ޝާއިޢުކޮށްފައިވެއެވެ: 03.10.2017
Astrachan, 22.09.2017
In Astrachan übernachten wir bei Arman. Arman ist in etwa unser Alter und arbeitet bei einem großen russischen Ölunternehmen. Seine Wohnung ist etwas außerhalb des Stadtzentrums und in einem unfassbar alten Plattenbau. Unsere Couch ist dafür aber sehr groß und das Beste: Es gibt eine Klimaanlage. Nachdem wir bei ihm angekommen sind und uns bei einem Tee und einem klassischen russichen Meatpie ein wenig unterhalten haben, zeigt Arman uns die Innenstadt.n Astrachan ist eine sehr alte Stadt und war früher einmal die Hauptstadt der goldenen Horde, einem Reiterstamm aus der Mongolei. Die russischen Zaren ließen die Menschen an der Wolgamündung wohnen und verlangten im Gegenzug Schutz vor den Muslimen aus dem Süden. Im Laufe der Zeit wurden die Menschen aber von Russen und Wolgadeutschen Stück für Stück aus der Stadt ins Umland und in die unzugänglichen Gegenden des Deltas verdrängt. Astrachan ist eine sehr nette Stadt. Es gibt ein tolles Kremlin, nette Parks und viele Cafés. Entlang des Wolgaufers läuft eine Strandpromenade, auf der die Astrachaner auf und ab flanieren. Arman erzählt uns, dass viele Bauten der Stadt von den großen Ölfiremen gebaut wurden, um die Bevölkerung gnädig zu stimmen. Die Ölunternehmen sind am Unternehmenssitz, also in Moskau oder St. Petersburg steuerpflichtig. Von diesem Geld sehen die Deltabewohner nichts, müssen aber mit den starken Umweltveränderungen und auch Gesundheitsrisiken der Ölgewinnung leben. Aber anstatt in sinnvolle Singe zu investieren bauen die Unternehmen Statuen und Triumpfbögen und weiteres Zeug... Es wirkt auf mich ein wenig befremdlich und auch Arman ist davon nicht vollends überzeugt. Am nächsten Tag wollen Hanna und ich einen Tripp ins Wolgadelta unternehmen. Das Delta ist nicht nur für seinen Fischreichtum und die vielen Vogelarten brühmt, sondern auch für die fantastische Lotusblüte. Ein Reisebüro organisiert uns einen günstigen Tripp mit einer Rentnergruppe und wir bekommen unsere eigene Übersetzerin. Sie heißt Julia und ist Linguistikstudentin an der Universität Astrachan. Wir verstehen uns auf Anhieb und was besonders Lustig ist: Ihr Freund kommt aus Hamburg. Was für ein Zufall. Während der Fahrt erzählt der Guide, dass die Lotusblüenzeit schon vorbei ist und wir wohl keine Blüten mehr sehen werden. Der Grund: Dem Lotus ist kalt. Hanna und ich können uns ein Lachen nicht verkneifen. Draußen sind es 36 Grad, keine Wolke am Himmel und dem Lotus ist kalt... Na toll! Aber da kann man wohl nichts machen. Das Naturschutzgebiet leigt sehr tief im Delta und die Fahrt dauert fast zwei Stunden. Während der Fahrt überqueren wir mehrmals Seitenarme der Wolga mit Hilfe von Fähren. Das die Russen Humor haben, kann man manchmal ein wenig übersehen, denn Russen lachen erstaunlich selten, aber die Fahrt mit einer der Fähren beweißt das Gegenteil. Das Boot, dass den Ponton über den Fluss schiebt hat als Verdeck das Oberteil von einem alten Geldtransporters inklusive Kennzeichen. Dazu kommen die hervorragend erhaltenen Britney Spears Aufkleber auf dem Amaturenbrett. Damit hat sich der Ausflug schon gelohnt. Im Reservat angekommen werden wir in Boote gesetzt und machen eine Rundfahrt durchd ie Flussarme. Am Himmel kreisen Seeadler und viele andere Greifvögel. Die Gewässer der Wolga sind für ihren Fischreichtum bekannt und nicht zuletzt für Kaviar, also richtigen Störeiern und nicht dem Krempel, den man daheim als Kaviar kaoft. Julia erzählt uns, dass sie vor 10 Jahren als Kind noch mit dem Löffel Kavier aus riesigen Eimern gelöffelt hat. Heute sind die Fischbestände stark bedroht und stehen unter Schutz. Es ist verboten Störe zu angeln und Kaviar gibt es offziell nur noch aus Zuchtbetrieben. Nichts desto trotz gibt viele illegale agierende Angler auf Störjagt. So ein Stör wird bis zu drei Metern lang und 30 Prozent seines Gewichts sind Kaviar. Über 100 Kilogramm. Die Astrachaner vermissen das gute Zeug und heute wird es nur noch gekauft, wenn Besuch kommt, eine richtig teure Angelegenheit. Nach einem schönen Tag geht es für uns zurück. Auf dem Rückweg werden wir Zeuge eines Heuschreckenmassackers. Seeadlerschwärme stürzen sich auf eine riesige Wole Heuschrecken. Gibt es in Deutschland und Frankreich zusammen noch ca. 50 Seeadlerhorste, so gibt es alleine im Naturreservat rund 200. Der enorme Fischreichtum ist ideal für die Tiere. Zum Abschluss des tollen Tages gehen wir mit Julia und Arman in Astrachan essen und genießen den lauen Abend.