Anreise auf Indisch (Tag 25 der Weltreise)

Ebimisami: 06.10.2019

29.09.2019


Nachtrag zum Abendessen:

Jonas hatte immer wieder erzählt, dass er so gerne scharfes Essen mag und Ajay hatte ihm die letzten beiden Tage immer auch eine Chili gegeben. Gestern kam dann aber eine selbst gezüchtete, nicht industriell bearbeitete Chili auf den Tisch. Ajay behauptete, sie sei nicht so scharf wie die am Vortag, also biss Jonas fröhlich rein und dann… naja. Ajay lachte schon los und Jonas hatte Tränen in den Augen vor Schärfe. Ajays Mutter amüsierte sich ebenfalls und auch ich war ein bisschen schadenfroh. Da hatte Jonas dann seine Schärfe :p Es gab dann zur Neutralisierung Zucker und Chai und später noch Kekse. Ohne Lunch-Paket geht bei uns ja eh nichts^^

Die Hoffnung, dass die Wäsche noch trocknet, wurde leider getrübt, als man die ganze Nacht weiter Regen hörte… Um 4:20 Uhr klingelte dann mein Wecker und ich musste die letzten, immer noch nicht trockenen Klamotten einpacken :( Obwohl es regnete, hatte es sich nicht deutlich abgekühlt. Da es aber noch immer regnete und wir zumindest bis zur Hauptstraße zu Fuß gehen mussten, zogen wir unsere Regenmontur (Regenjacke, Regenhose, Rucksackregenschutz) an. Bereits nach wenigen Schritten war es wohlig warm ;-)

Obwohl erst 5:00 Uhr war, hatte Ajay darauf bestanden, dass wir ihm noch tschüs sagen und so klopften wir zu dieser urchristlichen Zeit an seine Tür. Er stand dann auch fast direkt auf und sagte uns ganz verschlafen auf Wiedersehen. Echt lieb :)

Danach ging es ein letztes Mal durch unsere Gassen und runter zur Hauptstraße, an der die Rikschas immer Schlange stehen. Allerdings nicht um 5:00 Uhr morgens. Wir hatten vorher extra gefragt, ob so früh denn schon welche fahren und es hieß immer „ja klar“. Tja. Als wir dort ankamen, stand eine einzige Rikscha da und der Fahrer war noch halb am Schlafen. Der Arme! Er freute sich dann aber natürlich schnell über seine Kundschaft und bot uns die Fahrt direkt für 250 Rupie an. Beim Abendessen am Vortag hatte Ajay erzählt, dass der normale Preis für die Strecke 100 Rupie sind und dass wir bei 150 Rupie zusagen könnten. Jonas sagte allerdings direkt zu ohne Verhandeln :D Ich warf dann noch schnell ein „No. 150“ und der Fahrer gab mir einen mitleiderregenden Blick. Ja ja… Wir einigten uns schließlich auf 200 Rupie :) Dafür nahmen wir auch noch zwei Soldaten mit, was ja fast schon Geleitschutz galt :D War aber glaube ich nur Zufall, da die beiden zu ihrem Wachposten wollten ;-)

Um 5:20 Uhr waren wir dann am Busbahnhof in Rishikesh und wollten den Bus nach Dehradun ISBT nehmen, der etwa 60-90min braucht. Das hätte also super gepasst. Am Busbahnhof angekommen wies uns der Pförtner allerdings darauf hin, dass der erste Bus nach Dehradun erst um 6:00 Uhr losfährt. Wirklich? :D All unsere Informationen von Locals waren für die Katz… Nebenbei hatte unser Touranbieter auch noch geschrieben, dass wir bitte schon um 6:30 Uhr anstatt um 7:00 Uhr in Dehradun sein sollen, frei nach dem Motto „schlimmer geht nimmer“ ^^

Wir bedankten uns bei Pförtner am Busbahnhof und suchten nach einem Taxi (wie ich es von vornherein gerne gewollte hätte aber das wäre teurer gewesen und weniger abenteuerlich… :p ). Leider gab es kein Taxi und die Rikscha-Fahrer, die sich freundlich auf uns stürzten entgegneten uns auch nur enttäuschte Blicke, als wir ihnen sagten, wo wir hinwollten. „Dehradun ISBT? Take bus at 6am.“ Ja… soweit waren wir auch schon…

Enttäuscht und etwas frustriert suchten wir unter einem Dach Unterschlupf vor dem noch immer anhaltenden Regen und als Jonas das Handy rausholte, um dem Touranbieter mitzuteilen, dass wir 6:30 Uhr nicht nur nicht schaffen sondern auch noch später als die ursprünglichen 7:00 Uhr da sein würden, hatte das Schicksal Erbarmen mit uns! :)

Der Touranbieter schrieb, dass eine Straße gesperrt war und dass deswegen das Fahrzeug aus Sankri verspätet eintreffen würde. Neue Abholzeit war 8:30 Uhr. Puh! Somit passte der Bus um 6:00 Uhr dann perfekt, auch wenn ich noch immer eine „Told you so“-Mentalität an den Tag legte, weil ich ein bisschen gestresst war. Armer Jonas :D

Das Busfahren an sich war ehrlich gesagt ziemlich cool. Wir waren allerdings froh, dass wir direkt von Start- zu Endpunkt wollten, da wir das System, wann der Bus wo anhält, nicht ganz durchblickten :D Für 55 Rupie pro Person (weniger als 1€) fuhren wir also knapp über eine Stunde nach Dehradun. Das Bus Terminal dort ist ziemlich riesig und auch dort mussten wir nach dem Aussteigen ein paar Rikscha-Fahrer abwimmeln. Also zur richtigen Uhrzeit mangelt es einem an einer Rikscha definitiv nie ;-) Wir stapften über das Gelände ohne unnötig noch nasser zu werden (auch hier gab es wieder Pfützen, über die maximal ein professioneller Leichtathlet drüberSPRINGEN hätte können) und warteten dann bei den Langstrecken-Bussen, die u.a. nach Delhi fahren. Leider konnte man nie lange sitzen, weil jemand (eher erfolglos) versuchte, den Boden zu reinigen… Der Wille war da! :)

Nach ein bisschen hin und her und diversen Problemen mit dem Handy (Power-Button defekt :O ) schafften wir es dann, unseren Touranbieter zu treffen. Yay! Wir wurden in einen kleinen Bus geladen und freundlich begrüßt – wir waren die Ersten! Danach fuhren wir noch zum Bahnhof (den für Züge :p) und zu ein paar Hotels, an denen wir weitere Leute einsammelten. So ganz durchblickten wir nicht alles, was passierte: Zweiter Guide steigt hinzu. Erster Guide steigt aus. Dritter Guide steigt hinzu. Zweiter Guide steigt aus. Okay…

Das war der Zeitpunkt, an dem wir verstanden, dass wir bei dieser speziellen Tour die einzigen Weißen waren, die leider auch kein Hindi sprechen. Schade ;-)

Die Fahrt führte gen Norden, raus aus Dehradun und ab in die Berge! Es gab viel Grün aber vor allem viele Wolken und noch ein bisschen mehr Regen aber insgesamt war das Panorama schon echt klasse!

Auf knapp 2.000 m hielten wir für eine Frühstückspause an, bei der uns dann auch der letzte englischsprachige Guide verließ. Ciao ciao :D

Wir frühstückten aus Unsicherheit etwas, obwohl wir genug eigenes Essen hatten, und dann ging die Fahrt erst so richtig los :O

Die nächste Stunde kann man in etwa so beschreiben: 20m geradeaus, scharfe Kurve nach rechts, 20m geradeaus, scharfe Kurve nach links. Der erste Mitfahrer streckte dann seinen Kopf aus dem Fenster, um sich seines Frühstücks zu erleichtern. Armer Kerl :O Auch Jonas und mir würde übel und wir waren sehr froh darüber, beim Frühstück nicht so zugeschlagen zu haben :D Nach dieser Stunde hielten wir wieder an, um irgendetwas Organisatorisches zu machen und netterweise erklärten sich die drei Typen, von denen dem einen so übel war, bereit, von nun an Dolmetscher zu spielen. Dass sie dadurch zu unseren Buddies werden würden, wussten wir da noch nicht aber wir waren sehr dankbar dafür :)

Ein paar Leute stiegen aus, weil sie einen anderen Trek machten als wir aber die Anfahrt bis zu diesem Punkt ähnlich war. Alles klar! Von da an ging es nur noch zu fünft weiter und es wurde ein bisschen weniger kurvig aber ein bisschen mehr gruselig. 20 cm bis zum gefühlt 100m tiefen, steilen Abgrund ins Tal? Kein Problem! Wenn sich zwei Busse begegnen, passt es irgendwie doch immer noch. Unglaublich!!! Da in Indien Linksverkehr herrscht und der Abgrund links war, hieß das, dass unser Auto dann immer auf der Abgrundseite war :O Es half eigentlich nur Augen zu (wobei einem dann aber schlecht wurde) oder eben Vertrauen…

Der eine der drei Typen erleichterte sich noch mehrmals, was die anderen amüsierte und unserer eigenen Übelkeit nicht unbedingt zuträglich war. Zum Glück gibt es in indischen Bussen überall Fenster auch für die Passagiere!!! :D

Irgendwann kamen wir dann schließlich in Sankri an. Vermutlich, um die Trekking-Fans sanft auf die Tour vorzubereiten, war die erste Übernachtung in einer als Resort getarnten Unterkunft und nicht im Zelt ;-) Die Lage des Hotels war super und auch die Ausstattung war zwar einfach aber ausreichend (Bett, warme Decke, Badezimmer). Ein kleines (oder jenachdem, wen man fragt, ein großes) Manko waren allerdings die handgroßen Spinnen!!! Zumal andauernd der Strom ausfiel und man dann kein Licht hatte und man dann die Spinnen an der Wand krabbeln HÖREN konnte… Es würde eine unruhige Nacht werden! :O

Beim Abendessen stellten sich unsere drei Mitfahrer dann als Bobby, Gaurav (sprich „Gorov“) und Ashka (wie auch man ihn richtig schreibt, fanden wir trotz mehrmaligen Nachfragen nie raus…) heraus und luden uns direkt nach dem Essen zu einem kleinen Umtrunk Whiskey in ihrem Zimmer ein. Echt nett! Bevor es aber dazu kam, erwies sich Gaurav als Schlächter der Spinnen. Er und seine Zimmerkollegen zeigten uns stolz, dass ihr Zimmer spinnenfrei war und auch wenn Jonas und ich sonst eher friedlich angehaucht sind, baten wir Gaurav um Hilfe, um unser Zimmer in den gleichen Zustand zu bringen. Wir hatten nämlich vor dem Essen eine dieser Spinnen erfolgreich mit einem umgedrehten Eimer im Badezimmer gefangen. Zum Glück kam Gaurav unserer Bitte nach und dann war (für den Moment) auch unser Zimmer spinnenfrei. Yay!! Leider fanden wir auch heraus, dass die Spinnen durch die offenen Badezimmerfenster kamen, sodass ständig für Nachschub gesorgt werden konnte… Aber nun ja.

Der Abend klang dann fröhlich mit den Drein aus Delhi aus. Wir redeten über Klischees, die man über das jeweilige Land hat und sie fragten uns zu typischen deutschen Traditionen und wir befragten sie zu indischen Gepflogenheiten. Außerdem erfreuten wir uns auch gemeinsam der Anfahrt, die für alle Mägen eine wahre Tortur gewesen war und auch der Unterkunft, den Stromausfällen, den Spinnen und der Kälte und des Regens. Hach. Es würde eine tolle Woche werden! :)

Eyano

Inde
Lapolo ya mobembo Inde