La daabacay: 02.01.2021
Nach drei Tagen am Meer setzen wir unsere Reise in Richtung Norden fort, entlang der Costa Daurada, die touristisch komplett erschlossen und mit Beton zugebaut ist. Bei Tarragona flüchten wir in die Berge der Serra Montsant. Katalonien ist Mitte September knochentrocken, kein Tröpfchen Wasser, weder in Bächen noch in Flüssen.
Deshalb muss der Wildcamper sein Glück für die tägliche Wäsche in Stauseen suchen. Wir landen am Pantà de Siurana umgeben von tiefroten Felsen mit einer malerischen maurischen Ruine hoch oben auf dem Plateau.
Wir stehen am Ufer und das Wasser liegt weit unter uns, scheinbar unerreichbar! Es ist trotz der Abendstunde noch sehr warm, Schweiß, Salz und Sand kleben auf unserer Haut und das kühlende Nass so tief unter uns! Doch Zappa entdeckt den steilen, halsbrecherischen Trampelpfad der Einheimischen und wir stellen uns dem Risiko, uns womöglich die Beine beim Abstieg zu brechen. Stechginster und Brombeeren zerkratzen uns die Beine, Steinchen rollen unter den Füßen weg, so dass man Gefahr läuft, jeden Moment auszurutschen und hinunterzukullern. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und so werden wir mit kristallklarem Wasser belohnt, das Körper und Seele erfrischt und hinauf ist es ja sowieso immer einfacher.
Während wir den Abend mit Blick auf die Reste des Stausees ausklingen und dabei die Autotüren offen lassen, um die Räuberhöhle etwas auszukühlen, freuen sich sämtliche Moskitos der Umgebung auf das große Fressen und besetzen den Kangoo.
Ich werde in dieser Nacht alle paar Minuten geweckt, weil ich überall brennende, juckende Stiche habe, sogar im Gesicht und an den Ohren! Dabei mache ich mit meinem Gezappel natürlich auch Zappa wach und wir sind beide am nächsten Morgen etwas mürrisch und unausgeschlafen. Zappas Stiche sehen wir erst in den folgenden Stunden: 23 an den Beinen, 18 an den Armen und fünf am Popi! Und die quälen ihn noch Tage später.
Die Fahrt geht weiter Richtung Pyrenäen und damit folgt der nächste Stausee, der Pantà de Segre. Nach kilometerlangem Gekurbel über Huppelpisten bei ca. 30°C im Schatten gelangen wir endlich in Ufernähe. Wir haben es beide schon geahnt, aber dieser Anblick ist erschütternd. Es ist noch Wasser zu sehen, das ist die gute Nachricht, aber mindestens 20 tiefe Meter unter uns.
Der Weg dorthin ist dieses Mal vergleichsweise beschaulich und bald sind wir zwar durchgeschwitzt, aber glücklich am ersehnten Ufer. Zappa macht den mutigen ersten Schritt und versinkt sofort bis zu den Knien im Schlamm! Gerade so kann er die neuen Crocs aus der dicken schwarzen Pampe ziehen, der Matsch hat sie schon fest im Griff. Natürlich ist der Held nun von oben bis unten mit Modder beschmaddert und muss jetzt noch dringender gewaschen werden. Schließlich findet sich eine Stelle mit Steinen und Felsen, an der man sich mit Flachköpper und/oder Arschbombe ins reinigende Element werfen kann.
Wir freuen uns schon auf das Abendessen mit Blick auf die nicht mehr fernen Pyrenäen, doch gerade noch rechtzeitig deuten wir den hohen Summton in nächster Nähe richtig: über dem Kangoo steht ein riesiger Moskitoschwarm und ich kann die Blutsauger schon die Stachel wetzen sehen.
Nein, noch so eine Nacht machen wir nicht mit! Wir verzichten auf den Mirador und entfernen uns ein paar Kilometer von dem Mückenzuchtschlamm, um wieder eine geruhsame Nacht haben zu können.