erste Eindrücke von Taiwan

ተሓቲሙ: 22.12.2018

Von Japan mussten wir 4 Stunden nach Taiwan in die Hauptstadt Taipei fliegen, um dort 3 Tage später unsere Fahrräder bei einem Fahrradhändler der Marke Giant in Empfang zu nehmen und dann in 2-3 Wochen einmal um die Insel zu radeln. Um ehrlich zu sein, haben wir uns nur sehr wenig in Taipei angeschaut, sondern viel Zeit im Hotel verbracht, um zu arbeiten (Robert) und zu lesen (ich). Nachdem wir davor in den drei Wochen in Japan jeden Tag von morgens bis abends unterwegs waren, waren wir doch ziemlich erschöpft. Taipei gefiel uns vom ersten Eindruck sowieso nicht besonders (ziemlich runtergekommene Häuser, laut, chaotisch- zumindest im Vergleich zum super sauberen und strukturierten Japan), so dass ich dann auch meinen Anspruch aufgab, jede Sehenswürdigkeit abzuklappern. Wir entdeckten aber ein sehr nettes Café in der Nähe des Hotels, wo wir gern saßen und leckere Waffeln aßen. Bei unserem letzten Besuch im Café ergab sich, dass zwei ältere Taiwaner (mindestens 70 Jahre alt) miteinander Gitarre spielten und lauthals Beatles-Songs schmetterten- und das richtig gut!

Am dritten Tag hatten wir eigentlich geplant, die Räder morgens in Empfang zu nehmen, unser Gepäck irgendwo in Aufbewahrung zu geben und direkt loszuradeln. Da ich aber schon ein schlechtes Gefühl hatte, ob das alles wie geplant klappt, haben wir spontan unser Hotelzimmer noch um eine Nacht verlängert, um so an einem Tag alles in Ruhe organisieren zu können und am nächsten Morgen unkompliziert nach dem Frühstück losradeln zu können.

Es zeigte sich, dass das eine gute Entscheidung war. Unser Gepäck konnten wir am Bahnhof an einem Schalter abgeben, der eigentlich Gepäckstücke mit der Bahn verschickt, aber auch aufbewahrt. Wir irrten erst Mal orientierungslos um den Bahnhof, bis wir den Eingang irgendwo in einem Hinterhof fanden. Dort saß ein alter Mann in einem chaotischen Lager, der leider auch kein Englisch konnte. Wir zeigten ihm anhand des Kalenders, dass wir unsere Rucksäcke gerne 3 Wochen aufbewahren möchten. Er nickte bestätigend, kreuzte allerdings gleichzeitig verneinend die Finger… So ganz klar war uns nicht, was er damit meinte. Er versuchte es uns auf verschiedenen Wegen und viel chinesisch zu erklären, was allerdings auch zu keiner Erleuchtung bei uns führte. Er gab uns verzweifelt verschiedene Dokumente auf englisch zu lesen. Allerdings stand da auch nicht, warum die Gepäckaufbewahrung irgendwie möglich bzw. unmöglich sei… Schließlich nahm er das Telefon zur Hand und rief eine Kollegin an, welche uns dann die Lösung auf Englisch mitteilte: Eine Gepäckaufbewahrung ist für 3 Wochen möglich, aber ab dem 10. Tag kostet es das doppelte.

Das war für uns kein Problem, da uns der alte Mann sowieso nur die Hälfte des Preises für die Aufbewahrung genannt hatte, die wir im Internet recherchiert hatten. So gaben wir das Gepäck auf und fuhren weiter zum Fahrradladen. Dort trafen wir den netten Chef des Ladens (Tom), der sogar etwas Englisch konnte. Dort standen im Eingangsbereich direkt auch die Fahrräder in der richtigen Größe, die wir per Mail reserviert hatten.

Ach so, wir wollen Räder ausleihen. Ab heute und für 3 Woche- davon weiß er nichts… Als wir ihm die Emails zeigten, die wir mit ihm geschrieben hatten, zeigte er keinerlei Erinnerung daran.

Wir könnten vielleicht die beiden Räder nehmen, die im Eingangsbereich stehen- aber erst ab morgen. Wir verhandelten dann mit ihm, dass wir die Räder wenigstens abends am gleichen Tag abholen können. Als wir dann abends nochmal in den Laden kamen, waren die Räder auch fast fertig. Anscheinend werden die Räder normalerweise aber doch nicht, wie er uns eigentlich in der Mail geschrieben hatte, mit Fahrradschloss und Gepäcktaschen vermietet, so dass er uns dann einfach seine privaten Taschen, Flickzeug, Fahrradschlößer und Pumpen ausgeliehen hat.

Er holte dann noch eine Landkarte raus und warnte uns vor einem Abschnitt, der wohl sehr gefährlich sei, da dort sehr viele LKWs fahren würden und es keine Ausweichmöglichkeit für Räder gibt. Auf diesem Abschnitt sollen wir auf jeden Fall den Zug nehmen.

Dann verabschiedete er uns noch mit den Worten „North of Taiwan- Now always rain. South of Taiwan- Weather perfect!“

Am nächsten Tag radelten wir dann los. Leider hatte sich der Nieselregen der letzten Tage in einen ordentlichen Regenguss verwandelt, so dass wir nach ein paar Minuten schon komplett durchnässt waren. Zusätzlich drückte die Laune, dass wir erstmal eine Stunde sinnlos durch Taipei radeln mussten, um den Startpunkt unserer Tour zu finden (wir hatten eine Tour rund um Taiwan als gps-Daten runtergeladen) um dann Probleme mit der blöden App zu haben.

Laut Tourdaten mussten wir von Taipei Richtung Norden radeln, bis wir an der Küste ankommen. Eigentlich nur eine kurze Strecke, aber sie geht einmal längs durch Taipei. Durch eine asiatische Großstadt zu radeln ist wohl nie angenehm, aber bei Regen noch weniger. Besonders nervig sind die langen Ampelphasen, so dass wir alle 500 Meter an einer Ampel standen und 100 Sekunden warten mussten, bis wieder grün wurde. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren wir durch Taipei durchgeradelt und konnten uns nur kurz freuen- dann kam nämlich New-Taipei und nach New-Taipei kam Taoyouan.

Um 13 Uhr wärmten wir uns bei einem Kaffee im Supermarkt auf und suchten uns in 15 km Entfernung ein Hotelzimmer. Für die 15 km brauchten wir allerdings noch 2 Stunden, da uns die Route über irgendeinen blöden Berg schickte, den wir mit unseren Trekkingrädern nicht hochkamen und schieben mussten.

Roberts Handy gab kurz vor dem Ziel eindringliche Warnungen, dass Feuchtigkeit erkannt worden sei, was nicht unbedingt förderlich für seine Laune war, da er nach dem kürzlich erlebten Wasserschaden seines Laptops nicht noch ein kaputtes Handy riskieren wollte.

Am Abend schauten wir uns den Wetterbericht der nächsten Tage nochmal genauer an und stellten fest, dass das Wetter so nass bleiben wird. Ich war zwar dafür, trotzdem weiterzufahren, aber Robert weigerte sich beharrlich. So entschieden wir uns, per Zug Richtung Süden zu fahren und statt einer Inselumrundung doch nur die Ostküste hochzufahren, die landschaftlich sowieso viel schöner sein soll.

So haben wir mehr Zeit und können eventuell auch mal einen Abstecher ins Landesinnere machen.

መልሲ