Peter
Wenn der Berg ruft...;-) Imechapishwa: 18.09.2016
Über meine Mutation zum waschechten Wandervogel (Alliteration FTW) habe ich ja schon zu genüge berichtet. Doch am vergangenen Dienstag waren meine Mitbewohner Konstantin, Yannic und ich im Begriff unser Meisterwerk zu vollenden.
Die Spitze des Mount Benson war unser Ziel. Mit 1023 Metern Höhe und 668 Metern Schartentiefe eine angemessene Herausforderung für unser mittlerweile geschultes Gebein (Alliteration zum Zweiten). Um 12:36 Uhr, sehr früh, ich weiß, fuhr der Bus Richtung Witchcraft Lake, unserem Startpunkt. Dort angekommen ging es aber nicht direkt den Berg hinauf, sondern erstmal eine halbe Stunde Offroad durchs Unterholz – „Abenteuermodus“ ist das Stichwort.
Dementsprechend geschlaucht waren wir dann auch schon, als es endlich galt, den Weg Richtung Gipfel anzugehen. Mit nur einem halben Liter Wasser pro Person hatten wir uns zudem ein ganz klein wenig verschätzt…
Aber Umkehren war zu keiner Zeit eine Option. Durst und Schweiß zum Trotz wurde der von Baumwurzeln und Steinen gespickte Anstieg in Angriff genommen. Für echte Gipfelstürmer, wie uns natürlich mehr ein Ansporn, als eine Hürde.
Nach knapp zwei Stunden wurden wir belohnt – Mit einer Aussicht über die Insel, das Wasser bis nach Vancouver und sogar auf die Rocky Mountains. Versüßt wurde das ganze durch ein Schinken-Käse-Sandwich. Auch die blonde, junge Dame, die den Gipfel des Mount Benson als den richtigen Ort für eine Yoga-Einheit auserkoren hatte, tat der Aussicht keinen Abbruch.
Aber wie alles Schöne hatte auch dieser Moment sein Ende. Um 17:30 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg nach unten, diesmal jedoch über eine andere Route. Der Plan sah so aus, dass wir runter zum Westwood Lake spazieren würden, um uns dort verdientermaßen ins kühle Nass zu stürzen. Doch die Realität versuchte ein ums andere Mal, uns Steine in den Weg zu legen. Der Abstieg gestaltete sich schwieriger, als erwartet.
Unwegsame Straßen und improvisierte Routen machten uns das Leben schwer – Und auch der Wasservorrat ging langsam aber sicher zuneige. Wie um uns zu verhöhnen pfiff der Wind durch den Flaschenhals sein Lied der Häme.
Als wir gegen 18.45 Uhr noch immer im Wald umherwatschelten und dort sogar ungelogen einen Friedhof fanden (creepy sage ich euch), machte man sich langsam schon seine Gedanken. Filme, wie etwa „Blair Witch Project“ fanden den Weg in meinen Kopf, was ebenfalls nicht zu meinem Wohlbefinden beitrug.
Doch dann der erlösende Moment: Der Westwood Lake war in Sicht. Und viel wichtiger: Ein Wasserhahn. Wie die Tiere stürzten wir uns auf die Lebenselixier spendende Quelle und ließen die Flüssigkeit in uns einströmen.
Ein Problem gab es jedoch noch: Wir waren noch nicht zu Hause – Und hatten keine Ahnung, wo die nächste Bushaltestelle war. Glücklicherweise konnten wir auch hier auf die Freundlichkeit der Kanadier bauen. Wir fragten eine Gruppe von vier Frauen nach den nächsten Möglichkeiten einen Bus zu nehmen. Angeboten wurde uns, mit dem Auto nach Hause gefahren zu werden. Ich liebe dieses Volk.
Unter dem Gekicher ihrer Freundinnen (Sie hatte immerhin gerade drei Studenten abgeschleppt) fuhr uns die Gute (Namen habe ich leider vergessen) nicht nur bis nach Hause, sondern machte unterwegs auch noch beim Liquor Store Halt, sodass wir unseren Vorrat an Bier auffüllen konnten.
Der Abend war gerettet. Nach acht Stunden abseits jeglicher Zivilisation war das Feierabendbier mehr als verdient. Das nächste Ziel lautet „Everest“ (oder vielleicht doch erstmal Schwarzwald!?)!
Euer Felix.