goinguntendrunter_2.1 Balkanedition
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Wir hängen mit dem Blog ganz schön hinterher. So kommt Montenegro jetzt erst obwohl wir schon in Albanien sind. Aber dafür gibt's Montenegro komplett und ungeschnitten.

Unser letzter Halt in Kroatien war Molunat. Von dort war es nur ein Katzensprung zur Grenze nach Montenegro. Direkt nach der Grenze wartet Montenegro mit einer wahren Perle der Adria auf, die Bucht von Kotor. Die Bucht besteht aus vier ins Land reichenden Einzelbecken, welche einen perfekten natürlichen Hafen bilden, der schon seit Jahrtausenden genutzt wird. Umrahmt werden diese Becken von 1000 m hohen Bergen. Dies gibt ein grandioses Panorama und die Bucht von Kotor wird nicht ohne Grund auch als südlichster Fjord Europas bezeichnet, auch wenn das strenggenommen natürlich falsch ist. Wir wollten vom ersten Ort der Bucht, Herzeg Novi, eine Bootstour durch die Bucht unternehmen und gingen dafür in der Nähe auf den einzigen Zeltplatz weit und breit um am nächsten Morgen schnell am Hafen zu sein. Es zeigte sich schnell, dass Montenegro beim Thema Camping Lichtjahre hinter den Kroaten steht. So war der erste Kontakt mit Montenegro durchaus schockierend, im Sinne von 70 V Wechselspannung, die auf dem Schutzleiter des Zeltplatzes anlag und den gesamten G unter Strom setzte. Zum Glück bemerkte Terence dies, leicht zuckend, recht schnell bei der Ölkontrolle am Verteilergetriebe, bevor Karl die Chance hatte den G zu berühren. 70 V durch den kleinen Körper hätten dumm ausgehen können. Naja, unser Boot für die Bucht sollte laut Ticket um 10 Uhr auslaufen. Wir waren 9:45 Uhr am Hafen und sahen das Boot nur noch davon fahren. Logischerweise hätten wir 9:30 Uhr da sein sollen, damit das Boot um 10 Uhr im nächsten Hafen ist. So begann Montenegro ein wenig deprimierend, aber es gab wenigstens das Geld zurück. Also ging es erstmal mit dem Auto entlang der Bucht nach Perast.

Die EU hat einen neuen Grenzübergang ungefähr 200 m Luftlinie vom alten an einer wenig genutzten Landstraße finanziert. Hier ging es für uns zügig durch. Nur die Montenegriener wollten kurz ins Auto schauen.
In Herceg Novi holten wir uns direkt eine SIM-Karte. 500 GB für 15 Tage für 10 € klang mehr als fair und man fragt sich, warum solche Tarife nicht auch bei uns möglich sind.
In der Minialtstadt von Herveg Novi
Der erste nähere Blick in die Bucht von Kotor
Hier lässt sich schon Perast erahnen
Der G in der Bucht, im Hintergrund die Autofähre.
Auch von der Küstenstraße aus sah die Bucht beeindruckend aus.
Blick auf Perast
Die von Perast vorgelagerte Kircheninsel (rechts) wurde künstlich aufgeschüttet
Perast selbst war wenig sehenswert, eröffnete aber immer wieder schöne Panoramen
Mittagspause
Perast
Am Hafen von Perast spielte Karl mit dem Tau eines Ausflugsbootes. Als die Crew das sah wurde Karl direkt zum neuen Kapitän ernannt, an ihn gerichtete Funksprüche inklusive.
Pause in Risan, Karl ist gut gewachsen.

Für Montenegro haben wir einen Offroad-Guide vom HoBo-Team, der uns viel Spaß im Orjen-Gebirge direkt an der Bucht von Kotor versprach. Also ging es auf Schotter durch kleine Dörfer und Poljen in die Berge rauf auf den Orjen-Pass auf 1600 m. Hier verbrachten wir eine Nacht mit absoluter Ruhe, Dunkelheit und einem perfekten Sternenhimmel. Am nächsten Tag stand die schwierigste Passage des Tracks mit großen Felsbrocken, losem Geröll und einstürzenden Stützmauern an, aber der G und sein Team meisterten auch diese Hindernisse problemlos.

Im Orjen-Gebirge
Immer entlang einer alten Militärstraße
Auf der Passhöhe bei der alten verlassenen Berghütte suchten wir uns einen Platz für die Nacht
Karl fands auf dem Pass auch ganz nett
Der G in Aktion.
Da gings runter.

Über einen kleinen Umweg durch Kroatien ging es dann nach Kotor. Kotor liegt perfekt geschützt in der letzten Bucht und war früher ein wichtiger Handelshafen, weshalb die Stadt über eine solide Stadtbefestigung verfügt. In Kotor kamen wir über Airbnb bei Mirko unter, der noch in der Wohnung seiner Eltern wohnt. Seine Mutter führte einen kleinen Freudentanz auf nachdem sie Karlchen sah und kramte direkt Spielzeug aus. Sie war ganz vernarrt in Karl und wollte bei unserer Abreise am liebsten Karl behalten. So sammelt Karl gerade Omas auf dem Balkan.

Auf dem Weg durch die Bucht gab es auch eine Badegelegenheit und Karl hat direkt Kontakt zu den Montenegrienern hergestellt.
Auf dem Weg nach Kotor geht's durch einen Tunnel. Dieser war trotz Instandsetzungsarbeiten nicht für den Verkehr gesperrt, sodass man beim Einfahren dachte, man fährt in einen Tunnelbrand. Sehr unheimlich.
Die Stadtmauer von Kotor
Kotor vom Meer aus. In Kotor holten wir mit einem Speedboat die ausgefallene Bootstour nach.
Auf der Tour ging es zwangsweise auch zu den beiden künstlichen Inseln in der Bucht.
Und Perast war auch nochmal Teil der Bootstour.
Perast sieht vom Wasser aber auch sehr idyllisch aus
Kotor liegt eingezwängt von hohen Bergen auf einer kleinen Landfläche und ist gänzlich von einer Mauer umgeben.
Kotors Stadtmauer zieht sich den Hang hinauf.
Hinter der Stadtmauer verbirgt sich ein Gewirr an kleinen Gassen
Und einer Vielzahl kleiner Plätze.
Auch wenn Kotor Ziel vieler Kreuzfahrtschiffe ist, wirkt die Altstadt immer noch ursprünglich und nicht zu touristisch überladen.
Das liegt vielleicht daran, dass die meisten Kreuzfahrttouristen direkt die 3000 Stufen der Stadtmauer erklimmen und gar nicht so viel Zeit für den Rest haben.
Auf die Mauer wollten wir natürlich auch hoch. Nachdem Juliane die atemraubenden 516 Stufen im Krka Karl tragen musste, war diesmal Terence mit Karl tragen dran. Hier ist der Start der 1400 Stufen.
Fast oben
nahezu oben
Ganz oben
Hier die Befestigungsanlagen
Zum Glück haben die Kreuzfahrer nicht so viel Zeit. Dadurch war es oben wieder recht schnell ruhig.
Und wieder runter
Unsere Gastgeberin wollte Karl gar nicht mehr hergeben.

Von Kotor ging es weiter in den Lovcen Nationalpark direkt an der Küste. Dafür ging es von Meereshöhe über viele, viele Serpentinen auf 1000 m und der arme G hatte ganz schön zu tun. Dafür boten sich immer wieder spektakuläre Blicke über die Bucht von Kotor.

Der Blick auf alle vier Becken der Bucht

Im Lovcen-Nationalpark befindet sich das Njegoš-Mausoleum. Petar Njegoš war der bedeutendste Herrscher des kurzzeitig existierenden montenegrienischen Königreiches und hat ihm immerhin das höchste Mausoleum der Erde und ein nach ihm benannten Schinken beschert. Achja und Dichter war er auch noch. Das Interessante am Mausoelum ist, dass Njegoš 1851 gestorben ist, das Mausoleum dennoch erst in den Siebzigern des 20. Jahunderts nach Njegoš' Plänen im sozialistische Jugoslawien erbaut wurde.

Die Sicht vom Mausoleum war natürlich mega.
Ordentlich wirkmächtig muss das Mausoleum natürlich sein.
Fahnen durften auch nicht fehlen
Wir drei auf dem Mausoleum
Wildes Campen wird in Montenegro relativ entspannt gesehen. So konnte wir im Lovcen-Nationalpark auf einer Bergwiese am Fuß des Mausoleums und des Lovcen schön übernachten
Bergpanorama beim Abendessen inklusive

Nach dem Lovcen-Nationalpark ging es über Cetinje, der alten Hauptstadt Montenegros, an die Küste. Die Südküste Montenegros ist insofern überraschend,  dass sie feinste große Sandstrände aufweist, viele Kilometer lang und hundert Meter breit. Allerdings lockt das auch viele Touristen an, sodass einige Küstenorte wie Budva vollkommen verbaut sind und sämtlichen Charme verloren haben. Hier kommt die überhand nehmede Korruption durch Betonbauten direkt am Meer deutlich zum Vorschein. Auch fällt in Budva und Bar die Menge an hochwertigen Fahrzeugen ohne KfZ-Kennzeichen auf, welche, wie wir vom Balla-Balla-Balkan-Podcast gelernt haben, den sehr aktiven mafiösen Strukturen in der Region zugeordnet werden können. Also lieber nicht den Seitenspiegel abfahren. Aber insgesamt passt es auch zu einem Land, dessen Präsident von Deutschland und Italien des Zigarettenschmuggels verdächtig wird und einer Verurteilung nur entging, weil der wichtigste Zeuge ermordet wurde.

Die alte Hauptstadt des Königreiches Montenegro. Links das kleine Schloss des Königs.
Im Cetinje gibt es auch ein Kloster, dass als eines der religiösen Zentren Montenegros gilt. Als wir ankamen lief dort gerade ein Polizeigroßeinsatz, weil eine Gruppe Frauen lautstark im Kloster demonstrierte.
Es gibt auch noch ein paar alte Botschaftsgebäude. Hier die alte deutsche Botschaft. Heute ein Café.
Bei Cetinje übernachteten wir im Lipa Cave Camp mit grandioser Aussicht.
Und ausgesprochen leckerem Frühstück. Die Montenegriener essen Krapfen zum Frühstück, etwas das wir mit in die Heimat bringen sollten.
Die Küste von Montenegro. Bis der große Sandstrand im Süden beginnt gibt es noch eine schöne grüne Küstenlandschaft zu bewundern. Hier lohnt sich ein Roadtrip.
Bar sollte mit der Stari Bar laut Reiseführer über eine schöne Altstadt verfügen. Naja viel war davon aber nicht mehr übrig.
Immerhin der alte Uhrturm sah noch ganz nett aus.
In Bar gab es ausnahmsweise mal einen Hypermarket. Da unsere Vorräte hyper leer war hielten wir hier kurz. Die Angebotsvielfalt hielt sich hyper in Grenzen, wie Terence als alter Kauflandianer feststellen musste. Wenigstens Eurocrem, die an Kakao äußerst arme Nutella des Balkans, gab es in Massen.
Aber an der Küste bei Ulcjin gab es Campingplätze direkt am Meer.
Und wir ergatterten einen Stellplatz in erster Reihe am Strand
Bei Ulcjin gibt es wie bei Piran eine alte Saline. Diese wurde sogar erst vor wenigen Jahren dicht gemacht und tausende Arbeiter haben ihre Jobs verloren. Mittlerweile wurde die Saline so oft an Investoren verkauft, dass man offiziell nicht mehr weiß, wem sie nun gehört. Aber Umweltschützer versuchen den Bau einer Ferienanlage zu verhindern, da es sich um ein bedeutendes Vogelbrutgebiet handelt. Wir konnten mal wieder Fahrrad fahren.
Wir hatten Glück und sahen sogar Flamingos.

Damit haben wir die gesamte montenegrienische Küste erkundet und machten einen Schwenk am Skutarisee vorbei nach Podgorica, der Hauptstadt Montenegros. Zu Jugozeiten hieß Podgorica noch Titograd und der alte Name ließ eine Plattenbauplantage erwarten. Wir wurden nicht enttäuscht und bezogen selbst ein AirBnB recht zentral im Plattenbau. Wobei man sagen muss, zentral ist relativ. Podgorica ist zwar die größte Stadt Montenegros, aber mit gerademal 150.000 Einwohnern dann doch überschaubar groß. Erstaunlich war, dass die Stadt nicht wie üblich von den großen Ketten wie H&M, McDonalds und Co. überzogen ist. Die einzige Kette, die wirklich auffällt, ist der 1€-Shop, in dem jetzt alles 1,50€ kostet. Ansonsten wechseln sich kleine private Schreibwarenläden, Apotheken und Schuhgeschäft ab. Auch die Mall of Montenegro eignet sich weniger das aufkeimende Shoppingbedürfnis zu befriedigt. Genau genommen ist die Mall nur der schlecht vermietete und schlecht instand gehaltene Zugang zu einem großen Basar. Dafür gab es dann auf dem Basar alles, was die Türkei und China liefern können.

Der G wanderte erstmal in die örtliche Mercedes-Werkstatt, weil hier die Arbeitsstunde nur 35€ kostet und wir eh eine zeitraubende Reparatur schon länger aufschieben. Aber das ist kein Problem, entweder ist eh alles fußläufig erreichbar oder man nimmt ein Taxi, welches selten mehr als 3 € kostet. Apropos, in Montenegro wird mit Euro gezahlt. Keiner weiß so richtig warum, es gibt auch kein offizielles Abkommen mit der EZB, aber die Geldautomaten spucken fleißig Euros aus.

Die ersten Blicke auf den Skutarisee auf dem Weg nach Podgorica ließen ein wenig Thailandgefühle aufkommen und machten schon mal Vorfreude auf später
Erster Anlaufpunkt in Podgorica war natürlich ein Spielplatz. Die Umgebung erinnerte an unsere Kindheit im Heckertgebiet.
Unsere Platte
Die Sicht aus unserer Wohnung
Das ist die Altstadt von Podgorica. Da hatten wir mehr erwartet. 
The Mall of Montenegro
Der Platz der Republik, zentraler Platz der Stadt, wirkt noch ein wenig uneinladend.
Die Innenstadt von Podgorica
Die Hauptsehenswürdigkeit ist der alte Uhrturm aus osmanischer Zeit.
Das zentrale Shoppingcenter aus der Jugozeit
Und ein anderes Relikt der Jugozeit
Die zweite Sehenswürdigkeit in Podgorica ist diese Brücke.
Und dieses Hochhaus. Es war irgendwie immer zu sehen.

Was in Podgorica auffiel: im Vergleich zum Rest des Landes begegnete uns hier oft kyrillische Schrift. Hier gibt es eine recht große serbische Minderheit, die sich auch in einer großen serbisch-orthodoxen Kathedrale im Stadtbild zeigt.

Nach Podgorica hatten wir erstmal wieder genug von Großstadt 😂 und wir wollten wieder in die Natur. Dafür ging es der Landstraße entlang über Nikšić, wo das bekannteste montenegrienische Bier her kommt, zum Piva Stausee. Am Piva Staussee verließen wir dann erstmal wieder die befestigten Straßen und fuhren entlang des Stausees Richtung Durmitor Gebirge.

Auf dem Weg in das montenegrienische Hinterland hielten wir noch am spektakulär an den Fels geklebten Kloster Ostrog.
Nur das aufziehende Gewitter war ein wenig unheimlich
Am Piva Stausee besuchten wir zum Mittag ein Eko Selo in den Bergen. Die Landschaft machte schon Vorfreude auf das Durmitor-Gebirge
Und Karlchen konnte mal einen alten Jugospielplatz besuchen
Der Piva Stausee von oben
Und nochmal
Wir übernachteten bei Pložine (im Hintergrund)
auf einem Aussichtspunkt.
Bei Pložine begann der Offroadtrack mit vielen schroffen Tunneln
Erstmal ging es
in eine sanft hügelige grüne Hochebene oberhalb vom Stausee
Irgendwann ging es dann doch rechts steil bergab
Mit immer wieder schönen Blicken auf den Stausee
Schaute man jedoch tiefer ins Tal, sah man leider auch immer wieder, dass die Montenegriener ihre schöne Landschaft auch als große Müllkippe nutzen
Es gab auch schöne Rastplätze direkt an der Piste
Zwischen drin gab es auch immer wieder kleine Siedlungen
Ein Kuriosium sind die kleinen Minischrebergärten, die uns im Gebirge immer wieder in den abgelegensten Gebieten begegneten, obwohl weit und breit kein Haus zu sehen war.
Gegen Ende war die Piste wieder asphaltiert und wurde immer aufwendiger in den Fels gehauen
Bis wir wieder in der Zivilisation rauskamen
Und seit langem wieder tanken konnten bzw. bedankt wurden. In Montenegro wird das für einen erledigt, obwohl die Tanker immer mit dem Tankdeckel vom G überfordert waren. Bezahlt wurde dann aber immer im Shop.
Beste Zeit für eine Rast
So dann wollten wir über den Hintereingang in den Durmitor-Nationalpark gelangen. Dafür ging es wieder entlang einer spektakulären Panoramastraße
Sorry. Jrtzt kommen viele Fotos. Es war einfach so schön dort.
Der Track begann viel versprechend mit schönster Bergwelt
oder?
Irgendwann stießen wir auf einen Hirten. Er konnte leider kein Englisch und wir kein montenegrienisch. Aber er gab uns zu verstehen, dass die Straße von einer Lawine blockiert ist. Da wir nach dieser Nachricht wahrscheinlich ziemlich doof schauten rief er noch einen Freund an, der uns auf Englisch sagte, dass die Straße seit zwei Wochen wegen einer Schneelawine gesperrt am Ende verschüttet ist und das im Juni. Na gut also beschlossen wir zu wenden. Zum Abschied gab uns der Hirte noch einige Hände voll frisch gepflücktem Tee. Später sollten wir noch auf ein Schweizer Pärchen mit einem VW Syncro treffen, die auch die Runde fuhren und ohne Probleme hindurch kamen, das Winken des Hirten aber ignoriert hatten.
Dafür fanden wir noch einen top Stellplatz auf dem Hochplateau
Am nächsten Morgen mussten wir deshalb erstmal zurück und fuhren direkt nach Žabljak
Žabljak ist Montenegros höchste Ortschaft und das Tor zum Durmitor-Gebirge mit Nationalpark. Der Crno Jezero, der Schwarzen See, ist der erste Anlaufpunkt im Nationalpark.
Und hier gibt's immerhin Titos Partisanenhöhle. Naja, in der Sächsischen Schweiz würde es nichtmal zur Boofe reichen.

Der Durmitor-Nationalpark kann perfekt von Žabljak aus über eine Ringstraße erkundet werden. Das montenegrienische Fremdenverkehrsamt hat sich sogar die Mühe gemacht einen gratis Audioguide  über die App izi.Travel für den Durmitorring in deutsch zu erstellen. So fuhren wir gut informiert durch diese grandiose Hochgebirgslandschaft. SPOILER: Jetzt kommen viele Bilder.

Der Durmitor-Nationalpark umfasst einen Teil der Tara-Schlucht. Die Tara-Schlucht ist mit stellenweise 1300 m die tiefste Schlucht Europas und die zweittiefste der Erde. Also zumindest sagt man das in Montenegro. So richtig gut lässt sich die Schlucht nur raftend erkunden. Aber das fiel für uns mit Karl leider flach.
Hier oben liegt im Winter so viel Schnee, dass die meisten Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten werden.
So wie der Ort Mala Crna Gora. Hier leben mittlerweile fast nur noch eine handvoll vor allem ältere Menschen das gesamte Jahr über. Schade, dass der Ort wohl bald zu Geisterdorf wird. Malerisch gelegen ist es jedenfalls sehr.
Jop, war ein perfekter Stop auf dem Durmitorring. Nur gab es weder Café noch Picknickplatz, also hielten wir am Friedhof.
Entlang des Durmitor-Ring gab es immer wieder schöne Ausblicke. Wie hier bei Nedajno nahe der bosnisch-herzegowinischen Grenze. Hier übernachteten wir auch bei einem Gasthaus und bekamen feinstes Lamm zu Abendbrot und leckeres Brot mit Kajmak zum Frühstück.
Dann ging es weiter auf dem Durmitor-Ring. Leider war das Wetter so semi-gut, sodass das Durmitor-Massiv die meiste Zeit in den Wolken hing.
Es ging entlang der Felskante immer höher auf fast Hochplaetau. Die Häuser wurden spärlicher und die Vegetation karger.
Aber dafür gab es auch hier und da noch kleine Schneefelder, von den Montenegrienern Schneeaugen genannt, welche sich zum Teil bis zum nächsten Winter halten.
Hier ist das große Ziel des Durmitor-Rings. Der Sedlo-Pass mit 1907 m Höhe. Passend nach dem sattelförmigen Berg rechts neben dem Pass benannt.
Blick vom Pass.
Der G auf dem Pass.
Und zum Abschluss ein Blick auf ein für Montenegro typisches Katun. Katun ist hier die Bezeichnung für Almen bzw. Sommerwirtschaften der Bauern.

An das Durmitor-Gebirge schließt sich das Sinjajevina-Hochplateau an. Dieses Plateau liegt auf 1500 m, was erstmal nicht sehr hoch klingt, aber auf Grund des kontinentalen Klimas ist die Region sehr karg und nur im Sommer bewohnbar. Dementsprechend verlassen ist das Plateau, also genau das richtige für uns. Auf einem nur selten genutzten Wiesenweg ging es durch eine verlassene Landschaft. Außer Gras wächst hier nicht viel. Wir kamen schnell zum Schluss, dass wir uns so die mongolische Steppe vorstellen. Leider war das Wetter nicht das beste und wir hatten viel Regen, das gab uns aber die Gelegenheit die Allradfähigkeiten des G bei Schlamm zu testen. Wir können sagen, wir sind nirgends stecken geblieben. Auf den 50 km durch das Plateau begegnete uns kein anderes Auto und erst gegen Ende waren ein paar der Katuns auch belebt. Insofern gab es hier einen perfekten Stopp für die Nacht für uns.

Der Weg durch das Hochplateau, zum Teil nicht viel mehr als Reifenspuren.
Das Wetter war auch nicht so pralle.
Dementsprechend schlammig war der Weg stellenweise.
Aber die Landschaft war grandios. Hier an unserem Übernachtungsstopp war nachts weit und breit kein Licht zu sehen.
So konnten wir ungestört übernachten.
Am nächsten Morgen war das Wetter leider nicht viel besser.
Diese Katuns waren die einzigen Siedlungen hier. Allerdings waren auch viele Hütten verlassen. Die schwere Arbeit wollen viele nicht mehr machen. Später hörten wir aber auch die Geschichte von einem Lehrer, der in den Sommerferien, die drei Monate dauern, mit seiner Familie und Vieh auf das Katun zieht.
Es war einfach super schön da oben.
Der Schlamm war kein Problem für uns. Beispielbild.
Schön.
Die Einheimischen setzen statt auf Landcruiser, Jeep und G-Klasse auf alte Golf II. Den können notfalls auch drei Männer aus dem Schlamm heben.
Ein Katun aus der Nähe.
Auf dem Weg von Plateau ins Tal gab es noch mal bestes Bergpanorama

Ja, wir konnten uns da oben kaum satt sehen. Aber das schöne an Montenegro ist, Berge gibt's an jeder Ecke, auch im Osten im Biogradska Gora Nationalpark. Dieser Nationalpark schützt die Berglandschaft mit ihrem Urwäldern und rühmt sich eines der ersten Naturreservate nach dem Yosemite zu sein. Der Urwald lässt sich leider nur auf einem Rundweg um den zentral gelegenen Bergsee erkunden. Aber mit Allradfahrzeugen kann man auch den Nationalpark entlang des Bergkammes umrunden. Das klang perfekt für uns. Nach einer ziemlichen Schlammschlacht, um auf die Höhe zu kommen, übernachteten wir auf einem Katun, dass heute als Gasthaus arbeitet. Hier erfuhren wir, dass eventuell abermals eine Schneelawine uns den Weg versperrt, aber so genau weiß es keiner, weil schon lange niemand mehr dort entlang gefahren ist. Also probierten wir es am nächsten Vormittag. Die Piste war äußerst abenteuerlich, übersät mit tiefen canyonartigen Auswaschungen und zum Teil grenzwertiger Schieflage. Nach einer Stunde Fahrt trafen wir dann aber auf eine MTB-Gang, die bestätigten, dass die Piste durch eine Lawine und ein umgestürzten Baum versperrt ist. Gut, das gab uns die Gelegenheit im Katun noch eine deftige Brotzeit mit Schinken und ordentlich Kajmak einzulegen. Dort trafen wir auf ein älteres Schweizer Pärchen, das mit einem VW Syncro und ihrem behinderten Sohn unterwegs ist. Sie wagten sich nach uns auch noch an die Route. Den Baum haben Sie noch weggesägt, aber am Schneefeld, das im Juni noch über der Straße lag, kamen sie auch nicht vorbei, wie wir zufällig später erfuhren.

Im Biogradska Gora Nationalpark. Ohne Allradfahrzeug wäre hier am See schon Schluss, zumindest ohne Mehrtageswanderambitionen.
Aber der See liegt ganz nett in den Bergen.
Und in den Urwald (also so richtig alt) ging es auch mal kurz
Unser Stellplatz auf dem Katun
Karlchen wurde direkt in die Familie aufgenommen
Und Häuser in seiner Größe gab es auch.
Von oben sah der See fast noch ein wenig idyllischer aus.
Blick auf unser kleines Privatkatun, andere Gäste gab es nicht.
Am nächsten Morgen haben wir es noch auf den Bergkamm geschafft.
Leider war hier oben dann bald Schluss.
Aber es gab viele schöne Plätze für eine Rast.

Damit war der Biogradska Gora Nationalpark dann doch schneller abgeschlossen als gedacht und wir brachen wieder Richtung Podgorica auf. Der G musste nochmal in die Werkstatt, weil ein Ersatzteil noch fehlte. Nach Podgorica fuhren wir die meiste Zeit entlang des Flusses Moraća auf einer herrlichen Panoramastraße, die an und in die Berge gepflanscht wurde.

Entlang der Morača zurück nach Podgorica
Hier fanden wir auch einen schönen Stellplatz mit Panoramablick. Über uns in den Bergen verkehrte die Zuglinie Belgrad-Bar, welche nicht ohne Grund zu den schönsten Zugstrecken Europas gehört. Hier trafen wir auch das erste Mal auf Christian und Veronika.

In Podgorica machten wir uns einen entspannten Tag während der G in der Werkstatt war. Wir kauften Spielzeug für Karl, besuchten die deutsche Botschaft und trafen zufällig wieder auf Christian und Veronika, die uns direkt auf einen Kaffee einladen, und ihren Toyota Landcruiser, ähnlich wie die Jungs ihn damals in Australien hatten. Christian und Veronika sind auf dem Weg in Veronikas Geburtsland Usbekistan und hatten die nächsten Wochen ähnliche Ziele wie wir, also tauschten wir Nummern aus.

Was von Podgorica noch als Besonderheit hängen blieb, sind die vielen montenegrienischen Flaggen, die überall in der Stadt hängen.

Damit ging Montenegro nun langsam zu Ende, also zumindest für uns. Auf dem Weg nach Albanien legten wir noch einen letzten Stopp an Skutarisee ein, dem größten Süßwassersee des Balkans, und unternahmen eine kleine Bootsfahrt über den See.

Bei der Fahrt über den Skutarisee konnte man mitunter vergessen gerade in Europa zu sein.
Zumindest erinnerte vieles an Bilder aus Tierdokus
oder Reiseberichten.
Aber die Fahrt war jeden Cent wert.
Baden ließ es sich in dem See natürlich auch vorzüglich.
Hier gab es auch eine der staatlich beworbenen Panoramastraßen Montenegros, die wir sehr empfehlen können.
Sogar Tabak wächst hier, was das Gefühl gaaaanz weit weg zu sein noch bestärkt.
Kurz vor der Grenze gab es noch eine Fünfsterneaussicht
und einen ersten Vorgeschmack auf die albanischen Alpen.
Mit dem letzten Tag am Skutarisee verabschiedeten wir uns von Montenegro.


Պատասխանել (1)

Johannes
Wo kann man euch kontaktieren? Ich habe eine Frage zu euerer Reiseroute.

Մոնտենեգրո
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