2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 04.11.: Cusco - 3.400 m -

Published: 06.11.2017

04.11.

ich stehe erst um halb 10:00 uhr auf.

in einem  nahe gelegenen restaurant bekomme ich eine sehr leckere tortilla mit tomaten, paprika, schnittlauch und zwiebeln.

ich lasse mir zeit, denn bis nach cusco sind es nur noch 70 km, die in anderthalb stunden zu bewältigen sind.
die höhe wird sich nicht mehr großartig ändern, einen düsenwechsel werde ich mir sparen können.

meine senora ist schon ein wenig nervös und fragt mich, wann ich fahren wolle. media hora ist meine antwort. aber dann fällt mir ein, dass die vepse im lager steht und bestimmt bedarf besteht, das lager zu benutzen.
ich beeile mich, und als ich wenig später die vepse rausfahren möchte, stelle ich fest, dass sie aufgrund der platzverhältnisse in eine ecke geschoben wurde. ich bin darüber etwas verstimmt, weil ich nicht weiss, ob sie diesen "eingriff" gut überstanden hat.
bis auf den zweiten aussenspiegel, der nur noch am lenker hängt, scheint alles ok.

um wieder auf die 3S zu kommen fahre ich lieber einen umweg am fluss entlang, als mich den steilen weg hoch zur straße zu kämpfen.
mit einem kalten motor ist das keine gute idee. so erkenne ich dann auf der fahrt zu meiner hospedaje auch das polizeikommissariat wieder, in dessen nähe ich beim ersten mal gewohnt habe.

ich kaufe in der ferreteria noch 4 klemmringe für den luftfilterschlauch und los gehts.

der anstieg auf 3.200 höhenmeter ist schnell geschafft. dann geht es auf dieser höhe nach cusco. das wetter ist grau, aber trocken.

ich werde in cusco in keinem hostal wohnen, sondern mir ein schönes hotel suchen. ich weiss noch von meinem ersten aufenthalt, dass unterhalb des campingplatzes ein hotel liegt. weit weg von der straße mit einem tollen blick auf cusco.
dank der wegbeschreibung, die mir rolf seinerzeit zu dem campingplatz geschickt hat, muss ich diese nur aufrufen und mich per link dort hin navigieren lassen. so kann ich fast die steilen straßen der stadt umfahren.

als ich da bin, bekomme ich einen schreck, weil es so aussieht, als ob es geschlossen wäre. aber als ich klingele rührt sich jemand  und auf meine frage nach einem zimmer bekomme ich ein ja.

in den touristischen städten gibt es zwei währungen. den guten alten peruanischen sol und den dollar.
als ich den preis erfrage nennt die rezeptionistin nur die zahl und ich denke mir schon: das ist ein echter schnäppchenpreis. trotzdem will ich verhandeln, denn ich plane, hier 5 nächte zu verbringen und mich richtig verwöhnen zu lassen.
als dann aber statt soles, ein dollarpreis daraus wird, zögere ich doch. aber sie lässt sich auf den handel ein und reduziert den zimmer preis von 160 auf 110 dollares. zwar immer noch viel, aber das hole ich auf meiner weiterfahrt in weit einfacheren hotels und raststätten auf der transoceanica in brasilien wieder raus.

angekommen! im inkapalast manco capac

als ich zu meinem zimmer geführt werde, bleibt mir doch der mund offen stehen. hier handelt es sich nicht um business-standardhotel, sondern fast schon um ein großzügiges privathaus mit künstlerisch geschnitzten mobiliar, massiven türen und ausgesuchten bildern, die den bezug zu dem inkareich herstellen und einem großen fenster, das auf cusco blickt.

in keiner weise protzig oder neureich, sondern einfach nur kultiviert und geschichtsträchtig

schönes steingut-geschirr

in dem schrank mit inkaschnitzereien befinden sich gläser und die geistigen getränke

auch ich werde in meinem zimmer mit einem blick auf die anden und dem darin eingebetteten cusco verwöhnt.

wandbeleuchtung - auch im bad

ich bin wohl ein mensch, der extreme liebt. ich kann in einem lehmhaus mit pferdedecken übernachten, darin einen gewissen reiz erkennen und meine ansprüche reduzieren, aber ich brauche ab und zu auch das krasse gegenteil: einfach eine kultivierte umgebung, in der auch das letzte detail stimmt und passt. und das habe ich hier!

der spiegel im badezimmer


selbst das waschbecken ist ein foto wert

ich frage die rezeptionisten nach einer dokumentation über das haus. die gibt es leider nicht.
sie verweist auf die website, die aber die geschichte dieses inkapalastes völlig ausklammert. sie erzählt, dass das haus von dem cuscobegründer und dem ersten könig der inka im jahr 1400 nach christus gebaut, aber nicht von ihm bewohnt wurde. nach dem einbruch der spanier habe es eine spanische familie übernommen und wohl über generationen gehalten. erst vor drei jahren sei daraus ein hotel geworden.

Nach den mythologischen Vorstellungen der Inkas soll Manco Cápac der Sohn des Sonnengottes Inti gewesen sein, der ihn aus dem Schaum des Titicacasees erschuf. Von dieser Gottheit sei er dann gemeinsam mit seiner Schwester Mama Ocllo auf die Erde gesandt worden sein, um dort die Welt zu verbessern. Dabei gab Inti ihnen einen goldenen Stab (Tupayawri) mit auf den Weg, der an einem fruchtbaren Ort in den Boden sinken werde, an dem sie dann eine Stadt gründen sollten. Auf der Sonneninsel im Titicacasee sollen sie dem Glauben nach die Erde erreicht haben, wobei nach einiger Suchwanderung der Stab schließlich im Boden versunken sein soll. Dort gründeten Manco Cápac und seine Schwester die Stadt Qusqu (Cusco). Diese Stadtgründung wurde später als Beginn des Inkareiches angesehen. Manco Cápac lehrte die späteren Bewohner auch den Ackerbau.(wikipedia)

ich bin ja schon recht früh da, dusche ausgiebigst mit richtig heissem wasser. für den rest des tages verlasse ich diese luxusherberge nicht. das wetter passt sich an, von osten zieht eine regenfront auf, die mich meine umgebung um ein mehrfaches genießen lässt.

abends probiere ich das restaurant aus. ich bin alleine. entweder hat das haus keine gäste, oder sie essen in cusco. an dem rechtzeitigen servieren muss noch gearbeitet werden. der offene rotwein ist zu kalt, wurde erst für mich entkorkt und konnte nicht lüften, der nachtisch - ein früchtesorbet - war sehr lecker. auch das lamm war gut abgeschmeckt, aber die gerösteten kartoffelstreifen waren nicht mehr knusprig.

ich verbringe den abend mit schreiben. das wifi ist schnell, so dass ich endlich auch die fotos hochladen kann.

05.11.

die nacht wurde von spätduschern unterbrochen.

dafür ist das frühstück mit cerralien, frischem baguette, toast und toaster und aufschnitt gut sortiert. darüber hinaus gibt es noch eine  frühstückskarte, die mit crepes, tortilla, obstsalat und anderen leckeren angeboten aufwartet. wir sind nur zu dritt. aus den bruchstücken der unterhaltung höre ich die deutsche sprache heraus, aber für einen smal talk zum frühstück steht mir nicht der sinn. entweder genießen oder reden.

blick von meinem zimmer aus auf den mit grünen plastikbahnen vor der sonne geschützten schulhof.
auch hier stehen die schüler stramm, wenn die tageslosung ausgegeben wird

es ist etwas kalt in dem großen raum, und als der deutsche das in netter form bemängelt weren sofort mobile heizkörper herangerollt und angestellt.

das frühstück ist für mich die wichtigste mahlzeit des tages. es muss lang, abwechslungsreich und nachhaltig sein. ein guter earl grey wäre noch die krönung.

auch danach ist mir nicht nach unternehmungen. eine nach-frühstücks-siesta meldet ihre ansprüche an, denen ich sehr gerne nachkomme.

im grunde ist das hier wie auf einer insel. peru ist weit weit weg. und das ist erholung pur. kein gehupe, nichts improvisiertes, kein gestarre auf den gringo.

am späten nachmittag gehe ich noch zu dem hostel "flying dog". dort hin sollen die ersatzteile für die vepse geschickt werden. sebastian, dessen adresse ich durch alex bekommen habe und an den wir vor ca. 8 wochen oder länger die teile haben schicken lassen, kann sie über seine schwester nach cusco bringen lassen.
doch die studentin in der rezeption weiss nichts davon - wir suchen noch zusammen - aber sie bittet mich dann morgen wieder zu kommen.
von sebastian weiss ich, dass seine schwester das paket dort hinterlegt hat. ich mache mir keine sorgen - morgen werde ich es in händen halten.

das hostel liegt auf dem weg zu dem anderen hostel "super tramp", wo ich  vor ca. einem viertel jahr meine kehlkopfentzündung auskuriert habe. ich mache einen abstecher dort hin, auch in der hoffnung, die köchin zu sehen, die mich so gut verpflegt hat. aber sie hat heute keinen dienst. so treffe ich den rezeptionsmann, der mich wieder erkennt und sofort nach der vepse fragt. ich bleibe nicht lange, weil er dienst hat. ich werfe beim rausgehen noch einen blick auf die betten, und mich überkommt kein gutes gefühl. zwar waren das schöne federbetten, aber draussen kalt und in der sonne viel zu heiss und ich in keiner guten verfassung. das ist zum glüch vergangenheit.

ich lasse noch die köchin von mir grüßen.

rechtzeitig vor dem abendlichen regen und jetzt auch gewitter bin ich wieder im hostal. vorher aber habe ich noch einen karottensaft mit orangensaft gemixt getrunken und auf die stadt geschaut.

weil der regen nicht aufhört, esse ich heute abend lachs, der zwar gut, aber nicht sehr gut ist. dazu bestelle ich einen weisswein. als ich gefragt werde, ob alles in ordnung sei, merke ich an, dass der wein etwas mehr kühlung bräuchte.
als wiedergutmachung werde ich zu dem früchte sorbet eingeladen!

von nora bekomme ich eine sprachnachricht: seit zwei tagen kein wasser mit allen damit verbundenen umständen. die fliegen seien schon da...
auch eine räuber hotzenplotzgeschichte ist dabei, die nora mit "fun facts" tituliert. sie war noch nachts mit freunden unterwegs, als es knallte. sie schätzt die knallerei als feuerwerk ein und misst ihr nur wenig bedeutung bei. doch dann hört sie panisches geschrei und menschen laufen an ihr vorbei. doch kein feuerwerk? nora versteckt sich hinter einem denkmal, weil sie mittlerweile von einem amokläufer ausgeht. später wird ihr erzählt, dass ein mann erschossen wurde. krankenwagen, polizei, absperrbänder etc. hätten lange auf sich warten lassen.

carlos ruft noch an. eine treue seele. wo ich sei, wie es mir ginge, was die vepse mache. er grüßt mich von angel und veronika und bedankt sich für die bilder, die ich ihm geschickt habe. vor einer woche hätten wir in seiner küche zusammengesessen. ich solle unbedingt wieder nach pampas kommen und mich melden, bevor ich peru verlasse.

06.11.

heute sind wir wieder zu dritt. die deutschen sind abgereist, jetzt sitzt ein peruanisches pärchen am nachbartisch. ich bestelle eine tortilla und habe danach leider keinen hunger mehr.
heute gibt es keine nach-frühstrücks-siesta. ich will im flying dog hostal vorbei und das paket abholen. ich werde sehr nett und wiedererkennend begrüßt. die rezeptionsdame kann sich noch an die aktion erinnern, bis wir die vepse in der rezeption geparkt hatten. sie findet das paket und empfiehlt mir, wegen des paketes von alex morgen wieder zu kommen.

ich hoffe, dass das paket vielleicht bei dhl oder beim postamt liegt, werde aber darauf hingewiesen, dass meine trackingnummer nicht stimme. ich schreibe alex, er schickt mir sofort die richtige mit der info, dass er morgen bei der post nachfragen will.

es ist fast unglaublich, welche unterstützung ich immer wieder bekomme. sei es der sprachnachrichtenaustausch mit wilfried, das versenden des paketes durch ute oder jetzt, dass sebastians schwester das paket im hostal abgibt und alex, der extra wegen mir in seiner freizeit zur post fährt und auf meine mails postwendend reagiert.

dann steht noch das thema "lupe" auf der tagesordnung. optiker müssten doch so etwas im sortiment haben. es vergehen stunden, bis ich erfahre, dass es in der calle ayacucho optiker gäbe.
nein, eine lupe hätten sie nicht. der verkäufer bringt mir alle brillen aller stärken, ich hole die düsen aus dem rucksack und kann auch mit der stärksten brille nichts entziffern.
nach langem hin und her lasse ich mich auf einen augencheck ein. wir gehen in sein studio, und erst da merke ich, dass ich die ganze zeit durch eine art grauschleier gucke.
ich entscheide mich für eine lesebrille und für eine düsen-brille. morgen sind sie fertig. umgerechnet 130 euro.

auf dem weg zurück zum hostel esse ich einen großen salat und gehe noch beim flying dog vorbei. der rezeptionsmann kann sich ein grinsen nicht verkneifen, als ich ihn daran erinnere, dass ich der mit der vespa bin und der, der sich am nächsten morgen mit dem taxi hat aus der stadt rausführen lassen, weil die vepse die steilen straßen nicht geschafft hat. wir schauen nach alex paket - vielleicht morgen.

auch heute abend schreiben und fotos hochladen. begleitet von schöner musik von zuhause und gewaltigen blitzen und donnerschlägen direkt über uns.

07.11.

der tag beginnt unschuldig wie eine jungfrau, hat aber noch einiges auf lager...
leider habe ich keinen so großen frühstückshunger und fühle mich nicht richtig ausgeschlafen. obwohl ich mich schon seit wochen auf einer höhe zwischen 2.000 und 4.000 m bewege, sind die nächte von der dünnen luft bestimmt.

für heute steht die vepse im mittelpunkt. ölwechsel und austausch des anbtriebriemens. er ist schon seit bestimmt 3.000 km überfällig. im iOverlander finde ich die werkstattstraße, gönne mir aber vorher noch eine ausgiebige pause.
pause kann ich das nur teilweise nennen, weil ich mich mit der weiteren route richtung brasilien beschäftige. über den link transoceanica treffe ich auf einen anderen link, den ein sportlicher fahrradfahrer aus deutschland reingestellt hat. ohne jahreszahl. er beschreibt diese straße, als den absoluten horror in den schillernsten farben. er war im september unterwegs. es waren bundestagswahlen in deutschland. die straße bis rio branca größtenteils der echte alptraum. mit reissenden wildbächen, die über die unbefestigte, mit felssteinen geplfasterte straße schossen und ihn fast mit seinem fahrrad den abhang hinunter getragen hätten, von aufgeweichten und klitischigen straßen und von gewitter und zum sumpf gewordenen zeltplätzen. von unterkünften keine spur. da er das tagesdatum mit dem jeweiligen tag versehen hat, konnte ich schnell rauskriegen, dass er 2013 unterwegs war.
ein anderer link war von einer organisation, die fahrradtouren anbietet. sie kommt ganz relaxt daher. an der täglichen km-leistung, die mit rennrädern und entsprechend dünnen reifen erreicht werden, erkenne ich, dass das eine ganz andere straße sein muss /müsste, was aber nicht sein kann, da sie dieselben orte passiert, wie der deutsche.
was soll ich nun glauben? schon von mehreren seiten habe ich zwar gehört, dass die transoceanica gut asphaltiert sei - wer hat nun recht? und was ist die alternative?

ich nehme das erst einmal zur kenntnis und widme mich wieder dem operativen teil meiner unternehmung.

ich finde die werkstattstraße. der maestro macht einen netten eindruck, die werkstatt ist klein und ein einziges chaos, aber hell. ölwechsel? klar. wechsel des antriebriemens? claro. es stehen einige roller vor der tür, so dass ich mich hier einigermaßen gut aufgehoben fühle.
duro ist das wort, das den nachmittag bestimmt. duro steht für hart und im frei übersetzten sinne, fest. die ölablassschraube lässt sich erst nach mehrmaligen versuchen öffnen. ich besorge zwischenzeitlich das öl und später den ölfilter, der sogar auf die vepse passt.
das wechseln des antriebriemens stellt sich als alptraum heraus. auch hier haben die jungs in lima eine schraube so fest zugezogen, dass selbst mit dem druckluftschrauber keine chance besteht, sie zu öffnen. ich habe zeit, aber meine nerven sind aufs ärgste gespannt. da aber auch andere kunden kommen, kann sich der maestro nicht nur auf die vepse konzentrieren. ich fasse mich in geduld. dann aber frage ich, wie es nun weitergehen soll. wir bräuchten zwei neue schrauben. er schickt mich zu einer besonderen ferreteria, die tatsächlich diese schraubensorte auch hat. wenn nicht? nicht vorstellbar.
dann gehts zur sache! mit hammer und meissel geht er der schraube zu leibe. mir wird ganz anders, weil sich meine fantasie die dollsten colateralschäden ausmalt. aber es gelingt ihm, die schraube zu öffnen. der antriebsriemen, den mir wilfried geschickt hat, hat eine gelbe beschriftung, der, der in der vepse ist, eine blaue. hat das etwas zu bedeuten? wir legen die beiden riemen übereinander. sie passen. in der breite stimmt es auch. die richtungspfeile fehlen, aber die beschriftung gibt die richtung vor, wie der riemen aufgelegt werden soll. der rest geht schnell.
das öl macht mir noch sorgen, weil es hier nur 10 w 40 gibt, die vepse aber 5 w 40 haben muss. ich brauche wilfrieds rat. er antwortet und "erlaubt" das hiesige öl - wenn es nicht für immer sei. einen ölwechsel wird es noch in brasilien geben - dann sind wir wieder in heimatlichen gefilden.

die fahrt zum hotel klappt nicht wie gewünscht. das navi führt mich durch das centro historico mit seinen engen und steilen kopfsteinpflasterstraßen. das ist noch nicht allles. in der mitte dieser straßen verläuft eine 10 cm breite regenrinne. höchste konzentration ist geboten, dass ich nicht in der regenrinne lande. es passiert aber doch. ca. 500 m muss ich schaffen. zum glück sind die hinter mir fahrenden autofahrer reaktionsschnell, weil ich ein zweimal panisch eine vollbremsung mache, weil ich die vepse wieder in die spur bringen muss. kein gehupe!!! mein geeiere lässt wohl den ernst der lage erkennen und die autofahrer zu angespannten zuschauern werden.
da ist dann keine zeit mehr für gehupe.
das ist geschafft, aber das nächste, existenzielle problem lässt nicht lange auf sich warten. die straße ist steil, ich nehme anlauf und fahre mit vollgas hoch, verpasse dabei aber links abzubiegen. ich kann die situation nicht mehr ändern, die straße wird noch steiler, die vepse bleibt stehen. kein cm geht mehr. auf abschüssiger straße zu drehen, erfordert konzentration und gutes schuhwerk, damit sie nicht richtung tal kippt. ich trage turnschuhe, die auf dem blank polierten kopfsteinpflaster keinen halt finden. ich hänge mit dem nummernschild an dem bestimmt 15 cm hohen bordstein fest, kann weder vor noch zurück - auch nicht absteigen und hilfe holen. ich kann nur warten. die straße ist funzlig beleuchtet, keine menschenseele zu sehen.
doch dann kommt ein älterer mann die straße hochgekeucht und kurz darauf zwei amerikanerinnen aus dem hostel, vor dem die vepse stehen geblieben ist. der mann und die eine amerikanerin schieben mich an, die zweite macht fotos...
in mm- schritten bringe ich die vepse im rechten winkel zur straße, halte mich mit dem tal-fuß schräg zum berg, verliere für eine zehntelsekunde die kontrolle, weil ich mit dem turnschuh keine bodenhaftung habe und er richtung tal rutscht. und weiter geht es - ganz langsam, bis ich sie wieder rollen lassen kann. geschafft!!!
ich lande wieder auf der plaza de armas, finde dort einen taxifahrer, der gerade passagiere entlädt und bitte ihn, mich zu meinem hotel zu führen, aber nicht durch die innenstadt!!!
wenig später fahre ich auf den parkplatz des hotels - fix und fertig mit dem tag!! noch eine suppe und ein glas wein, noch einen krimi, den ich aber nicht mehr ganz schaffe.
jeder tag ist anders! heute war der absolute hammer-tag!!

08.11.
das, was der gestrige tag von mir abverlangt hat, hat der heutige wieder gut gemacht.
die vergangene nacht und das frühstück hat mir genug gelegenheit geben zu überlegen, wie ich nun in sachen routenplanung und den sich widersprechenden aussagen umgehen werde.

leckere pfannkuchen mit ahornsirup und erdbeere

als zuverlässiger ansprechpartner fälllt mir die polizei ein. die müssen es wissen.
bevor ich mich aufmache, lese ich beide artikel noch einmal und schreibe mir die orte und die km-leistung auf. so bin ich auf fragen vorbereitet.
heute stehen vier dinge auf dem plan: das paket von alex bei der post und dhl erfragen, die beiden brillen abholen, der besuch des inka-museums und der polizeistation.
doch dann fällt mir noch eine weitere idee ein. zum busterminal gehen, rausfinden, welche busse nach sao paulo oder rio branco fahren und über die agentur die qualität der straße erfragen. unterwegs zu der post komme ich an vielen reisebüros vorbei. der postbesuch ist nicht von erfolg gekrönt. ich nerve die beamten mit "ja, aber...", um das immer wieder kehrende no hay zu ersticken und doch noch eine lücke zu finden, wo das paket zu finden sein kann. das gelingt. ich werde einen raum weitergeschickt, der aber erst zwischen 17 und 18 uhr besetzt ist.
auf meinem weg zu dem optiker fällt mir ein, dass die agenturen, die die busreisen verkaufen, auch die richtigen ansprechpartner sind.
gedacht, getan. ich erzähle erst einmal meine story, die ja nicht alltäglich ist. die agenten bekommen leuchtende augen und vergessen ihr business. und so kann ich mit meiner frage rausrücken. von zwei agenturen bekomme ich beruhigende antworten, auch was die wetterverhältnisse betrifft. ich lasse mich ein stückweit beruhigen, hole die brillen ab, stärke mich mit nüssen und später mit einem leckeren und sehr nachhaltigen quinoa-pudding und einem capucino.
obwohl ich nun die "düsen-brille" habe, will ich mich noch zusätzlich absichern und von polizisten, die die düsenwerte ablesen sollen, unabhängig machen. in einer libreria (buchhandlung und schreibwarengeschäft) finde ich eine lupe, mache den test und kann endlich die ziffern erkennen! ein großer erfolg!
das inka-museum zeigt viele tonkrüge, matchu pichu von allen seiten, zeigt, dass die inka auch metall bearbeitet haben und erzählt von den ausgrabungen und entdeckungen des archäologen birmingham.

der mittlerweile dritte besuch bei der post ergibt, dass das paket nachweislich in lima ist und wohl bis montag hier sein müsse.

das erste schaufenster mit einem weihnachtsbaum und wärmenden alpaca-mützen - im frühling! verkehrte welt...

spätnachmittagsstimmung auf der plaza

auf dem weg zum hotel ist aber trotzdem die polizei noch dran. vor dem eingang steht ein polizist in voller montur, der entscheidet, wer rein darf und wer nicht. er hört mir geduldig zu. no hay passt hier nicht, dafür aber das wegschicken zu anderen behörden. bloß die arbeit an andere weiterreichen.
nicht mit mir!!! ich wiederhole meine story, schmücke sie noch ein wenig aus und sage dann, dass sowohl die touristenpolizei, als auch seine kollegen im selben internetsystem arbeiteten und ich auch bei ihm die information bekommen könne. gut -  ich habe ihn soweit und er bedeutet mir, ihm zu folgen. er verweist mich an einen mann in zivil. dieser beruhigt mich auch und verabschiedet mich mit einem buen viaje.

nun stellt sich noch eine andere frage: soll ich meine zeit in meiner luxusherberge bis montag verlängern und auf die ankunft des paketes warten? oder das flying dog hostel bitten, das alex-paket zu einem anderen hostel oder hotel zu schicken und morgen weiter zu fahren? hier zu warten steht eigentlich in keinem verhältnis. ich bin soweit wieder erholt. mich aber auf das weitersenden zu verlassen - ich würde das paket lieber in meinen händen halten und dann weiterfahren.

ich will die antwort auf morgen vertagen, als ich an einem hostel vorbeikomme, das über ein einfahrtstor verfügt. ich gehe rein und buche für die nächsten zwei tage ein zimmer mit cusco-blick für 44 dollares inkl abstellplatz für die vepse.

und als ob der gestrige tag mit diesen wiedergutmachungen immer noch nicht zufrieden ist, sorgt er dafür, dass ich hier vom hotel zu einem kleinen abendessen eingeladen werde.
ich esse eine heisse gemüsesuppe und trinke ein glas gekühlten chilenischen weisswein. der peruanische war nicht in der kühlung.
heute sind mehr gäste da. zwei amerikanische pärchen, die einfach und in normalen tempo in ihrer sprache sprechen und es als selbstverständlichkeit empfinden, dass sie verstanden werden.

vorher habe ich noch einen ausgiebigen schnack mit dem koch, der mich bei der vepse trifft und alles wissen will.

ich gewöhne mich so langsam an das hiesige spanisch und die geschwindigkeit.

morgen also vepse packen und das neue domizil beziehen.
für zwei nächte oder mehr? mal sehen.

09.11.

ein letztes frühstück. ich nehme rühreier mit zwiebeln und tomaten und bekomme ohne aufforderung ein kännchen tee. bis 12 uhr habe ich zeit. ich schreibe noch ein wenig, packe meine sachen und verlasse um kurz nach 12 meine luxusherberge. 5 tage waren richtig bemessen - das schöne will schon zur gewohnheit zu werden.

vielleicht auch eine morgenandacht, die die kids für einen moment innehalten und ankommen lässt.
besser, als völlig abgehetzt in dem unterricht zu erscheinen.

das neue zimmer hat auch einen tollen blick auf cusco. es ist zwar klein, aber die fensterfront nimmt fast die ganze wand ein.
sonst ist alles da. steckdosen und wifi. und es ist ruhig!! kein gehupe etc.
kurz vor meinem einzug ist hier noch der holzfußboden gewachst worden. der geruch macht mich schläfrig und so gönne ich mir eine ausführliche siesta.
für heute habe ich eigentlich nichts vor. die brille muss aber noch zum optiker, weil sie schief auf meiner nase sitzt - tja und dann der schon fast obligatgorische besuch im flying dog hostel mit der frage nach dem paket.

mein neues zimmer: vom bett aus der blick in die anden und auf die stadt. wenn ich aus dem fenster schaue, sehe ich links die kathedrale und die plaza de armas

so oder so: ich werde dienstag nächster woche starten. wenn das paket nicht da ist, wird es das hostal zu einem anderen hostel nach puerto maldonado schicken.

morgen werde ich meine übrigens sehr netten "herbergseltern" nach dem theater- oder konzertprogramm fragen. das internet gibt dazu nichts her.

ich merke, dass ich entzugserscheinungen bekomme.

10.11.

heute ist ein entscheidender tag für peru!!!
das spiel gegen neuseeland in neuseeland.

auf der plaza de armas, und nicht nur da, werden peru-trikots verkauft, gibt es schminkstände, wo sich die kids, aber auch die erwachsenen, die gerade aus dem büro kommen die peruanische flagge auf die wange malen lassen.

in erwartungsvoller spannung - vielleicht zu optimistisch?

in meiner post finde ich eine mail der agentur "langsamreisen.de", die im auftrag der grinaldi reederei passagen vermittelt.
ich erfahre, dass der frachter grand africa am 28. juni von montevideo über rio und dakar nach hamburg auslaufen soll. statt der 25 tage auf see, werden es 35 tage sein!! von einer aussenkabine ist bei dem angebot leider nicht die rede.
ich fasse nach und hoffe nun auf eine positive antwort.
ich muss meine krankenversicherung mit rückholoption nachweisen, und da fällt mir auf, dass sie am 19. märz nächsten jahren abläuft. die agbs erlauben aber eine verlängerung.
aus heutiger sicht noch eine lange zeit bis die grand africa ablegt. einerseits treibt es das pferd in den stall, andererseits, möchte ich so wenig wie möglich druck auf die weiterreise ausüben.
es wäre zu schade für diese tour.

der tag verläuft sonst ruhig.

eines aber wird mir im gedächtnis haften bleiben, wie das "bitte" sagen lernen an einer verkaufstheke in einer sprachschule in england:
dort habe ich während meines zivildiensturlaubes einen sprachkurs absolviert.
in den pausen gab es toast mit gesalzener butter. einen solchen habe ich verlangt - und nicht erbeten.
die reaktion der verkäuferin darauf: "please, thomas, please..!"

heute ist es eine etwas anders geartete situation, aber durchaus vergleichbar:
es sind 40 jahre vergangen. ein alter habe ich also erreicht, das auf der einen seite nicht unbedingt mehr passt, um gemaßregelt zu werden, auf der anderen aber eine chance ist, mein benehmen zu verbessern. ist es eine maßregelung?
meine senora  - wohl auch anfang 60 mit höflich, distanziertem auftreten - hat schon ein fußballtrikot für den abend angezogen und dazu lässig, elegant einen schal um den hals geschwungen.
ich treffe sie, sage hola und quasie noch im selben satz, dass ich eine frage hätte. sie unterbricht mich höflich, blickt mir tief in die augen und sagt sie sei nancy. und vermittelt mir im nächsten satz, dass sie auch mit ihrem vornamen angesprochen werden wolle.
also so: "nancy, tengo una pregunta, por favor..."
ich stehe da wie einer, der 20 oder noch jünger ist.
eine zunahme meiner außentemperaturf nehme ich aber nicht wahr, sondern strahle sie an und wiederhole nancy und sage ihr dann auch meinen vornamen.
die antwort auf meine frage hat sie mir für heute abend versprochen.
nun werde ich sie, wenn ich sie sehe, immer mit vornamen ansprechen... ob das dann richtig ist? sie wird es mir sagen.

dazu fällt mir jetzt während des schreibens ein, dass die peruaner ein sehr gutes namensgedächtnis haben. es kommt ja häufiger auf meiner reise vor, dass namen ausgetauscht werden.
wenn es dann ans verabschieden geht, höre ich meinen namen, habe aber schon in der regel den namen des anderen vergessen.

heute abend wird es kein kulturprogramm geben, weil alle blicke auf das spiel gerichtet sind.

ich gehe nach der belehrung noch in die stadt, bringe die wäsche weg und schaue noch bei der post vorbei. ich kenne mich schon aus, öffene einfach die schwingtür, die mich zu den dahinter liegenden büros lässt, sehe dort aber niemanden und gehe dort hin, wo die postfächer sind. dort treffe ich auf zwei postlerinnen, die mich nach sichtung der nummer im rechner, ein stockwerk nach unten schicken. ich verstehe, dass das alex-paket in cusco angekommen sein muss.
ich warte in einer schlange von 5 personen vor mir. als ich dran komme, geht die sucherei los. es gibt kein no hay!! dann aber nach bestimmt 5 minuten die information, dass das paket an die hosteladresse adressiert sei. es sei nicht mehr hier, sondern auf dem weg zum hostel.
ich kann es noch nicht richtig glauben, nehme mir das nächst beste taxi und fahre dort hin.
leider ein freundliches kopfschütteln. also morgen, denke ich. der fahrer hat feierabend gemacht und es liegt noch in seinem postauto.

ich muss morgen sowieso die wäsche abholen und werde mich dann wieder im hostel blicken lassen.

11.11.

das frühstückszimmer befindet sich in einem wintergarten, der auch einen unverbauten blick auf cusco bietet.
es gibt kleingeschnittene wasser- und honigmelone, spiegel- oder rühreier auf wunsch, toast, cerralien mit joghurt und reichlich tee oder kaffee.
nancy habe ich bisher noch nicht gesehen. ich bin vorbereitet - ihr name liegt mir auf der zunge.
das gestrige fußballspiel, das hier im hostel keine aufmerksamkeit fand, ging 0:0 aus, am mittwoch kommt die revanche in lima. hupkonzerte blieben aus. ich habe mir nur die erste hälfte angeschaut.

der heutige tag ist abgesehen von wenigen sonnigen abschnitten verregnet und verschauert.
ich befasse mich erneut mit der route und den schlafmöglichkeiten. schon nach ca. 200 km werde ich mich - so der plan - in quince mil befinden, einer stadt, in der es sehr viel regnen und die laut wetterbericht heute 37° haben soll.
die tropen sind nicht weit von hier.

wohlverdiente siesta

auf meinem weg in die stadt lasse ich mich wieder von dem veganischen restaurant mit einer tomatensuppe und zwei wraps verwöhnen.
ich gehe noch in die calle nueva, wo ich einen laden entdecke, der die stoffe für die umhängetücher verkauft, die von allen peruanerinnen getragen werden.
ich könnte mir sets für den heimischen esstisch vorstellen, komme dann aber in der auswahl nicht weiter, weil sich die farben mit dem geschirr vertragen sollen.

auch heute bekomme ich von der freundlichen rezeptionistin im flying dog ein kopfschütteln, als ich nach dem paket frage.

12.11.

cusco zeigt sich heute von der novemberseite, wie wir ihn von der nördlichen nordhalbkugel kennen.
die anden sind nicht mehr zu sehen, es regnet schon seit heute nacht, es hat 11°.
mein plan, mir heute von den "free walkern" die stadt zeigen zu lassen, verschiebe ich auf morgen.

ein alltägliches bild in der stadt und auf dem land

so mache ich mir einen gemütlichen tag. es gibt hier in meinem zimmer sogar eine elektrische heizung und ein federbett.
ich lerne etwas spanisch, aber so richtig wird das nichts, weil mir der zweite teil meiner reise nicht aus dem kopf geht.
die auf mich zukommende regenzeit macht mir kopfzerbrechen. laut karte wird die strecke wenig besiedelt sein... übernachtungsmöglichkeiten soll es aber in den raststätten geben. und da zumindest hier in peru motorräder das wichtigste fortbewegungsmittel sind und es in brasilien bestimmt nicht anders ist, wird es auch dort werkstätten geben.
bis ciuaba, das am rand des sumpfgebietes pantanal  - so groß wie das deutschland vor der wende - liegt werde ich auf der transoceanica bleiben. dann entscheide ich, ob ich mich stramm östlich richtung küste halte und nora in salvadore de bahia besuche. wenn ich täglich 150 km fahre, könnte ich spätestens weihnachten dort sein.
eine weitere option hinsichtlich der passage nach hamburg könnte sein, dass ich in rio de janeiro ablege. getragen von der hoffnung, dass es dort mehr frachter von der reederei grinaldi gibt, die nach hamburg oder amsterdam fahren. so wird dann vielleicht doch noch der mir angekündigte 14 tagesrhytmus eingehalten.

eben habe ich in der rezeption ein letztes mal verlängert.

morgen muss einfach das paket, das sich zwischen postamt und flying dog hostal bewegt, seinem empfänger übergeben werden.

13.11.

mittlerweile kenne ich mich in dem hiesigen postamt aus.
ich bekomme auch keinen anraunzer, wenn ich einfach und wie selbstverständlich durch die nur für die kollegen bestimmte schwingtür marschiere und mich richtung keller begebe. so auch heute.
dieses mal gibt es keine schlange, und ich bin sofort dran.
nach langem hin und her findet die postlerin ein päckchen, scheint sich aber nicht sicher zu sein, forscht in ihrem rechner, gibt nummern ein - ich hoffe inständigst ohne zahlendreher - dreht und wendet das paket, fragt ihren kollegen, der auch schon ungeduldig wird, druckt dokumente aus und kommt endlich MIT dem päckchen zu mir. passnummer und unterschrift und schon habe ich es in der hand. warum es hier lag und nicht bei der zieladresse bleibt ein rätsel.
für die zukunft werde ich vermeiden, noch weitere päckchen schicken zu lassen. über eine woche cusco hat mir die warterei beschert.
alex in köln bekommt sofort eine "vollzugsmeldung".

der inka-soldat blickt auf die stadt und auf die überreste seiner kultur

den einbau werde ich nicht mehr hier machen lassen, sondern in der letzten größeren stadt puerto maldonado. wilfried sagt, dass der einbau "ein kinderspiel" sei, schränkt aber mit dem zusatz ein: "für den, derwei ß, wie es geht..."

in anbetracht des nassen wetters, das auf mich zukommen wird, kaufe ichnoch schnell einen gummiüberzieher für den rucksack, den ich immer vorne trage und der am meisten nässe abbekommt. bisher war das nicht nötig, weil es nur regenschauer waren, aber jetzt erwarten mich wohl andere mengen.

nach einem guten capuccino setze ich mich noch auf die plaza. die sonne zeigt sich für eine stunde und ich döse vor mich hin. es sind viel weniger touristen unterwegs, als im juli.
keine reisesaison. zu weihnachten wird es dann wieder mehr.

wie selbstverständlich setzt sich meine freundin neben mich und zeigt mir zwei wunderschöne schmuckstücke. sie gefallen mir auf anhieb. ich handele sie noch um 10 sol runter.
das verkaufsgespräch beginnt sie mit komplimenten für meine batschkapp aus südafrika und für meine alpaca-jacke. ich lache sie aus und gebe ihr zu verstehen, dass mir diese taktik nicht neu ist. sie lacht auch und kommt gleich zur sache.

sie muss weiter und kurz darauf erscheint ein schuhputzer. er war gegenstand meiner planung, denn das leder ist durch die staubfahrerei völlig ausgetrocknet.
ich mache den fehler, dass ich nicht vorher den preis aushandele, sondern blöderweise noch die frage, aus welchem land ich denn käme beantworte.
später gesellt sich meine freundin wieder dazu in der hoffnung vielleicht, wieder einen größeren geldschein abzustauben.  sie schaut dem schuhputzer zu und arbeitet sich so langsam mit ihren fragen auf ihre persönliche lebenssituation zu. ich kann verstehen, dass sie nicht mehr weiss, dass sie mir das alles schon erzählt hat. ich reagiere nicht wie gewünscht, sondern schaue über die plaza oder dem schuhputzer zu. ich lenke vom thema ab und erzähle ihr von meinem vorhaben. sie sagt auch - ohne aufforderung - , dass die straße erst vor ein paar jahren freigegeben und in einem guten zustand sei. dann erzählt sie noch von drei busüberfällen, die aber letzte nacht und nicht tagsüber stattgefunden hätten.
schließlich ist der schuhputzer fertig, die schuhe glänzen wie neu. ich denke, mit 10 sol ist er richtig gut bedient. ich frage ihn und er antwortet mit 25 sol.
ich lache ihn aus und sage, dass das wohl ein echter gringo-preis sei. er reduziert um 5 sol. später, als er weg ist, frage ich meine nachbarin, die sagt, mit 10 sol wäre er sehr gut bedient gewesen.
schließlich verabschiedet auch sie sich von mir und wünscht mir buena suerte - viel glück.

auf dem weg zum hostel esse ich noch ein menue mit viel salat. ich entdecke noch eine tankstelle mit gutem 95iger sprit für morgen.
alex gibt mir in seiner antwortmail den guten tip, für das wenig besiedelte brasilien alle reservekanister, die ich habe, zu füllen.

ich mache noch einen abstecher in eine seitenstraße, wo ich noch ein zwei fotomotive finde, bewundere im stillen den sockel einer alten kirche, der wohl noch zu inkazeiten gebaut wurde. fugenlos aufeinandergemauert und die großen quader bis auf den millimeter genau der form des sich anschließenden steins angepasst.

...schütze dieses haus

heute abend noch etwas bürokram für die versicherung, etwas packen und dann früh ins bett.

morgen will ich früh los. die zweite hälfte meiner tour beginnt.

14.11.

die zweite hälfte meiner tour beginnt NICHT. die benzinpumpe will nicht mehr.
vorher gibt es noch ein frühes frühstück, ich lasse die dokumente noch in der rezeption ausdrucken, packe die vepse und stelle da schon fest, dass sie nicht anspringen will. das hängt mit dem öl zusammen, es ist dickflüssiger, die nacht war kalt, also später versuchen. irgendwann - aber nach einigen versuchen - klappt es dann.
eine nette verabschiedung von nancy, die mich auch mit vornamen anspricht, winken, hupen und start.
ich will noch tanken, fahre also bergab und merke nach etwas 200 m ein ruckeln, sie nimmt nicht mehr richtig das gas an, noch zwei drei versuche und sie bleibt stehen.

nichts mehr zu machen. ich bin nicht so ganz vom düsenwechsel überzeugt und freue mich, dass ich mit düsenbrille und lupe endlich die angaben entziffern kann. ich stehe direkt vor einem tante emma-laden. der hausherr sitzt in der sonne und näht. er empfiehlt mir, der vepse eine alpaca-mütze zu schenken, dann würde sie wieder laufen.
ich schaue mir die zündkerze an. sie sie ist rehbraun, besser kann ihr brennbild nicht sein. immer wieder denke ich, dass die benzinpumpe nicht mehr will. die sicherung ist aber in ordnung. in quito wurde sie von dem mechanico ohne mein beisein angeblich zerlegt und überholt.natürlich werde ich von allen seiten beobachtet.

aus den beobachtern kristallisieren sich jetzt die macher heraus. ein mitarbeiter vom nahegelegenden kulturamt, der scheinbar mit seinem motorrad botengänge zu machen hat und über viel zeit verfügt, kommt zu mir und bietet mir an, ein auto zu besorgen, das die vepse zur werkstatt bringt.
nach einer halben stunde kommt ein weisser toyota corolla, der seine besten zeiten schon vor jahren gesehen hat. es ist ein kombi.
ich bin für die hilfe dankbar und verhalte mich so, wie beim geschenkten gaul. ich lasse den fahrer gewähren. aber als er die vepse mit seinem auto verbindet und mich abschleppen will und vamos sagt, ziehe ich wieder einmal die notbremse.

das vorderrad verbreitert das auto... weiss das der fahrer, wenn er sich durch enge autogassen drängt?

bleibt nur noch, sie in den kombi zu legen. dann holpern wir auf den kopfsteinpflasterstraßen mit offener heckklappe ins werkstattviertel. genau zu der werkstatt, bei der ich letzte woche zum ölwechsel und antriebsriementausch war.
der maestro ist nicht da, sein geselle will an die vepse nicht ran. ich fülle den sprit wieder auf und dann geht das warten los. als ich vom essen wieder komme ist der chef da, aber ohne zeit für mich. das warten geht weiter. geduld, geduld.
wenigstens können wir die batterie, die schon am ende ist, in einem "batterieauflade-laden" aufladen lassen. und während für das andere motorrad noch weitere ersatzteile besorgt werden müssen, kommt er zur selben diagnose wie ich.
ich gehe los und hoffe, dass ich in den zahlreichen motorradläden einen ersatz finde. ohne erfolg auf der ganzen linie. also plan b. meistens ist an solchen geräten die kohle runter. ich öffne die pumpe, zeige sie dem maestro, der beim zweiten mal hinschauen erkennt, dass die kohle nur noch sporadisch die pumpe zum laufen bringt.
also werde ich morgen in eine ferreteria gehen und kohle besorgen. der maestro meint, er wüsste noch eine möglichkeit, wie er an eine passende pumpe kommen könne.

ich habe mich jetzt wieder in meinem hostel eingescheckt, zwar nicht mehr das ursprüngliche zimmer, aber jetzt sind es nur zwei nächte.

und wieder schießt mir der gedanke durch den kopf: zum glück ist das hier in der stadt passiert, wo es viele hilfsbereite und ideenreiche menschen gibt. auf freier strecke...?

15.11.

die sitzecke im frühstücksraum

mit geschmack eingerichtet und ein toller blick in die berge und auf cusco

heute wird es also spannend. wird es so sein, wie ich mir das vorstelle?

um halb 11 uhr bin ich bei der werkstatt. den rest der strecke muss ich zu fuß gehen, weil ein polizei-pickup quer auf der straße steht und den verkehr umleitet.
hier geht es anscheinend zur sache. parkende autos werden abgeschleppt und eine gewaltige polizeipräsenz von motorrädern und pickups mit blaulicht.
überall stehen peruaner in grüppchen und tuscheln leise.

die motorradstraße, in der sich ein laden an den anderen reiht, wirkt von der geschäftstätigkeit her wie ausgestorben.
es sind nur die ersatzteilläden geöffnet, alle werkstätten haben sich hinter verschlossenen metallrolläden verschanzt.

auch vor meiner werkstatt zeugen nur die ölflecke des letzten tages davon, dass es hier überhaupt eine werkstatt gibt.
ich muss mehrmals an das tor klopfen und meinen namen rufen, bis ich reingelassen werde.
in der werkstatt selbst ist an arbeiten fast nicht zu denken, da alle motorräder noch drinnen stehen.

der grund für die polizeipräsenz ist, dass den läden und werkstätten ein draußen arbeiten nicht erlaubt ist.
scheinbar macht die polizei in unregelmäßigen abständen razzien, die aber ohne wirkung bleiben, weil sie schon lange vor 10:00 uhr beginnen. erst um 10:00 uhr geht der betrieb los. und um 12:00 uhr verlassen der letzte pickup und die restlichen polizeimotorräder das feld.

der hintereingang zur werkstatt befindet sich auf einem platz, von dem überlandbusse wegfahren. die mutter des mädchens verkauft reiseproviant, die tochter langweilt sich in dem fast fensterlosenhaus hinter ihr, die kleine katze macht sich über den aufschnitt her, das thema schularbeiten hat so gut wie keine chance, wenn man sich das zerfledderte aufgabenheft anschaut, das auf fettflecke nicht lange warten muss

wieder ist es schwer, feddiy zu fassen zu bekommen. zwei australier sind vor mir eingetroffen, so dass jetzt erst einmal reifen gewechselt werden und andere kleinere reparaturen erledigt werden müssen. trotzdem greife ich ihn mir und frage ihn, wo ich die kohle für die benzinpumpe besorgen müsse. er unterbricht kurz, wirft einen blick auf die pumpe und murmelt dann, er werde sich gleich darum kümmern.

mittlerweile ist wieder gewohnter betrieb auf der straße.
als ein polizeipickup wenig später vorbeifährt ist kurz alarmstufe 1.
alle werkzeuge werden zusammengerafft und in die werkstatt gebracht. doch dann ist der spuk wieder vorbei. der vepse wird wieder die ungeteilte aufmerksamkeit gewidmet.
tatsächlich hat feddiy eine benzinpumpe mitgebracht. auf der verpackung steht "universal". der einbau ist schnell erledigt. die vepse springt beim zweiten mal an.

die siesta-zeit ist nicht mehr weit.

ich zeige ihm den zündkontaktschalter, der in alex paket war und sage einschränkend, dass der austausch ganz schnell ginge. man müsse nur das piaggio-emblem abnehmen und schon wäre man am operationsherd.
dem ist leider nicht so. aber feddiy wäre kein maestro, wenn er sich nicht auch schnell in für ihn unbekannte modelle reindenken würde. "oh - mucho tiempo..." sagt er zu beginn, doch dann hat ihn der ehrgeiz im griff und schon nach einer halben stunde ist der schalter ausgetauscht.

fotos gibt es keine. er ist in eile und will weg.
die eile führt dazu, dass ich meinen helm in seiner werkstatt vergesse. das ärgert mich zwar schon ein wenig. aber in diesen zwei tagen habe ich warten gelernt. so sitze ich im eingang der nachbarwerkstatt und warte.
als nach zwei stunden nichts geschieht, rufe ich ihn an, aber keine antwort. mit hilfe der nachbarwerkstatt versuchen wir ihn per whatsapp zu bekommen - ohne erfolg.

so fahre ich ohne helm. es ist schon feierabendverkehr, an jeder ampelkreuzung stehen übereifrige polizistinnen in engen reiterhosen und knienhohen stiefeln, benutzen ihre trillerpfeife ohne unterlass und versuchen dem chaos herr zu werden.
ich werde gleich zweimal an den rand gebeten und auf das fehlen meines helms aufmerksam gemacht. ich erzähle die geschichte vom vergessenen helm. der erste stopp verläuft moderat, sie grinst mich an und lässt mich fahren. ihre kollegin ein paar kreuzungen weiter ist da schon strenger. vielleicht auch deswegen, weil ihre kollegen in der zentrale unser gespräch und ihre reaktion mithören können. ich wiederhole meine story. ich solle mich auf der nächsten polizeidienststelle melden.
so gut kenne ich peru und die polizisten schon, dass ich ihnen einen gefallen tue, wenn ich mich dort nicht sehen lasse. papierkram, dann noch ein gringo...
ich fahre daran vorbei und sehe zu, dass die vepse so schnell wie möglich von der straße und in die garage kommt.

heute ist das gegenspiel peru ./. neuseeland in lima.
ich frage den taxifahrer, wann das spiel begänne. ob ich denn meine, dass die peruaner gewännen? seine frage wirkt etwas hintergründig und ich sage ihm, dass sie mich beim spiel in neuseeland nicht überzeugt hätten. sie seien mehr in der defensive als in der offensive gewesen.
dann fragt er mich während einer längeren rot-phase, welcher teil perus mir am besten gefallen habe. ich sage ihm, dass das heilige tal sehr schön sei und ich mich an deutschland erinnert gefühlt habe. hier gäbe es auch schwarzbunte kühe.
welche milch denn besser schmecke. die der rotbraunen oder der schwarzbunten? was für eine frage? ich erwidere mit dem vergleich der braunen und der weissen hühnereier. aber geschmack sei eine persönliche sache - ich würde keinen unterschied bemerken.

nach oben, peru!

kein gutes omen - er will nicht oben bleiben

seit dem nachmittag wird das stadtbild von peruanischen trikots und flaggen auf den wangen der peruaner bestimmt.
als unbescholtender fußgänger gehe ich ein wenig später auf die plaza, ergattere noch die letzten sonnenstrahlen und beobachte das treiben bis mich der hunger an den fressnapf treibt.

morgen werde ich mit dem taxi zur werkstatt fahren, den helm holen und mich dann gen osten begeben.
200 km sollten bis quince mil zu schaffen sein.

28° und 2 stunden sonne werden mich erwarten.

a ver, sagt der peruaner - mal sehen...









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