Udaipur - Die Perle Rajasthans

In Udaipur fühlen wir uns wohl. Die Stadt ist viel ruhiger und gelassener als die anderen indischen Städte, die wir bisher kennengelernt haben. Es liegt viel weniger Müll herum (weil es tatsächlich eine Müllabfuhr gibt, die sogar mit eigenem Jingle durch die Gegend fährt: “Guten Morgen Udaipur hier kommt die Müllabfuhr” – oder so ähnlich hallt es morgens durch die Lautsprecher). Auch die Verkäufer springen einen nicht sofort an.

Die Perle Rajasthans versprüht viel romantischen Charme wenn man durch ihre Gassen schlendert. Dort präsentieren die vielen Künstler ihre Gemälde, meist mit historischen Motiven der alten Königsstadt. In malerischer Lage, direkt am Ufer des Sees thront der Stadtpalast (City Palace). Es ist der Sitz der alten Mewar Herrscher, welche bis zur Unabhängigkeit Indiens die Stadt regierten. Auch heute gibt es sie noch, doch die Herrscher mit dem Ehrentitel Maharana (Großer Krieger), mussten ihre Privilegien abtreten. Allerdings bewohnt der jetztige Maharana von Udaipur mit seiner Familie immer noch einen Teil des Stadtpalastes. Der Rest des Prachtbaus wurde zum Museum. Der zweite Palast (Lake Palace), inmitten des Pichola Sees gelegen, ist heute ein Luxushotel, welches als Kulisse für den James Bond Film Octopussy berühmt wurde.

Während wir durch den Stadtpalast spazieren, fühle ich mich wie in einem Märchen. Die Türme, Erker und Bögen mit ihren orientalischen Mustern und Farben ziehen mich vollkommen in ihren Bann und ich stelle mir vor, wie hier prachtvolle Feste gefeiert und bunt geschmückte Elefanten im Hof auf Prozessionen gewartet haben. 

Am Pichola See vor dem City Palace finden wir unseren Lieblingsplatz. An den Ufertreppen (Ghats) unter einem Tempel und alten Bäumen, direkt gegenüber der schönsten Fassade der Stadt, sitzen wir abends und genießen den Sonnenuntergang, während Touri- und Fischerbote langsam an uns vorbeiziehen. Zum ersten mal in Indien müssen wir nichts ausblenden, um pure Schönheit zu sehen. Die Stimmung ist einfach magisch.

Wir verlieren uns in den bunten Bazaaren, machen einen Malkurs in der traditionellen Miniaturmalerei und schließen uns einer FoodTour an. Endlich trauen wir uns mal richtiges Street Food zu probieren. Wir sitzen hinter dem Stand und können sehen, wie das Essen zubereitet wird...sauberer als in so manchem richtigen Restaurant, wie es scheint! Wir probieren uns durch eine Reihe von Speisen, die uns bisher noch neu sind. Der Geschmack reicht von interessant über lecker bis hin zu gewöhnungsbedürftig, mit dem Dessert als Höhepunkt: Es sieht aus wie normales Eis und schmeckt eigentlich auch so...mit ein paar Trockenfrüchten und Nüssen erst auch gar nicht so ungewöhnlich. Doch weiter unten im Eisbecher erwartet uns was eigenartiges: Nudeln! Spaghetti Eis mal anders! :D Indien überrascht uns doch immer wieder! "Warum?" frägt man sich, doch auf diese Frage erhält man in diesem Land nie eine Antwort. 

Neben dem ganzen Entspannen packen wir aber auch ein paar Tage bei Animal Aid mit an. Dadurch entsteht eine kleine Routine, die uns auf der Reise gut tut. Mehr zu Animal Aid erzähle ich in einem eigenen Beitrag.

Es stellt sich heraus, dass wir unseren Aufenthalt richtig gut getimed haben, denn an unserem letzten Tag findet das Mewar Festival zugleich mit dem Gangaur Fest statt. Die Frauen danken für bzw. bitten um gute Ehemänner und tragen dabei ihre schönsten und buntesten Kleider, was diesen Tag zu einer Farbexplosion für das Auge macht. Gleichzeitig wird die Königsfamilie gefeiert und zum Abschluss segelt der Maharana vor den Ghat und posiert mit seinem Schwert. Glücklicherweise haben wir den besten Platz ergattert um dieses Spektakel zu verfolgen. Es werden immer mehr Menschen, alles drückt und drängelt und als wir sicher sind dass nun wirklich kein Platz mehr ist, kommen die nächsten Menschenkolonnen angerollt. Inder finden eben IMMER Platz. Mit diesem unvergesslichen Highlight im Kopf schließen wir unsere Zeit in Udaipur ab. Man soll ja bekanntlich gehen, wenn es am schönsten ist...