Weşandin: 19.02.2020
Auf Anraten der hilfsbereiten Rezeptionistin sollten wir uns bereits um 01:30 Uhr auf den Weg machen anstatt wie eigentlich üblich um 02:30 Uhr, denn es waren massenhaft Leute vor Ort, um den Berg zu besteigen. Morgens um 01 Uhr klingelte unser Wecker. Wir hatten bereits unsere Kleider und den Rucksack vorbereitet, sodass wir beizeiten loslaufen konnten (wir einigten uns darauf, nur Wechselkleidung, Sonnencreme, Insektenspray, meine Kamera und eine Taschenlampe mitzunehmen). Sodann liefen wir pünktlich los. Zuerst war noch sehr wenig los. Eine Gruppe deutscher Mädels war ebenfalls unterwegs, ansonsten waren wir fast allein. Am Weg hatten bereits viele Stände geöffnet. Die meisten verkauften Kitsch oder billige, neonfarbene Plüschtiere (wer würde sowas mit auf den Gipfel schleppen?). Auch Kuchen, welche in unseren westlichen Augen alles andere als schmackhaft aussahen, wurden verkauft.
Nach den ersten Ständen kam eine Stelle, vor der wir bereits in einem Reiseblog gelesen hatten. Der Weg verzweigte sich nach zwei Seiten. An der Verzweigung stand ein Mann, der uns nach rechts lotsen wollte. Dort befindet sich ein Tempel, an dem man gesegnet wird und im Gegenzug möglichst 5´000 Rupien spenden soll. Sobald wir die „Falle“ erkannten, kehrten wir um auf den anderen Pfad. Damit war der „Einweiser“ zwar nicht glücklich, aber wir hatten eine kleine Freude, dass wir der Falle entgangen waren.
Wir liefen in einem eher bedächtigen Tempo weiter, um nicht vorzeitig zu ermüden. Wir holten nun immer mehr Leute ein, die offenbar schon länger unterwegs waren. Jedes Alter war vertreten, von Omis bis zu Säuglingen, die von ihren Eltern hinaufgetragen wurden. Viele waren ausserdem entweder in Flipflops oder ganz barfuss unterwegs. Der Weg wandelte sich von langsam ansteigend mit wenigen Treppenstufen zu nur noch Treppe – und das ziemlich steil. Bis wir oben waren, waren es über 5´000 Stufen und mehr als 1´000 Höhenmeter. Unterwegs machten wir zweimal Rast, um etwas Wasser zu trinken und eine Banane zu essen (beides wurde in Ständen am Weg verkauft). Je weiter wir kamen, desto voller und auch kälter wurde es. Die letzten hundert Höhenmeter standen wir im Stau und konnten nur Tritt für Tritt weiterlaufen. Das war vielleicht auch nicht schlecht, denn so war es gar nicht so arg anstrengend zum Schluss. Oben auf dem Gipfel befindet sich ein buddhistischer Tempel. Unter diesem Tempel gab es einen Raum, welcher voll wie ein Flüchtlingslager war. Leute schliefen oder sassen dort und warteten auf den Sonnenaufgang oder die Zeremonie zum Sonnenaufgang. Wir quetschten uns rein und fanden ein Fleckchen, wo wir uns hinsetzen konnten. Zum Glück hatten wir diesen Schutz, denn es war bitter kalt und windig. Wir waren verschwitzt und mussten rund zwei Stunden bis zum Sonnnenaufgang warten. Obwohl es brechend voll war, war der Sonnenaufgang sehr schön anzusehen. Einige Leute filmten sogar minutenlang den Sonnenaufgang. Zeitgleich fand eine buddhistische Zeremonie statt. Man musste die Schuhe ausziehen (der Boden war sehr kalt…) und es gab sogar eine „Schuhpolizei“, die das kontrollierte. Ich zog kompromisshalber meine Schuhe aus, aber stellte mich in Socken darauf. Wurde so akzeptiert.
Nach Ende der Zeremonie und nachdem der grösste Stau sich gelöst hatte, machten wir uns auf den Abstieg. Dabei passten wir auf, den richtigen Weg zu erwischen, denn wir wurden gewarnt, dass immer wieder Leute am falschen Ort rauskommen würden. Nun war es sonnig und es wurde sehr schnell wieder warm. Der Abstieg war VIEL anstrengender als der Aufstieg (ich habe drei Tage danach immer noch Muskelkater). Aber er war auch schön, denn jetzt sah man endlich die wunderschöne Umgebung, die man im Dunkeln kaum wahrnehmen konnte. Und so hatte man nicht das Gefühl zweimal denselben Weg zu laufen.
Zurück im Hotel gab es ein gutes Frühstück (nachdem ich unterwegs drei Bananen verdrückt hatte, liess ich jedoch die Banane auf dem Früchteteller stehen) und eine warme Dusche. Danach schliefen wir nochmals etwas und machten uns auf den Weg nach Nuwara Eliya.
Diese Fahrt übernahm Tommy, denn ich war nach der Wanderung zu kaputt dafür. Der Weg nach Nuwara Eliya führte steil aufwärts. Nuwara Eliya ist auf ca. 1'900m die höchstgelegene Stadt Sri Lankas und entsprechend kühl. Als wir ankamen, fanden wir unser anvisiertes Hotel geschlossen vor. Spontan suchten wir einen Ersatz und fanden so zum „The Ramp“. Dieses Hotel hat eine einzigartige, coole Architektur (siehe Fotos), auch wenn ich die Treppen mit dem Muskelkater nur ächzend bewältigte. Wir machten nicht mehr besonders viel, ausser durch den englischen Victoria Park zu spazieren.
Ganz toll war das super leckere indische Essen im „Indian Summer“, welches uns vom Rezeptionisten empfohlen wurde.