Pubblicato: 01.10.2016
27.09.2016
Die Berichte der letzten Tage schreibe ich nun schon in luftiger Höhe und in der Gewissheit, unsere letzten Erlebnisse wahrscheinlich auch von Angesicht zu Angesicht erzählen zu können (daran, dass Menschen die ich nicht kenne diesem Blog tatsächlich regelmäßig folgen glaube ich nur sehr eingeschränkt). Trotzdem will ich es, ja für mich ist dies eher etwas Spezielles, zustande bringen, Angefangenes auch zu Ende zu führen. Daher sind die letzten drei Berichte von molismagicmemories nicht nur die müden und verzweifelten Versuche eines Amateurs, auch den Endspurt noch authentisch zu gestalten, sondern auch eine Form der Selbsttherapie. Wer den vergangenen Schilderungen gefolgt ist weiß aber sowieso, dass das gesamte Projekt teils mehr Tagebuchfunktion als Informationsübermittlung innehatte.
Auckland, die wohl größte Stadt Neuseelands (was nicht sehr schwer ist) besticht durch ihre deutlichen Unterschied zum Rest Neuseelands. No na ned, es ist eine echte Stadt, ein Bild, dass man sonst in diesen Breitengraden eher vergeblich sucht. Die ersten, die dies herausfinden sind wir allerdings nicht. Seit wir durch die Straßen der Hauptstadt wandern (Moment! Wir haben uns geirrt, Hauptstadt ist doch Wellington) stoßen wir an jeder Hausecke in deutsche Wortfetzen. Dies löst bei mir primär das Gefühl aus, die Ursprünge der Laute zu zerfetzen. Strenge Gesetze und eine innbrünstige Diskussion mit Gudi überzeugen mich aber davon, dies zu unterlassen. Schlussendlich bin ich wohl ein wenig zu sehr beeinflusst durch Gudis Beschwichtigungsversuche und der Ansicht, dass wir nicht nur von der Kultur der Neuseeländer kosten sollten, sondern auch unsere Selbigen weitergeben könnten. Aus diesem Grund Grüße ich in den letzten drei Tagen nur noch auf Deutsch, wobei ich auch versuche, einen möglichst authentischen und spezifischen Dialekt zu verwenden. Gudi ist durch meine Serwas und Hawideres wenig beeindruckt und ortet eine Protestaktion, in Wahrheit liegt mir aber tatsächlich nur am kulturellen Austausch.
Ganz stressfrei und ohne Erwartungen begeben wir uns also heute auf einen, im Reiseführer gepriesenen, Rundwanderweg quer durch das New York von Neuseeland (dieser Name bezieht sich darauf, dass ich Wolkenkratzer entdeckt habe, wenigstens 3 oder 4). Ausgehend von der uns, schon wohl bekannten Queensstreet erforschen wir auch ein, etwas außerhalb gelegenes, alternativeres Viertel. Meine wachsende Liebe zu flohmarktartigen Gegenständen und der Umjubelung von ausrangiertem findet in dieser Ecke der Stadt definitiv einen Nährboden. Selten habe ich solch eine Anzahl von ernsthaft betriebenen, mottogetreuen Trödelläden an einem Ort erlebt. Das Flair, das hier entsteht, ich mehr als betörend.
Beschmierte Statuen und das Erforschen von japanischen Läden sowie von Flipperautomaten in Spielhallen sollen in diesem Bericht aber ebenso Erwähnung finden. Den ruhmreichen Battle um den Titel „Herr des Flippers“ erringe ich gegen Gudi übrigens mit Leichtigkeit, flotten Fingern sei Dank.
Schön langsam finden wir uns aber damit ab, dass wir den Heimweg antreten müssen. Folge dessen setzen wir uns noch ein letztes Mal intensiv mit der aucklandschen Giftshopkultur auseinander. Verzweiflung macht sich breit, als ich Wollpatscherl – welche ich hier zum Schnäppchenpreis vermutet habe – einfach nicht auftreiben kann. Der Wechsel in den Klimazonen wird mir hier mehr als schmerzlich bewusst, werde ich doch bei Nachfrage fast schon ausgelacht. Offensichtlich lässt sich mein Wunsch mit dem Verlangen nach Daunenjacken auf den Bahamas vergleichen.
Kaum zu glauben, in 72 Stunden sitzen wir schon im heimischen Gefieden. Verwirrung macht sich schon hier breit, wie wird das werden.