Imechapishwa: 10.10.2020
Venedig, eine beeindruckende Stadt. Besonders anfänglich schaut man nach jeder zweiten Biegung auf die Karte, ob man immer noch richtig läuft, so verwinkelt sind die kleinen Gässchen. Und nicht am Ende jeder Gasse wartet eine Brücke zum Überqueren, sodass wir mehr als einmal wieder ein Stück zurück oder noch etliche Male mehr abbiegen mussten. Genau solche Sachen machen das Erkunden einer Stadt ja aber auch interessant. Der Corona-Status hatte den simplen Vorteil, dass die Stadt bei weitem nicht so überlaufen war, wie es sonst für diese Jahreszeit üblich wäre. So hatten wir recht viel Platz in den Restaurants und kleinen Gassen, was natürlich besonders schön für Bilder war, jedoch auch die Lauferei auf Krücken für die Lotti einfacher machte. Die Architektur der gesamten Stadt ist schlicht unbeschreiblich. Natürlich schon die Tatsache, dass Venedig auf Stelzen und komplett auf Inseln gebaut wurde, ist beeindruckt, aber auch jedes einzelne Haus für sich, reich verziert und nach wie vor ausdrückend, wie reich diese Stadt in vergangenen Tagen war. Man muss sich schon zwingen, nicht jedes Mal stehen zu bleiben und das X.te Foto von einer Wasserstraße in einer Gasse zu machen. Wie bekannt ist, gibt es keine Straßen, alles wird mit Booten erledigt, und dieses Handwerk ist echt zum Staunen, mit welcher Leichtigkeit die Kapitäne die Fähren bedienen, die die Busse ersetzen, die Gondoliere durch den Verkehr manövrieren und die Wassertaxis lässig durch die Kanäle schippern. Und dazwischen all die Boote, die Waren liefern, Müll abholen oder Handwerker mit ihrem Equipment von A nach B bringen. Das normale Leben, nur eben auf Wasser.
Wir waren die Tage viel zu Fuß unterwegs (letztendlich durfte Lotti nach Rücksprache mit dem Arzt sogar die Krücken weglassen und kämpfte sicher tapfer durch die Gassen) und erkundeten quer Beet die Stadt. Schon am ersten Tag machten wir eine typische Espresso-Pause und kosteten leckere Tagliatelle. Das obligatorische Eis musste bis zum zweiten Tag warten. Dieser Begann mit einem Rundgang durch den imposanten Dogenpalast am Markusplatz. Auch hier spiegelt sicher der frühere Reichtum wider und wir erfuhren viel über die schon damals vorhandenen Ansätze zur Demokratie in Venedig. Der Speicher gut gefüllt mit Bildern von prunkvollen Räumen liefen wir entlang des Ufers zum Park an der Ostseite der Insel, einer der wenigen grünen Flecken der Stadt. Nun war auch der erste für Italien typische Aperol Spritz fällig. Es sollte nicht der Einzige bleiben und auch Karsi wich von seiner Bierlinie ab.
Am zweiten Tag ging es wieder zu Fuß zu erst über den Rialto-Marktplatz, den Charlotte beim Anblick und Geruch der Fische nicht schnell genug überqueren konnte, durch den nördlichen Teil der Stadt und nach einem Espresso im Halbkreis zum südlichen Zipfel, wo wir erst quer über den Kanal einen super Blick auf den Dogenpalast hatten und uns danach die Kathedrale Santa Maria Del Salute anschauen konnten. Eine kurze Pause mit Erfrischung und kurzer Stopp in der Unterkunft. bevor wir uns auf den Weg zur Gelateria machten. Wir ließen die Füße vom Steg baumeln, genossen einen geflaschten Aperol und bestaunten das Treiben und den Sonnenuntergang am Canal Grande unter den neidischen Blicken der dicht gedrängten Gäste an Bord der „Wasserbusse“. Zumindest redeten wir uns das ein, man erkannte es nicht so ganz unter den Masken, die seit diesem Tag auch im Freien verpflichtend waren. Den Tag ließen wir in der Unterkunft bei leckerem Käse, Schinken, Oliven und Brot ausklingen, so richtig Urlaub eben.
Der Freitag brach zeitig an. Nach einer durch Mücken des Öfteren unterbrochenen Nacht standen wir zeitig auf, um den Sonnenaufgang am Dogenpalast zu bewundern und festzuhalten. Natürlich waren wir nicht allein. Sogleich ging es mit dem Vaporetto auf die Insel Murano. Zu der Uhrzeit noch tot, war es sogar schwierig einen Espresso zu bekommen. Die Insel selbst war nicht sonderlich beeindruckend, die Glasbläserei mit ihrer Live „Show“ und die ausgestellten Glasprodukte hingegen faszinierend. Gegen Mittag ging es weiter zur Nachbarinsel Burano, die mit den bunten Häuschen. Hier konnten wir uns mit den Fotos wirklich nicht zurückhalten, machten uns nach der Runde um die kleine Siedlung zügig wieder zurück auf die Hauptinsel. Wieder gab es Aperol und Eis, eine deutliche Steigerung zu dem Porridge der letzten Jahre, aber der Urlaub ist ja noch lang. Nach abendlicher Mückenjagd fiel die letzte Nacht in Venedig deutlich entspannender aus und so reisten wir, nach einem flinken Steh-Espresso, per Boot wieder ans Festland, wo der Willie schon auf uns wartete.
Kurzer Tankstopp, schnell die Wasservorräte aufgefüllt und schon waren wir auf dem Weg in die Toskana … und unsere erste Nacht im Dachzelt. :)