonialstädtchen an einem großen See. Ich schlendre durch die Gassen, steige auf den Aussichtshügel, besuche einen Wasserfall und probiere mich noch ein bisschen durchs mexikanische Essen. Pünktlich zum Feierabend bin ich wieder zurück.
Am nächsten Tag starten wir dann gemeinsam mit einer kleinen Citytour durch Toluca. Hauptattraktion ist das Cosmovitral mit seinen bunten Glasfenstern und dem botanischen Garten im Inneren. Aber auch die Kathedrale kann sich wie immer sehen lassen. Danach geht's dann aber Richtung Mexiko City. Im Nobelvorort Santa Fe machen wir noch einen Spaziergang durch den Park bevor wir dann mit noch zwei anderen Freunden ins Zentrum zu einem Konzert. Und zwar nicht irgendein Konzert, sondern das von Maluma! Da bin ich erstmal kurz aufgeschreckt, das klang doch sehr verdächtig nach dem berüchtigten MuPaLu in Ludwigshafen! 😉 Die Karten hatten sie schon vor Monaten gekauft, jetzt war aber noch eine für mich übrig. Schauplatz des ganzen war das Auditorio Nacional. Das fasst gut 10000 Leute. Nagut, denk ich mir, eine etwas größere Halle. Aber das Ganze ist halt wie ein Auditorium/Theater aufgebaut. Und dann sind 10000 schon eine ganze Menge. Wir sind knapp unterm Hallendach untergekommen. Und wer ist nun Maluma? Ihr kennt bestimmt auch einige Lieder von ihm, einfach mal bei Youtube eingeben. Das ist im Moment wohl der größte Star in Latinoamerika. Und ich musste dann feststellen, dass ich auch fast alle Lieder schon kannte! Die habe ich im vergangen Jahr unbewusst rauf und runter gehört. Das war echt witzig. Seinen Namen kannte ich bis dahin trotzdem noch nicht. Die Show war dann auch dementsprechend gigantisch und das Gekreische der Fans ebenfalls. Das war schon ein Erlebnis! Danach ging es dann wieder zurück ins 'Resort Oscar'.
Den Sonntag haben wir dann etwas ruhiger angehen lassen. Nach einem ordentlichen mexikanischen Frühstück, das mal wieder bis zum Abend gereicht hat, sind wir zum 'Centro Ceremonial de Otomi' gefahren. Das wurde zu seiner Zeit von den Otomi nicht fertiggestellt. Anfang des 20. Jahrhunderts hat die Regierung das dann aber nachgeholt. Um man kommt und den Eindruck nicht herum, dass die Leute vor 500 Jahren besser und haltbarer gebaut haben als vor 100 Jahren. Der Putz bröckelt an einigen Ecken schon wieder ab. Die Stätte ist trotzdem beeindruckend und verfügt dazu noch über angenehm frische Höhenluft.
Den Nachmittag haben wir in einer Mall verbracht und den Sonntag mit lecker Eis und Essen ausklingen lassen. Ich wollte eigentlich noch den Nevado de Toluca besteigen. Das ist ein nahegelegener Vulkan-Krater-See auf gut 4600m Höhe. Allerdings war die Anreise ohne eigenes Fahrzeug ein schwieriges Unterfangen, deshalb bin ich Montagfrüh weiter nach Morelia gefahren und hab mich nach einem tollen Wochenende von Oscar verabschiedet. Jetzt bin ich erstmal wieder auf mich allein gestellt.