Ipapashiwe: 24.07.2016
Hallo ihr Lieben,
jetzt bin ich schon 38 Tage hier in Ecuador in Playas und habe es leider erst jetzt geschafft mir einen Blog einzurichten.
Normalerweise sollte das ja über die Internetseite meiner Organisation "Musiker ohne Grenzen" laufen, aber da es dort ein paar Komplikationen gab, hab ich mir jetzt unabhängig ein Reisetagebuch eingerichtet.
Also wie schon erwähnt bin ich hier in Ecuador für 9 Monate (jetzt sind es schon nur noch 8) als Freiwillige und absolviere einen sogenannten musikalischen Freiwilligendienst. Die Organisation "Musiker ohne Grenzen" hat verschiedene Projekte, hauptsächlich in Ecuador und vermittelt jedes Jahr mehrere Jugendliche, die in einheimischen Familien wohnen und in Musikschulen kostenlos Instrumentalunterricht anbieten.
Momentan bin ich in der kleinen Stadt Playas, die direkt (wie der Name schon sagt) an der Westküste Ecuadors liegt. Mitte September wechsel ich meinen Standort dann nach Olon, wo ich ebenfalls in einem Projekt Schlagzeug- und vielleicht auch Klavierunterricht geben werde.
Da ich ja jetzt schon über einen Monat hier bin, könnte ich so viel erzählen, dass es sich keiner mehr durchlesen würde, also versuche ich mich kurz zu fassen, haha.
Meine Ankunft war zunächst etwas chaotisch, weil meine Gastmutter nicht zuhause war und der Rest der Familie nicht wirklich darüber informiert war, dass ich komme. Umso glücklicher war ich dann, als ich nach 26 schlaflosen Stunden endlich ein Bett zur Verfügung gestellt bekam. Nun schlafe ich mit meiner Gastschwester und ihrer Mutter in einem Zimmer direkt neben dem Hühnerstall sozusagen. Ich muss sagen, ich hab mich erstaunlich schnell an das durchgehende Gegackere der Hähne gewöhnt. Immer wenn ich mit Freunden oder meinen Eltern skype, fragen sie mich wie ich es in dem Lärm hier nur aushalte, aber ich muss sagen, dass man die ganzen Geräusche die hier im Hintergrund laufen (sei es das Fernsehen, Musik, die Tiere oder der Typ der auf der Straße Werbung für seine Ware macht) nach einer Woche schon gar nicht mehr so wahrnimmt.
Insgesamt hatte ich echt keinen großen Kulturschock, weil ich es mir ziemlich ähnlich vorgestellt habe, was unteranderem an dem sehr guten Vorbereitungsseminar von MoG lag! Meine größte Hürde war neben dem Spanisch (das gerade mal zum Begrüßen reichte), mich in dieser Stadt zu orientieren. Die Leute die mich kennen wissen, dass mein Orientierungssinn auch in Deutschland gleich null ist, also bin ich die erste Woche eher herumgeirrt, weil hier wirklich alles gleich aussieht! Vor einer Woche circa hatte ich dann aber plötzlich einen Geistesblitz als ich mit Freunden im Auto in Playas unterwegs war und ich glaube jetzt habe ich verstanden wie die Stadt aufgebaut ist und was wo liegt.
Das interkulturelle Zentrum in dem wir Deutschen unterrichten, ist ca 10 Minuten mit dem Fahrrad von meinem Haus weg. Dort wird nicht nur Musikunterricht sondern auch Malkurse, Nähkurse, Tanzstunden, Computerkurse oder sonst irgendwelche Projekte angeboten. Ich habe glücklicherweise einen eigenen Raum (mit Klimaanlage!!! Was hier das größte Geschenk überhaupt ist) in dem ich zwei Schlagzeuge aufgebaut habe und immer unterrichte. Mein Stundenplan war in kürzester Zeit ziemlich voll, sodass ich jetzt von Montag bis Freitag von 14 - 18 Uhr unterrichte und 3 Mal in der Woche auch noch zwei Stunden zusätzlich morgens. Die Instrumente Klavier und Schlagzeug sind hier verständlicherweise sehr beliebt also habe ich momentan ungefähr 15 Schüler. Wenn sie dann alle zum Unterricht erscheinen würden, wäre ich wirklich sehr ausgelastet, aber einen gibt es fast immer pro Tag der seine Stunde verpennt. Mein jüngster Schüler ist 6 Jahre alt und meinen ältesten würde ich mal so auf 28 schätzen, haha :D Wobei es hier wirklich sehr schwer ist die Leute einzuschätzen, weil die meisten um einiges jünger aussehen als sie tatsächlich sind.
Wenn ich dann nicht gerade in der Musikschule abhänge, versuche ich mich am surfen, wobei ich mich bis jetzt noch etwas dumm angestellt habe oder unternehme viel mit ecuadorianischen und deutschen Freunden. Samstags ist immer in der ganzen Stadt Fiesta. Überall läuft Salsa und die Leute feiern ihr Wochenende. Man trifft sich meistens um halb 11 im Skatepark und guckt den Jungs bei ihren Kunststücken zu bevor man in einen Club tanzen geht. Das Bier schmeckt hier allerdings eher wie Wasser und ist total schwach.
Ich könnte jetzt noch ganz viel schreiben und übers Essen, die Menschen, das Meer oder sonst irgendwas erzählen, aber schließlich ist heute Samstagabend und vor allem Elises (eine Freiwillige aus dem letzten Jahr) letzter Abend hier in Ecuador. Das heißt ich mach mich jetzt mal fertig um mich gleich wieder beim Salsatanzen zu blamieren, haha :D Ähnlich wie das Surfen ist mir das nämlich auch noch ein großes Rätsel.
Wenn ich Zeit habe, lade ich morgen mal ein paar Fotos hoch und berichte noch mehr von meinen Abenteuern hier!
Bis dahin,
Besos Henriketa
PS: Augen auf bei der Namenswahl eurer Kinder! Hier ist Enrique nämlich ein Jungenname, der genauso ausgesprochen wird wie Henrike. Dementsprechend kann man sich die komischen und teilweise richtig erschrockenen Blicke der Ecuadorianer vorstellen, wenn ich auf die Frage "como te llamas?" antworte. Sobald ich dann aber Henriketa sage, beruhigen sich alle Aufregungen wieder und die Welt der Ecuadorianer scheint sich wieder in die richtige Richtung zu drehen.