Published: 11.12.2022
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Hinweis: Ich habe nur etwa 80% der hochgeladenen Bilder im Text eingebunden. Es lohnt sich daher auch, die Bildersammlung anzuschauen.
29.09. Do
Ich folge der Straße bis nach Kuç (eine kleine Häuseransammlung nördlich davon) und finde den Abzweig in Richtung Gusmar. Ich frage nach Wasser, fülle meine Flasche auf, suche vergeblich trotz Wegbeschreibung den Minimarkt in dem Dorf und fahre weiter. Die Straße führt mich in ein immer enger werdendes Tal. Die Straße ist neu. Ich bin erleichtert und erfreut, denn von zu Hause habe ich immer wieder über diese Passage auf kleinen Straßen quer durch die Berge in Albanien nachgedacht und jetzt bin ich plötzlich mittendrin! Ein tolles Gefühl.
Das Tal ist felsig, ich begegne einer Gruppe Ziegen, die mich skeptisch anschauen. Ich mache eine kleine Essenspause, bevor ich mich an die nächste Passage mache. Es sind 10 km durchgängig und steil ( 7%) bergauf, wofür ich mindestens zwei Stunden brauchen werde und in etwas weniger als 3 Stunden wird die Sonne untergehen. Also fahre ich zügig (mit 5km/h) los. Schrubb schrubb schrubb geht es immer weiter voran. Komoot zeigt mir, wie weit ich schon bin.
Und dann nach fast einer Stunde Fahrt sehe ich in dem Tal links von mir und der Straße einen Hügel, oben mit Ziegen und am Fuß des Hügels liegen mehrere Hunde, mehrere Hundert Meter vorne links von mir. Einer von ihnen sieht mich, steht auf und bellt ununterbrochen in meine Richtung. Ich fahre beflissentlich weiter. Dann läuft er los, nicht schnell aber schnell genug, um bei mir an der Straße anzukommen. Die Straße verläuft erhöht und der Hund kommt die Böschung nicht hoch. Er folgt mir bellend. Ich versuche ihn zu ignorieren.Doch dann kommt er doch auf die Straße und ist ruck zuck ganz dicht an meinen Fersen. Ich brüllen ihn an - was kaum Eindruck hinterlässt, obwohl ich brülle wie ein Löwe (das meine ich genau so), erst als ich eine kräftige Steinwurfgeste in seine Richtung mache zuckt er zusammen, lässt kurz von mir ab und folgt mir bellend weiter. Ich brüllen ihn wieder an, mache wieder eine Steinwurfgeste und kann ihn so auf Abstand halten. Doch ich höre nun weiteres Hundegebell. Drei weitere Hunde preschen mit wildem Gebell von dem Hügel auf mich zu. In einem Augenblick sind sie auch auf der Straße und hinter mir. Ich brüllen sie an, halte einen nach dem anderen immer wieder mit meiner Steinwurfgeste in Schach und auf Abstand, doch es dauert eine Weile, bis sie endlich von wir ablassen. Ich erinnere noch einmal daran, es geht bergauf und ich kann nicht schneller als 5km/h fahren. Ich drehe mich immer wieder um und versichere mich, dass sie mir nicht weiter folgen doch dann sehe ich vor mir einen weiteren Hügel, auf dem drei Hunde erscheinen um zu schauen, was da für ein Lärm im Tal ist. Meine Straße führt direkt bei ihnen vorbei. Ich fasse in meinem Kopf den Entschluss, einfach umzudrehen und mit Vollgas wieder aus dem Tal heraus und zurück zum Mittelmeer zu fahren, wenn sich die Lage mit den Hunden nicht bessert, denn mir ist klar, dass ich diesen physischen und psychischen Stress nicht eine ganze Stunde aufrechthalten kann. Am Mittelmeer wäre ich in einer halben Stunde bei ca. 30 bis 40 km/h. Mit diesem Plan fahre ich stoisch weiter und zu meinem Glück lassen sich die Hunde nicht blicken. Nach zwei Kurven mache ich noch einmal Pause, esse eine Kleinigkeit, beruhige meine Nerven und entscheide, weiterzufahren. Ich begegne keinen weiteren Hunden. Stattdessen kündigt sich die Dämmerung langsam an. Ich bin noch mindestens eine halbe Stunde im Tal und ich habe noch keinen Plan, wo ich schlafen kann. An Wildcampen ist nicht zu denken. Das Gelände ist sehr geröllig und die Hunde mag ich nicht am Zelt haben. Ich komme an das Ende des Tals, nur noch eine Kurve, ein Stück hoch und ich habe es geschafft. Ich sehe die Straße links am Hang über mir - sehr hoch - viel zu hoch! Vor mir in 500 m Entfernung sehe ich die Kurve, es geht schon die ganze Zeit steil bergauf aber die Straße ist derart hoch, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie auf dem kurzen Stück diese vielen Höhenmeter überwunden worden sollen. Viel steiler kann die Straße doch nicht mehr werden. Egal - Kopf aus, einfach weiterfahren. Nach den 500 m komme ich an eine ausladende Kurve und es geht tatsächlich noch mal steiler nach oben und plötzlich befinde ich mich hoch über der Straße, wo ich mich eben noch langgequält habe.
Dann sind es nur noch ein paar Schlencker der Straße und ich bin oben. Es ist schon ziemlich dunkel und ich überlege an der kommenden Kreuzung nach links 5km zum Dorf Gusmar zu fahren, wo es vielleicht ein Hotel gibt, oder nach rechts weitere 20km eben und bergab bis zur Stadt Tepelena, wo es mehrere Hotels gibt. Beide Möglichkeiten gefallen mir nicht, und ich entscheide mich für Tepelena - Zähne zusammen beißen und durch - da brauche ich nur noch etwa eine Stunde. Doch an der Kreuzung wartet etwas anderes. Ich sehe ein Haus, in dem Licht brennt. Als ich näher kommen, lese ich auf einem Schild CAMPING und darunter Restaurant. Noch bin ich skeptisch.
Ich stelle mein Rad ab und gehe vorsichtig zum Eingang, wobei ich den im Halbdunklen liegenden schwarzen Hund nicht aus den Augen lasse, doch er bleibt in Gegensatz zu mir relaxt. Ich frage drinnen vorsichtig "Camping? Open?" und bekomme ein freundlich- eifriges Nicken als Antwort. "Restaurant?" Wieder eine positive Antwort. Es ist die Tochter, die auch ein wenig Englisch spricht und ich erfahre, dass ich fürs Camping nichts bezahlen muss, ich muss nur essen... Kein Problem 😆😋 Ich frage nach vegetarischem Essen und bestelle alles, was sie mir vorschlägt: Pommes, Feta, Salat, Brot. Ich soll aber gleich essen und später erst das Zelt aufbauen, da der Papa im Restaurant schläft. Alles sehr familiär 😃 Das Essen kostet mich umgerechnet mit Getränken 10€ und da ist der Camping ja bereits mit drin. Nun gut, es gibt nur eine Toilette und ein Waschbecken aber das genügt mir dicke. Ich baue auf und der Vater fragt besorgt mit Hilfe des Englisch der Tochter, ob das nicht zu kalt wird, außerdem soll es in der Nacht regnen. Ich könne doch drinnen schlafen. Tolle Gastfreundlichkeit! Ich bleibe bei meinem Zelt, versichere, dass es wasserdicht ist und dann fährt die Familie (die Mama hat gekocht, der Vater und der Bruder haben nach getaner Arbeit den Tag ausklingen lassen, es kamen ein paar Leute zu Besuch) vermutlich ins Dorf nach Hause. Nicht der Vater sondern der Bruder übernachtet hier. Ich bekomme aber nichts von ihm mit. Vermutlich aufgrund der Sprachbarriere hat er sich auch mir gegenüber zurückgehalten. Ich verkrieche mich geschafft, gut gesättigt und zufrieden nach diesem ereignisreichen Tag in meinen Schlafsack.
30.09. Fr
Nach einem gemütlichen Frühstück begleitet von einem lieben Hund und einigen herrumchickenden Hühnern fahre ich los Richtung Tepelena.
Zunächst geht es auf und ab über eine felsige, buschige Hochebene. Links kündigt sich ein atemberaubendes, tiefes Tal an. Je weiter ich fahre umso krasser wird es. Die riesigen Felsenkulisse ist unbeschreiblich. Ich bekomme die Kinnlade gar nicht mehr zu vor Staunen.
Nach einer Weile auf und ab komme ich in ein Dorf. Eine alte Frau verkauft Nüsse und Äpfel am Dorfstraßenrand. Sie sitzt auf einer steinernen Türschwelle und knackt Haselnüsse mit einem Stein - WUMMS.
Ich kaufe fertig geknackte Haselnüsse und zwei Äpfel und bekomme von ihr noch drei Äpfel so dazu. Als ich dann noch auf die über die Mauer rankenden Weinreben zeige und fragen möchte, ob sie mir welche verkauft, eilt sie durch den schönen Steinbogen in den Garten und kommt mit einer Tüte voller Weintrauben wieder. Die gibt es geschenkt 🥰 Ich mag Albanien! Ich verstauen alles in meinen Fahrradtaschen und sie knackt wieder Nüsse. Da fällt wir etwas Lustiges ein und ich spreche es in den Google-Übersetzer: In Deutschland kauft man zum Nüsse Knacken einen teuren Nussknacker ... und du nimmst einen Stein. Sie liest es und wir lachen beide herzlich. Danke Google-Übersetzer!
Das weitere Tal bleibt atemberaubend, wunderschön, kurvenreich und bietet krasse Ausblicke. Da das Wetter nun richtig gut ist, kommen mir viele Motorradfahrer entgegen. Alle grüßten mich freudig. Cool! Als Radreisender ist man wer ☺️ Das werde ich vermissen muss ich gestehen (*schäm?*)
In Tepelena angekommen schreibe ich Postkarten und werfe sie gleich ein. Lustig: Sofort kommt eine Frau aus der Post und leert den Postbriefkasten. Dabei war es deutlich außerhalb der Leerungszeiten 😆 Ich treffe noch eine amerikanische Schriftstellerin, die zur Inspiration reist. Sie ist eine ganz zarte, vorsichtige Person, fast schon klischeehaft.
Ich schreibe Benjamin, wann ich in Permet sein werde. Er ist ein oder zwei Stunden vor mir. Ich radle zügig weiter.
Als ich in den Ort hineinfahre, finde ich Benjamin schnell und wir suchen uns ein Hotel. Benjamin möchte einen Pausentag - da habe ich nichts dagegen. Die Fahrräder kommen in das Weinerdgeschoss ( Weinkeller im Erdgeschoss) und wir bekommen noch vor dem Einchecken eine Kostprobe (erst einschenken dann einchecken). Der Raum ist voller Kunststofffässer in rot und grün. Unsere Zimmer sind sehr gut und nach der Dusche geben wir essen.
Permet soll ein toller touristischer Ort sein. So richtig dolle merken wir das nicht, zumindest haben wir mehr erwartet. Überall sind Cafes, in denen die Einheimischen mit Espresso und Raki sitzen - es ist richtig voll. Zum Essen finden wir hingegen nur wenig. Wir laufen einmal hin und her und entscheiden uns dann für ein "Touristenrestaurant" - die Albaner gehen offensichtlich nicht essen. Unsere Bedienung ist sehr sehr komisch. Ich bestelle eine Suppe und sie verzieht das Gesicht. Sie sagt etwas dazu - ich weiß bis heute nicht, was sie wollte, anscheinend schmeckt die Suppe nicht... Ich bestelle sie jetzt erst recht ( schmeckt auch sehr gut!). Der Rest meiner Bestellung scheint für Sie in Ordung zu sein. Die überbackene Aubergine erfreut sie. Auch meine Limobestellung ruft seltsame Reaktionen bei ihr hervor. Während des Abends macht die Frau immer wieder seltsame Witze, die weder Benjamin noch ich verstehen. Als wir gehen, sehen wir, dass sie auch bei den anderen Gästen ihren schwer nachvollziehbaren Humor zeigt. Komische Leute gibt es überall 🫣🤭 Dann wollen wir wie die Einheimischen in einem der Cafés einen Espresso und einen Raki trinken. Alle Cafes sind leer. Überall wird aufgeräumt. Wir haben die Zeit verpasst. Wir bekommen noch ein Korça-Bier. Nicht was wir wollten, aber auch gut. Prost und gute Nacht!
01.10.
Wir frühstücken lecker im Hotel. Es gibt wieder die tollen Plastiktischdecken...
Ich trinke wie Benjamin zwei doppelte Espressos. Auf meinem Zimmer werke ich, dann das zu viel Koffein für mich war. Ich kaum nicht stehen und nicht sitzen und muss über mich selber lachen. Ich trinke viel Wasser und dann geht es auch bald wieder. Den Tag passiert nicht viel. Ich wasche Wäsche, schreibe am Blog und chille. Abends gehen wir wieder essen. Benjamin hat eine Gastronomie für Einheimische gefunden. Wir essen für 10€ für beide inkl. 2 Bier. Unser Timing ist auch besser und wir können im Dunkeln noch einen Espresso trinken und Einheimische beobachten. Ein alter Mann läuft die ganze Zeit auf und ab und schimpft und schimpft in Richtung der vorbeilaufenden Gruppen Jugendlicher. Immer wieder Kurva.
Dann kommt ein kräftiger Gewitterschauer herunter. Wir ziehen unseren Tisch weiter zurück, warten ab und in mir reift eine Idee: Anstatt einen schnöden Knüppel zur Verteidigung gegen Hunde auf dem Rad (Benjamin wurde gestern auch gut nachgestellt und wir haben beide einen Knüppel dabei), wäre ein Schirm universeller einsetzbar und hat mehr Stil. Auf den Rückweg kaufen wir uns beide einen schwarzen Schirm made in China. Ich muss an Dr. Henry Jones Sr denken: "Ganz plötzlich fiel mir Karl der Große ein: Lass meine Armeen Bäume und Felsen und Vögel am Himmel sein" Jetzt ist auch Benjamin vollends von unserer neuen Errungenschaft überzeugt. Eigentlich wollte ich einen roten Schirm mit schwarzem Albanienadler drauf aber der Wunsch war dann wohl doch zu exotisch. Unsere beiden schwarzen Schirme sind dann eben "die rechte und die linke Schwinge des Albanienadlers"! Das gefällt mir!
02.10.
Wir starten nach angenehmen Frühstück. Auf dem Weg können wir mit einem kleinen bis mittleren Abstecher Thermalquellen besuchen. Wir sind uns unsicher, da auf uns über 1300 Höhenmeter warten. Benjamin ist hier der Realist und ich der Optimist. Doch die Aussicht auf ein Bad in einer natürlichen Thermalquelle lässt was den Abstecher machen. Benjamin soll am Ende recht behalten, dass der Rest der Strecke nicht ohne ist. Außerdem wären die Thermalquellen am Ende der heutigen Etappen deutlich sinnvoller gewesen. Wünschen kann man sich viel... 😉
Bei den Quellen angekommen (nach wahnsinnigen 14 km) überlassen wir unsere Fahrräder einem deutschen Rentner, der auf dem Parkplatz (das Wort passt nicht so richtig, es ist eher eine freie Fläche um eine unbefestigten Straße mit ordentlichen Schlaglöchern herum) gemütlich vor seinem Camper in der Sonne sitzt. Die Quellen sind warm, aber nicht übermäßig. Selbst im Fluss kommt das warme Wasser einfach so aus dem Boden. Es riecht nach Schwefel. Wir genießen ein Bad. Der Ort wäre auch was für eine Zeltübernachtung. Vom Hauptbecken hätte man einen tollen Blick auf den Sonnenuntergang über den Bergen. Doch wir fahren weiter.
Wir radeln weiter durchs wunderschöne Vjosatal!
In einem kleinen Ort, in dem unsere Straße aus dem Tal Richtung Leskovik abzweigt, will ich mir wie Benjamin eine Albanienfahne kaufen. Der teilnahmslos wirkende ältere albanische Herr hat eigentlich keine zu verkaufen. Doch er bietet mir seine Tischfahne an. Ich frage "How much?" Er antwortet "100 Lek". Und so zeige ich der albanischen Tischeflagge für etwa 1€ die Welt außerhalb des Geschäfts. 😊
Der weitere Weg wird nun immer steiler, die Straße wird immer schlechter (es ist zwar noch Asphalt aber mit derart vielen Unebenheiten und Schlaglöchern, dass man den Untergrund nie aus den Augen lassen darf - wir legen später Asphaltklassen fest von Stufe 1 Flüsterasphalt bis Stufe 6 Albanien - inspiriert von den sechs Wildwasserstufen), dafür ist die Straße komplett frei von Autos, die alle die neue, etwas längere Straße nehmen. Die Landschaft ist super und wir fahren jeder für sich in seinem Tempo den Berg hinauf (ich bin langsamer - gut, dass mein Rad schwerer ist, da muss ich die Erklärung nicht bei mir suchen 😉).
Am Ende des Ausstiegs nach einer kleinen Hundeaufregung (zwei Hunde lagen auf dem Weg, einer schlief so tief, dass er sich vor mir erschreckte und dann gingen beide auf mich los und ich war zu dem Zeitpunkt noch nicht relaxt genug im Umgang mit den Straßenhunden und "verteidigte" mich mit lautem Gebrüll - meinen Schirm habe ich so schnell gar nicht zücken können) wartete Benjamin auf mich und wir fahren den Rest der Strecke bis Leskovik gemeinsam. Uns begegnen mehrere Hirten mit Pferden, Eseln und natürlich Ziegen außerdem zwei freistehende Camper, natürlich Deutsche.
In Leskovic, einem kleinen, halbwegs entlegenen Bergdörfchen kaufen wir ein. Zuerst finden wir einen Laden, der vollgerümpelt ist - anders kann man es einfach nicht ausdrücken - mit allem Krams, den man sich so vorstellen kann. Dabei quillen eigentlich alle Regale über, zum Teil aufgrund der bloßen Menge, zum anderen Teil aufgrund der Unordnung.
Wir kaufen nur ein paar Eier, etwas Schokolade und noch irgendwas und suchen uns danach einen richtigen Mini Markt. Dort finde ich dann auch Brot& Käse, sowie frisch eingelegte Oliven, Tomaten, Paprika - nur Brot fehlt noch. Das bekommen wir bei einem Bäcker. Den hätten wir fast nicht gefunden. Der Bäcker ist im 1. Geschoss von außen mit einer Treppe erreichbar. Es wird ausschließlich Brot verkauft. Hinter den Tresen (mehr ein Fenster) sieht man den Ofen und man kann die Hitze spüren. Sehr urig! Dann fahren wir voll bepackt mit Essen Richtung Campingplatz. Es wird dunkel, geht erst ein gutes Stück hoch mit tollem Blick auf die Berglandschaft im Licht der untergehenden Sonne.
Dann auf und ab durch eine schummrige Waldlandschaft. Benjamin fährt vorne weg. Ich muss ständig daran denken, dass es hier eventuell Bären geben könnte.
Endlich kommen wir an der Hochebene mit See an - Benjamin ist schon auf dem Campingplatz. Wir sind die Einzigen, suchen uns einen schönen Platz aus - sogar mit überdachter Tischgruppe, kochen lecker zusammen, sitzen noch eine Weile gemütlich zusammen draußen, ich mache den Abwasch in der Dusche (es gibt hier auf den Campingplätzen meist keine Plätze für den Abwasch ...) und dann wird geschlafen.
03.10.
Wir frühstücken ausgiebig. Rückblickend empfinde ich die Frühstücke mit Benjamin als legendär. Rührei mit Tomaten, Nudelpfanne, lecker Kaffee... Als wir fast fertig sind, kommt eine der Frauen aus der Küche und bringt uns albanisches Frühstücksgebäck. Sehr nett! Wir probieren sie und packen den Rest in unseren Vorräte. Für den Abwasch frage ich in der Küche nach, ob wir nicht dort abwaschen können und schon stehen wir mit unseren Abwasch zwischen drei emsig arbeitenden albanischen Frauen. Eine lustige Situation. Dann fahren wir los.
Die Strecke geht durch schönes albanisches Bergland. Wir finden eine Wasserquelle, radeln über eine Hochebene und dann ein langes Stück kräftig bergab. Da bin ich mit meiner höheren Masse schneller 😁. Am Ende warte ich auf Benjamin und mache Fotos. Die Landschaft bleibt klasse, wir kommen an ein Serpentinenstück abwärts, durchfahren eine Ebene und müssen dann wieder Serpentinen bergauf. Benjamin findet eine "Abkürzung" und quält sich quasi senkrecht den Berg hinauf. Ich bleibe auf der Straße und komme gleichzeitig mit ihm weiter oben an. Nur dass er völlig fertig ist. Lustig 😆.
Es geht weiter auf und ab, durch offene Landschaft, Dörfer und wir entscheiden, nicht bis Korçë zu fahren sondern früher auf einen Campingplatz zu gehen.
Eine gute Entscheidung. Der Campingplatz ist eine Wiese neben einen ziemlich gut herausgeputzten Restaurant - sogar mit warmer Dusche. Wir treffen einen jungen englischen Radreisenden, der aber weiter fährt, nachdem wir uns über unsere Reisen ausgetauscht haben. Er sucht noch eine Idee für den Winter. Ich lade ihn ein, mit nach Tunesien zu kommen. Wir tauschen Kontaktdaten aus. Vielleicht klappt das ja. Dann bauen wir auf, schauen aus den Sonnenuntergang an, ich koche Linsensuppe direkt in der Konservendose (meine Knippex Zange erweist sich als herausragende Topfzange) und dann bekommen wir noch einmal Besuch. Diesmal ist es ein etwa 50 jähriger, drahtiger Schweizer, der sich kurzentschlossen entscheidet zu bleiben. Er hat viele lustige Geschichten. Sein Zelt hat er z.B. einem Mitbewohner abgeknöpft und ihn dann rausgeschmissen, nachdem er zwei Jahre "vorrübergehend" und ohne Miete zu zahlen bei ihm gewohnt hat. Zusätzlich laufen mehrere Hunde herum, unter anderem ein riesiger bernhardinerartiger Hund, den ich anfüttere und Balu nenne. Langsam komme ich mit Hunden besser zurecht. Richtig wohl fühle ich mich aber noch nicht. Das wird schon noch. Dann gehts ab in den Schlafsack.
04.10.
Nach dem Frühstück und nachdem ich mich von Balu verabschiedet habe fahren wir zuerst gemütlich zusammen durch schöne Berglandschaft.
In der Mitte des Tagen kommen wir in Korçë an, wo wir in einem Cafe eine Pause mit Koffeinhaltigen Heißgetränk und Kuchen machen. Die Stadt wirkt viel westlicher als die anderen Ortschaften und auch das Angebot an Cafes ist besser.
Nach Korçë fahren wir über eine stärker befahrene Landstraße. Ich treffe zwei Bauarbeiter, die mit alten Rennrädern zur Arbeit gekommen sind. Wir unterhalten uns, sofern dies ohne gemeinsam gesprochener Sprache möglich ist.
Benjamin ist derweil weitergefahren. Ich fahre hinterher und komme an den Abzweig Richtung Prespasee. Hier bin ich mir unsicher, ob Benjamin auch wirklich abgebogen ist oder aus Versehen geradeaus weitergefahren ist. Er geht nicht an sein Handy. An der Tankstelle auf der Ecke spreche ich einen Mann an, ob er meinen Freund Benjamin gesehen hat. Er erklärt mir immer wieder, in welche Richtung es nach Mazedonien geht. Ich weiß, wo Mazedonien liegt, versuche ich ihm klar zu machen. Auch als ich im ein Bild von Benjamin zeige und wieder per Zeichensprache frage, ob er ihr gesehen hat und in welche Richtung, zeigt er immer nur auf beide Straßen und ruft "Mazedonia" "Greqia". Er versteht mich einfach nicht... Er muss doch gemerkt haben, dass ich etwas anderes wissen will... Entnervt fahre ich einfach weiter. Benjamin wird schon richtig gefahren sein... Ich fahre durch riesige Apfelplantagen Und vor mir baut sich eine Bergkette auf, über die ich zu dem recht hoch gelegenen Prespasse hinüber muss. Dort oben soll es Pelikane geben. Über 1000 Brutpaare! Allerdings hat dieses Jahr die Vogelgrippe mitten in der Brutzeit zugeschlagen und die Population hier stark getroffen. Kurz vor dem Pass sitzt Benjamin an der Straße und wartet auf mich. Dann hat ja alles geklappt! Gemeinsam überwinden wir den Pass, der glücklicherweise gar nicht so steil ist und erhalten auf der anderen Seite wundervolle Blicke auf den Prespasee und schöne kleine Dörfer, die sich an sein Ufer schmiegen. Unser Ziel ist das kleine Dorf Goricë e Vogël, in dem es ein Guesthouse geben soll. Anstatt über booking.com zu buchen, fahren wir einfach hin.
Alles in und um Goricë e Vogël im nächsten Teil! Ciao bis dahin!