Publicat: 16.03.2019
Für ein paar Tage zieht es uns erneut in die Anden und wir starten auf dem Salkantay Trail, der uns in einige Tage von einem kleinen Dorf in der Nähe von Cusco bis nach Machu Picchu führen soll.
Collectivos gibt es am Punkt -13.515,-71.987 in der Straße Avenida Apurimac in Cusco nach Mollapata zum Gringo Preis für 15 Soles, Einheimische zahlen 12 Soles, was noch zu einer unangenehmen Situation führen soll. Von dort startet der Salkantay Trek, aber wir entscheiden uns ein Stück weiterzufahren, da wir noch einen Umweg an eine Lagune laufen wollen. Im Bus treffen wir eine Französin, die den Weg auch laufen will. Beim Aussteigen verlangt der Busfahrer die besagten 3 Sol mehr, und wir werden sauer, da der Eintritt zum Park auch schon für Touristen 20 Sol gekostet hat. Die Französin begleitet uns ein Stück, wir versuchen zusammen zu trampen. Es fährt ein Auto vorbei, das eigentlich schon voll ist. Sie wollen aber 15 Soles pro Person für 1h Fahrt, was Jakob zu viel findet, da wir nur im Kofferraum sitzen. Dann mischen sich auch noch nebenstehende Hotelmitarbeiter ein, die meinen das wäre doch kein Geld für uns. Miriam will unbedingt mitfahren und auch die Französin steigt ein. Jakob ist sauer. Während der Fahrt flirtet der Fahrer mit der Französin anstatt auf die Straße zu schauen. Als wir aussteigen deutet der Fahrer zuerst an, er hätte kein Wechselgeld, aber als er Jakobs Gesichtsausdruck bemerkt, hat er es dann doch parat. Die Französin zahlt nichts, obwohl sie die Einzige war, die mit dem Preis einverstanden war. Dafür muss sie die Fragen nach ihrer Telefonnummer aushalten, was ihr sichtlich peinlich ist. Wir werden sie nur noch einmal wiedersehen.
Steil geht es gleich zur Lagune hoch. Alle haben ihren Rucksack unten gelassen für ein paar Sol, aber wir wollen oben campen und schleppen alles mit. Miriam kommt kaum voran und so trägt Jakob die 6 Liter Wasser. Oben angekommen genießen wir die Lagune, die mit ihrem glasklaren blauen Wasser aufleuchtet. Wir vespern bei der Aussicht unser Brot mit Käse und Ei.
Wir stören uns an den Aufpassern, die penibel darauf achten, dass nicht den Hügel hochgeklettert wird etc. Sie erlauben uns auch nicht oben zu campen. Wir treffen drei Holländerinnen Lotte, Inge und Rosana, die auch den Trek laufen und schließen uns ihnen zurück auf den Weg an. Nach einigen Kilometern finden wir eine schöne windgeschützte Stelle hinter einer Mauer zum Campen mit Blick auf den weißen Gletscher. Gemeinsamen mit den drei Mädels schlagen wir unser Camp auf.
Zusammen sitzen wir im Gras, genießen die letzten Sonnenstrahlen und verzehren unser mitgebrachtes Essen. Wir verstehen uns gut und müssen oft lachen. Rosana erzählt, dass sie in Holland schon drei deutsche "Housemads" hatte. Wir sind verdutzt und wundern uns wie sie als Studentin Hausmädchen bezahlen kann. Nach einiger Zeit klärt sich die Situation auf: sie meinte Roommates und wir müssen alle lachen, weil wir beide dachten, dass die Deutschen anscheinend gut im Putzen sind. Die drei Mädchen probieren zum ersten Mal ihr Zelt aus, das um einiges kleiner als unseres ist. Wir müssen grinsen, aber am nächsten Morgen muss Rosana vor Erschöpfung weinen.
Die nächste Etappe ist die Schwerste. Wir laufen über den Pass auf 4.600 Meter, wo wir direkt vor dem Gletscher stehen und spüren den eiskalten Wind in unserem Gesicht. Danach geht es durch ein grünes Tal einige Stunden wieder runter auf 2.500, wo wir eine Hasenmaus sehen, welches wie ein Mix aus Hase und Eichhörnchen aussieht. Unterwegs haben wir einige andere Wanderer getroffen, die wie wir selbstorganisiert unterwegs sind. Die letzten Kilometer zu dem Campingplatz, wo alle übernachten wollen, ziehen sich dahin, doch wir erreichen ihn sogar als Erste und es dauert eine Weile bis der Rest eintrudelt.
Zusammen mit einem deutschen und belgischen Pärchen, zwei Franzosen und den drei holländischen Mädchen verbringen wir einen lustigen Abend. Vor lauter Anstrengungen ist uns dann auch der teure Bierpreis egal und wir greifen ordentlich zu. Am nächsten Tag geben wir richtig Gas, der Pfad geht hoch und runter, wir fühlen uns wie der Igel Sonic. Unser Ziel ist ein Campingplatz auf dem Gipfel eines Berges, von welchem man eine tolle Aussicht auf Machu Picchu haben soll. Am Abend treffen wir eine alte Frau, die uns sagt, dass wir vom Weg abgekommen sind. Mist. Aber sie begleitet uns ein Stück durch Kaffeeplantagen und organisiert für uns einen Zeltplatz für die Nacht. Der alte Mann, ein Bekannter der Frau, führt uns den Berg hinauf zu seiner Wiese und wir kommen ins Schnaufen während er leichtfüßig vor uns herläuft. Es fängt an zu regnen und Miriam kann gerade noch rechtzeitig das Zelt aufbauen während der alte Mann Jakob den Schleichpfad zeigt, auf dem wir morgen früh wieder auf den Weg treffen werden. Als der Regen aufhört kochen wir erneut Nudeln mit Tomatensoße und gerade als wir fertig gegessen haben fängt es abermals an zu regnen und hört so schnell nicht mehr auf. Unser Zelt wird ganz schön in seiner Belastbarkeit getestet, doch es bleibt alles trocken. Am nächsten Tag sehen wir zum ersten Mal Machu Picchu von weit weg als wir den Gipfel des Berges erklommen haben. Zuerst erhebt sich nur eine weiße Wolkenwand vor uns, doch während wir Nudeln mit Tomatensoße kochen lichten sich die Wolken und wir haben eine tolle Sicht ins Tal.
Im strömenden Regen laufen wir die letzten 10km im Tal an den Zugschienen entlang (der Zug hätte über 30 Euro für die 10km gekostet und eine Straße gibt es nicht!) bis zu unserem Ziel: Machu Picchu Pueblo (Dorf). Am nächsten Tag wollen wir den Nachbarberg besteigen, der kostenlos ist: Potokusi. Der Weg führt ein Stück durch den Jungel, bevor es steil nach oben geht (insgesamt 600 Höhenmeter). Immer wieder gibt es Boulderpassagen, die wir überwältigen müssen. Leider ist es durch den Regen auch sehr nass und rutschig. Irgendwann bekommt Miriam Angst, dass wir es nicht mehr zurückschaffen. Also wägen wir ab und müssen umkehren ohne Machu Picchu zu sehen. Der Eintritt von ca. 50€ pro Person für die anderen Berge ist uns zu hoch. Im Dorf sagt man uns, dass drei Argentinier neulich einen Unfall auf dem Berg hatten und es natürlich, wie so vieles, verboten ist den Berg zu erklimmen.
Etwas enttäuscht machen wir uns auf den Rückweg. 10km wieder ins letzte Dorf, von wo aus der Bus zurück nach Cusco geht. Ein letztes Mal treffen wir die Holländerinnen, die ein Tag länger gebraucht haben. Sie spenden uns Trost und wollen vielleicht auch versuchen die Kletterpassagen zu überwinden. Vielleicht schaffen sie es ja. Insgesamt hat der Salkantay Trek uns viel Spaß gemacht, vor allem weil wir diesmal richtig fit waren und die 24 km pro Tag mit Höhenmetern gut meistern konnten. Das wir Machu Picchu nicht gesehen haben ist schade, aber man kann auf Reisen auch nicht immer alles sehen und eigentlich zieht es uns auch nicht in solche Touristenhochburgen.
Erschöpft kommen wir spätabends wieder in unserer Airbnb Unterkunft in Cusco an. Am nächsten Tag wollen wir uns nur ausruhen, doch daraus wird leider nichts. Seit zwei Wochen hat Miriam an mehreren Stellen am Körper große, rote Flecken, die sich wie ein Vulkan erheben und mit Wasser oder Eiter gefüllt sind. Wir googlen und bekommen Angst, dass es Leishmaniose sein könnte, weswegen wir entscheiden ein Krankenhaus aufzusuchen. Zuerst landen wir im öffentlichen Krankenhaus, doch da wir eine Auslandkrankenverischerung haben schicken sie uns weiter in ein privates. Dort kann die Ärztin sogar Englisch, sie untersuchen Abstriche der Wunden im Labor und anscheinend ist es "nur" Hautpilz. Wir hoffen, dass es mit den Medikamenten ohne Narben schnell abheilen wird.
Nun geht es für uns mit dem Bus 24h lang von Cusco weiter nach Lima. In dem kleinen Fernseher im Bus läuft der Bader-Meinhof-Komplex, für uns skurril und lustig.