Çap edildi: 02.11.2022
Nach 16 Stunden Busfahrt sind wir endlich am Terminal von Arequipa. Wegen einer kirchlichen Parade in der Innenstadt muss unser Taxifahrer auch noch einen Umweg bis zu unserem Hotel fahren. Nach so einer Odyssee machen wir an diesem Tag nicht mehr viel außer duschen und essen. Wir finden ein zauberhaftes authentisches italienisches Restaurant, in dem der italienische Opa noch selbst kocht und serviert. Er erzählt uns von seinen bis zu 9 Kindern und wir haben mit unseren Freunden am Tisch einiges zu lachen.
Um die Stadt zu erkunden empfiehlt sich wie immer eine Free Walking Tour. Unsere ist ausgesprochen gut und wir erfahren viel über die wunderschöne „weiße Stadt“ Arequipa und ihre Geschichte. Die stolzen Bewohner Arequipas behaupten von sich das kulinarische Herz Südamerikas zu sein und so bekommen wir während der Tour einige Tips zu den besten Restaurants und Picanterias. Bekannt sind diese zum Beispiel für Rocoto Relleno, was ungefähr mit einer gefüllten Paprika zu vergleichen ist, nur dass diese Paprika eine große Chilischote ist. Eine Kostprobe davon genehmigen wir uns auf dem örtlichen Markt. Zum Nachtisch gibt es die örtliche Spezialität Queso Helado. Bitte nicht wörtlich übersetzen, denn es handelt sich nicht um kalten Käse, sondern um Vanilleeis mit Zimt.
Das Stadtbild wird auch von den drei großen umliegenden Vulkanen dominiert. Der 5822 Meter hohe „Misti“ ist Arequipas Wahrzeichen. Die Vulkane sind zwar schon seit mehreren tausend Jahren nicht mehr ausgebrochen, aber nicht inaktiv. Deshalb gibt es hier immer wieder kleinere und größere Erdbeben. Wir bleiben aber zum Glück davon verschont.
Jeder katholische Orden, der in Arequipa ankam, baute seine eigene Kirche, weshalb es hier unzählige davon gibt. Unter anderem auch das riesige Nonnenkloster Santa Catalina, das mit 20.000 Quadratmetern wie eine kleine Stadt in der Stadt ist. Dieses Kloster ist eine wahre Schönheit, über und über rot und blau bemalt, mit wundervollen Gärten und Höfen und vielen kleinen Wohnungen und Küchen für die Nonnen. Natürlich war das Leben hier bestimmt nicht halb so schön wie es uns jetzt erscheint, denn die zweitgeborenen Töchter vieler Familien mussten dort ihr ganzes Leben eingesperrt verbringen. Für Reisende wie uns nur schwer vorstellbar.
Am Abend genießen wir noch die Aussicht von einer der vielen coolen Rooftopbars auf die Stadt und die schönen Berge, bevor es erneut packen für die nächste Wanderung heißt.
Am 22.10.22 geht es für uns schon wieder früh morgens um 4 Uhr los auf eine Tour durch den Colca Canyon, den zweittiefsten Canyon der Welt. Nach dem Frühstücksstopp machen wir noch einen kurzen Halt in einem Kunsthandwerkerdorf, in dem zahlreiche Quechua-Frauen mit Baby-Alpakas stehen. Natürlich offerieren sie gegen ein paar Soles ein Foto mit den Tieren und wir wissen, dass man das eigentlich nicht unterstützen sollte, doch wir sind überwältigt von den flauschigen süßen Tieren und lassen ein bisschen Kleingeld bei der alten Dame. Immerhin bekommt das kleine 5 Monate alte Alpaka Pepe davon auch ein bisschen Futter und ein paar Streicheleinheiten.
Eigentlich gibt es im Canyon noch einige der seltenen Condore und viele Fotografen haben sich mit monströsen Objektiven bewaffnet an einem Aussichtspunkt positioniert, aber sehen tun wir an diesem Tag leider keine dieser 2-3 Meter großen Vögel. Wir werden ziemlich schnell wieder in den Minibus gepackt und als einzige unserer Gruppe zum nächsten Spot gebracht, wo wir auf die Mitstreiter unserer zweitägigen Wanderung treffen. Die fünf sportlichen Däninnen laufen uns schnell davon, auf dem harten Abstieg von ca. 3500 auf 2300 Meter in den Canyon hinab. Die Sonne brennt unbarmherzig auf uns herunter, die Landschaft ist staubig und trocken, aber unten im Canyon rauscht der blaue Río Colca und sorgt für fruchtbare Täler voller Avocados, Feigen und Grenadillas.
Auf einer schattigen Finca lassen wir uns ein Mittagessen schmecken und haben Zeit für eine kurze Pause. Dann geht es noch weitere 5-6 km auf und ab in den Canyon hinein, bis zu unserer Unterkunft für die Nacht. Die Sonne geht schon langsam hinter den hohen Bergen unter, als wir noch kurz in den mit Bergwasser gespeisten Pool springen. Abends breitet sich ein unfassbar schöner Sternenhimmel über unseren Köpfen aus und wir fallen in einen tiefen Schlaf.
Keine Schonfrist am nächsten Morgen, denn unsere Wanderung beginnt im Dunkeln um 4.30 Uhr. Schnell macht die Mondsichel den ersten Sonnenstrahlen Platz, die Stück für Stück die Steilwände des Canyons erleuchten. Heute geht es nur noch 1000 Höhenmeter hoch, während wir immer wieder Pferden und Mulis ausweichen müssen, die die Touristen tragen, die schon wieder höhenkrank geworden sind. Als wir endlich oben ankommen, schmerzen die Waden und der Magen wartet jammernd auf das erste Frühstück des Tages, das wie so oft in Südamerika leider keine Offenbarung ist. Ein Kleinbus holt uns ab und wir schlafen prompt ein. Doch der Tag ist prall gefüllt mit weiteren Attraktionen und so probieren wir Kaktusfrüchte, schießen Fotos auf diversen Miradoren, fahren auf 4900m um das Vulkan-Panorama auf uns wirken zu lassen, sehen einen rauchenden Vulkan und lassen unsere geschundenen Muskeln in natürlichen Thermalquellen entspannen. Was wir erst hinterher feststellen ist, dass heißes Wasser natürlich gar nicht für Muskelkater geeignet ist und wir wohl besser in eine Eistonne gesprungen wären… Manche fragen sich an dieser Stelle ob wir wohl schon alles aus unserem Physio-Job vergessen haben - nein, aber die Thermalquellen waren einfach zu verlockend 😅
Auf der Rückfahrt begegnen uns unerwartet viele Alpakas, Lamas und Vicuñas. Letztere sind im Wappen Perus zu finden, heutzutage aber sehr selten und ihre Wolle ist die wertvollste der Welt (Mantel ca. 15.000-20.000€).
Als wären wir nicht schon genug gelaufen, machen wir uns zurück in Arequipa noch auf in den schönen Stadtteil Yanahuara, wo wir auf den Sonnenuntergang warten bis uns der Nachtbus weiter nach Cusco, dem Nabel der Inka, bringt.
Arequipa, wir wären gerne länger geblieben, doch Machu Picchu ruft!