molismagicmemories - goesnambia2018
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Tag 4: Es wecke die Geister nur, wenn mit ihnen umzugehen weiß

Pubblicato: 09.07.2018

Überlebt...wir haben also tatsächlich diese furchtbare Nacht überstanden - das sind die ersten Gedanken, die mir frühmorgens durch den Kopf gehen. Heute stehen wir weit bevor die Sonne aufgeht auf, um möglichst früh das Ziel unseres Tagesausflugs zu erreichen. Glücklicherweise stellt sich heraus, dass der Wind lange nicht so intensiv war, wie es sich in unserer Sardinenbüchse angefühlt hat. Vielmehr weht derzeit nur noch ein laues Lüftchen. Dies kommt der nächtlichen Autofahrerei auf diesen, sagen wir mal ausbaufähigen Straßén, durchaus entgegen - bin ich doch nicht sehr heiß darauf, zusätzlich zur Dunkelheit zusätzlich aufgrund von Sandstürmen die, möglicherweise nahe, grasenden Löwen zu verpassen.

Eine Stunde später befinden wir uns - wer hätte das inmitten dieses nirgendwos gedacht, im Stau. Es reicht also nicht mal, sich irgendwo in der Wüste zu positionieren, um Menschenmengen aus dem Weg zu gehen - manchmal wirkt Mutter Erde tatsächlich ein wenig überbevölkert.

Kommando zurück! Der Stau stellt sich recht bald als Warteschlange heraus, so sind wir wohl nicht die einzigen mit der glorreichen Idee, die Wüstenlandschaft rund um Deadvlei und Sossuvlei zu besuchen. Die Landschaft ist der Hammer. Wir fahren über eine !!!asphaltierte ! Straße und genießen rings um uns eine wahnsinnig beeindruckende Landschaft. Auf allen Seiten ragen riesige orange Sanddünen aus dem Wüstenboden, vor diesen kämpfen vereinzelte Bäume gegen die Dürre und die permanente Ummantelung mit Wüstensand ums überleben. Dabei sehen sie vor den rötlichen Erhebungen fast magisch aus.

Nach einiger Zeit erreichen wir ein deutliches Zeichen, welches in dieser kargen Gegend besagt, dass es Sinn macht, stehenzubleiben - parkende Autos. Wir haben also unser erstes Etappenziel, die Dune 45 erreicht. Diese darf man erklimmen, was ich mir nicht zweimal sagen lasse. Leider lässt uns der Wind nicht ganz im Stich und es ist kaum möglich, ohne Schutz nach draußen zu gehen. Voraussehend wie ich bin, habe ich ein Bandana (eine schlauchartige Art eines Halstuchs) mit nach Afrika genommen. Es tut das, was ich in der Früh auch gerne noch ein wenig getan hätte - es ruht auf meinem Bett. So muss ein Hemd vor meinem Gesicht herhalten - ich hoffe nur, dass Namibia keine ernsthafteren politischen Spannungen mit Palästina hat, das Karomuster meines Hemdes lässt mich ziemlch arabisch aussehen.

Nun aber zur eigentlichen Schilderung der Königsetappe: Trotz des tiefen Sandes, in dem man zu versinken droht, macht sich unsere alpenländische Herkunft deutlich bemerkbar. So lassen Gudrun und ich nicht nur sämtliche asiatisch-stämmige Wanderer, sondern auch unsere holländischen Freunde - welche respektablerweise das erste Mal die 10 Meter Seehöhe-Grenze sprengen, hinter uns. Nur kurz plagt uns das schlechte Gewissen, das wir haben, da die Hinterbliebenen, neben dem naturgegebenen Wüstensturm nun auch noch mit einer von uns verursachten Staubwolke zu kämpfen haben. Während Gudi nach einiger Zeit und dem heldenhaften erleiden von Höllenqualen das Handtuch schmeißt und ihre windgeplagten Ohren zurück ins Auto verfrachtet, erlebe ich etwas, das Worte wie „wunderschön“, „sprituell“, „ergreifend“ oder „herzerwärmend“ noch immer nicht deutlich genug untermalen. Der einsame Aufstieg des, asiatischen und europäischen Schweiß wahrenehmenden Helden (ich), entpuppt sich als eine faszinierende Mixtur aus blitzblauem Himmel, dem prasselnden Wüstensand im Gesicht und der, voriges noch überwiegenden Tatsache, wohl der erste Mensch zu sein, welcher den beweglichen Giganten tatsächlich erklimmt. Es überkommt mich und ich falle tatsächlich auf die Knie und richte meine Gedanken gen Himmel. Der Abstieg stellt sich als unbewschwerlich heraus, was auch daran liegen kann, dass ich nicht mehr im Sand einsinke, sondern auf den leblosen Köpern der im Sand stecken gebliebenen Mitstreitern, hinabgleite. Im rettenden Tal angekommen entleere ich einen gefühlten m³ Sand aus meinem Schuh - hätte ich doch bloß nicht auf Gudi gehört und an Stelle meiner Schuhe, meine FlipFlops getragen. Sobald wir unseren fahrbaren Untersatz besteigen verdunkelt sich die Sonne. Während die anderen einen Sandsturm wittern, bin ich davon überzeugt, dass mein Gipfelsieg böse Geister und Dämonen geweckt hat. Nach kurzer Zeit können wir kaum noch unseren eigenen Autogrill sehen und fahren so einige Kilometer blindlings durch den Sandsturm. Fast zufällig bleiben wir allerdings im richtigen Augenblick stehen, was uns den Zusammenbrall mit einem Schild welches die Aufschrift „deadvlei“ trägt, erspart. Nun denn, scheint es fast so als ob das Schicksal uns eine weitere Attraktion offenbaren will. Zwar wissen wir absolut nicht wo jener, sagenumwobene, bedrohlich klingende Ort sein soll, doch stellen sich die europäischen (die asiatischen sind bereits bei Dune 45 verendet) Pilger, gleich dem Weihnachtsstern, als wegweisend heraus und führen uns zu einem Tal, das, ganz im Gegensatz zu biblischen Ereignissen nicht durch neu erschaffenes Leben, sondern gegenteilig durch eine radikale Darstellung des Todes, charakterisiert wird. Glücklich wie wir sind lichtet sich der Sandsturm und wir können das Wechselspiel der typischen Farben von Sossuvlei - blau, orange, schwarz, weiß - wenigstens schemenhaft wahrnehmen. Die, das Ableben verkörpernden, vor Urzeiten abgestorbenen Bäume ragen aus weißem, vertrocknetem Sandboden hervor. In der Ferne ragen die wunderbaren, kaum zählbaren Dünen, welche die Freude der Natur an Gestaltung und Ausdruck nur zu deutlich untermalen, aus dem Wüstengrund. Dies ergreifende Gemälde wird noch von einem, im Hintergrund erscheinenden, nicht aber zu vernachlässigenden Himmel, der, mit Unterstützung der Sonne die restliche Landschaft in grelles Licht taucht, finalisiert.

Bei der Rückfahrt belohnt mich Fortuna mit einem metallenem, italienischem Altbekanntem, welcher mir wiederum ein vollmundiges, leicht öliges Erfrischungsgetränk präsentiert, welches ich

nach viel zu langer Abstinenz nur zu gerne in mir aufnehme. Im schützendem Heimatkomplex angekommen finden wir heraus, dass es tatsächlich erst Mittags ist und können es kaum glauben, schon nach wenigen Stunden dieses Tages so viel erlebt zu haben.

Abends ist es endlich so weit: Wir zelebrieren erstmals das typisch namibische Ritual des „American BBQ“ in unserem Vorgarten, stellen aber fest, dass die Nacken von Kälbern ungünstiger Weise zu vorwiegendem Teil aus Knochen und nicht aus verzehrbarem Fleisch besteht. Zu späterer Stunde retten wir - hervoragend ausgerüsteten Europäer - eine südafrikanische Touristenfamilie, indem wir unser Starterkabel zur Verfügung stellen. Diese Unterstützung bringt zwei positive Seiten zum Vorschein: Erstens lerne ich schmerzhaft, dass Starterkabel unter Strom stehen. Zweitens lernen wir einen Briten wie aus dem Bilderbuch kennen. Er heißt Simon, trinkt gerne Tee und leistet in Tansania Entwicklungsarbeit (allerdings in einer europäischen Privatschule für Diplomatenkinder). 

Risposta