Udgivet: 10.10.2020
Montag, 27.8.2018
Strecke: Donau-Radweg 5 (Tutrakan - Lipnita)
gefahrene Kilometer: 118
Highlight des Tages: der eine bulgarische Ort mit den zwei Mädels, der Pfirsichmann, der Weintraubenmann, die Hilfsbereitschaft in Lipnita
Wir schliefen in Tutrakan. Unser Zimmer hatte eine coole Dusche, welche keine Duschwannen oder einen Vorhand etc. hatte, sondern nur einen Abfluss. D.h. man setzt beim Duschen automatisch das ganze Bad unter Wasser. Das war ziemlich witzig. Außerdem hatten die da Schildkröten. Um 7 standen wir auf, weil die Dame uns gestern gesagt hatte, dass es ab 8:00 Frühstück gäbe. Wir waren also unten, aber außer uns niemand. Wir fragten eine Frau, die da halt so rum lief, ob wir ein Frühstück haben könnten. Sie fragte uns, ob Tee oder Kaffee. Wir waren leicht irritiert, weil wir dachten, es gäbe auch etwas zu essen. Später kam noch eine andere Frau, die fragte, ob wir auch etwas essen wollten und dann bereitete sie extra für uns etwas zu. Es gab wieder diese Spatzn, bloß viel größer. Wieder mit Käse und Marmelade. Um 9 machten wir uns wieder auf den Weg.
Wir hatten uns wieder für die Hauptroute entschieden mit 47 km und gegen die große Straße mit 41 km. Zunächst ging es immer bergauf. Wir waren noch gar nicht aus Tutrakan draußen, als mich ein älterer Mann am Wegesrand aufhielt und mir eine Pfirsich gab. Ich bedankte mich artig, dann ging er und holte nochmal 5 Pfirsich, welche ich einpacken und mitnehmen sollte. Sehr nett. Dann ging es wieder bergauf und durch verschiedene kleine Orte. Ca. einen Kilometer lang fuhren wir wieder auf der großen Hauptstraße, aber dann ging es gleich wieder links weg in einen kleinen Ort. Es ging immer bergauf bergab. Die Wege waren heute sehr abenteuerlich! Einmal ging es auf einem Feldweg bergab, aber ich konnte nicht schneller als 6 km/h fahren, weil es sehr steinig war und das Wasser den Weg schon ausgehöhlt hatte. Aber die Umgebung war toll. Wir fuhren viel durch den Wald, durch kleine Täler, immer wieder kleine Dörfer im Hintergrund, schöne Pflanzen am Wegesrand und ab und zu sah man wieder auf die Donau. Irgendwann fuhren wir über eine Römerstraße, also über Kopfsteinpflaster. Das war anstrengend, aber wenigstens ging es bergab.
Als wir die Wahl hatten zwischen weiter dem Römerweg folgen oder auf geteerten Straßen durch Dörfer entschieden wir uns für den geteerten Weg. Dort kamen wir durch ein wirklich sehr ursprüngliches Dorf. Es lag im Tal und war sehr lang gezogen. Wir sahen ein altes Ehepaar im Pferdefuhrwerk, welche wir überholten. Überall waren Tiere und Leute und Kinder auf der Straße. Einmal kamen 2 kleine Mädels auf uns zu gelaufen und winkten und riefen „Hallo!“ Ich fuhr extra ein bisschen langsamer, damit sie neben uns laufen konnten. Ihre Mutter rief sie wieder rein und sie winkten uns zum Abschied. Total süß! Der Ort an sich war nichts Besonderes, aber er hatte ein besonderes Flair, es war so ursprünglich. Es waren zwar alte Häuser, aber kein altes, verfallenes Glump, sondern alte Häuser in einem sehr guten Zustand mit vielen Gärten, wo alles Mögliche angebaut wurde.
Schließlich fuhren wir wieder raus aus dem Ort, bergauf, auf einer EU-geförderten Straße, wie eigentlich alles hier. Wir kamen durch die verschiedensten schönen Orte. In einem Moment überholten wir ein Pferdefuhrwerk und im nächsten wurden wir von einem nagelneuen Claas-Mähdrescher überholt. Es gibt hier einfach sehr große Kontraste. Irgendwann kamen wir in einen Ort, von dem es hieß, der Weg hier führe auf einer ganz ganz schlechten Straße bergauf und danach wieder bergab. Dann haben wir diesen Weg gesucht. Laut Beschreibung mussten wir an großen Stallungen vorbei und dann käme der unbefestigte Weg, der bergauf zu Weinbergen führe und dann auf einem Trampelpfad da durch. Aber wir haben nach dem Schweinemastbetrieb keinen Weg gefunden.
Alles was ein Weg hätte sein können, war ein Feld. Schließlich fanden wir ihn doch, aber er war brutal steil. Fahren konnten wir da nicht, weil der Weg so kaputt war. Also mussten wir schieben, was auch nicht so toll ist. Und Hunger hatten wir eigentlich auch. Also aßen wir unsere Pfirsiche und schoben dann rauf. Julius war schneller als ich und irgendwann kam er ohne Rad wieder zu mir gelaufen und sagte, oben gehe es nicht weiter, dort sei nur ein Maisacker. Weil wir vorher noch einen anderen Weg gesehen hatten, schoben wir wieder zurück und fuhren und schoben den anderen Weg hinauf. Der Weg war eigentlich ganz nett, es war ein Wiesenweg am Waldrand. Dann waren wir oben und trafen nur auf ein Stoppelfeld. Dann hatten wir keine Lust mehr. Wir kehrten um und fuhren zum Ort mit dem Schweinemastbetrieb zurück, denn von hier aus konnte man auch auf die große Hauptstraße fahren. Das war zwar 6 km länger, aber das war uns egal und wir folgten der Straße, bis wir um halb 4 in Srebana waren. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir 65 km auf dem Tacho. Eigentlich wollten wir in einem Laden etwas kaufen, aber dann gab es da ein Lokal und wir aßen dort und tranken literweise Cola.
Dann ging es auf der Hauptstraße noch 20 km weiter bis Silistra. Diese ist die Grenzstadt nach Rumänien. Dort wollten wir spontan entscheiden, ob wir hier bleiben oder die 17 km bis zum Kloster Dervent fahren wollten. In Silistra hätten wir fast den Grenzübergang nicht gefunden und dann mussten wir mindestens 20 Minuten warten, bis wir die Grenze passiert hatten. Wir beschlossen, noch bis Dervent zu fahren. Als wir dort waren, wurde es langsam dunkel und wir hatten schon über 100 km auf dem Tacho. Die Landschaft hier war hügelig und weit, aber nicht so besonders. Ein alter Mann kam her, der uns Weintrauben brachte. Ich verschlang sie richtig, weil ich so Hunger hatte. Im Kloster drin wussten wir zunächst nicht, wohin. Wir fragten lauter Leute, aber niemand verstand uns. Gestisch konnten wir uns dann verständlich machen und man schickte uns zu den verschiedensten Türen. Schließlich fanden wir einen Mann, der englisch konnte und unser Problem verstand. Aber es stellte sich heraus, dass wir hier nicht schlafen konnten, weil voll. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits 20:00. Vor dem Kloster hatten wir allerdings ein Schild gesehen, das ein Hotel in 9-10 km anpries.
Wir beschlossen, zu diesem Hotel zu fahren. Es war bereits dunkel und auf dem Weg dahin bellten uns einige dieser Wildhunde an. Als wir beim Hotel ankamen, kam ein Mann auf uns zu, der uns mitteilte, das Hotel sei bereits voll. Das glaubte ich zwar nicht, aber wir hatten keine Chance, hier zu schlafen. Wir waren schon ziemlich verzweifelt, aber wir beschlossen, trotzdem noch zum nächsten Ort zu fahren und einfach mal irgendwelche Leute anzusprechen. Das taten wir auch, die ersten, die wir trafen, waren zwei Mädels. Die waren ca. 17 und haben sich aber auch nicht ausgekannt. Dann fragten wir andere Leute, die gerade draußen saßen, die verstanden uns nicht. Dann trafen wir einen Mann, der mit seiner Frau auf der Terrasse saß und der wollte uns etwas sagen, aber wir verstanden ihn nicht. Er uns aber anscheinend schon, dann begann er zu telefonieren. Anschließend warteten wir mit ihm ca. eine viertel Stunde auf irgendetwas, was wir nicht wussten. Dann bedeutete er uns, ihm zu folgen. Er führte uns durch die Gassen des Ortes, auf ganz verschlungenen Wegen.
Vor einem Haus, wo schon ein Ehepaar stand, hielten wir um dreiviertel 10 an. Diese hießen uns herzlich willkommen, wir sollten doch bei ihnen schlafen. Es stellte sich heraus, dass es sich hierbei um den Bürgermeister und seine Frau handelte. Anscheinend hatte der Mann, der uns half, den Bürgermeister angerufen, damit der die Hotels in der Gegend abtelefonierte. Denn sie hatten 3 mal telefoniert und als wir vom Kloster und dem Hotel erzählten, wussten sie bereits, dass voll war. Jedenfalls waren sie unglaublich nett! Natalia und Florin boten uns an, im Zimmer ihrer Tochter zu schlafen, legten uns einen Schlafanzug und Handtücher hin, erklärten uns die Dusche, stellten uns ihr Shampoo hin und befahlen uns, zu duschen. Sie kochten extra noch was zu essen, nämlich Borschtsch mit Fisch. Kann man schon essen, muss man aber nicht. Wir aßen tapfer auf, lobten Natalia für ihre Kochkünste und bekamen noch Brotzeit mit ratatouille-ähnlichem Brotaufstrich (sehr lecker!), Tomaten, Fisch und Käse und Weißbrot. Wir probierten alles und unterhielten uns, z.T. auf Englisch mit ihnen. Natalia holte dann das Tablett und wir redeten via google Übersetzer. Sie erzählten uns, dass Florin Bürgermeister und Natalia Standesbeamtin ist, dass sie zwei Kinder haben (besagte Tochter, 23, Studentin und einen 16-jährigen Jungen, der in Bukarest eine Schule besucht), dass sie am gleichen Tag geboren sind und dass sie bald Silberhochzeit haben. Dann gaben sie uns noch Schokolade, erzählten von ihren Urlauben und wollten uns Fernsehen lassen, aber wir verstanden nichts. Dann verabschiedeten wir uns langsam ins Bett, denn wir waren nix und fertig von den 118 km.