Pubblicato: 11.07.2018
Ihr Lieben
Wir möchten euch (nochmals) darauf hinweisen, dass wir jeweils etwas viel schreiben. Es ist quasi unser Reisetagebuch - verständlicherweise kann es für einen aussenstehende/n LeserIn etwas langatmig sein! Dann: Let it be! :-)
Inzwischen sind wir richtige Zigeuner geworden... Wir haben die tierreiche Welt des Yellwostone verlassen uns sind über den Teton Nationalpark in den Staat Utah gefahren. Timur hat eine Liste von 33 verschiedenen Tierarten erstellt, die wir bisher gesehen haben! Wir waren Glückspilze: Dreimal entdeckten wir einen Bären, davon zwei Junge, einmal kreuzte ein Prounghornweibchen mit einem Jungen unseren Weg.
Wir waren dabei nie einer Gefahr ausgesetzt. Um die Tierwelt und auch die Besucher zu schützen, sind strenge Vorschriften gegeben. Immer haben die Tiere Vortritt (zum Beispiel der Bison, der es sich gerade auf der Strasse gemütlich macht). Nur auf vorgegebenen Wegen darf gewandert werden.
Die Geologie ist ein weiterer eindrücklicher Bereich: Die Geysire, die Schwefelbecken oder die Kalkterrassen ziehen viele Besucher an. Die schwefligen Gase weht es kilometerweit durch die Luft. Sie zischen aus Löchern, blubbern aus Schlammbecken oder kommen aus einem „Drachenmaul“. Drachenmaul darum, weil aus einer Höhle am Fuss eines Berges gewaltige Explosionen zu hören sind. Nach jedem Knall fährt eine gewaltige, stinkige Wolke aus dem ca 2m hohen Loch heraus. Der Druck der Schall- und Gaswelle erzeugt Wellen auf dem Wasser im kleinen Weiher davor: Der Drachen leckt mit seiner Zunge. Wir als Besucher standen auf einer Terrasse davor und schnappten, sofern es einmal eine Schwefelpause gab, kräftig nach Luft um uns nachher wieder einnebeln zu lassen. Numa fand es soweit spannend, hatte aber irgendwann die Schnauze voll. Er wollte nicht mehr weiter laufen: Er wisse jetzt, dass unter der Erdoberfläche Gas entwickelt werde und dieses aus allen möglichen Löchern entweichen könne. Er verstehe aber nicht, warum alle diesen Stinklöchern nachgingen. Er gehe jetzt nach Hause! Lachend mussten wir ihm Recht geben. Wir haben dann einen Jass geklopft im RV.
Der Teton Nationalpark ist grün. Er zeichnet sich aus durch eine eindrückliche Bergkette, die die Kulisse zum blau schimmernden Jenny Lake bildet. Es könnte der Walensee sein mit den Churfirsten dahinter... Die Berge zeigten sich beschneit in der Sonne. Der Teton bildet der Ausgangspunkt zu langen, mehrtägigen Wanderungen. Wir haben aber Bikes im Gepäck: Uns zog es eher in Richtung Salt Lake City, Utah...
Unseren Jungs zuliebe fuhren in die Weiten der Salzflächen hinaus. Die Sonne liess die Salzkristalle glitzern. Beim Aussteigen drehten wir uns grad mal um die eigene Achse und stiegen wieder ein, um die Sonnenbrillen zu holen. Haushohe Berge von Salz ragten in der Ferne in den blauen Himmel hinauf. Unsere Schuhe wurden hart wie Beton: Im nächsten See mussten wir sie zuerst vom Salz befreien, um sie wieder weich zu kriegen!
Vom Ort Salt Lake City waren unsere Jungs nicht begeistert. Zum Shoppen konnten wir sie auch nicht bewegen. Sie watschelten dermassen demotiviert durch die Gegend, dass wir die Übung möglichst kurz machten. Jeder Fluss, jeder Steinhügel kommt besser an.
Im Arches Nationalpark kamen wir alle dann wieder auf unsere Kosten. Numa und Timur juckte es in den Knochen, die Felsen zu erklimmen, wir mussten sie fast an die Leine nehmen! Es war nicht erlaubt (das Erklimmen der Felsen / das Anleinen wärs vermutlich auch nicht :-)). Als der Weg dann zu „difficult hiking“ wechselte, war es so richtig nach unserem Geschmack: Der Weg führte über Felsrücken, Steinbrocken hinauf und wieder hinunter. Ca. drei Stunden liefen wir im Rot der Sandsteinfelsen. Als wir gegen Mittag zurück kamen und die vielen Menschen in den Park strömen sahen, waren wir sehr froh, der grössten Hitze und auch der Menge entweichen zu können. Man wandert an der prallen Sonne!
Doch dann kamen wir zu ihnen, zu den roten Sandsteinfelsen von Slick Rock, von denen Duri und ich schon träumten, als wir noch wöchentlich irgendwelche Bikeheftli lasen und es schon vor zwanzig Jahren hiess, das Paradies des Bikers heisse Slick Rock. Sie haben nicht übertrieben. Wir alle waren der Meinung, dass es tatsächlich kaum zu topen ist. Timur machte eine lange Tour mit, bei der es galt, Energien einzuteilen, sich den Begebenheiten wie Hitze und Wind anzupassen und zu wissen, dass das Zurück nicht einfacher wird als das Hin. Er hat es super gemeistert. Auch Numa hat sich hervorragend durch den kleineren Loop geschlagen.
Den Namen bekamen die Felsen von den ersten Siedlern. Die Planwagen mit den eisenbeschlagenen Holzrädern fanden auf den abgerundeten Sandsteinfelsen keinen Halt. An den schroffen, praktisch senkrecht abfallenden Wänden entlang z.B. runter zum Colorado River mussten Löcher gesprengt und Baumstämme waagrecht befestigt werden. Steinplatten wurden darauf gelegt und so die Karren den Felswänden entlang nach unten befördert... Gummiprofile wären einen Teil der Lösung gewesen.
Die hatten wir. Darum waren wir wieder einmal am Jodelnd und Dudeln während wir dem wunderbar markierten Weg entlang fuhren. Überall hier wird auf Vorsicht hingewiesen. Ranger mit Funkgeräten bewegen sich immer wieder durch die Gegend, fragen nach wie es einem geht, ob man Wasser braucht. Sogar ein Ambulanzwagen war in der Nähe. Mit einer Apotheke in den Radtaschen fuhren sie die Wege ab. Eher lustig fanden wir dann, dass sie beim Wegfahren ihre Velos so an einen Ständer vor die Frontscheibe hängten, dass sie durch die Velorahmen auf die Strasse schauen mussten!
Mesa Verde hiess der Nationalpark, den wir nach Moab (Slick Rock) besuchten. Auf dem Weg dorthin war die Gegend zum ersten mal so, dass wir nicht dauernd die Nase ander Scheibe hatten und nichts verpassen wollten.
Mesa Verde war dann aber wieder sehr faszinierend. Verschiedene Indianerstämme, hauptsächlich die Anasazi, bauten unter Felsbögen ihre Behausungen aus Stein. Dieser Indianerstamm bewohnte schon lange die Gegend, die Bauten aber stammen aus dem 12. Jahrhundert und wurden um 1280 bereits wieder verlassen, vermutlich wegen einer Dürreperiode, die die Menschen zwang, einen anderen Lebensraum zu finden. Auch hier staunten wir, wie viel die Menschen mit primitiven Mitteln schafften. Ein moderner Mensch müsste extrem umdenken, um das gleiche zu bewerkstelligen!
Führer zeigen angemeldeten Gruppen die Behausungen. Strenge Regeln wurden bekannt gegeben. Der Führer machte Witze und meinte, dass er alle, die sich nicht daran halten würden, über die Klippen werfe. Die Kinder waren sehr pflichtbewusst und lotsten ihre Eltern gut durch die alten Gemäuer. Es stimmt: Gemassregelt wurden nur ältere Herren!
Für die folgende Zeit hatten wir definitiv das Thema „Canyon“. Am Plateau vom Goosenecks verbrachten wir mehr Zeit als gewollt. Geplant war, am Nachmittag zu einem Aussichtspunkt fahren. Mit dem RV war dies aber nicht möglich, da die Strasse etwas zu schmal war. Zudem haben wir für einmal etwas im Voraus gebucht: Für den Antelope Canyon hatten wir bereits ein Ticket für den anderen Tag. Wir konnten und wollten darum noch nicht weiter ziehen. So chillten und grillten wir uns ziemlich schlapp unter dem kleinen Dach, das zum Campground gehörte und den einzigen Schatten bot. Es war heiss! Obwohl sich der San Juan River im tiefen Canyon vor uns in drei Bögen durch die Felslandschaft windete (darum Goosenecks: Gänsehälse) und einen beeindruckenden Anblick bot, sehnten wir den kühleren Abend herbei und zählten erstmals die Stunden.
Wenn man in die Nähe des Antelope Canyon kommt, sieht man zuerst gar nichts ausser den Hinweisschildern. Nichts weist einen darauf hin, dass sich unterirdisch eine eine Welt aus rotem Sandstein befindet, mit einem schmalen Durchgang. Der Canyon befindet sich im Navajo-Reservat, darum haben Nachfahren der Indianer angefangen, Führungen durch den Canyon anzubieten. Sie machen dies, damit es geordnet und gestaffelt abläuft: Noch vor einem Jahr musste man an der sengenden Hitze warten, bis auf der einen Seite des ca. 1km langen Canyons einige Leute rausgingen, damit an anderen Ende wieder einige rein konnten. Es kam vor, dass Menschen umkamen, weil das Gewitter in der Ferne nicht bemerkt wurde, eine Flutwelle durch den Canyon schoss und die Besucher mit sich riss.
Verständlicherweise ist der Canyon ein Anziehungspunkt: Es ist kühl dort, das Spiel des Lichts, das in die nur schmalen Windungen des Canyons flutet (man stelle sich ein Spalt im Boden vor, der ist dann in der Decke des ca. 10-15m tiefen Canyons), eröffnet einem eine andere Welt. Die von Wasser, Wind und Sand geschliffenen Felsen stellen Fabelwesen und Phantasiegebilde dar, oftmals lässt es einen unmerklich und staunend die Luft anhalten... Wie gerne wären wir ganz alleine dort gewesen! Der Indianer hätte noch mitkommen dürfen :-).
Nach dem heissen und dem kühlen Canyon kamen wir dann zu Nummer drei: Dem gigantischen Grand Canyon. Viel grösser, viel tiefer, viel breiter, viel länger, viel steiler als erwartet! Sehr eindrücklich. Das gleiche Gefühl kann einen auf einer Skitour überkommen, wenn man oben auf dem Gipfel angekommen ist und beim Schauen über die Bergwelt das Gefühl hat, zu sehen, wie die Erde sich dreht...
Mittlerweile sind wir im Zion Nationalpark angekommen. Unglaublich, wie schnell sich eine Landschaft verändern kann. Am Eingang der Parks hat es immer ein Rangerhäuschen: Du musst den NP-Pass zeigen, bekommst eine Karte und wirst immer freundlich willkommen geheissen. Dann fährst du um den nächsten Hügel und tauchst ein in eine Art von Landschaft, die wiederum keiner anderen gleicht und einzigartig in ihrer Schönheit ist. Heute haben wir eine vierstündige Wanderung zum Angels Landing gemacht. In Serpentinen legten wir kurz vor dem Ausblick viele Höhenmeter zurück. Numa und Timur nahmen den direkten Weg: Gerade hinauf, die Mauern hoch, über den Weg und dann wieder die nächste Mauer hoch. Wie dankbar sind wir, nicht zu dem Teil der keuchenden, übergewichtigen Amerikaner zu gehören!