Foilsithe: 06.01.2018
04.01.
1. Tag
Ankunft Lima: Da ich im Vorfeld soviel gehört habe, dass man lieber kein Taxi direkt vom Airport aus nehmen soll, da diese häufig in Überfälle verwickelt sind, habe ich extra im Vorfeld einen Shuttle gebucht. Leider war der Fahrer nicht da und tauchte auch nach 2 Stunden nicht auf. Teure Kontaktaufnahme mit der Agentur, die versucht, den Fahrer zu erreichen. Die schaffen es jedoch auch nicht, so dass sie mich bitten, doch einfach ein anderes Taxi von dort zu nehmen... Na super, geht ja gut los. Aber was soll’s. Als mich der gefühlt 50. Taxifahrer anspricht und seinen Dienst aufdrängt stimme ich zu. Und es stellt sich raus: Der ist sogar viel günstiger als der Shuttle. Und nett und entspannt und alles gut. Nachdem er mich ins Hostal „Suspiros del Inka“ (Seufzen der Inka) gebracht hat, werde ich vom extrem nuschelnden Gastgeber empfangen, ich verstehe ihn kaum, aber er bringt mich auf mein Zimmer, was schon fertig ist, obwohl es erst 8 Uhr morgens ist.
Nachdem ich mich kurz umgezogen habe, gehe ich runter und er zeigt mir die Dinge, die ich wissen muss. Bad, Schließfach, Wifi. Am Frühstückstisch sitzen ein paar Mädels und ein Kerl. Ich begrüße sie.
Dann sitze ich noch kurz im Aufenthaltsraum um Emails zu checken. Da kommt eine an und sagt: Wir fahren jetzt ins Centro Histórico. Kommste mit? Ich: Jo.
Also schnell Sachen zusammen und mit der mich fragenden rotblonden Spanierin Jana und der Neuseeländerin Sian in Richtung Bushaltestelle und dann ins historische Zentrum.
Dort schauen wir uns den Plaza de Armas an, den Hauptplatz von Lima und laufen dann weiter die Fußgängerzone entlang. Im dritten Claro-Laden gibt es dann auch endlich Prepaid SIM-Karten. Mobil. Jo.
Weiter in Richtung der San Franziskus Kirche. Die schauen wir uns erst an und machen dann eine Führung mit durch die Katakomben, wo rund 25.000 Menschen begraben sind, man sieht die Schädel und Knochen überall in den Katakomben fein säuberlich aufgereiht. Heute werden dort immernoch arme Menschen bestattet. Es heißt, wenn sie unter der Kirche begraben sind, sind sie näher an Gott.
Anschließend gehen wir einen Happen essen. Es gibt bei mir Ceviche – rohen Fisch. Traditionelles peruanisches Gericht und dazu Pisco Sour, claro!
Wieder zurück zum Plaza de Armas buchen wir unser Mirabus Ticket, eine Art Stadtrundfahrt und treten die Reise nach einem kurzen Americano Cortado an. Die komplette Rundfahrt ist auf Spanisch und so vezerrt, dass man es nicht verstehen kann. Also Knöpfe in die Ohren und Soundtrack hören zur Stadt. Ein Aussteigsstop am Plaza del Amor in Miraflores. Eine Statue, bestehend aus einem Liebespaar, das nackt übereinander herfällt zwischen bunten Mosaikmauern. Hübsch.
Weiter geht es über Barranco nach Churrillo, wo wir einen Mann beobachten, der winkt und sich dann von der Klippe in die peitschenden Wellen wirft.
Das macht er wohl jeden Tag und hat Tradition. Vor Jahrhunderten gab es ein Liebespaar, die Eltern von ihr wollten ihn aber nicht als Schwiegersohn und brachten die Tochter im Boot weg. Als er das sah, winkte er und sprang ins Wasser und ertrank. Als sie das sah, sprang sie auch ins Wasser und ertrank ebenfalls. So sind sie nun im Jenseits vereint... wie romantisch... naja. Wieder so ein Romeo und Julia.
Der Springer ist aber nicht ertrunken, sondern kam danach zu uns und bat um eine Spende.
Weiter geht die Fahrt.
Wir latschen noch zu einem Supermarkt, wo es das erste Mal hier für mich wieder Empanadas gibt, dann ins Hostal. Es ist 17.15 Uhr.
Ich mach etwas Office und dusch kurz – kalt, dann geht es auch schon wieder los. Wir fahren wieder Richtung Zentrum zu den Circuito Mágico del Agua. Wunderschön ist das. Viele, viele Wasserfontänen im Park beleuchtet, mit leiser Musik untermalt.
Wir latschen ein bisschen im Park rum und danach fahren wir auch direkt schon wieder mit dem Bus zurück nach Barranco und suchen nach einer netten Bar.
Wir laufen durch die Straßen und finden letzlich einen Laden, der viel Salsa und Reggaeton spielt, auch wenn wir früh dran sind. Wir trinken einen Cuba Libre und ich tanze mit Jana eine Runde Salsa, weil die das gut kann und mir noch ein paar Moves zeigt. Dann kaufen wir uns noch an der Ecke ein Bier und gehen ins Hostal, quatschen dann noch eine Stunde und dann Richtung Bett. Da bin ich nu. Toller erster Tag!
05.01.
2. Tag
Es bollert schon um viertel nach 8 an der Tür. „Desayuno“ – Frühstück. Ja, ich komme. Normalerweise darf jeder selbst entscheiden, wann und ob er frühstücken will, aber heute gibt es eine Besonderheit. Ab 9 Uhr gibt es im ganzen Stadtteil Barranco bis abends keinen Strom, da an den Leitungen gebaut wird. Also kurz frisch machen und runter zum Frühstück. Sian sitzt schon da und einige andere Gäste. Sian und Jana wollen heute in ein paar Museen gehen, dazu habe ich aber keine Lust. Ich beschließe, den Tag erstmal allein zu verbringen und den Malecón lang zu latschen bis nach Miraflores. Der Malecón ist der Weg direkt an der Steilküste entlang, der hier und da durch hübsche Parkstücke führt. Schön ist das.
Die Sonne knallt ganz gut... Nach knapp 45 Minuten komme ich beim Lacromar an, eine Art Einkaufszentrum, aber nur mit Geschäften, wo sich mich gefühlt nicht mal reinlassen. Einen Kaffee und ne Empanada (!!!) gönne ich mir trotzdem, bevor es mich weiter Richtung Kennedy Park führt. Ich schlendere umher und genieße es, einfach mal gar keinen Plan zu haben. Die Polizisten auf dem Weg, die Streife „stehen“, grüßen alle, können die bei uns ruhig auch mal machen. Wo ich schonmal hier bin, ist es bis zu den Ruinen von Huaca Pucllana auch nicht mehr weit, also weiter. Eine einstündige Führung durch die ehemalige, zum größten Teil zerstörte Inka-Stätte mitten in der Stadt gibt einen spannenden Einblick in die damalige Kultur... glaub ich... denn so viel habe ich auch nicht verstanden von dem, was die Dame da erzählt hat. Ihr Englisch klang auch wie Spanisch.
Dann latsch ich die anderthalb Stunden wieder nach Hause mit ein paar Zwischenstops auf den Artisanas-Märkten mit den peruanischen Artikeln. Hunderte von Läden. Und jeder verkauft exakt das gleiche.
Kurze Pause zu Hause. Ich verlängere spontan um eine Nacht. Läuft.
Was ich noch lernen muss:
Man schmeißt hier das Papier nicht ins Klo, sondern in den Mülleimer, wie in vielen anderen Ländern auch. Aber verdammt nochmal, es fällt mir immer zu spät ein!! Und trotz der anschließenden Sauerei, die es jedes Mal zu bekämpfen gibt, geht es nicht in meinen Kopf rein. Der Moment, in dem Du das Papier fallen lässt, dir dessen heiß einschießend bewusst wirst und Du wie von Sinnen in die Schüssel langst, um Schlimmeres zu vermeiden... und die Gemeinschaftsklos in den Hostels sind meistens nicht überlecker...
06.01.
3. Tag
Entspanntes Aufstehen, frühstücken (Es gibt immer 3 Brötchen und einen Löffel Erdbeermarmelade) und erstmal ne Runde mit Lisa skypen. Mein Ladekabel ist kaputt vom Laptop. So ein Schiet. Also fahre ich mit dem Bus in die Stadt, auf dem Weg komm ich nicht drumrum, Sonnencreme zu kaufen, da ich mich gestern dann doch schon verknuspert hab. In Lima mit dem Bus zu fahren ist wohl ähnlich wie in China. Es wird gedrückt und gequetscht, was das Zeug hält und man glaub nicht, wie viele Leute noch in so einen Bus passen, der schon vor 5 Haltestellen aus den Nähten platzte. Da ich aber in Peru ein überdurchschnittlich großer Mensch bin, stört mich das nicht sonderlich. Zuhause hänge ich mit der Nase immer zwischen Rippen und Axeln. Ja, ich genieße es fast, hier zerquetscht zu werden.
In Miraflores besuche ich den IShop, in dem ich das entsprechende Kabel finde... es kostet: Achtung: umgerechnet 150 EUR. Ein Kabel. Strom durch und so. Ich entschließe mich, erstmal zu versuchen, das Kabel zu reparieren. Ich habe noch Pflaster zuhause.
Wieder in Barranco steht auf dem Hauptplatz ein großes Zelt, in dem lokales Streetfood angeboten wird. Ein Foodfestival. Ich probiere irgendwas, das ich nicht kenne. Ist irgendwas mit Fleisch und Reis und Banane und Spiegelei. Schmeckt aber ganz gut, dazu Chicha Morrada, ein Getränk, das hergestellt wird aus dem Sud von rotem Mais mit Zimt und Nelken. Dann wird noch ein bisschen rumgelatscht in meiner „hood“. Ich bin froh, Barranco ausgewählt zu haben und nicht Miraflores, Barranco ist ein künstlerisches Viertel, viel Kunst und Musik, sehr entspannt, Miraflores ist zwar noch sicherer, aber einfach auch ein bisschen zu schick für mich. Nö.
Einmal muss ich wenigstens zum Strand, Barranco hat den einzigen natürlichen Zugang zum Strand, alle anderen Stadtteile sind durch die hohe Klippe abgeschnitten. Man wird häufig angeschnackt im Vorbeigehen, meistens nur: Heeey, Blanca! (Weiße)... naja, besser als auf Malle, wo sie es immer direkt mit „Barbara, Stefanie oder Christiane“ probieren.
Der Strand ist absolut überfüllt. Es ist Samstag und alle Limaer, Limanesen oder Limonen oder wie das heißt, sind dort. Es ist zugegebenermaßen kein sonderlich hübscher Strand. Schwarzer Sand, hier und da steinig, aber wer will sich beschweren. Es dauert allerdings, bis man sich durch den Parcour an Liegestühlen, Sonnenschirmen und Sandburgen einen Weg zum Wasser gebahnt hat.
Kurz Füße reinhalten und dann muss ich auch schon zurück. Ich hatte eine Food Tour angefragt in Barranco, man sagte mir, die sei bereits ausgebucht. Aber nun hat sich offenbar noch eine andere Person gemeldet und ab 2 Leuten wird die Tour durchgeführt, also traf ich mich um 16.30 Uhr am Plaza de Mayor mit Pepe, dem Tourguide und Margerie aus Brasilien. Beide supernett und witzig. Wir starten im alten Familienrestaurant Juanito, um Causa zu Essen, eine Art zitroniger Kartoffelbrei mit Thunfischkram und Oktopus obendrauf, dazu eine süße Soße. Saulecker. Und nein, der Octopus hat sich nicht an der Zunge festgesaugt, auch wenn ich das immer dachte. Nächster Stop war eine Inkacola aus einem Kiosk.
Inkacola habe ich vorher schon getrunken... mit Cola hat das allerdings rein gar nicht zu tun. Es schmeckt nach Gummibären oder Kaugummi. Auf dem Weg von einem Restaurant ins nächste zeigt Pepe uns viel von Barranco, es ist unglaublich, was er alles über die Geschichte über Barranco und das Essen und die Kunst dort und... naja, eigentlich gefühlt über alles weiß. Wir laufen an vielen bemalten Wänden vorbei, hier gab es vor Jahren einen Contest. Ein Bild beeindruckender als das andere.
Im Restaurant Juanes gab es dann Anticuchos, Rinderherzen vom Grill mit Blick aufs Meer. Was man nicht alles isst, wenn man mal weg ist...
Auf dem weiteren Weg sehen wir den wunderschönen Sonnenuntergang über dem Pazifik und laufen über die Seufzerbrücke. Diese hat damals die Kirche mit der Heimat des Priesters verbunden, wurde aber zweimal zerstört, bei einem Erdbeben vor rund 150 Jahren und dann nochmals im Krieg. Es heißt, wenn man über diese Brücke geht und durchweg sein Luft anhält, kann man währenddessen seine Wünsche ans Universum schicken. Am anderen Ende angekommen atmet man mit einem lauten Seufzer aus. Daher der Name „Seufzerbrücke“.
Bei „Tio Mario“ gibt es Lomo Saltado, Rindfleischstreifen mit Zwiebel und Tomate in einer auf Pisco basierten Sauce. Mein Highlight war der Straßenstand von Obdulia, die Emolientería.
Sie macht so unglaublich gesunde Getränke, dass Du durchdrehst. Wir bekamen einen Powerdrink, wo ungefähr alles drin ist, was irgendwie gesund ist. Ich krieg das nicht mehr alles zusammen, aber es ist irgendwas Schleimiges, dann Aloe Vera, Moringa, drei verschiedene Chia Samen und noch gefühlt 120 andere Bumm-Sachen. Getrunken wird das warm. Ich bin so begeistert, dass ich für den nächsten Tag auch was haben will. Sie sagt, der Stand ist dann nicht geöffnet, aber sie bringt mir was zum Hostel. Cool.
Am nächsten Straßenstand gibt es Dessert. Auch irgendwas Morrada-mäßiges, schleimiges, auch aus dem roten Mais gemacht, aber auch lecker. Letzter offizieller Stop ist nochmal Juanito, wo wir den Pisco, das traditionelle peruanische Getränk in einer anderen Variation trinken. Es ist inzwischen 21.30 Uhr, die Tour sollte eigentlich nur bis 20 Uhr gehen, aber wir haben uns einfach zu gut unterhalten.
Da Margerie noch nach Miraflores latschen will, verabschiedet sie sich. Pepe und ich beschließen, noch in die Bierbrauerei nebenan zu gehen und noch etwas zu quatschen. Wir probieren verschiedenste Biere aus der lokalen Brauerei... ehrlicherweise fand ich die nicht sonderlich lecker... irgendwie waren die alle süß, ob Lager oder Hefe oder Stout. Da wir nunmal in Peru sind und noch dazu in Barranco, was für das Nachtleben bekannt ist, beschließen wir, noch ne Runde Salsa tanzen zu gehen. Überall wird als Paar getanzt, allerdings ist es mehr Reggaeton als Salsa. Wir tanzen noch bis zwei Uhr, Pepe bringt mich noch zum Hostel und nun bin ich auch kaputt. Aber es war ein sehr schöner letzter Tag in Lima.
07.01.
4. Tag
Packen ist angesagt. Ein Mädel bringt mir die versprochenen Emoliente-Flaschen ins Hostel. Ich sage: Grüße an Obdulia
Sie sagt: Aber ich bin doch Obdulia.
Ich sag: Oh, ich dachte, das wäre die Frau gestern am Stand gewesen
Sie sagt: Ja, das war ja auch ich.
Ich sage: Ooooh mein Gott, Du siehst heute so anders aus mit Deiner Kleidung und Deinem Pferd. (Pferd: caballo, Haar: cabello)
...ich glaube, wir werden keine Freunde mehr... sie ist dann sehr schnell gegangen...
Egal, der Drink war wieder saulecker und ich platze vor Power. Die Konsistenz ist allerdings wirklich gewöhnungsbedürftig, bisschen wie Rotze mit Stückchen.
Sachen zusammenpacken, Telefonguthaben aufladen und Carmen bestellt mir ein Uber-Taxi, das mich dann zum Busbahnhof von Cruz del Sur bringt.
Man muss sein Gepäck dort richtig einchecken, wenn man mit dem Bus fahren will, wie am Flughafen. Oben in der Cafeteria sitzt dann niemand anderes als Jana, die Spanierin aus dem Hostel, die nun in einer Gruppenreise durch Peru and dann einige Wochen lang bis nach Rio fährt. Wir quatschen noch ein bisschen. Wie ich diese Gruppe beobachte (die meisten sind in meinem Alter) bin ich sooo glücklich, einfach allein zu reisen.
Völlig ungeil. Du hängst über Wochen mit den gleichen Leuten ab, ob man will oder nicht, ist so gar nicht frei, wird gefühlt wie ein Kind behandelt und... nööö... die Gruppenleiterin erklärt die Tickets ganz langsam und behutsam:
You can read here: „hora“, that means „hour“ and ist the time the bus departs...
Ist ja alles gut, muss man ja wissen, aber... nöööö... tiriliiii, ich bin frei!!!
Vorm Einsteigen in den Bus wird das ganze Gepäck nochmal genauestens untersucht. Sicherheit geht vor. Ich sitze oben ganz vorne im Bus. Der fährt sehr langsam und ich hab einen Superblick in die Wüste. Me gusta. Sogar ein komplettes Menü ist im günstigen Preis mit inbegriffen. Allerdings ist es sauwarm im Bus und ich rutsche auf dem Kunstledersitz hin und her.
Wir stehen hier schon seit einer halben Stunde bei einer Tankstelle. Dann kommt der Buskellner und teilt uns über Google Translator mit, dass der Bus kaputt ist und wir noch ne weitere halbe Stunde auf einen Ersatzbus warten müssen. Gut denn. Solange stehen wir halt in der Wüste. Schön. Nach über einer weiteren Stunde kommt der Ersatzbus und wir steigen um. Direkt vor mir in der Frontscheibe sind riesige Risse, die anscheinend mit irgendeiner Klebefarbe versucht wurden zu kitten... Da fühlt man sich gleich sicher, wo ja sowieso nie was auf den schmalen unbefestigten Straßen in Peru passiert...?!
Weiter gehts die Panamericana entlang Richtung Paracas.
.... weiterlesen bei Part 2: PARACAS