Ipapashiwe: 27.12.2017
Ich bin wieder hier. Seit zwei Wochen, um genau zu seinen. Aber jetzt, nachdem ich mir die vergangenen Weihnachtsfeiertage den Magen mit allerlei Leckereien vollgeschlagen habe, habe ich nun die Zeit gefunden, um nochmal ein paar Worte über meine Reise zu verfassen.
In den vergangenen 110 Tagen habe ich 46.500 km zurückgelegt. Luftlinie. Ich war in zehn Länder, auf neun Inseln und vier Kontinenten. Neben unzähligen Mückenstichen habe ich Eindrücke sammeln dürfen, die ich nur schwer in Worte fassen kann. Auf Hawaii habe ich auf einer Insel, kleiner als das Saarland (ja, das geht…) eine unfassbare Artenvielfalt kennen gelernt, auf Samoa Strände wie aus dem Bilderbuch besucht und einen Sternenhimmel gesehen, der einem erst bewusstmacht, wie klein wir eigentlich sind (und an Aliens glauben lässt). In Neuseeland bin ich durch unterirdische Bäche gekrabbelt und habe vorzüglichen Wein in Freiluftbadewannen gesoffen, in Indonesien habe ich (erfolgreich und ohne Verletzungen) meine ersten Erfahrungen auf dem Roller gesammelt, in Singapur habe ich für unter drei Euro komplett neue Geschmäcker kennen gelernt und in Sri Lanka habe ich meine Zuneigung zu Tee entdeckt. Ich bin um die Welt gekommen und habe dennoch nur einen kleinen Ausschnitt von ihr gesehen. Letztendlich bin ich mit mehr Reisewünschen wieder gelandet, als ich losgeflogen bin. In den vergangenen Tagen wurde ich schon von Freunden und Familien ausgefragt und immer wieder bin ich den selben Fragen begegnet. Am besten hat es mir sicherlich auf Samoa und Hawaii gefallen. Zum einen, da ich insbesondere an letzteres keine großen Erwartungen oder eine besondere Vorfreude hatte. Es war für mich eher ein Zwangsstopp auf dem Weg nach Samoa, denn aus westlicher Richtung kommt man nach Samoa nur von Hawaii. Und Samoa hat mich allein durch die einzigartige Unterkunft am Strand für 15€ am Tag umgehauen. Doch auch insbesondere Neuseeland, wo ich im Bus tolle Menschen und andererseits später die einsamen Straßen mit meinem Wohnmobil kennen gelernt habe, war eine Destination, an die besonders viele schöne Erinnerungen habe. Besonders hervor heben möchte ich auch nochmal Kuala Lumpur, dass oftmals im Schatten von Singapur steht und daher mMn völlig unterbewertet ist. Auf Sri Lanka habe ich tolle Zugfahrten, die einer Entspannungskur gleich kamen erlebt und bin durch Teeplantagen gewandert.
Ich habe tolle, spannende und lustige Menschen kennen gelernt und bin mit ihnen zusammen gereist. Auf Samoa beispielsweise einen Italiener, der Winzer berät und mit dem ich stundenlang Schach gespielt habe. In Neuseeland einen Briten, der wohl irgendeinem Schauspieler ähnlichsieht, dessen Namen ich aber schon wieder vergessen habe. Und eine Französin, mit der ich die zwei schönsten Wanderungen meiner Reise gemacht habe, wobei ihr Tempo eher dem eines Sprinters gleichkam. Viele tolle Tage habe ich mit einem weiteren Franzosen auf Sri Lanka verbracht, mit dem ich auch zwei sehr schöne Wanderungen unternommen habe. Das laufen liegt denen wohl irgendwie im Blut. Außerdem habe ich unzählige Yogalehrerinnen (bzw. eher zukünftige Taxifahrer) kennen gelernt, allesamt aus den USA und die einzigen Amerikaner, die ich außerhalb ihres Landes kennen gelernt habe. Scheint wohl eine Art Vorbedingung zu sein, um die USA verlassen zu dürfen.
Wirklich bereut habe ich in den vergangen vier Monaten nichts. Allerdings muss ich jetzt auch nicht sofort wieder los, denn wie sagt meine Mama schon immer: „Zu Hause ist es eben doch am schönsten“. Naja Landschaftlich und Kulinarisch möchte ich das jetzt nicht unbedingt immer unterschreiben, allerdings bin ich dann doch irgendwo zu „deutsch“ und schätze eine gewisse Ordnung, Organisation und Sauberkeit zu sehr, als dass ich darauf dauerhaft verzichten könnte. Auch mal alleine, im eigenen Bett zu schlafen, genieße ich sehr. Also alleine im Sinne von ohne Ameisen und Mücken.
Während meiner Reise habe ich mir, ohne zu philosophisch zu werden, viele Gedanken über gesellschaftspolitische Themen gemacht. Wie bekommen asiatische Länder ihr Müll – und Luftverschmutzungsproblem in den kommenden Jahren in den Griff? Wie kommt der ganze Plastikmüll wieder aus dem Indischen Ozean? Wie entwickeln sich abgeschiedene und arme Länder wie Samoa, wo jetzt schon mehr Samoaner in Neuseeland als in Samoa leben? Und wie entwickelt sich die EU, die allein schon wegen ihrer Freizügigkeit für mich nicht mehr wegzudenken ist.
Übrigens Influencer bin ich immer noch nicht, dafür hat meine WG jetzt mehr als 200 Follower auf Instagram.
Und mit diesem poetischen Schlusswort schließe ich das Kapitel Weltreise jetzt und wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr.